Trennungsschmerz / Zerrissenheit / Kämpfen?

H
Hallo liebes Trennungsschmerzen Forum,

dies ist meine erste Forumserfahrung überhaupt und ich habe mich dazu entschieden weil ich einfach dringend euern Rat brauche. Ich bedanke mich jetzt schon bei jedem, der sich die Zeit nimmt zum Lesen.

Zu mir:
Ich bin 26 Jahre alt, befinde mich derzeit im Masterstudium, arbeite nebenbei im Unternehmen und bin sehr offen und kommunikativ. Würde mich auch als sensiblen, nachdenklichen aber manchmal (zu) impulsiven Menschen bezeichnen. Seit genau einer Woche bin ich nun von meiner (Ex-)Freundin getrennt. Ich habe schon ein paar Beziehungen (auch längere) hinter mir, habe auch eigentlich schon meine Single-Zeit erlebt.

Zu ihr:
Sie ist 21 Jahre alt und studiert ebenfalls. Sie ist unglaublich süß, sehr sensibel und (zu) nah am Wasser gebaut. Umso mehr liebe ich es sie zum Lachen zu bringen. Sie denkt viel über alles nach, möchte es oft lieber den Menschen um sich herum Recht machen und steckt eigene Interessen zurück. Einfach ein manchmal zu guter Mensch, der sich zuviele Gedanken macht und wenig Selbstbewusstsein zeigt obwohl sie alles in Ihrem Leben mit Bravur gemeistert hat und sehr intelligent ist. Meine Freunde sagen, dass sie sich wünschen einen Menschen zu finden, der sie so anschaut, wie sie mich.

Vielleicht kann euch das einen kleinen Eindruck vermitteln.

Als wir uns vor 1 ¾ Jahren kennenlernten waren wir sofort verrückt nacheinander, haben jede Gelegenheit genutzt uns zu sehen, waren einfach nur glücklich. Eine wirklich wunderschöne Zeit die ich so nur mit der ersten großen Liebe vergleichen könnte. Obwohl ich auch schon sehr verletzt wurde, konnte ich mich einfach fallen lassen und sie war da, gab mir Motivation und Halt.
Wir hatten dann nach einem halben Jahr eine Krise weil ich einfach keinen Freiraum mehr hatte, sie sehr viel geweint hat obwohl ich nur auch mal etwas Zeit mit meinen Freunden verbringen wollte. Sie wollte nicht mehr bei sich zuhause schlafen, hat mich sehr zu ihrem Lebensinhalt gemacht, ist mir komplett hinterhergelaufen. Daraus resultierten bei mir Zweifel wie es weitergeht, die sie umso mehr verletzt haben aber es lag wiegesagt nur am fehlenden Freiraum. Das hat sie dann zum Glück auch realisiert und wir haben eine gesunde Balance in unsere Beziehung bekommen. Es gab leider trotzdem noch Streitereien aber auf der anderen Seite sind wir so glücklich zusammen, lieben uns und lachen so viel. :/ Ich muss mir nun aber auch eingestehen oft sehr antriebslos und generell sehr müde zu sein. Darüber hinaus eben auch schnell gereizt und genervt.


Nun hat es vor 1,5 Monaten angefangen, dass sie sich, um ihr Studium in Regelzeit abzuschließen, zu viele Kurse belegt hat, und zugleich eine Werkstudententätigkeit begonnen hat. Gleichzeitig habe ich Prüfungen und beruflichen Stress und konnte Sie nicht so unterstützen wie sie es gebraucht hätte. Wir haben uns plötzlich nur noch einmal am Wochenende gesehen, sind dann auch noch aneinander geeckt statt diese Zeit zu nutzen. Stattdessen habe ich ihr dann noch daraus Vorwürfe gemacht, plötzlich trotz der wenigen Zeit auch noch Freunde und Sport vorzuziehen, auch wenn Sie da einfach einen Ausgleich gesucht hat zum Stress. Der war ich in dem Moment eben leider nicht

Jetzt wollte ich am letzten Wochenende endlich etwas ändern, einfach wieder einen schönen Abend zu zweit verbringen und am vereinbarten Freitagabend ging es ihr sehr schlecht. Sie hat mir von ihren Nervenzusammenbrüchen in den letzten Wochen erzählt (natürlich hat es mich auch verletzt nichts davon zu wissen) und wir fingen an über uns zu reden ohne wirkliches Ergebnis. Am Samstag sagte sie, sie habe Zweifel an unserer Beziehung, hofft es sei nur eine Phase etc. ich war sehr traurig. Sonntag war sie sich dann sicher: Ihr sei bewusst geworden sich jetzt auf sich konzentrieren zu müssen, das sie Abstand braucht, sie müsse erwachsen werden, an Reife gewinnen, vielleicht ins Ausland nach dem Studium. Sie hat mir Gründe aufgezählt die gegen uns sprechen, wir seien charakterlich zu unterschiedlich und gleichzeitig hat sie nur geweint, wollte nicht gehen, hat sich fast übergeben. sehr gelitten und beteuert wie sehr sie mich liebt. Sie habe vor allem in unserer Anfangszeit mich mehr geliebt als sich selbst, alles vernachlässigt, Freunde, Sport, Uni. Viel während der Beziehung in sich hineingefressen, vieles nicht angesprochen weil sie Angst vor Streit hatte.
Ich war sehr froh, dass sie nun offen und ehrlich ist aber im gleichen Zuge enttäuscht, warum diese Offenheit so spät kommt und es offenbar nun zu spät sei. Sie möchte nichtmehr in alte Muster fallen, hat Angst mich weiterhin über alles andere zu Stellen, liebt mich aber unglaublich und weiß nicht wie sie es ohne mich schaffen soll. Ihr Kopf würde ihr sagen die Trennung sei richtig, ihr Herz liebt mich aber immernoch so stark. Der Abschied war dann sehr emotional, haben uns auch geküsst vor ihrem Auto.

Für mich war dies alles natürlich nicht leicht und ich habe versucht zu kämpfen, ihr zu zeigen, dass wir diese Phase überstehen, ich an mir arbeiten möchte, einfach die Chance kriegen möchte etwas zu verändern und sie so zu unterstützen wie sie es benötigt. Wir haben beide viel geweint. Meine Ansicht ist, wir haben beide eine anstrengende Zeit vor uns, lieben uns beide und sollten einfach kompromissbereiter werden und uns Stärke geben. Aus dieser Situation derzeit wachsen und genau das zeichnet doch Liebe aus. Schwere Zeiten überstehen, Kompromisse und Lösungen finden. Sie ist nicht nur meine Freundin sondern eben auch meine Bezugsperson, meine beste Freundin. Sie ist ein so wundervoller Mensch den ich einfach nicht verlieren möchte.

Meine Familie und Freunde sind ebenfalls geschockt. Ich habe mir die Seele ausgeweint, die Nächte wach gelegen und alles immer wieder durchgespielt. und mich reflektiert: Ich bin sehr schnell gereizt, reagiere oft genervt und brauche Momente für mich - während sie alles sofort klären möchte, werde ich kalt und abweisend. Habe sie oft schlecht behandelt und bin abgestumpft da sie so schnell bei jeder Kleinigkeit, bei jeder Form von Belastung und Stress emotional wird. Auch ich habe Dinge vernachlässigt, mich hängen lassen, bin sehr antriebslos und muss mich nun wieder fokussieren aber verstehe einfach nicht wieso wir diesen Weg nicht gemeinsam bezwingen wenn die Gefühle doch so stark sind. Natürlich habe ich auch positive Dinge reflektiert aber man muss sich auch mal an die eigene Nase packen.

Am vergangenen Mittwoch haben wir nun noch einmal mit klarerem Kopf geredet und sie bleibt dabei, hat es mir sachlich erklärt, möchte aber Kontakt halten, respektiert wenn ich keinen möchte und ich habe ihr bewusst gemacht, dass auch mich die Situation wachgerüttelt hat nun wieder in die Spur zu kommen, mich nicht so hängen zu lassen und an mir zu arbeiten, wieder eine entspanntere Persönlichkeit mit mehr Antrieb zu werden. Hier bin ich härter geblieben, habe sachlich meine Ansicht erläutert, war auch lockerer, wir konnten auch mal wieder über Dinge lächeln aber ich jetzt natürlich Ihre Entscheidung respektieren muss und sie musste sehr zum Abschied weinen. Bezüglich Kontakt sagte ich ihr, mir erstmal klar werden zu müssen ob ich das möchte. Kontakt mit meinen Ex-Freundinnen hat noch nie funktioniert und hat immer einen verletzt. Aber sie sagt selber sie ist anders und möchte für mich da sein aber natürlich auch nicht unfair mir gegenüber.


Seitdem hatten wir keinen Kontakt, sie hat meinem Bruder zweimal geschrieben um sich nach mir zu erkundigen, ihm auch mitgeteilt wie schlecht es ihr geht, dass sie pausenlos daran denkt mir zu schreiben. Er hat sich da eher versucht rauszuhalten. Ich habe mich abgelenkt, bin wieder zum Sport, war viel unterwegs, aber spätestens am Abend holt es mich ein. ich liebe sie einfach so sehr. Trotzdem würde ich behaupten schon etwas weiter zu sein und objektiver, naja bis heute.

Heute (Sonntag) hat sich mich dann gefragt ob ich kurz Zeit hätte und angerufen und wir haben eine Stunde telefoniert. Sie war sehr interessiert daran wie es mir geht, meiner Familie, wie ich mit den Prüfungsvorbereitungen voran komme aber war auch eifersüchtig (verfolgt anscheinend sehr sehr sehr genau was ich auf Instagram tue). Sie hat das ganze Telefonat geweint weil sie nicht weiß wie sie ohne mich weitermachen soll (?!) und ich habe sie versucht aufzumuntern weil es eben wehtut wenn sie so leidet auch wenn sie es ja eigentlich so wollte. Sie sei nun nicht nur völlig überfordert sondern leidet auch extrem unter der Trennung. Ich habe mich ihr gegenüber am Telefon aber schon stärker gezeigt als ich eigentlich gerade bin. Ebenfalls Emotionen zuzulassen, zu weinen und zu kämpfen hat schließlich nicht geholfen. Ich wollte ihr Stärke geben und ihr zeigen, dass wenn sie sich jetzt nicht fokussiert es ja wirklich umsonst war.

Natürlich ist es nicht meine Aufgabe sie nun über unsere Trennung hinwegzutrösten bis es ihr besser geht, aber ich möchte ihr zeigen, dass ich an mir arbeite um wieder aktiver zu werden, eine positivere Einstellung entwickeln möchte, und wenn es das mit uns jetzt war, daraus lernen werde. Nur so entwickelt man sich weiter. Auf der anderen Seite würde es natürlich sehr weh tun zu sehen, wie sie über mich hinwegkommt und wir trotz Kontakt nicht wieder zueinander gefunden haben.

Ich weiß einfach nicht wie es jetzt weiter gehen soll. Auf der einen Seite liebe ich sie und merke ja wie stark bei ihr die Gefühle sind. Auf der anderen Seite hat sie diesen Schritt der Trennung gewagt und wirkte so überzeugend und manchmal sogar kalt, trotz der Emotionen und Gefühle, dass es besser so wäre. Auch wenn ich von einer Pause nichts halte, hätte sie ja theoretisch auch versuchen können mich davon zu überzeugen statt sich zu trennen. Aufjedenfall habe ich nicht vor sie jetzt zu bedrängen, Druck aufzubauen oder ähnliches, sie muss schon auf mich zukommen. Und natürlich hoffe ich das sie es wieder tut.

Die Widersprüche machen mich fertig, ich will sie einfach nur bei mir haben und diesen Weg gemeinsam mit ihr gehen. Ist eine Kontaktsperre die Lösung? Klar so komme ich bestimmt leichter über sie hinweg als noch Kontakt zu haben aber das möchte ich eben überhaupt nicht. Das ist einfach so bescheuert wenn zwei Menschen sich lieben. Würde es an den Gefühlen liegen dann könnte ich es akzeptieren, die lassen sich nicht erzwingen. Aber ich habe diese Hoffnung, das wir wieder zueinander finden und man doch eigentlich nur diese schwere Zeit überwinden muss.

Jetzt ist es 3:30Uhr Nachts, der Wecker geht in ein paar Stunden und ich schreibe diesen Text. Ich hoffe ihr könnt mich und meine Zerrissenheit verstehen, ich habe sie einfach noch nicht aufgegeben. Ich halte sie für einen so besonderen Menschen, den ich einfach nicht verlieren möchte, ich will sie zurückgewinnen aber sie soll es natürlich aus eigener Überzeugung ebenso wollen.

18.11.2019 03:37 • #1


Luto
Zitat von Hawk29:
Die Widersprüche machen mich fertig, ich will sie einfach nur bei mir haben und diesen Weg gemeinsam mit ihr gehen. Ist eine Kontaktsperre die Lösung?

Ja, brich jegliche Kommunikationsmöglichkeit radikal ab! Sie hat sich getrennt, und sollte spüren oder nicht, dass der Zug ohne sie abfährt. Auch wenn Du sie nicht bedrängst, spürt sie, dass Du etwas klammerst ... das kann auf den ersten Blick süß wirken, auf Dauer macht es Dich aber komplett unattraktiv. Liebe kann nun einmal endlich sein, und wenn sie geht, hat sie wahrscheinlich auch viel Liebe verloren ...
Ich wünsche Dir viel Kraft!

18.11.2019 07:05 • #2


H
Vielen Dank Luto!

Habe heute das Gespräch gesucht, mir Klarheit verschafft und den Kontakt beendet. Auch die Nachrichten die nach dem Telefonat kamen ignoriert und ihre Nummer gelöscht. Ich kann mir nicht vorwerfen nicht gekämpft zu haben und kann dadurch vielleicht auch besser abschließen.

18.11.2019 23:58 • #3




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