Hallo zusammen,
ich bin seit einigen Monaten stille Mitleserin und das Forum hat mir vielfach geholfen meine Gedanken und Gefühle mit der Realität in Einklang zu bringen. Seit heute bin ich wieder ganz unten und bin gefühlsmäßig wieder dort angekommen, wo ich im letzten Sommer zur gleichen Zeit war.
Hier zu meiner Geschichte: Ich bin 58 Jahre alt und mit meinem Mann (60) seit 34 Jahren verheiratet. Er ist seit 20 Jahren selbstständig und führt, zusammen mit einem Partner, eine Firma mit 22 Angestellten. Als mein Mann sich selbstständig machte, haben wir einen Ehevertrag abgeschlossen, der sehr zu meinem Nachteil verfasst ist. (Hierbei werde ich anwaltlich vertreten.) Gleichzeitig haben wir damals eine Grundstücksübertragung vereinbart, unser gemeinsames Haus wurde auf mich überschrieben, allerdings wurde vereinbart, dass bei einer Trennung, mein Mann die hälftige Übertragung zurück verlangen kann.
Ich war zu diesem Zeitpunkt 3 x wöchentlich vormittags als Reinigungskraft in einem Haushalt beschäftigt und nachmittags 2-3 x wöchentlich als Minijobberin in einer Grundschule als Übermittagbetreuerin tätig. Offiziell war ich Hausfrau. Mein Studium habe ich nach der Geburt unseres 2. Kindes abgebrochen. Mein Mann und ich haben insgesamt 5 Kinder. Mein jüngster Sohn war zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz 3 Jahre alt und so konnte ich ihn nachmittags mit zur Arbeit nehmen. An drei Vormittagen besuchte er einen sog. Vorkindergarten. Manchmal war es schwer für mich Kinder, Familie, Haushalt und Garten zu bewältigen, mein Mann hat oft bis 22:00/23:00 Uhr gearbeitet, aber wir haben zusammengehalten, auch wenn es mal finanziell eng wurde, Probleme mit den Kindern, unseren Eltern (Krankheit meiner Mutter und plötzlicher Herztod meines Vaters) oder in der Familie aufgetreten sind (Suizid des Bruders meines Mannes und von 3 weiteren Cousins meines Mannes innerhalb von 2 Jahren). Wir waren uns gegenseitig eine Stütze, haben uns gehalten, zusammen geweint, gelacht und geliebt. Irgendwann ging es uns finanziell immer besser (das Haus ist in ca. 2 Jahren abbezahlt), die Kinder beendeten ihr Studium oder ihre Ausbildung und die beiden ältesten Kinder zogen aus, da beschloss ich mit Anfang 40 ebenfalls mein Studium zu beenden. Nachdem ich dies geschafft hatte (neben dem Haushalt hatte ich zusätzlich zum Studium noch 2 Putzstellen zwecks Finanzierung des Studiums) begann ich mit 49 (!) Jahren endlich meine Ausbildung/Referendariat an einer Gesamtschule in unserer Nachbargemeinde. Zuvor hatte ich dort als Vertretungslehrkraft in Vollzeit gearbeitet. Nach dem Referendariat begann ich nochmals ein Studium, um mich als DaZ-Lehrkraft zu qualifizieren. Im Sommer 2019 war es überstanden. Seit einigen Monaten verspürte ich unerträgliche Unterleibsschmerzen. Ich war damit 9 x beim Arzt (u.a. 3x bei meinem Gynäkologen und 4 x beim Urologen).
Nichts konnte man feststellen. In den Sommerferien konsultierte ich einen Hautarzt, der nach einer Biopsie ein aggressives HPV-negatives Vulvakarzinom feststellte. Insgesamt bin ich 10 x operiert worden. Die letzte Operation (bei einem plastischen Chirurgen zwecks „Rekonstruktion“) fand letztes Jahr im April statt. Seitdem geht es mir körperlich viel besser und seit mehr als einem Jahr kann ich auch wieder ohne Rollator laufen. Ich bin jedoch zu 90% schwerbehindert. Nach den ersten 5 Operationen erfolgte eine Radio-Chemotherapie, die ich mehr als schlecht vertragen habe. Danach befand ich mich in Reha. Als ich im Frühjahr 2020 wieder nach Hause kam, war alles anders. Ich durchlöcherte meinen Mann mit Fragen über Fragen. Er zog sich immer mehr zurück und schob sein Verhalten und seine ständige Abwesenheit und Gefühlskälte auf beruflichen Stress und Corona. Monatelang habe ich ihn angebettelt, mir die Wahrheit zu sagen, da ich doch spüren würde, dass es eine andere Frau gebe. Er schrie mich immer nur an, was ich ihm unterstelle und dass er sich das verbitte. Im Januar 2021 wurde mir ein weiterer befallener Lymphknoten entfernt und zwei Monate später wurde ich erneut am Unterleib operiert. Trotz Corona bestand mein Mann an diesem kalten verregneten Märztag darauf, eine eineinhalb stündige Fahrt zu mir ins Krankenhaus aufzunehmen, weil er dringend mit mir sprechen müsse. Ich wartete voller Angst auf ihn. Als er kam gestand er mir, dass er eine Affäre gehabt habe und er nicht mehr weiter wisse. Irgendwann gestand er mir auch, dass es die Frau war, die ich nunmehr seit eineinhalb Jahren in Verdacht hatte. Die beste Freundin unserer Nachbarin, die die Affäre die gesamte Zeit über unterstützt, Treffen vereinbart und mich „abgelenkt“ hatte. Ich lag verwundet, frisch operiert, breitbeinig auf einem speziell gepolstertem „Luftbett“ , vollgedröhnt mit Schmerzmitteln und fiel ins Bodenlose. Irgendwann fing ich an zu weinen, küsste seine Hände vor Erleichterung (?), dass endlich die Wahrheit ausgesprochen war. Er küsste mich, versicherte mir, wie sehr er mich liebt und dass jetzt alles wieder gut wird. Leider ging sein Doppelleben weiter und er beendete die Affäre erst drei Monate später im Juni 2021. Doch niemand hatte mit der Hartnäckigkeit der anderen Frau gerechnet. Wir flogen im Juli zusammen in Urlaub, dann waren wir im September noch mal zusammen im Urlaub und ab da spürte ich, dass er sich wieder zurückzog. Ich wurde zu einem Wrack, körperlich und seelisch. Einige Zeit später überkam mich eine lebensbedrohliche Sepsis, von der ich mich erst im Januar/Februar 2022 langsam erholte. Er wollte fast nichts mehr mit mir zu tun haben. Bald darauf begann unsere Ehetherapie. Es war ein Witz. Er putze mich nur herunter, mit Worten wie „bekloppte, narzisstische Borderlinerin“, er habe Angst vor mir, wir stünden nicht auf Augenhöhe ….
Ich war vollkommen fertig und überfordert und brach die Therapie ab. Er ging weiterhin noch einige Male dorthin. Mir erzählte er, dass er ein Recht auf die andere Frau habe, da ich so „gefährlich“ sei. Er und die andere haben immer wieder gehofft, ich würde sterben, aber selbst das würde ich nicht hinbekommen. Ich war so blöd und habe wieder nur gebettelt, er soll wieder gut zu mir sein, da ich ihn über alles liebe. Ich liebe ihn wirklich. Wir hatten wunderschöne Jahre bis dahin. Wir rauften uns zusammen und flogen erneut auf „unsere“ Insel. Der Urlaub war wunderschön, voller Innigkeit, Liebe und Vertrautheit (obwohl ich wusste, dass es SIE wahrscheinlich immer noch gibt). Das nächste Jahr verging, mit Höhen und Tiefen, bangem Hoffen, dass wir uns wiederfinden. Im letzten Sommer 2023 wurde es unerträglich. Fast täglich Streit. Durch einen Zufall bin ich dahinter gekommen, dass sich mein Mann ein weiteres „geheimes“ Konto zugelegt hatte und er darauf sehr viel Geld deponiert hatte. Ich war zutiefst unsicher, enttäuscht und traurig und sprach ihn einige Wochen später ängstlich darauf an. Er stand vom Tisch auf, schrie mir entgegen, wie unerträglich ich sei, eine boshafte Spionin, ging zur Tür raus und war verschwunden. Ich sah und hörte monatelang nichts mehr von ihm. Ich wusste nicht wo er war, ob es ihm gut ging. Ich war vollkommen verzweifelt. Nach einigen Wochen meldete er sich bei einem unserer Söhne. Irgendwann im Herbst letzen Jahres holte er seine Sachen und weg war er. Er forderte mich über seine Anwältin auf das Haus zu verlassen, da seine Lebensgefährtin und er ein berechtigtes Interesse daran haben, gegenüber von ihren besten Freunden zu wohnen.
Gleichzeitig wurde ich aufgefordert ihm das Haus zurück zu überschreiben, dann forderte er Unterhalt von mir, da er seit Dezember 2023 nur noch als kleiner Angestellter in seiner eigenen Firma tätig sei und er flog mit IHR auf „unsere“ Urlaubsinsel. Ich konnte nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, meine gesamtes Ich war vernichtet. Diese Frau parkte ihr Auto vor meiner Einfahrt und besuchte ihre Freundin, meine Nachbarin (die mich seitdem ignoriert) und im Dorf schlecht über mich redet, dass ihre Freundin es endlich geschafft hat, meinen armen vor mir zu retten. Ich war monatelang so krank, dass ich zeitweise arbeitsunfähig war. Ganz langsam bin ich mit therapeutischer Hilfe wieder aus meinem tiefen Loch herausgekommen. Es ging mir noch nicht gut, aber ich schaffte meinen Alltag. Mir war klar, dass meine unzähligen Fragen unbeantwortet bleiben werden. Ich habe verziehen und muss mir auch vieles verzeihen. Auch ich habe Fehler gemacht, an denen ich arbeite. Ich habe angefangen loszulassen und in Dankbarkeit und voller auf unsere Ehe zurückgeblickt. Dann kam Anfang Juni eine 3-seitige Email von meinem Mann. Er will zurück zu mir. Er kam mich besuchen und ich habe ihm ganz klar gemacht, dass ich nicht mehr kann, dass es mir langsam besser geht und ich gut ohne ihn zurecht komme. Daraufhin hat er „Fahrt aufgenommen“, hat mir fast täglich seine Liebe geschworen. Nach 3 Wochen bin ich wieder in mein altes Muster gefallen, habe mich küssen lassen, ich war voller Hoffnung, wollte hier eine „Mutmach-Geschichte“ schreiben, für alle geschundenen Seelen, die auf ein „Ex zurück“ hoffen. Er war gestern, vorgestern und vorvorgestern hier, wir haben Zukunftspläne geschmiedet, haben darüber gesprochen, wie wir uns langsam wieder annähern und uns vertrauen können. Er wollte heute Mittag kommen, ich habe gekocht und gebacken. Heute Nachmittag ruft er mich an und sagt mir, dass er in der vergangenen Nacht mit IHR Schluss gemacht hat. Sie kam betrunken von einer Party. Sie hat ihm „die Hölle heiß gemacht“ und ist irgendwann in ihre Wohnung gefahren. SIE ist ein paar Jahre älter als mein Mann. Er schimpft immer über SIE. Aber ich bin mir immer unsicher. Wahrscheinlich schimpft er bei IHR über mich.
Nunja, er sagt mir am Telefon, dass SIE am Morgen noch mal zu ihm nach Hause gekommen ist und SIE mal wieder eine Riesenszene gemacht hat. Nun sei sie endlich weg und er sei auf dem Weg zu mir. Zwanzig Minuten später ruft er erneut an und er sagt mir, er komme nicht, habe auf dem Weg zu mir gedreht und sei jetzt bei ihr. Er würde sich den Rest seines Lebens nach IHR verzehren und dann legt er auf. Ich war so blöd und habe mehrmals versucht ihn anzurufen, habe ihm Nachrichten geschrieben. Keine Reaktion. Ich weiß nicht, wie ich diesen langen Text schreiben konnte, stehe vollkommen unter Schock.
Vielleicht kann mir jemand helfen? Was ist passiert? Liebt er mich wirklich nicht? Wollte er mich nur noch einmal „testen“ und „warmhalten“. Seine Affäre geht jetzt seit 4 Jahren und 10 Monaten. Ich habe alles geduldig ertragen, er zahlt keinen Unterhalt. Die Sache liegt bei Gericht. Ich habe vor 4 Wochen meine Anwältin gebeten, alles auf Eis zu legen, ich weiß nicht mehr weiter. Ich kann nicht mehr. Ich ertrage es nicht mehr. Ich weiß nur, dass ich IHN wirklich liebe. Ich brauche IHN nicht, aber ich will IHN. Mein Herz schreit nach ihm.
Bitte helft mir.
Danke fürs Lesen.
05.08.2024 00:01 •
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