N'Abend.
Ach hier sind aber inzwischen tolle Ansätze und schöne Gedanken versammelt! Ach wie toll.
Gäbe einiges zu sagen, zB. zum sich öffnen. Bei Gelgenehit vielleicht.
Hier ein Gadanke zu der Frage, warum wir nicht in ein Obdachlosenheim gehen, der, wenn ich recht gesehen habe, von @Fe aufgeworfen wurde.
Mal abgesehen von den Argumenten, die ja alle schon mal besser und lang und breit von anderen diskutiert wurden, sei es, das vermeintliche Versorgerprinzip für die Aufzucht der Nachkommen, das villeicht auch biologische Prinzip als Frau den stärksten haben zu wollen, was womöglich unter s.ueller Anziehungskraft irgendwie verquer nachwirkt oder auch Konditionierung, ein Gedanke, der mir beim (Nach-)Lesen des Threads auch kam, wir vergessen manchmal auch, wie unglaublich wir von unserem Elternhaus auch konditioniert sind.
Hier ein Gedanke, der Grund, warum viele (nicht alle) nicht in das Obdachlosenheim gehen, ist vielleicht der, daß, wenn wir das täten einsehen müßten, daß etwas mit einer von uns zutiefst verinnerlichten Annahme nicht stimmt. Die Annahme lautet, daß das Leben beherrschbar ist.
Wir glauben, wollen auch glauben, daß, wenn wir nur dieses oder jenes tun, die Ausbildung machen, jene Entscheidung treffen, diesen Partner wählen, jene Moral hochhalten, uns nicht passiert, nicht passieren kann, was dennoch manchmal eben doch passiert.
Im Grunde ist es das Vermeiden sich mit Willkür auseinanderzusetzen, in letzter Konsequenz vermutlich die Nichtauseinanderstzung mit der Sterblichkeit und der Mangel an alternativen Konzepten.
Ich behaupte (ist ja ein Freidenker-thread), daß eine der Hauptgründe, warum ganz viele von uns nicht ins Obdachlosenheim gehen, um dort nen Partner zu suchen in letzter Konsequenz etwas damit zu tun, daß man sich ansonsten eben mit der Willkür des Lebens auseinandersetzen müßte.
Formulier es, wie Du willst, aber jedes Gespräch, jede Diskussion über Chancengleichheit, ist nicht nur immer ein Gespräch über eine menschlichere Utopie, sondern auch immer ein Gespräch oder eben Nichtgespräch über diese eine, absolute, zutiefst menschliche Wahrheit, es gibt keine Garantie und wir alle sterben.
Das ist aber ein Gedanke, der uns natürlich eben auch wahnsinnig machen würde, der auch sehr hinderlich in der Bewältigung des Alltags ist und der eben auch in der Form von Gesellschaftsvertrag, in der die meisten von uns gerade leben, nicht unbedigt gefördert wird.
In ein Obdachlosenheim zu gehen, um sich nen Partner zu suchen, würde bedeuten, daß ein jeder von uns anerkennen müßte, daß der eigene (kleine) Lebenserfolg eben nicht auf eigenem Willen, Durchhaltungsvermögen, eigener Leistung, eigener Entscheidung beruht, sondern maßgeblich von Glück, mithin Willkür abhängig ist.
Das muß aus der Bahn werfen, weil die eigene Veränderung, die eigenen Entscheidungen wesentlich geprägt werden von der Idee, daß man selbst andere Konsequenzen herbeiführen kann.
Wenn schon Eigenverantwortung, sieht man ja hier bei jedem zweiten Beitrag, ein so schwieriges Konzept sind, wie soll denn dann auch noch die Willkür eingebaut werden?
Es ist die Variation von Fromm's aufgeworfener (und der war sicher nicht der erste) Frage nach dem Sein (statt des Habens), was aber (und da ging Fromm nicht weit genug, Protestant halt) einfach nur eine ganz existenzielle Frage des wer bin ich (dann noch) ist.
Den Lebenspartner im Obdachlosenheim zu finden, und da sind wir auch bei dem, daß Liebe, Religion ersetzt hat, in Deutungshoheit, kann nicht sein, weil wir uns dann damit auseinandersetzen müßten, daß Leben ganz vieles ist, nur nicht beherrschbar.
Damit aber wären wir gezwungen, uns nicht nicht nur mit dem Ego-konzept auseinanderzusetzen, was wir als Partnerschaft begreifen (geliebt werden vs zu lieben), müßten lernen unsere Ohnmacht in diesem Gesellschaftssystem auszuhalten, welches einem Shampoo verkauft, weil man es sich wert ist oder zweifelhafte Pralinen, die Küßchen sind, welche man Freunde schenkt, sondern wir müßten aushalten, daß Impulskontrolle, mühsame aber richtige Entscheidungen, Integrität vor Lustgewinn zu stellen und ganz vieles mehr was ohnehin wirklich nicht leicht ist, zu lernen, uns nicht davor beschützt, Opfer von echten Katastrophen zu werden, uns in Lagen bringt, die eben überhaupt nicht mehr beherrschbar sind und in kurz uns eben nicht vor der eigenen Sterblichkeit schützt.
Die meisten von uns, können nicht in ein Obdachlosenheim gehen und dort nach Partnern suchen, nicht weil wir elitär sind oder es uns auf vermeintlichen materiellen Besitz ankommt, sondern weil wir sonst mit Willkür und absoluter Endlichkeit konfrontiert werden.
Und das macht extrem Hilflos.
Das beudeute nicht, daß Du nicht Recht hast, es bedeutet aber schon ein bißchen, daß man vielleicht an dieser Stelle, neben den Hausaufgaben der Kinder, der gesunden Ernährung, dem zählen von Alk., den bösen Zig., der Tretmühle von Erwerbsarbeit, den Rechnungen der Kreditkarte, dem Stromanbiter und dem Fitnessstudion, was man endlich eh kündigen sollte, der Oma/Mutter/Bruder, der krank ist, den eigenen Vorsorgeuntersuchungen, den 174 Emails pro Tag und 28 Internetseiten, die wir frequentieren, den Schmerzmitteln, die wir schlucken, dem Fair Trade Kaffee, den wir kaufen und dem Gefühl, daß wir einfach nur die Bettdecke über uns ziehen wollen, weil, wann ist das eigentlich passiert, gestern waren wir 17, einfach nur total überfordert ist, sich zu fragen, warum haben mehr als sein zählt.
Einen schönen Abend Euch allen!
19.02.2018 20:59 •
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