Hallo,
ich würde hier gerne meine derzeitige Trennungsgeschichte mitteilen, um mir weiteren Rat hinsichtlich meiner Schwierigkeiten, den Liebeskummer zu verarbeiten, einzuholen.
Ich (w, 27) bin seit einem Monat von meinem Mann (30) getrennt. Wir waren 8 Jahre zusammen, wovon wir 1,25 Jahre verheiratet (Juni 2018) sind.
Zu unserer Geschichte:
Wir haben uns während unserer Anfangs-Dating-Phase (ich 19, er 22) sehr gut verstanden und viel miteinander gemacht, da wir beide sehr ähnliche Interessen hatten/haben. Irgendwann ist dies in eine Beziehung übergegangen, ohne dass wir eine richtig starke Verliebtheitsphase hatten. Diese Beziehung war aber im Grunde gut, wir konnten uns immer aufeinander verlassen, sind respektvoll miteinander umgegangen und haben wenig gestritten. Der Alltag war wirklich einfach und entspannt (wir sind nach ca. 6-7 Monaten zusammengezogen). Bei uns gab es demnach zwar dieses Gefühl der warmen Beziehungsliebe, aber nie so richtig dieses heiße Anfangsfeuer. Das lag wohl daran, dass wir nicht viel miteinander über unsere innersten Gefühle (sowohl im positiven als auch negativen Sinne) gesprochen haben, da insbesondere mein (Noch-) Ehemann diesbezüglich nicht aus sich herauskommt. Dies hat mich oft gestört, aber ich habe es irgendwann so hingenommen, dass er nicht so gerne über solche intimen Themen spricht. Dadurch hat sich bei mir jedoch ein Gefühl des Fehlens eingeschlichen - einfach das Fehlen von Zärtlichkeit, Wertschätzung, Begehren und dieser innigen Liebe. Es gab immer wieder Phasen, in denen ich mich einsam neben ihm gefühlt habe, und das hat mich wirklich sehr bedrückt. Auch gab es bei uns diesen Ausdruck von Gefühlen in körperlicher Form nur selten, als hätte sich bei uns eine Angst eingeschlichen, uns unsere Liebe zueinander zu zeigen. Das hat mich immer wieder unglücklich gemacht, was mein Partner auch mitbekommen hat.
Nun haben wir aber dennoch nach 6,5 Jahren Beziehung geheiratet. Ich muss gestehen, dass ich mich damit schwer getan habe. Ich war noch mitten im Studium und mir immer wieder nicht sicher, ob ich die Beziehung aufgrund dieses Fehlens noch weiterführen wollte. Mein Mann hat nebenbei immer wieder Druck gemacht, da es für ihn nun schon an der richtigen Zeit war, zu heiraten. Für mich allerdings nicht. Ich war eigentlich noch nicht bereit, aber wusste nicht, wie ich ihm das richtig mitteilen sollte. Schließlich habe ich mich aber dazu entschlossen, da ich ihn nicht weiter verletzen wollte und auch dachte, damit endlich meine Zweifel an der Beziehung zu beseitigen und mich endlich vollends auf ihn einzulassen. Wir haben so dann in Dänemark im kleinen Kreis geheiratet, und ich fand es wunderschön. Ich war danach wirklich richtig glücklich und hatte das Gefühl, für mich Frieden mit meinen Zweifeln geschlossen zu haben.
Für meinen Mann jedoch fingen dann die Zweifel an. Das nächste Thema war dann nämlich die Kinderfrage, für die ich absolut noch nicht bereit war (ich war gerade mitten in der Examensvorbereitung für mein 1. Juristisches Staatsexamen), die er mir aber auch nicht deutlich mitgeteilt hat. Es kam immer wieder so am Rande auf, aber ich habe es vehement abgeblockt, da ich dafür auch einfach nicht den Kopf frei hatte. Darüber hinaus wusste mein Mann von Anfang an, dass Kinder nicht unbedingt zu meiner Zukunftsplanung gehörten. Er hat sich dann die letzten Monate immer weiter zurückgezogen und über unsere Zukunft und die Beziehung an sich nachgedacht, ohne mit mir zu sprechen. Schließlich kam er zu dem Entschluss, dass er so nicht weitermachen möchte. Als Gründe nannte er, dass wir uns zu weit auseinander gelebt haben (ich hatte infolge der Examensvorbereitung wirklich wenig Zeit), das zwischenmenschliche Verhältnis fehlt (das, was ich als Fehlen bezeichnet habe) und wir mittlerweile unterschiedliche Zukunftsvorstellungen haben (er will jetzt Kinder, ich will noch 2. Staatsexamen usw.).
Das, was mich daran so fertig macht, ist, dass er kaum mit mir geredet hat. Der Monat August war für uns beide wirklich schrecklich, da wir beide wussten, irgendetwas stimmt nicht, aber er sich auch nicht so richtig getraut hat, mir seine Gedanken zu offenbaren. Mitte September kam er dann von einem Wochenende bei einem Freund zurück und meinte, er sei so nicht mehr glücklich und dass er die Beziehung nicht mehr fortsetzen könne. Die Gefühle seien einfach nicht mehr so da, wie sie sollten und die ganzen oben genannten Gründe.
Ich habe dann angeboten, erstmal zu meinem Vater zu ziehen. Die Tage zuvor hatte ich auch viel über uns nachgedacht und habe für mich bemerkt, dass es so tatsächlich nicht weitergeht, weshalb ich der Trennung zugestimmt habe, obwohl ich bereit wäre, daran zu arbeiten.
Nun hat sich die Situation so eingependelt, dass er im Haus geblieben ist (das ist das geerbete Haus seiner Eltern) und ich nun in 1,5 Wochen in eine neue Wohnung kann (bin also noch bei meinem Vater). Wir haben noch mehrmals versucht (zumindest ich), miteinander zu sprechen, aber er lässt momentan nichts an sich heran. Ich habe das Gefühl, dass er sich förmlich eingeredet hat, dass die Trennung das Richtige sei. Das sagt er auch immer vor sich hin wie ein Mantra, als müsse er sich selbst überzeugen. Unser ganzes Umfeld versucht, irgendwie mit ihm zu sprechen, aber er macht total zu. Allerdings fängt er auch jedes Mal an zu weinen, wenn er mich sieht, weil dann die Gefühle in ihm hochzukommen scheinen.
Ich selbst leide sehr unter dieser Trennung und habe nun auch schon angefangen, mir therapeutische Hilfe zu suchen. Für mich ist es nicht nur er, der weg ist, sondern auch das ganze Umfeld (Haus, seine Familie usw) und die Zukunft, die ich mir so langsam mit ihm ausgemalt habe. Was besonders schmerzt, ist, dass er mir nun direkt sagt, dass er sich auf die Suche einer neuen Partnerin macht, da er ja auch mit dem Kinderkriegen nicht mehr so lange warten möchte. Das ist echt ein Schlag ins Gesicht.
Ich habe aber auch das Gefühl, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. Er scheint in einer Art Midlife-Crises zu stecken, da er sich totale Sorgen darum macht, wie es für ihn im Leben weitergeht. Und ich bin ihm auch schon entgegen gekommen, da ich ihm gesagt habe, dass ich mir in 2-3 Jahren Kinder vorstellen könnte. Davon wollte er aber nichts wissen, er hat sich total auf die Trennungsgründe versteift. Dennoch merkt unser gesamtes Umfeld ihm an, dass er todtraurig ist und sich eigentlich gar nicht sicher zu sein scheint. Er hat mir in einem unserer jüngeren Gespräche sogar gestanden, dass er furchtbare Angst davor hat, diese Trennung irgendwann zutiefst zu bereuen.
Ich selbst bin mittlerweile zum Glück schon an einem Punkt, an dem ich mir selbst sage, dass ich mich nicht selbst und meine Zukunftspläne für ihn aufgeben kann und mich erstmal selbst weiterentwickeln will (ich bin ja gerade erst 27!). Auch verspüre ich eine gewisse Erleichterung, da er tatsächlich immer sehr viel Druck auf mich ausgeübt hat (Haus, Heirat, Kinder), obwohl ich noch mitten im Studium und eigentlich noch gar nicht bereit war.
Gleichzeitig nagt aber noch dieses Gefühl an mir, nicht alles zur Rettung der Beziehung getan zu haben, gerade weil er mit mir erst bei der Trennung so richtig über die Probleme gesprochen hat, über die er sich Gedanken gemacht hat. Für ihn ist das alles schon abgehakt, für mich aber keinesfalls. Kennt einer dieses Gefühl? Ich weiß, dass ich mir nicht alleine die Schuld oder das Scheitern der Beziehung aufbürden sollte, aber dennoch ist dieses Gefühl unerträglich.
Mich würde es interessieren, was ihr zu diesem Thema zu sagen habt und freue mich über jegliche ehrliche Antworten!
18.10.2019 14:25 •
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