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Trotz körperlicher Gewalt Zweifel an Trennung, warum?

M
Hallo zusammen,

ich bin hier seit Kurzem stiller Mitleser und habe jetzt lange mit mir selbst gerungen, ob ich meine eigene Geschichte hier niederschreiben soll. Es fällt mir nämlich nicht leicht darüber zu reden, allerdings habe ich die Hoffnung, vielleicht ein wenig Hilfe bzw. Tipps zu erhalten.
Ich möchte mein Umfeld nicht ständig damit belasten. Außerdem interessiert mich die Meinung außenstehender Personen.
Und entschuldigt bitte den langen Text.

Ich bin momentan so verzweifelt und kann mir das alles rational gar nicht erklären.
Ich hatte bis vor Kurzem eine knapp 3-jährige Beziehung.
Anfang Juni waren mein (mittlerweile) Exfreund (33) und ich (29) mit Freunden auf einer Feier, wo auch ordentlich Alk. floss.
Als ich allerdings bemerkte, dass es nun zu viel ist, bat ich ihn mit mir nach Hause zu gehen, da ich feststellte, dass sein Verhalten plötzlich sehr seltsam bis agressiv wurde.
Ich muss dazu sagen, dass es im Laufe der Beziehung nach und nach mehrmals so eskalierte, dass er leicht handgreiflich wurde, mich in Streitsituatonen verbal richtig fertig machte (mit Beleidigungen hatte das nichts mehr zu tun) und mich einmal sogar in einen Glastisch geschubst hatte, wobei glücklicherweise Weise bis auf ein paar kleine Kratzer und Prellungen nichts passiert ist.

Aus Angst vor einer erneuten Eskalation rief ich also ein Taxi.
Als das da war, wollte er plötzlich nicht mehr mit, hat mich angebrüllt und mich bereits auf der Feier schon so geschubst, dass ich auf den Bordstein gefallen bin. Er drehte sich einfach um und ging zurück zur Location. Ich war total entsetzt, fing an zu weinen und bin dann alleine nach Hause gefahren.

Als er kurz darauf auch nach Hause kam, lief dann alles aus dem Ruder. Eigentlich ging ich davon aus, dass er sich für sein Verhalten nun entschuldigen würde, aber er schrie mich plötzlich an warum ich ihn einfach dort stehen lassen habe, fing an mich zu beleidigen, zu schubsen und schüttete mir ein Glas ins Gesicht.
Ich muss gestehen, dass ich ihm daraufhin mit der flachen Hand eine gehauen hatte, einfach aus der Hoffnung heraus, dass er aufwacht und bemerkt, was er da gerade tut.
(Ich muss allerdings auch dazu sagen, dass ich extrem zierlich bin und er knapp 1,90m ist. Also körperlich verletzen konnte ich ihn garantiert nicht).
Aber im Nachhinein schäme ich mich dafür und es tut mir unheimlich leid.
Danach ging alles recht schnell und an den genauen Ablauf kann ich mich bis heute nicht mehr exakt erinnern. Wahrscheinlich habe ich kurzzeitig das Bewusstsein verloren.
(Details erspare ich euch an dieser Stelle).
Fakt ist, er hat mich in ein zerbrochenes Glas geschubst, ich habe mir den kompletten Fuß zerschnitten, meinen Arm habe ich mir bei der Auseindersetzung auch gebrochen.
Die Ärzte meinten, dass so ein Bruch nur entstehen kann indem man mit dem Arm versucht einen Schlag abzuwehren. Ich hatte ein richtig übles, blaues Auge und allgemein Hämatome am ganzen Körper.

In der Klinik wurde ich dann wieder zusammengeflickt. Hatte daraufhin 6 Wochen einen Gips und Schmerzen ohne Ende. Die Polizei und die Ärzte rieten mir dringend Anzeige zu erstatten.
Ich konnte es bis heute nicht.
Als ich nach dem Krankenhaus einige Dinge aus unserer Wohnung holte, stand er nur in der Schlafzimmertür, sagte mir absolut emotionslos, dass er jetzt seine Ruhe wolle und legte sich wieder ins Bett.
Angeblich konnte er sich auch an nichts mehr wirklich erinnern und meldete sich erst einige Tage danach wieder bei mir.

Das Schlimme ist, eine Woche nach dem Vorfall ging ich zu ihm zurück. Nur mein näheres Umfeld und Freunde die an dem Tag dabei waren wussten, was wirklich passiert war. Da er sich an diesem Tag sogar ihnen gegenüber absolut agressiv und respektlos verhalten hatte und ihn so keiner wiedererkannte. Er war für alle immer der ruhige, sympathische und höfliche Mann an meiner Seite.

Wir redeten sehr, sehr lange, wobei er nie wirklich darauf einging, was er eigentlich Schlimmes getan hat. Ich glaube wirklich, dass ihm das auch bis heute nicht bewusst ist, oder er es einfach verdrängt. Eigentlich hatte ich das Gefühl, dass er sogar mir die Schuld an dem Ganzen gab bzw. bis jetzt noch gibt.
Die Wochen danach kümmerte er sich allerdings super liebevoll um mich, da ich mit gebrochenem Arm und zerschnittenem Fuß einfach gar nichts mehr tun konnte.

Ich muss auch noch erwähnen, dass mein Exfreund stark Canna. ist.
Ich habe das immer toleriert, aber mittlerweile bin ich der Meinung, dass da auch härtere Substanzen mit im Spiel sind. Beweise habe ich keine, aber er hat einen sehr, sehr schlechten Umgang und ich kann mir ein solches Verhalten anders nicht mehr erklären. Darauf angesprochen stritt er das allerdings immer vehement ab.
Er machte mir sogar Vorwürfe, wie wenig ich ihm doch vertrauen würde.

Vor ca. 6 Wochen an einem Donnerstag wollte er mich dann irgendwie aus der Wohnung haben. Ich dachte noch, er bräuchte einfach mal Zeit für sich und verabredete mich für diesen Abend. Als ich nach Hause kam, war er gar nicht da. Nur eine halbleere Whiskeyflasche stand herum. Als er kurze Zeit darauf heimkam war er wieder total beki. und gestand, dass er bei einem Typen war, den ich auf den Tod nicht ausstehen kann, was er auch weiß.
(Er dealt und war schon mehrmals im Gefängnis).
Da sind mir dann die Sicherungen durchgebrannt und ich habe ihn angeschrien, sofort ein paar Sachen gepackt und habe mich von meinen Eltern abholen lassen.
Nach alledem was passiert war, wie konnte er nach so kurzer Zeit und einem so schlimmen Vorfall, unsere Beziehung schon wieder dermaßen aufs Spiel setzen, indem er erneut einen Streit in Kauf nahm, bzw. dass ich nun endgültig meinen Koffer packe und ihn verlasse?

Bei meinen Eltern bin ich jetzt bereits auch seit diesem Tag und es geht mir ehrlich gesagt von Tag zu Tag schlechter.
Das ist auch das Absurde an der ganzen Geschichte.

Egal was er mir angetan hat, ich vermisse ihn so schrecklich. Am liebsten würde ich einfach wieder nach Hause zu ihm gehen und so tun als wäre nichts passiert. Ich weiß es klingt total naiv, aber ich kann momentan nur noch an die schönen Dinge denken und was für ein toller, fürsorglicher Mensch er ja die allermeiste Zeit war.
Das Negative ist wie weggeblasen.
Ich kann nur noch daran denken, was er alles für mich getan hat und wie er mich sonst auf Händen getragen hat.
Ich gebe mir selbst die Schuld daran, weil ich denke, dass ich doch etwas besser hätte machen können. Dass an diesem Tag schließlich ich diejenige war, der die Hand zuerst ausgerutscht ist. Und dass ich an dem Tag, als er bei diesem Typen war doch einfach nicht gehen und kein Fass hätte aufmachen sollen. Einfach alles erinnert mich an ihn und an die sonst so schönen Zeiten die wir hatten.
Und jetzt denke ich mir immer wieder, dass vielleicht wirklich an allem ich Schuld hatte und hasse mich teilweise dafür, weil ich vielleicht doch sehr anstrengend für ihn war.

Ich weiß ja auch, dass das alles keine Entschuldigungen sind für ein solches Verhalten, aber im Nachhinein finde ich für jedes seiner Fehlverhalten während unserer Beziehung eine plausible Erklärung.
Mein Umfeld versteht mich nicht. Wie man noch an jemandem festhalten kann, der einem so etwas angetan hat. Aber sie stecken nicht in meiner Haut und haben etwas derartiges noch nie erlebt. Ich hatte den Traum diesen Mann zu heiraten und mir eine Zukunft mit ihm aufzubauen.
Er schien DER perfekte Mann zu sein.
Alle um mich herum hielten ihn für perfekt.
Im Allgemeinen hatten wir auch keine Probleme, waren ein super Team. Und im normalen Alltag war er mir gegenüber nie agressiv. Im Gegenteil, er war eigentlich sehr sanft und verständnisvoll. Deshalb verstehe ich das alles nicht. Als würden zwei Menschen in ihm leben.
Das ist das, was mich auch so unheimlich verwirrt.

Kurz vor diesem schrecklichen Vorfall sagte er mir noch, dass er mich unendlich liebt und noch nie zuvor so gerne mit einem Menschen zusammen gewesen wäre.
Das hat mich sehr berührt, da er sonst kein Mensch ist, der großartig Gefühle kommuniziert.

Ich habe Angst den größten Fehler meines Lebens gemacht zu haben indem ich ihn verlassen habe. Und gleichzeitig habe ich ein ganz schlechtes Gewissen ihm gegenüber, da ich mich fühle, als hätte ich ihn einfach im Stich gelassen. Jede Nacht habe ich Alpträume und kann kaum noch schlafen oder essen.

Vor ein paar Tagen hat er mir eine lange Nachricht geschickt, in der stand, dass er Fehler gemacht hat, dass er mich sehr vermisst, meine Entscheidung nicht wirklich verstehen kann, aber akzeptiert. Dass er immer alles für mich und für uns getan hat, (was ja auch eigentlich stimmt).
Deshalb habe ich ein noch schlechteres Gewissen und zweifle mittlerweile an mir selbst.
Geantwortet habe ich ihm nicht.
Aber nun habe ich wieder die leichte Hoffnung, dass er das alles doch stark bereut, er sich (und seinen Umgang) vielleicht ändern würde und so etwas niemals mehr vorkommt.
Kann man einem Menschen so etwas verzeihen?
Mit reinem Menschenverstand betrachtet wahrscheinlich nicht, aber warum habe ich dann immer wieder durchgehend so starke Zweifel an meiner Entscheidung und fühle mich, als ob das alles so falsch ist?
Ich verstehe mich selbst gerade nicht mehr.

Bitte helft mir, vielleicht hat jemand ein paar hilfreiche Tipps oder hat ähnliche Erfahrungen gemacht.
Nächste Woche habe ich auch einen Termin bei einem Psychologen, da ich das Gefühl habe, das alles alleine nicht zu schaffen und zu verarbeiten.

Vielen lieben Dank für sämtliche Anregungen schon mal im Voraus.

26.08.2019 14:42 • #1


Perpendikel
Zitat von Moonlight8:
Kann man einem Menschen so etwas verzeihen?


NEIN!

26.08.2019 14:47 • x 5 #2


A


Trotz körperlicher Gewalt Zweifel an Trennung, warum?

x 3


U
Hallo @Moonlight8 !

Also eine Rückkehr wäre der größte Fehler Deines Lebens, nicht die Abkehr.

Seine Aktionen und Reaktionen haben eindeutig gezeigt, dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hat. Vermutlich schon länger, als Du Dir momentan wohl eingestehen möchtest.

Bei all dem, was Du bisher geschrieben hast, ist doch offenkundig, dass er derzeit nicht beziehungstauglich ist .Du klammerst nur, aber ein Zusammenbleiben bei den Umständen - lies noch mal Deinen Eingangsthread.

Die Entwicklung wäre mehr als absehbar, weil bereits mehrfach erfolgt.

Gehe dem Typen lieber aus dem Weg, schütze Dich und Deine Gesundheit und dann lass mal Gras über die Sache wachsen.

LG

26.08.2019 14:52 • x 3 #3


B
So verhalten sich häufig Frauen,die misshandelt wurden. Gehe diesem Drang nicht nach,warte auf den Termin bei der Therapeutin.
Du hattest mit diesem Mann mehrere Situationen, die nur mit Glück nicht noch schlimmer geendet sind.Du musst nur mal mit dem Kopf falsch aufschlagen und dann war es das für dich.Er nimmt es in Kauf, dir schwer zu schaden.
Bevor du dich bei ihm meldest, solltest du lieber die Seelsorge anrufen.Die können dir auch Stellen nennen,an die du dich wenden kannst.
Wenn du dich für ihn entscheidest, ist es deine Sache,in meinen Augen entscheidest du dich jedoch dann gegen dich und nimmst selbst schwere Schäden in Kauf.Ändern wird er sich jetzt erstmal nicht. Wenn du zu ihm zurückgeht,bestätigst du ihn auch darin.

26.08.2019 15:07 • x 7 #4


M
@perpendigel
@U-I-B
@Bones

Danke euch schon mal für eure ehrliche Meinung.
Rein kopftechnisch weiß ich das ja auch.
Und es gibt auch kein Zurück mehr, das kann ich mir selbst und den Menschen um mich herum gar nicht antun.
Es fällt mir nur sehr schwer das alles zu begreifen, da dieser Mensch im normalen Alltag ganz anders war.
Ich würde einfach gerne verstehen, was mit ihm passiert ist. Wie man sich v.A auch noch im Nachhinein so eiskalt verhalten kann.
Ich dachte auch nie, dass mir selbst so etwas jemals passieren würde.
Als ich ihn kennengelernt habe, war ich ein absolut selbstbewusster Mensch und nach und nach ist das alles verschwunden.

26.08.2019 15:24 • #5


B
Zitat von Moonlight8:
dieser Mensch im normalen Alltag ganz anders war.


Gutes Beispiel: Ted Bundy,der wirkte so normal,dass Freunde zunächst Geld für seine Verteidigung gesammelt haben,weil ihm niemand solche Taten zugetraut hat.Selbst Ermittler sind ihm auf den Leim gegangen. Ich vergleiche deinen Ex jetzt nicht mit so einem Psychopathen, es ist nur ein Beispiel, was in Menschen vorgehen kann, die man als so normal ansieht.
Du kannst den Menschen nur vor den Kopf gucken.
Seine gewalttätige Art ist ein Teil von ihm,weil es seine Art der Konfliktbewältigung ist.Wird seine Ursachen haben,die sollten für dich unwichtig sein.Was er getan hat ist unverzeihlich und für dich lebensgefährlich.

26.08.2019 15:32 • x 3 #6


U
Zitat von Moonlight8:
@perpendigel
@U-I-B
@Bones

Danke euch schon mal für eure ehrliche Meinung.
Rein kopftechnisch weiß ich das ja auch.
Und es gibt auch kein Zurück mehr, das kann ich mir selbst und den Menschen um mich herum gar nicht antun.
Es fällt mir nur sehr schwer das alles zu begreifen, da dieser Mensch im normalen Alltag ganz anders war.
Ich würde einfach gerne verstehen, was mit ihm passiert ist. Wie man sich v.A auch noch im Nachhinein so eiskalt verhalten kann.
Ich dachte auch nie, dass mir selbst so etwas jemals passieren würde.
Als ich ihn kennengelernt habe, war ich ein absolut selbstbewusster Mensch und nach und nach ist das alles verschwunden.


Dein Ex hat Alk. und Cann, konsumiert, wie Du schreibst. Das verändert einen Menschen, gerade und besonders dann, wenn der Konsum dauerhaft und stetig steigend ist. Seine Blackouts, die er Dir mitteilte, sind vermutlich auch zutreffend. Der Konsum dieser Suchtmittel schädigt auch das Hirn, das Gedächtnis etc.

Das Dumme ist, Suchtkranke (so nenne ich mal Deinen EX) haben eine exzellente Eigenschaft: Sie können hervorragend manipulieren und sich verstellen. Ich habe u.a. einige Jahre suchtkranke Menschen als Klienten gehabt (alkis, Drogis, Medis etc.), da war so ziemlich alles dabei und bei allen Menschen vollzog sich der Lebensablauf sehr ähnlich:

Aggression, Manipulation, Verdrängung, Gedächtnis- und Leistungsverlust bis hin zu Kollaps etc.

Zu Deiner Verzweiflung kommt jetzt der falsche Gedanke, Du könntest was ändern bei ihm. Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist ,weißt Du, das hat schon in der Vergangenheit nichts gebracht. Statt Deeskalation ging es schlimmer weiter. Statt weniger zu trinken und zu konsumieren wurde es mehr.

Viele Menschen halten aus falsch verstandener Loyalität zu dem Partner - bis es zu spät sit oder was schlimmes passiert.

Reciht Dir das noch nicht ,was war?

Sei gewiss, es kann noch viel viel heftiger kommen.

Sei froh, dass Du den Absprung geschafft hast.

26.08.2019 15:37 • x 3 #7


M
@U-I-B

Vielen Dank für deinen Beitrag. Du sprichst sehr viele Punkte an, die mir sehr vertraut sind.
Ich habe seinen Canna. immer toleriert, da er immer meinte, dass er das schließlich im Griff habe, dass es ihn einfach entspannen würde und er jederzeit damit aufhören könne.
Konsumieren tut er das schon sehr, sehr lange (wahrscheinlich schon seit der Jugend). Sowie sein komplettes Umfeld auch. Eigentlich treffen seine Freunde und er sich nur regelmäßig, um sich zusammen zu bekiffen.
Selbst wenn er es einmal geschafft hatte mehrere Tage hintereinander nichts zu rauchen, haben sie ihn dann da wieder mit reingezogen.
Ich habe auch nie von ihm verlangt, dass er sich von diesen Menschen abwenden sollte. Er hatte eine schwere Kindheit und diese Freunde waren alles, was er neben mir noch hatte. Klar, er kannte meine Meinung über sie, mehr aber auch nicht.

- Aggression, Manipulation, Verdrängung

Auch das kenne ich sehr gut. Nach jedem Streit, war ich in seinen Augen diejenige die Schuld hatte. Ich hätte ihn schließlich mit meinem Verhalten soweit gebracht, dass er so reagieren musste. Obwohl ich schon immer ruhiger und ruhiger wurde und wirklich nur ganz vernünftig mit ihm reden und jeder Konfrontation mittlerweile aus dem Weg gehen wollte, um ihn bloß nicht zu kränken oder aufzuregen.
Aber im Nachhinein hat er es immer geschafft, dass ich wirklich an mir und meinem Verhalten gezweifelt habe. Ich hatte in letzter Zeit das Gefühl selbst langsam total verrückt zu sein, weil ich mittlerweile selbst nicht mehr wusste, was nun der Wirklichkeit entspricht.
Das mit dem Verdrängen ist das eigentlich Schlimmste für mich. Trotz dieser für jeden sichtbaren Verletzungen stritt er alles ab. Er ist bis heute noch der festen Meinung, dass er mich nur leicht geschubst hätte und ich einfach nur dumm gefallen wäre. Was aber auch nach ärztlichem Befund so nicht gewesen ist. Selbst solche Tatsachen prallen an ihm ab und darüber wollte er auch niemals mehr reden.
Vor ein paar Wochen war ich wirklich soweit, dass ich das alles selbst nicht mehr geglaubt habe und anfing zu zweifeln.
Eigentlich bin ich erst aufgewacht, als ich bei einem neuen Chirurgen war und er mich wirklich geschüttelt hatte, als ich ihm erzählt habe, dass ich lediglich dumm gefallen wäre.
Ich kann auch einfach nicht verstehen, wie man sich nachdem man einen anderen Menschen körperlich so schwer verletzt hat, einfach in's Bett legen und schlafen kann.
Das kann doch alles nicht nur dem Alkohl geschuldet sein. Hätte ich etwas derartiges getan, hätte ich die schlimmsten Schuldgefühle, wahrscheinlich mein Leben lang.

Zitat von U-I-B:
Du könntest was ändern


Ja, da ist auch etwas Wahres dran. Kurz vor diesem schlimmen Vorfall hatte ich wirklich das Gefühl, dass er sich ernsthaft geändert hatte. Er hat neben seinem Job eine top Weiterbildung angefangen, wo er auch richtig dahinterstand, hat sich jetzt wirklich monatelang nicht mehr häufig mit seinen Freunden getroffen und wenn dann nur ganz gediegen 2 Bierchen getrunken. Ich dachte wirklich, er sei jetzt endlich aufgewacht und auf einem guten Weg. Und aus dem Nichts kam dann dieser Tag. Das ist einfach unerklärlich für mich. Das ist auch das, was mich so unendlich traurig macht. Irgendwie hatte ich das Gefühl ihm helfen zu müssen, da ich eigentlich weiß, dass er prinzipiell ein echt guter Mensch ist.

26.08.2019 16:49 • x 1 #8


Sevi
Zitat von Moonlight8:

Das mit dem Verdrängen ist das eigentlich Schlimmste für mich. Trotz dieser für jeden sichtbaren Verletzungen stritt er alles ab. Er ist bis heute noch der festen Meinung, dass er mich nur leicht geschubst hätte und ich einfach nur dumm gefallen wäre. Was aber auch nach ärztlichem Befund so nicht gewesen ist. Selbst solche Tatsachen prallen an ihm ab und darüber wollte er auch niemals mehr reden.

Ich kann auch einfach nicht verstehen, wie man sich nachdem man einen anderen Menschen körperlich so schwer verletzt hat, einfach in's Bett legen und schlafen kann

Irgendwie hatte ich das Gefühl ihm helfen zu müssen, da ich eigentlich weiß, dass er prinzipiell ein echt guter Mensch ist.


Du bist total abhängig von ihm.
Denn sonst würdest du ihn danach nicht mehr als echt guten Menschen beschreiben.
Er wird ja nicht dauer beki. und besoffen sein.
Er weiss was er tut, er trägt nur keine Verantwortung dafür.
Das ist kein guter Mensch. Ehrlich nicht.
Er nimmt billigend in Kauf, dich schwer zu verletzen und danach ist es ihm egal.
Oder er verleugnet es.

Falls du noch keine Therapie hast, würde ich mir an deiner Stelle so schnell wie möglich eine besorgen.
Und Abstand halten

Egal wie schwer es ist.
So Hemmungslose Menschen werden in der Regel nicht sanfter, wenn erstmal eine Schwelle überschritten ist und keine Konsequenzen folgten.

Warum genau hast du ihn nicht angezeigt?
Er hat dich so angegriffen, dass du im Krankenhaus behandelt werden musstest!
Sowas kann man mit Alk. auch nicht entschuldigen.
Niemand zwingt ihn das zu trinken und dich dann zu misshandeln.

Er liebt dich nicht.
körperliche Gewalt! Ist keine Liebe!

26.08.2019 17:45 • x 3 #9


M
@Sevi

Danke für deinen Beitrag.

Zitat von Sevi:
Du bist total abhängig von ihm


Ja vielleicht könntest du recht haben. Ich habe ihn wirklich sehr idealisiert während unserer Beziehung, das muss ich mir selbst auch offen und ehrlich eingestehen.
Ich denke das war ein ganz schleichender Prozess, indem ich nach und nach das Schlechte an ihm ausgeblendet habe und nur noch Augen für die guten Seiten an ihm hatte.
Er war eben trotz alledem mir gegenüber im Allgemeinen sehr fürsorglich. Viel, viel mehr als alle anderen Männer in Beziehungen im Freundeskreis, etc.
Wenn ich Probleme hatte, konnte ich mich ihm immer anvertrauen und er hat sich wirklich stundenlang mit mir hingesetzt, geredet und versucht Lösungen zu finden, war sehr feinfühlig und ist immer auf meine Bedürfnisse eingegangen.
Hat sie größtenteils sogar über seine eigenen gestellt (so habe ich das jedenfalls wahr genommen).
Auch meine Familie und Freunde waren total begeistert und mehr als schockiert, als sie das alles jetzt mitbekommen haben. Jeder sagte mir, dass es unglaublich ist, sich dermaßen in einem Menschen getäuscht zu haben und dass sie mittlerweile selbst an ihrer Menschenkenntnis zweifeln.

Zitat von Sevi:
Falls du noch keine Therapie hast, würde ich mir an deiner Stelle so schnell wie möglich eine besorgen.


Eine Therapie habe ich bislang noch nicht, allerdings nächste Woche einen Termin bei einem Psychologen. Ich hoffe, dass mir das etwas helfen wird, da ich seitdem auch starke Schlafstörungen, leichte Panikattacken habe und kaum noch essen kann.

Zitat von Sevi:
Warum genau hast du ihn nicht angezeigt?


Ich habe ihn nicht angezeigt, weil er mir tatsächlich trotzdem irgendwie leid tut. Ich will nicht verantwortlich dafür sein, dass sein Leben noch mehr aus den Fugen gerät. Das klingt absolut absurd, ich weiß es selbst.
Eigentlich habe ich auch nur meiner Familie und ganz, ganz nahestehenden Freunden die komplette Wahrheit erzählt, weil ich sogar Angst habe, dass es bei ihm auf Arbeit rauskommt und dann hätte er sehr, sehr große Probleme.

26.08.2019 18:39 • #10


Liessa
Zitat von Moonlight8:
Ich will nicht verantwortlich dafür sein, dass sein Leben noch mehr aus den Fugen gerät.

Dafür bist du nicht verantwortlich, sondern er, als er dich krankenhausreif geprügelt hat.
Warum sollte er sich ändern, wenn er nie die Konsequenzen seines Handelns tragen muss?

26.08.2019 18:54 • x 2 #11


N
Solche Männer sind immer besonders fürsorglich.

26.08.2019 18:59 • #12


M
@Liessa

Klar, damit hast du absolut recht.
Ich denke nur, dass sein Leben so schon genug aus dem Ruder gelaufen ist und eine Vorstrafe wird es jetzt nicht besser machen, oder ihn dazu bringen sein Verhalten zu überdenken.

Und was hätte ich persönlich jetzt noch davon? Eine Gerichtsverhandlung ist sicherlich ein langer Prozess an dem ich ihn dann immer wieder sehen müsste und wahrscheinlich noch länger damit nicht abschließen könnte.
Immerhin hat er jetzt die Konsequenz, dass ich gegangen bin. Inwieweit ihn das jetzt trifft, weiß ich ehrlich gesagt mittlerweile auch nicht mehr.

26.08.2019 19:14 • #13


N
deinen stolz hättest du davon.

was bewegt dich, einen mann zu vermissen, der dir so weh getan hat? da muss doch bei dir etwas im argen liegen.

26.08.2019 19:21 • x 1 #14


L
Was du jetzt gerade empfindest ist ganz normal nach einer Trennung.
Man idealisiert diesen Menschen. Alles schlechte ist gelöscht.
Halte durch
Es wird der Tag kommen an dem du dich mehr an die schlechten Dinge erinnerst und stolz auf dich bist diesen Weg gegangen zu sein.
Sei Dir mehr wert als das.
Ich drücke dir die Daumen

26.08.2019 19:28 • x 2 #15


A


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