Hallo zusammen,
ich bin hier seit Kurzem stiller Mitleser und habe jetzt lange mit mir selbst gerungen, ob ich meine eigene Geschichte hier niederschreiben soll. Es fällt mir nämlich nicht leicht darüber zu reden, allerdings habe ich die Hoffnung, vielleicht ein wenig Hilfe bzw. Tipps zu erhalten.
Ich möchte mein Umfeld nicht ständig damit belasten. Außerdem interessiert mich die Meinung außenstehender Personen.
Und entschuldigt bitte den langen Text.
Ich bin momentan so verzweifelt und kann mir das alles rational gar nicht erklären.
Ich hatte bis vor Kurzem eine knapp 3-jährige Beziehung.
Anfang Juni waren mein (mittlerweile) Exfreund (33) und ich (29) mit Freunden auf einer Feier, wo auch ordentlich Alk. floss.
Als ich allerdings bemerkte, dass es nun zu viel ist, bat ich ihn mit mir nach Hause zu gehen, da ich feststellte, dass sein Verhalten plötzlich sehr seltsam bis agressiv wurde.
Ich muss dazu sagen, dass es im Laufe der Beziehung nach und nach mehrmals so eskalierte, dass er leicht handgreiflich wurde, mich in Streitsituatonen verbal richtig fertig machte (mit Beleidigungen hatte das nichts mehr zu tun) und mich einmal sogar in einen Glastisch geschubst hatte, wobei glücklicherweise Weise bis auf ein paar kleine Kratzer und Prellungen nichts passiert ist.
Aus Angst vor einer erneuten Eskalation rief ich also ein Taxi.
Als das da war, wollte er plötzlich nicht mehr mit, hat mich angebrüllt und mich bereits auf der Feier schon so geschubst, dass ich auf den Bordstein gefallen bin. Er drehte sich einfach um und ging zurück zur Location. Ich war total entsetzt, fing an zu weinen und bin dann alleine nach Hause gefahren.
Als er kurz darauf auch nach Hause kam, lief dann alles aus dem Ruder. Eigentlich ging ich davon aus, dass er sich für sein Verhalten nun entschuldigen würde, aber er schrie mich plötzlich an warum ich ihn einfach dort stehen lassen habe, fing an mich zu beleidigen, zu schubsen und schüttete mir ein Glas ins Gesicht.
Ich muss gestehen, dass ich ihm daraufhin mit der flachen Hand eine gehauen hatte, einfach aus der Hoffnung heraus, dass er aufwacht und bemerkt, was er da gerade tut.
(Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich extrem zierlich bin und er knapp 1,90m ist. Also körperlich verletzen konnte ich ihn garantiert nicht).
Aber im Nachhinein schäme ich mich dafür und es tut mir unheimlich leid.
Danach ging alles recht schnell und an den genauen Ablauf kann ich mich bis heute nicht mehr exakt erinnern. Wahrscheinlich habe ich kurzzeitig das Bewusstsein verloren.
(Details erspare ich euch an dieser Stelle).
Fakt ist, er hat mich in ein zerbrochenes Glas geschubst, ich habe mir den kompletten Fuß zerschnitten, meinen Arm habe ich mir bei der Auseindersetzung auch gebrochen.
Die Ärzte meinten, dass so ein Bruch nur entstehen kann indem man mit dem Arm versucht einen Schlag abzuwehren. Ich hatte ein richtig übles, blaues Auge und allgemein Hämatome am ganzen Körper.
In der Klinik wurde ich dann wieder zusammengeflickt. Hatte daraufhin 6 Wochen einen Gips und Schmerzen ohne Ende. Die Polizei und die Ärzte rieten mir dringend Anzeige zu erstatten.
Ich konnte es bis heute nicht.
Als ich nach dem Krankenhaus einige Dinge aus unserer Wohnung holte, stand er nur in der Schlafzimmertür, sagte mir absolut emotionslos, dass er jetzt seine Ruhe wolle und legte sich wieder ins Bett.
Angeblich konnte er sich auch an nichts mehr wirklich erinnern und meldete sich erst einige Tage danach wieder bei mir.
Das Schlimme ist, eine Woche nach dem Vorfall ging ich zu ihm zurück. Nur mein näheres Umfeld und Freunde die an dem Tag dabei waren wussten, was wirklich passiert war. Da er sich an diesem Tag sogar ihnen gegenüber absolut agressiv und respektlos verhalten hatte und ihn so keiner wiedererkannte. Er war für alle immer der ruhige, sympathische und höfliche Mann an meiner Seite.
Wir redeten sehr, sehr lange, wobei er nie wirklich darauf einging, was er eigentlich Schlimmes getan hat. Ich glaube wirklich, dass ihm das auch bis heute nicht bewusst ist, oder er es einfach verdrängt. Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass er sogar mir die Schuld an dem Ganzen gab bzw. bis jetzt noch gibt.
Die Wochen danach kümmerte er sich allerdings super liebevoll um mich, da ich mit gebrochenem Arm und zerschnittenem Fuß einfach gar nichts mehr tun konnte.
Ich muss auch noch erwähnen, dass mein Exfreund stark Canna. ist.
Ich habe das immer toleriert, aber mittlerweile bin ich der Meinung, dass da auch härtere Substanzen mit im Spiel sind. Beweise habe ich keine, aber er hat einen sehr, sehr schlechten Umgang und ich kann mir ein solches Verhalten anders nicht mehr erklären. Darauf angesprochen stritt er das allerdings immer vehement ab.
Er machte mir sogar Vorwürfe, wie wenig ich ihm doch vertrauen würde.
Vor ca. 6 Wochen an einem Donnerstag wollte er mich dann irgendwie aus der Wohnung haben. Ich dachte noch, er bräuchte einfach mal Zeit für sich und verabredete mich für diesen Abend. Als ich nach Hause kam, war er gar nicht da. Nur eine halbleere Whiskeyflasche stand herum. Als er kurze Zeit darauf heimkam war er wieder total beki. und gestand, dass er bei einem Typen war, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann, was er auch weiß.
(Er dealt und war schon mehrmals im Gefängnis).
Da sind mir dann die Sicherungen durchgebrannt und ich habe ihn angeschrien, sofort ein paar Sachen gepackt und habe mich von meinen Eltern abholen lassen.
Nach alledem was passiert war, wie konnte er nach so kurzer Zeit und einem so schlimmen Vorfall, unsere Beziehung schon wieder dermaßen aufs Spiel setzen, indem er erneut einen Streit in Kauf nahm, bzw. dass ich nun endgültig meinen Koffer packe und ihn verlasse?
Bei meinen Eltern bin ich jetzt bereits auch seit diesem Tag und es geht mir ehrlich gesagt von Tag zu Tag schlechter.
Das ist auch das Absurde an der ganzen Geschichte.
Egal was er mir angetan hat, ich vermisse ihn so schrecklich. Am liebsten würde ich einfach wieder nach Hause zu ihm gehen und so tun als wäre nichts passiert. Ich weiß es klingt total naiv, aber ich kann momentan nur noch an die schönen Dinge denken und was für ein toller, fürsorglicher Mensch er ja die allermeiste Zeit war.
Das Negative ist wie weggeblasen.
Ich kann nur noch daran denken, was er alles für mich getan hat und wie er mich sonst auf Händen getragen hat.
Ich gebe mir selbst die Schuld daran, weil ich denke, dass ich doch etwas besser hätte machen können. Dass an diesem Tag schließlich ich diejenige war, der die Hand zuerst ausgerutscht ist. Und dass ich an dem Tag, als er bei diesem Typen war doch einfach nicht gehen und kein Fass hätte aufmachen sollen. Einfach alles erinnert mich an ihn und an die sonst so schönen Zeiten die wir hatten.
Und jetzt denke ich mir immer wieder, dass vielleicht wirklich an allem ich Schuld hatte und hasse mich teilweise dafür, weil ich vielleicht doch sehr anstrengend für ihn war.
Ich weiß ja auch, dass das alles keine Entschuldigungen sind für ein solches Verhalten, aber im Nachhinein finde ich für jedes seiner Fehlverhalten während unserer Beziehung eine plausible Erklärung.
Mein Umfeld versteht mich nicht. Wie man noch an jemandem festhalten kann, der einem so etwas angetan hat. Aber sie stecken nicht in meiner Haut und haben etwas derartiges noch nie erlebt. Ich hatte den Traum diesen Mann zu heiraten und mir eine Zukunft mit ihm aufzubauen.
Er schien DER perfekte Mann zu sein.
Alle um mich herum hielten ihn für perfekt.
Im Allgemeinen hatten wir auch keine Probleme, waren ein super Team. Und im normalen Alltag war er mir gegenüber nie agressiv. Im Gegenteil, er war eigentlich sehr sanft und verständnisvoll. Deshalb verstehe ich das alles nicht. Als würden zwei Menschen in ihm leben.
Das ist das, was mich auch so unheimlich verwirrt.
Kurz vor diesem schrecklichen Vorfall sagte er mir noch, dass er mich unendlich liebt und noch nie zuvor so gerne mit einem Menschen zusammen gewesen wäre.
Das hat mich sehr berührt, da er sonst kein Mensch ist, der großartig Gefühle kommuniziert.
Ich habe Angst den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben indem ich ihn verlassen habe. Und gleichzeitig habe ich ein ganz schlechtes Gewissen ihm gegenüber, da ich mich fühle, als hätte ich ihn einfach im Stich gelassen. Jede Nacht habe ich Alpträume und kann kaum noch schlafen oder essen.
Vor ein paar Tagen hat er mir eine lange Nachricht geschickt, in der stand, dass er Fehler gemacht hat, dass er mich sehr vermisst, meine Entscheidung nicht wirklich verstehen kann, aber akzeptiert. Dass er immer alles für mich und für uns getan hat, (was ja auch eigentlich stimmt).
Deshalb habe ich ein noch schlechteres Gewissen und zweifle mittlerweile an mir selbst.
Geantwortet habe ich ihm nicht.
Aber nun habe ich wieder die leichte Hoffnung, dass er das alles doch stark bereut, er sich (und seinen Umgang) vielleicht ändern würde und so etwas niemals mehr vorkommt.
Kann man einem Menschen so etwas verzeihen?
Mit reinem Menschenverstand betrachtet wahrscheinlich nicht, aber warum habe ich dann immer wieder durchgehend so starke Zweifel an meiner Entscheidung und fühle mich, als ob das alles so falsch ist?
Ich verstehe mich selbst gerade nicht mehr.
Bitte helft mir, vielleicht hat jemand ein paar hilfreiche Tipps oder hat ähnliche Erfahrungen gemacht.
Nächste Woche habe ich auch einen Termin bei einem Psychologen, da ich das Gefühl habe, das alles alleine nicht zu schaffen und zu verarbeiten.
Vielen lieben Dank für sämtliche Anregungen schon mal im Voraus.
26.08.2019 14:42 •
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