@megan
Danke. Ja, abgegrenzt von allen Befindlichkeiten ist das das, was man wohl raten würde.
Es gibt aber mindestens das Hindernis, dass ich mich nicht mehr in das schädliche Umfeld begeben möchte. Ich möchte nicht mehr unglaublich viel Kraft in Abgrenzung investieren müssen. Und wenn ich auch weiß, dass das Wesen meines Vaters natürlich einen Zweck für ihn erfüllt und dass ich das nicht ändern kann, zieht mich das dennoch unglaublich herrunter und kann nicht mehr mit ansehen, wie er sich - und allen anderen - das Leben damit so unfassbar schwer macht, obwohl ein sehr guter Kern in ihm ist. Das macht mich unfassbar traurig.
Ich habe frei nach dem Motto Er kann halt nicht anders. Die Klügere gibt nach. Mit Güte beschämen. usw. immer den Kontakt gehalten. Aber das Maß ist nun leider voll. Ich habe ihm den Glauben gelassen, dass er seinen Willen durchgesetzt hat, wenn es mal wieder geknallt hat und ich dann doch wieder den Ball flach gehalten habe, weil es einfach keinen Sinn hat, mit Menschen zu streiten, die nicht streiten können, die einfach nur alles wie immer machen können oder beleidigt sein, die nicht in der Lage sind, Konflikte anzugehen und auszuhalten. Das kann ich nicht ändern. Aber sie können eben auch nicht ändern, dass ich nicht einfach weiter machen kann, als wäre nichts passiert, wenn die Risse immer größer werden und die Grenzüberschreitungen nicht nachlassen.
Ach, das hat alles so viele Facetten und es gab auch Zeiten, da hatte ich richtig Lust auf meine Familie - in homöopathischen Dosen. Da hatten wir viel Spaß miteinander, aber immer drohte die Stimmung auch zu kippen. Eine falsches Wort, eine falsche Nuance, ein falsches Gesprächsthema, ein heruntergefallener Löffel und schon drohte der nächste cholerische Ausbruch.
Für mich, als in dieser Beziehung sehr sensibel, ist das unfassbar kräftezehrend. Jeder Versuch, deutlich zu machen, wie sehr mich diese Art zu sein, herunterzieht und wie sehr ich mir wünschen würde, dass er mal erzählt, was ihm Gutes widerfahren ist, statt immer nur alles schlecht zu reden, ist gescheitert. Jeder Momenbt, in dem ich gegangen bin, weil es mir zu viel wurde und es meiner Gesundheit in Sachen Depressionen nicht gut tat, ist zum Affront deklariert worden. Usw. usw.
Diese Besuche zu Geburtstagen o.ä. kosteten so unheimlich viel Kraft für Abgrenzung - sowohl im Vorwege als auch im Nachgang, dass ich das nicht mehr will.
Es geht die Legende, mein Vater hätte versucht, wieder Frieden herzustellen. Woher die Legende auch immer stammt. Ich habe in den letzten zwei Jahren von ihm genau einen Anruf erhalten, in dem er mich vollpöbelte, dass ich mich ja wohl gar nicht mehr melden würde. Nee, natürlich nicht, denn er wollte ja von mir nichts mehr hören und sehen.
In dem Video wird - unabhängig vom Alter - die schöne Frage aufgeworfen: Können meine Eltern mir geben, was ich brauche. Nein, können sie nicht. So weit so gut. Mit dieser Erkenntnis wäre ja ein neutrales Zusammensein möglich. Aber was sie mir stattdessen geben, tut mir nicht gut.
Da mir gesagt wurde, ich solle mich bei meinen Eltern nie wieder blicken lassen, werde ich nicht dorthin gehen. Das ist das Letzte, was ich von meinem Vater hörte, nebem dem gestorben sein usw. Ich werde nicht dorthin gehen und es mir wieder geben, dass er weint und mir erklärt, wie sehr er mich vermisst habe, ohne aber die Bereitschaft zur Auseinandersetzung zu haben. Er vermisst, dass ich funktioniere, wie er das für gut heißt. Dieses Mal muss er schon den Weg zu mir finden.
Nein, ich werde, so lange sich die Lage sich nicht zuspitzt, dort sicher nicht vor der Tür stehen. Ein weiterer Aspekt, der das nicht gerade fördert, ist die Haltung meiner Mutter. Dieser stehe ich allerdings etwas verständnisbereiter gegenüber, weil sie ihre ganze Kraft wirklich für sich benötigt. Wenn das auch nicht immer so war, war sie zwar früher auch schon so, aber was soll ich da jetzt noch an Positionierung erwarten. Sie appelliert immer mal wieder an mich, sie versucht es mit emotionaler Erpresssung usw. Unterm Strich steht, ich solle doch bitte, bitte wieder so funktionieren, wie das Familiensystem es vorsieht. Weil das ja nun nicht immer so bleiben können, wie es jetzt sei. Ich möge doch nun bitte mal wieder zur Vernunft kommen. Offenbar bin ich in ihrer Welt der Familie schuldig, zu sein, wie sie es will. Auch hier ist Resillienz gefragt, denn das will ich nicht und werde ich nicht (mehr) sein.
Und dennoch habe ich die im Beitrag vorher geschilderten Gedanken. Menschen sind nun mal normalerweise nicht eindimensional. Alle Gedanken und Gefühle haben nebeneinander Bestand.
15.04.2018 11:49 •
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