Ich stolpere hier gerade rein. Auch ein sehr bewegender Thread.
Es ist jetzt fast 12 Wochen her, dass mein Mann ausgezogen ist. Es war schon klar, dass wir uns trennen und sind trotzdem noch zusammen eine Woche in Urlaub gefahren. Wie ich das geschafft habe, weiß ich nicht mehr. Die ganze Zeit dröhnte es in meinem Kopf, das ist das letzte Mal. Wir sind viel mit dem Hund spazieren gegangen und haben sehr viel geredet. Besprochen, was zu regeln ist. Ich habe jeden Abend geweint, es hat mir das Herz zerrissen. Und doch wussten wir, es geht nicht anders.
Wieder zuhause, ging alles plötzlich ganz schnell. Das weitere Zusammenleben war für uns beide eine Qual. Er sah sich mit Next Wohnungen und Häuser an; ich wusste nie, wann er zurück ist. In einer Nacht an einem Dienstag gab es die letzte Aussprache - eigentlich hat er nur geredet und ich war stumm vor Entsetzen. Es ging bis morgens um 05.30 h. Zu viele unschöne und unfaire Worte. Er hat sich zwar am anderen Tag entschuldigt, aber ich habe ihm gesagt, das war das letzte Mal, dass ich mir so etwas anhöre.
Er konnte dann bei seiner Schwester unterkommen und zog 2 Tage später aus. Es lief wie in einem schlechten Film an mir vorbei. Abends die letzte gemeinsame Nacht in unserem Bett verbracht, morgens gemeinsam aufgestanden und Kaffee getrunken. Ich bin in mein Büro gegangen, arbeiten. Er fing an, zu packen. Nur das allernötigste. Bis sein Auto voll war. Ich ließ ihn stumm gewähren. Wie ich in dieser Situation noch arbeiten konnte, ist mir bis heute ein Rätsel. Es hat mich vielleicht vor dem Zusammenbruch bewahrt. Nachmittags um 14.30 h war er fertig. Sagte nur, er führe jetzt, er hielte es nicht mehr aus. Er war genauso fix und fertig wie ich. Er drückte mich kurz, erbat sich ein paar Tage Ruhe - und fuhr.
Ich stand einfach da. In unserem Haus, das wir gemeinsam gebaut haben, in dem wir 18 Jahre glücklich waren. Ich wohl mehr als er. Ich lief wie ein Geist durch alle Räume. Unfähig, irgend etwas zu tun. Später habe ich unser Bett abgezogen. Bettwäsche direkt gewaschen. Mit dem Hund gegangen. Die Kinder haben mich etwas aufgefangen. Nach 2 Tagen wie im Nebel sagte ich zu mir selbst, jetzt fängst du an, an deinem neuen Leben zu arbeiten. Kleine Schritte. Ab und zu auch mal einen zurück. Ich konnte es noch nicht sehen. Nach 2 Wochen waren alle Bilder auf dem Speicher, durch andere ersetzt. Nach 4 Wochen bemerkte ich zum ersten Mal, was bereits von mir abgefallen war. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet. Er ist zwar immer noch nicht ganz weg, aber ich kann wieder etwas sehen. Es wird. Nach und nach.
Im Nachhinein habe ich im Gegensatz zu vielen anderen hier wohl noch Glück gehabt. Weitere häßliche Szenen und Qual sind mir erspart geblieben. Der Schmerz nicht.
Gebt euch die Zeit, die ihr braucht. Ihr werdet wieder zu euch finden. Es gibt ein Leben danach, auch das wird wieder lebenswert werden. Vertraut euch und habt Mut. Jeden Tag ein Schritt.