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Treue und Vertrauen eine Illusion?

B
Kognitive Dissonanz
Thun Kommunikationsmodelle

05.01.2021 00:10 • #1351


Nachtlicht
Das sind sehr spannende Fragen, liebe Zugaste.

Ich nutze mal die Gelegenheit laut zu denken...

Zitat von Zugaste:
Was macht es mit mir, wenn meine Art zu leben hinterfragt wird?


Es betrifft bei mir nicht meine aktuelle Beziehung... dass das offene/Poly hinterfragt wird, kenne ich ja von früher aus dem echten Leben (Eltern und die meisten Freunde sind monogam - bin allerdings einen wertschätzenderen Austausch gewohnt, logisch wenn die Anonymität wegfällt).

Manches von dem, was hinterfragt wurde, finde ich auch selbst hinterfragenswert. Ohne sich selbst immer mal wieder zu hinterfragen kommt man in keine weitere persönliche Entwicklung, sondern verharrt in seinem Status Quo. Schließlich entstand meine damalige Abkehr von der Monogamie ja auch daraus, dass ich diese aufgrund meiner bis dato erfolgten Erfahrungen und Weltsicht zu hinterfragen angefangen hatte. Heutzutage sehe ich vieles auch wieder anders als noch vor 10,15 Jahren ... es ist eine stete Veränderung und Weiterentwicklung meines Wertesystems und ich mag das im Grunde sehr, dass es nicht so statisch ist.

Zitat von Zugaste:
Was macht es mit mir, wenn mir geraten wird, sich lieber zu trennen, wenn die S. in der Ehe nicht mehr gut funktioniert?


Puuh. Übel. Das bringt mich immer dazu mich zu fragen was mit mir und meiner Vorstellung von bis dass der Tod uns scheidet nicht stimmt. Da hab ich also eine Ehe, in der ich mit dem anderen alt (und gebrechlich) werden will. Jahrelang aufgebaut mit Kind, Haus, Hund und Freundeskreis. Kleine und große Katastrophen, vielleicht Schicksalsschläge überstanden mit dem Menschen, der mir die Hand halten soll, wenn ich vor ihm sterben muss, und den ich pflegen würde, sollte er vor mir dessen bedürfen. Dem ich in allen Belangen aus langen gemeinsamen Jahren heraus mehr vertraue als jedem anderen Menschen auf dem Planeten. Und den soll ich - oder er mich - in die Wüste schicken, wenn es nach Jahren zwischen uns im Bett nicht mehr so funkt, er keinen mehr hochkriegt oder ich lustlos wurde, oder wir einfach nur nicht mehr scharf aufeinander sind?

Hab ich noch nie verstanden wieso man deswegen alles andere wegwerfen soll, ich würd das notfalls outsourcen und mit einem Buch (oder dem Laptop) auf dem Sofa gemütlich zu Hause sitzen und ihn mit Na Schatz, wie war's begrüßen. Und ja, ich weiß dass ihr das alle dermaßen nicht könntet. Ich aber halt schon.

Zitat von Zugaste:
Was macht es mit mir, wenn es unterschwellig und indirekt, aber auch direkt persönlich wird?


Das ist mir in diesem Thread zwischendurch nicht gut bekommen, weil ich es in der Unterschwelligkeit so nicht erwartet hätte (das laute Poltern einiger ist man ja irgendwann gewohnt). Inzwischen kann ich es besser einordnen.

Zitat von Zugaste:
Was macht es mit mir, wenn Sorgen geäußert werden, was meine Kinder betrifft, ihre Entwicklung und ihre Entfaltung?


Das ist ein Riesenfass und ein sehr spezielles Thema. Obgleich ich genug Einblick in die Abgründe von Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sonstiger Kindswohlgefährdung habe, gehe ich erstmal davon aus, dass die allermeisten Eltern sowohl in der Lage als auch willens sind, das Wohl ihrer Kinder im Blick und an oberster Priorität zu haben.

Zudem denke ich, dass wir uns hier einig sind, dass es einen Unterschied zwischen funktionierenden und nicht funktionierenden Beziehungen gibt. Das ist unabhängig von der gewählten Beziehungsform. Für die kindliche Entwicklung ist also vor allem das dysfunktionale Elternverhalten schädlich, welches in jeder Beziehungsform auftritt. Mir kann niemand weismachen dass zum Beispiel nicht funktionierende Formen serieller Monogamie mit immer neu vorgesetzten Stiefvätern oder -müttern gesünder für die Entwicklung kleiner Kinder sein soll als funktionierende Formen offener (das Kind erlebt die Eltern als Elternpaar, die Se*ualität der Eltern betrifft es nicht und geht es auch nichts an!) oder polyamorer (Mama und Papa lieben sich und mich, und den Tobi hat Mama auch lieb) Beziehungen.

Interessant wird diese Frage demzufolge erst, wenn es sich um ganz konkrete Sorgen bezüglich ganz konkreter Kinder handelt und jemand hier deshalb um Rat fragt. Darüber kann man sich dann auch ganz konkret unterhalten und die Eltern entsprechend ihrer Probleme beraten. Ansonsten ist das ein Totschlagargument mit Beispielen aus den Randbereichen unserer Gesellschaft, nicht aus der breiten Masse, und ich halte es für unangemessen jemandem, von dem man überhaupt nicht weiß, wie sein Familienleben denn nun tatsächlich funktioniert oder auch nicht, zu suggerieren seine einvernehmlich gewählte Beziehungsform als solche würde bereits sein Kind schädigen.

Zu guter Letzt bezweifle ich ohnehin, dass Kinder nur dann zu glücklichen und psychisch stabilen, integren Persönlichkeiten heranreifen können, wenn sie in der 50er Jahre Vorstadtidylle aufwachsen. Im Gegenteil, oft sind es gerade die Unebenheiten im Umfeld und im Lebensweg, die den Charakter formen.

05.01.2021 01:19 • x 8 #1352


A


Treue und Vertrauen eine Illusion?

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B

Jetzt aber..

05.01.2021 02:41 • #1353


Zweizelgänger
Zitat von Nachtlicht:
Ich nutze mal die Gelegenheit laut zu denken...

Ich gebe dir da völlig recht und da sind wir eben genau bei dem Punkt, wieviel Sinn es macht ein gesellschaftlich vorrausgesetztes Modell unbedingt mit dem Holzhammer durchzusetzen, nur weil wir keinen anderen Möglichkeiten zulassen wollen.
Wobei es natürlich auch eine Rolle spielt, ob alle beteiligten damit auch verantwortungsvoll und selbstreflektiert umgehen.

Das mit deinem Beispiel mit der 50er Jahre Vorstadt, hat mich direkt an den Film Die Frauen von Stepfordbzw. einen anderen der mir leider gerade nicht einfällt, erinnert.

05.01.2021 07:29 • x 1 #1354


F
Wie gesagt, wovor habt ihr Angst? Das mit der Gesellschaft zieht heute nicht mehr, da leben heute schon ganz andere Konstellationen. Es zog noch nie für viele, aber auch für grosse Schisser war es nie leichter als jetzt. Warum ein Leben leben dass man eigentlich garnicht leben will?

05.01.2021 07:50 • #1355


B
Zitat von Zweizelgänger:

Wobei es natürlich auch eine Rolle spielt, ob alle beteiligten damit auch verantwortungsvoll und selbstreflektiert umgehen.


Nichts anderes wurde hier eingewandt und vielleicht nicht ganz verstanden.

05.01.2021 08:18 • #1356


F
Es wird schon verstanden. Hier schreiben keine Doofies. Es wird halt weg gerechtfertigt. Und das sehr dürftig.
Die Kinder dürfen nix wissen, es könnten ihnen Unebenheiten entstehen. Unebenheiten sind aber gut, denn sie formen den Charakter. Doch diese Kinder brauchen wohl keinen Charakter XD Mama hat ja auch keinen.
Ehe, Haus und Hof existieren dann weiterhin, weil die Gesellschaft mich dazu gezwungen hat, das zu haben und ich möchte es weiterhin nicht missen, weil die Gesellschaft es verlangt.
Ne is klar.

05.01.2021 08:29 • #1357


S
Zitat von Nachtlicht:
und ich halte es für unangemessen jemandem, von dem man überhaupt nicht weiß, wie sein Familienleben denn nun tatsächlich funktioniert oder auch nicht, zu suggerieren seine einvernehmlich gewählte Beziehungsform als solche würde bereits sein Kind schädigen.


Man sollte sich allerdings das wahrscheinliche Motiv des Absenders mal anschauen.

Und dann kann man sich meistens schon zurücklehnen.

@Zugaste solange du nicht weißt, wer dir genau was an den Kopf schmeißt, ist die Aussage potentiell irrelevant.
Ich lass mich grundsätzlich nur von Menschen beeinflussen, von denen ich weiß, dass sie einiges oder vieles besser machen als ich.

Dass du dich und dein Handeln hinterfragst ist allerdings Ein Anzeichen für Funktionalität.
Immerhin ist die intakte menschliche Psyche ein sich selbst analysierendes und reparierendes System.

05.01.2021 08:38 • x 3 #1358


F
Oder man könnte sich mal das Motiv desjenigen anschauen, der immer wieder fälschlicherweise davon spricht, es wäre die Beziehungsform, die schädlich ist, und nicht ob diese vertuscht wird. Was sie ja nachweislich von diversen Usern hier wird (haben die selbst hier geschrieben). Und auf Nachfragen, warum denn, kommen halt dann so Ausweich bla bla Sachen, die Beziehungsform an sich wäre als schädlich kritisiert worden (was übrigens hier nie getan wurde). Oder die Gesellschaft ist schuld XD

Übrigens: das mit Zugaste war ich. Und sie hinterfragt sich so viel, dass sie mich umgehend blockiert hat XD

05.01.2021 08:43 • #1359


Zweizelgänger
Zitat von Frollo:
Oder man könnte sich mal das Motiv desjenigen anschauen, der immer wieder fälschlicherweise davon spricht, es wäre die Beziehungsform, die schädlich ist, und nicht ob diese vertuscht wird.

Was möchtest du damit sagen?
Dass die Beziehungsform vertuscht wird?
Und wie vertuscht man eine Beziehungsform?
Ich glaube ich versteh's irgendwie nicht.

05.01.2021 08:59 • #1360


S
Ich denke aus Sicht der Kinder ist die Beziehungsform in einer offenen Ehe
*Mama-Papa-Kinder = Familie*

Wenn das funktioniert, ist für die Kids erst mal alles gut.

Zitat von Zweizelgänger:
Und wie vertuscht man eine Beziehungsform?


Indem man mit den Kindern nicht vollumfänglich seine S. diskutiert

05.01.2021 09:12 • #1361


Zweizelgänger
Zitat von Sohnemann:
Wenn das funktioniert, ist für die Kids erst mal alles gut.

Das glaube ich eigentlich nicht unbedingt.
Und da wären wir eben doch wieder bei der Gesellschaft...

Ich muss das noch ergänzen.
Ich habe einfach so unterschiedliche Lebensweisen kennengelernt, die eben damals auch noch nicht unbedingt gesellschaftlich anerkannt waren, und trozdem was das insgesamt für die Familienangehörigen schlüssig.

05.01.2021 09:13 • x 1 #1362


S
Im Grunde genommen geht es um das Spannungsfeld

Elternebene = Paarebene.

Spätestens bei der Trennung wird von allen Fachleuten geraten, das zu trennen/differenzieren.

Und ich rate dazu, dass bereits vorher zu tun.

05.01.2021 09:23 • #1363


F
Zitat von Zweizelgänger:
Was möchtest du damit sagen?
Dass die Beziehungsform vertuscht wird?
Und wie vertuscht man eine Beziehungsform?
Ich glaube ich versteh's irgendwie nicht.

Na, man lebt ne Fassade. Und zwar genau die, die man ja angeblich unpassend und nicht mehr zeitgemäss findet. Ich verstehs auch nicht. Darum fragte ich ja nach. Kommt aber nix bei rum, nur noch mehr seitenlanges Gefasel, wie sehr man ja reflektiert. Wie sehr man ja orientierungslos rumtaumelt wäre für mich der passendere Ausdruck.

05.01.2021 09:36 • #1364


F
Zitat von Sohnemann:
Im Grunde genommen geht es um das Spannungsfeld

Elternebene = Paarebene.

Spätestens bei der Trennung wird von allen Fachleuten geraten, das zu trennen/differenzieren.

Und ich rate dazu, dass bereits vorher zu tun.

Moment, du rätst dazu etwas zu trennen, was die Betroffenen ja eben um jeden Preis zusammenhalten wollen? Die heile Familie? Nur eben schonmal innerlich, aber nie äusserlich? Nun, genau das ist es, was einige hier tun.
Schlag mal im Duden den Begriff Fassade nach XD du hast es grade sauber erklärt.

05.01.2021 09:37 • #1365


A


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