Zitat von Nana-Liz: Ich hatte gedacht, dass es ausreicht einmal die Woche zum Therapeuten zu gehen und zu erzählen, wie furchtbar es mich als Opfer getroffen hat. Jedoch ist das keineswegs der Weg in die Heilung. Gibt es überhaupt eine Heilung?
Mag sein, der Weg zum Therapeuten hilft, aber wenn Ihr immer noch deine Opferrolle durchkaut - dann kann es dich auch hindern, ausbremsen.
Ja - Heilung ist möglich, aber Narben werden bleiben.
Nicht dein Mann entscheidet, ob oder wann er zurück kommt, sondern du!
Einzig allein Du!
Was dir in all den Jahrzehnten abhanden kam, ist das bestätigte Wissen, das Beziehung normal zur Gänze anders läuft. Du hast dich eingeigelt, in seine Ist-Situation. Du hast nicht aufbegehrt, dich nie gewehrt oder zu wenig, dein Weg zur Harmonie immer die Unterwerfung war, weil - und ich kenne das leider auch sehr gut, er sonst ungenießbar wurde - über Wochen / Monate.
Und wenn du eingelenkt hast, konnte er binnen Sekunden, den Mann durchscheinen lassen, in den du dich verliebt hast.
Die Opferrolle ist ne fiese Rutschpartie, weil wenn du dich da eingegroovt hast, kommst du schlecht von los. Ja - du hast manches zugelassen, aber du hattest auch ein Ziel vor Augen - welches nur nie zu erreichen war. Man muss in die Akzeptanz kommen, das man auch zu einem gewissen Anteil Mitursache war.
Er hat dich über 5 Jahre betrogen, belogen und bestimmt noch einiges mehr, was du noch nicht als negativ aufnimmst, weil sonst dein Weltbild chrasht. Es wird Zeit, ihn als den Wurm wahrzunehmen, der er ist - und nicht als den zu sehen, zu dem Du aufblicken sollst.
Er ist kein strahlender Held, er ist kein Retter in der Not, er ist ein gut sechzigjähriger Teenager im Flegelalter. Er bekommt Trotzanfälle, wie ein Pubertier.
Und du gibst statt der Ehefrau mit der Teigrolle in der Hand - die einfühlsame Mutti, aber wer will schon mit seiner Mutti - ne Ehe führen.
Du nimmst Alles hin, was er dir zwischen die Beine wirft - weil?
Glaubst du, so stellt sich Harmonie ein?
Oder Respekt?
Der Weg zur Heilung ist steinig, weil du lernen musst, für Dich einzustehen - niemand sonst tut das für dich. Du willst, das er dich wahrnimmt, wo er doch die letzten 2 Jahrzehnte über Dich hat hinweg entschieden, Friss oder stirb, du hast dich immer für das erstere entschieden.
Er wird dich erst wahrnehmen, wenn du dich fest gegen den Wind stemmst, den er verursacht. Wenn du Dich wehrst. Wenn du zurück beißt - und das Beste dabei - wenn du nimmer kuscht und umfällst. All die Ehejahre, hast du dich selbst klein machen lassen und Dich selbst auch klein gemacht, nach gegeben um des lieben Friedens Willen - ist doch so oder?
Und akzeptiere seine Entscheidung, das er mit seiner Dulcinea in den Sonnenuntergang reiten will, in einer kleinen 2-Raum-Wohnung, statt Haus, mit Balkon statt Garten.
Komm aus der selbstgewählten Opferrolle raus - und nimm dein Leben in die Hand - du entscheidest, wie du Dich fühlen willst.
Führe den Kampf deines Lebens - mit deinen Waffen. Es geht um nichts weniger als dein Leben. Deine, dir noch bleibende Zeit. Keiner weiß, wann es ein Ende hat - aber bis dahin, möchte man doch schon so leben, das es Spaß macht. Das Einem die Sonne scheint, obwohl es nebelt oder tröpfelt.
Du hast das Beste aus dieser Ehe doch bei dir, fünf Kinder. Denen Du beibringen kannst, das Kuschen keine Option ist, für Glück - und Liebe.
Er darf gern glauben, das er das bessere Leben nun führt, lass ihn in dem Glauben. Du weißt, tief in dir drin, das dein Leben reicher ist - als seines je sein wird. Du hast deine Familie an deiner Seite, Freunde, die dir beistehen, das Forum, das dich zurecht rückt, wenn du schwankst, ne Therapeutin, die dich entrümpelt und staubsaugt - und was hat er?
Schau genau
Er muss die neue Frau an seiner Seite in den Zustand bringen, das sie ihn Alles glaubt, absolut Alles. Und ihn dafür bewundert. Mit lachenden Augen - statt mit den Falten, die es mit sich bringt, wenn man über 2 Jahrzehnte mit ihm leben musste.
Er wird sich nicht ändern, er ist schon gut 60 Jahre so, wie er eben ist. Zumal er auch keinen Bedarf wahrnimmt - warum er sich ändern sollte. Statt dessen tauscht er munter alle Beteiligten aus - als das er sich ändert, kein Jota.
Wenn du genauer hinschaust - wirst du bestimmt Gegebenheiten finden, die er bei dir ähnlich praktizierte. Mir jedenfalls ging es so - und ich hab gelacht, weil der Kelch nun an Zimtschnecke geht - und nicht an mich. Auch ein befreiender Gedanke - ich muss mich nun nicht mehr um seine schreckliche Mutter kümmern, wenn sie älter und gebrechlicher wird, aber ihre Giftzähne immer noch in jede Hand schlägt. die helfend einwirken will.
Ich kann mich zurück lehnen - und das Schauspiel genießen.
Klar ist aber auch - Zwanzig, Dreißig Ehejahre streift man nicht binnen weniger Jährchen ab - und es wird Rückschritte und Rückfälle geben, aber lass Dich nicht entmutigen. Seine Anwesenheit machte Dich krank, seine Abwesenheit lässt dich gesunden.
Achte auf Dich. Was nicht gut tut - kann weg.
Ohne Ausnahme.