Hi Fibi,
es war mutig und zielführend, die beiden bei dem Besuch in die Realität zu holen und ihnen klar zu sagen, was du glaubst, das Sache ist. Es war natürlich grenzüberschreitend in sein Handy zu schauen. Hättest du es nicht getan, wäre der Schock halt etwas später gekommen und die beiden hätten noch etwas länger versucht, ihre Beziehung unter dem Deckel zu halten.
Ich glaube deinem Mann sogar, dass er noch eine geraume Weile versucht hätte, die Trennung zu verhindern. Aber ich völlig sicher, dass es dazu zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die geringste Chance gab. Du hast es also abgekürzt. Und durch diese Abkürzung wurden die beiden Verliebten „aufeinander geworfen“, sie wurden zu Kurzschlusshandlungen gezwungen, denen sie möglicherweise noch nicht gewachsen waren, weil sie innerlich noch gar nicht an dem Punkt gewesen sind, wo sie ernsthaft über ihre Trennungen nachgedacht haben. Eine solche frische Beziehung macht etliche Stufen durch, und da purzelt nun alles durcheinander.
Zitat: Er hat Gefühle für sie entwickelt, hat den Absprung verpasst und glaubt, dass es liebe ist und unsere Ehe daher beendet werden muss.
Den Zahn könnte ich ihm ziehen. Denn LIEBE ist das ganz sicher noch nicht zwischen den beiden. Ob es Liebe wird, entscheidet sich ja erst am Ende der hormonellen Phase, also nach ungefähr 6-10 Monaten nach dem Beginn der Ausschüttungen. Dann sind alle ernüchternden Fakten auf dem Tisch. Alle Probleme und Konsequenzen stehen klar vor ihnen und die hilfreichen Körperdrogen fallen auch weg. Wenn sie es da schaffen, kann es tatsächlich eine Liebe werden, aber wenn sie erst Mitte Oktober den ersten engeren Kontakt hatten, geht bis dahin noch geraume Zeit ins Land.
Bitte komm gar nicht erst auf die Idee, dass es anders hätte laufen können, wenn du nichts gesagt hättest bei dem ominösen Besuch. Es hätte nur länger gedauert. Die waren längst über den Point of no return hinweg, lediglich eine heimliche Affäre wäre noch denkbar gewesen, ein Aufhören ist zu diesem Zeitpunkt graue Theorie, es sei denn, es kommen starke Außeneinflüsse hinzu. Wie ist denn bei ihnen die dienstliche Situation? Haben sie zu befürchten, dass auf der Arbeit die Moralkeule geschwungen wird und sie da Nachteile erwarten? Gibt es da einen Kodex?
Zitat:Es ist ein auf und ab und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich jemals an die Situation gewöhnen kann. Obwohl ich weiß, dass ich eine unabhängige und starke Person bin. Aber ich will das doch nicht und wurde auch nicht gefragt. Heute ist ein wirklich schlechter Tag und ich hoffe, das der morgige wieder besser wird.
Schlechte Tage sind normal, der ein oder andere bessere auch. Aber erst einmal braucht es natürlich Zeit. Und zweitens braucht es DEINE Entscheidung, die Ehe und Beziehung von ganzem Herzen beenden zu wollen. Du bist ja quasi Opfer einer Trennung, also passiv. Wenn du dich selber innerlich AKTIV trennst und deinem Mann auch keine Chance mehr einräumst, wird es besser, weil du dann Täter bist und nicht von dem abhängig, was er tut oder nicht tut. So wie ich von dir lese, hast du da gute Chancen.
Eine solche ENTSCHEIDUNG dich von ihm zu trennen, ist übrigens nicht lebenslang wirksam. Sollte das junge Glück schnell in sich zusammen fallen, die Dame zu ihrem Mann zurück wollen und dein Gatte an der Haustür Sturm klingeln, dann darfst du dich jederzeit neu entscheiden. Aber eben unter den zu diesem Zeitpunkt geltenden Bedingungen, aus der aktuellen Gefühlslage heraus, die du DANN hast. Das muss jetzt keine Rolle spielen. Wahrscheinlich ist es eh nicht. Ausgeschlossen aber auch nicht.
Zitat: Was den Unterhalt angeht haben wir mit dem Jugendamt telefoniert und uns beraten lassen. Er ist aktuell bereit alles zu zahlen, was für ihn ansteht und auch ggf. mehr. Wir haben beim Jugendamt Anfang Januar einen Termin zur Beurkundung des Unterhaltes.
So zeitnah wie möglich. Die guten Vorsätze, die aus starken Schuldgefühlen resultieren, haben eine verdammt kurze Halbwertzeit. Sie verdunsten, wenn man spürt, wie eng es finanziell werden wird. Denn die Schulden für das Haus werden ja eh gewaltig sein und ein schneller Verkauf kostet sehr viel Geld. Je eher die Titel juristisch festgeklopft sind, desto besser.
Viel Kraft wünsche ich dir. Und DU bist wichtiger als er.