Abwehr und Ratlosigkeit
Heute musste ich einiges erledigen. Wieder war ich unterwegs auf einer Strecke, auf der überall Erinnerungen mich einholten.
Hier waren wir unterwegs, als wir nach ... gefahren sind.
Hier waren wir als wir von ... gekommen sind.
Hier sind wir umgestigen als ...
Hier hast Du noch schnell das und das gekauft ...
Hier haben wir nach ... gesucht.
Hier haben wir sponan entschieden, dass wir noch ... erledigen wollen.
Hier haben wir so lange auf den Bus gewartet.
....
Überall ist alles voll von Dir. Beim Bäcker, in der Dro., im Supermarkt, beim Optiker, in den Klamottenläden ... alles voller Erinnerunegen. Es war ein Spießrutenlauf und es war beschwerlich.
Der erste Busfahrer war aufmerksam und rücksichsvoll. Der Fahrer auf der Rückfahrt wäre schon bei normaler Mobilität eine Zumutung gewesen.
Es war wirklich beschwerlich. Rucksack, Tasche, Krücken, Entlastungsschuh. Überall Stufen, überall hubbelige Pflastersteine. Krücken weg, Rucksack runter, gekaufte Sachen einpacken, Rucksack wieder rauf, Krücken wieder sortieren, weiter .. und wieder von Anfang an und wieder und wieder ...
Du hast immer den wesentlichen Teil unserer Einkäufe getragen und mit mir geschimpft, wenn ich alleine einkaufen war, weil ich die Zeit lieber nutzen wollte, um etwas Schönes mit Dir zu machen. Und jetzt, wo ich wirklich Deine Hilfe brauchen könnte, bist Du weg. Alle Menschen in den Läden waren sehr hilfsbereit und ich war immer den Tränen nah.
Gestern auf dem Weg zur Physio traf ich S., sie fragte, wie es mir geht. Allein die Frage ließ schon wieder Tränen in meine Augen steigen. Zum Glück haben die Nachbarn bisher nicht nach DIR gefragt. Sie haben es wohl auch so geschnallt.
Gestern Abend hatte ich wieder eine Rückschlag. Der Fuß heilt nicht. Zum Ausgleich zu den Erinnerungen und dem Fuß wollte ich mir spontan etwas Gutes tun. Kosmetik. Leider war das nicht möglich. Kein walk-in-service. Erst um 14 Uhr wäre ein Termin frei gewesen. Zu aufwändig für mich unter diesen Bedingungen, dort heute noch einmal hinzufahren.
Ich war und bin wirklich wütend auf Dich. Ich bin verzweifelt.
Auf dem Rückweg im Bus, als ich mich mühsam mit einer Hand festhielt, in der anderen Hand die Krücken, und herumgeschleudert wurde durch die rücksichtslose Fahrweise, hätte ich Dich anschreien und schlagen mögen. Ich hätte Dir meine ganze Wut entgegen brüllen mögen.
Wie konntest Du das tun? Wie konntet Du alles wegwerfen? Wie konntest Du mich in dieser Situation allein lassen? Wie konnntest Du nur?
Wie geht es eigentlich, dass Du einen Menschen, mit dem Du immer eine schöne Zeit hattest, mit dem Du keine maßgeblichen Konflikte hattest, den Du auf auf Händen getragen hast und der fest an Deiner Seite stand, einfach so austauschen konntest und auf einmal überhaupt kein Interesse mehr für ihn hast? Es will nicht in meinen Kopf.
Nein, so einen Mann, der dazu in der Lage ist, will ich nicht. Aber den Mann davor, den hätte ich gern zurück. Leider hat er sich in Luft aufgelöst und existiert nur noch in meiner Erinnerung.
Heute Morgen ging es mir ganz okay. Doch diese 2 Stunden draußen haben mir meine Grenzen aufgezeigt.
08.03.2017 11:44 •
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