Auf der SucheIch frage mich, ob ich derzeit das starke Bedürfnis nach Isolation und Abgrenzung habe, weil ich in den letzten Jahren mit zu viel Verantwortungs- und Pflichtbewusstsein bei allen und allem war; nur nicht bei mir selbst und meinen Gefühlen, über die ich stets hinweg gegangen bin.
Ich frage mich, ob ich gerade zusätzlich zu dem Verlustempfinden den Preis zahle für die jahrzehntelange Selbstausbeutung und dafür, mich wieder komplett fühlen zu wollen.
Ich befinde mich in einer Gemengelage von Erfordernissen für Positionsbestimmungen.
Zu Beginn letzten Jahres hatte ich einen weiteren großen und vielleicht den letzten Schritt getan, um mich aus den eingeschliffenen Mustern ungesunder Prioritätensetzungen und Missachtung meiner Grenzen zu lösen. Nach jahrelangem Ringen war mir letztlich nur die Wahl geblieben, die anderen Beteiligten in ihrer zur Schau gestellten Überraschung und Konsterniertheit zurück zu lassen und meinen daraufhin erfolgten weitgehenden Ausschluss aus der Familie in Kauf zu nehmen.
Wie sehr ich danach meine Lungen wieder mit Luft füllen konnte, ließ mich diesen Schritt als richtig erkennen.
Kaum war das geschehen, traf ich Dich und diese unerwartete Liebe hat mich hinweg gerissen.
Liebe, in deren Energiefeld neben den beiden Ichs ein großes auf Gegenseitigkeit beruhendes - für mich nie zuvor erlebtes - Wir entstand.
Wir wollten beide einander so sein lassen wie wir waren und uns - auch unabhängig voneinander - entwickeln würden. Wir wollten Platz für die Individualität des anderen lassen, diese wahren und fördern.
Doch es scheint wohl so, als wäre dennoch die eine oder andere individuelle Intention auf der Strecke geblieben, denn sonst wäre ich jetzt weniger auf der Suche nach mir und Du hättest nicht gehen müssen, um bei Dir bleiben zu können.
Ich bin auf der Suche nach dem, was auf unserem gemeinsamen Weg an meinen individuellen Anteilen zurück geblieben ist. Ich laufe die zurück gelegte Strecke noch einmal ab, um die aus mir heraus gefallenen Puzzlestücke einzusammeln und an ihren Platz in in mir wieder einzufügen, damit ich wieder ganz werde.
Dafür benötige ich unendlich viel Zeit. Ich bin langsam im Denken und ich bin gehindert durch meine gesundheitlichen Beschränkungen, die mir als ansonsten gesunden Menschen derzeit tagtäglich vor Augen geführt werden.
Dieser Prozess wird nunmehr zusätzlich massiv gestört durch die Anforderungen, die außerhalb meiner Isolation in der Familie entstehen. Einmal mehr war es eine unruhige Nacht, die durch den Tag hindurch wirken wird.
Ich hätte gern ausreichend Zeit, mich neu aufzustellen. Alte Muster haben die Eigenschaft, in Extremsituationen das Ruder in die Hand zu nehmen. Sie zerren an mir. Ich bin müde und alarmiert.
Tbc.