Tja, Liebeskummer
Es war wieder ein guter Tag voller Begegnungen - ein guter Tag bis eben.
Ich schrieb gestern, 3/4 meiner Konfliktfelder wären innerhalb des letzten Jahres bzw. bis heute bereinigt worden. Ich war guter Dinge, wenn ich auch nach wie vor nicht wusste wie, dass es eine Art Harmonisierung absehbar auch im letzten Viertel geben würde. Allerdings sah ich mich dabei in meiner Geschwindigkeit vorgehen.
Ich liebe meine Eltern. Sie machen mir in vielerlei Hinsicht Kummer. Seit fast 2 Jahren habe ich keinen Kontakt zu meinem Vater; zu meiner Mutter eingeschränkt.
Ich liebe meinen Vater, aber ich weiß keinen Weg, wie wir miteinander auskommen können, ohne dass ich mich deswegen verbiegen müsste.
Zunehmend gibt es Versuche von außen, sich einzumischen, was ich mir konsequent verbiete. Ich lasse die Darstellungen Dritter über den bestehenden Konflikt, die sie nur von meinen Eltern haben können, wie sie sind, ohne mich zu rechtfertigen. Allenfalls gebe ich zu Protokoll, dass jede Geschichte zwei Seiten hat. Mehr nicht. Keine Rechtfertigungen meinerseits und keine Reaktionen auf emotionale Erpressungsversuche durch Verwandte.
Doch wenn meine Mutter es versucht., fällt es mir schwer, das durchzuziehen.
Alle leiden. Mein Vater leidet. Ich weiß das. Sein Verhalten tut ihm leid. Die Worte die gefallen sind, tun ihm leid. Nur den Weg zu mir hat er noch nicht gefunden. Meine Muter leidet. Ich leide.
Offenbar wird von mir erwartet, dass ich eine Lösung aus dem Hut zaubere. Aber ich habe keine, die nicht darin bestehen würde, dass ich mich weiterhin verbiege und gesundheitlich unter den schlechten Einflüssen meines Vaters leide oder mein Vater bricht. Beides will ich nicht.
Ich weiß, dass diese Situation irgendwann nach hinten losgehen wird, falls wir keinen Frieden finden. Das Schlimme daran ist, dass es mir ohne meinen Vater - trotz oder vielleicht auch wegen aller Liebe - besser geht.
Mein Vater neigt zu Depressionen und ich gehe davon aus, dass ich diese Veranlagung von ihm geerbt habe. Ich war in Behandlung und habe gekämpft, um das in den Griff zu bekommen. Leider ist es so, dass jedes intensivere Gspräch mit meinem Vater mich unfassbar viel der mühsam aufgebauten Energie gekostet hat, weil er mind. zu 70% die schlechten Dinge der Welt beleuchtet. Dinge, die in meiner Erlebenswelt allenfalls eine Rolle spielen, indem sie mir auffallen.Darüber hinaus haben sie keinen Einfluss auf mich. Meist Dinge, mit denen er sich das Leben unnötig schwer macht. Aber er braucht das. Er ist so. Meine Gesundheit hat darunter gelitten, ich konnte mich davon nicht abgrenzen. Es hat mich runtergezogen. Es waren icht so sehr die Themen, die er beleuchtete, sondern die Traurigkeit darüber, wie er das Leben sieht, wie er es lebt und wie weing er daraus macht und dass er ein so unglücklicher und in sich gefangener Mensch ist. Ein Mensch mit sehr guten Anlagen, die leider meist wegen der ihm eigenen Weltsicht keinen Raum finden.
Seine Lasten haben sich verdoppelt, indem sie auch auf meinen Schultern lagen.
Aus diesen Gründen geht es mir ohne Kontakt zu ihm besser. Aber dieser Umstand hat die Funkstille nicht ausgelöst. Das war etwas anderes. Ich wollte lediglich den Zwiespalt beschreiben, in dem ich mich befinde.
Heute telefonierte ich mit meiner Mutter. Ich habe es geschoben und geschoben, denn ich ahnte, was passieren würde. Und es passierte. Sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, zum Geburtstag meines Vaters zu kommen und sagte mir viel über seine seelische Verfassung und seinen Gesundheitszustand. Das will ich hier nicht ausbreiten, denn das finde ich grenzüberschreitend.
Ich habe ihre Frage verneint, denn ich weiß - siehe oben - keine Lösung für die besteheneden Probleme, außer mich der Gesellschaft meines Vater zu entziehen. Ich sehe uns nicht plaudernd zusammen auf dem Sofa sitzen. Er hat sehr viele gute Seiten und ist seinen Kindern gegenüber nicht böswillig. Aber seine Gesellschaft zieht mich zu oft runter und ich will nciht so weitermachen, als sei nichts geschehen und in bevorzugter Manier innerhalb meiner Familie die bestehenden Probleme totschweigen.
Unterm Strich steht, dass er bei allem, was er mir gegenüber versuchen könnte, Angst vor Zurückweisung hat. Ich würde ihn nicht zurückweisen, aber ich bin nicht diejenige, die eigentlich unverzeihliche Dinge gesagt hat. Dieses Risiko wird er wohl eingehen müssen. Ich denke, wer etwas will, tut das auch. Irgendwann. Falls die Uhr der Lebenszeit es zulässt.
Meine Mutter hat geweint. Ich weine. Vielleicht schreibe ich ihm eine Karte.
24.01.2018 21:21 •
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