6

Trennungsgründe - Zärtlichkeit, Alk & Kommunikation?

O
Ich bin gerade dabei, mich zu trennen. Oberflächlich, auf den ersten Blick, bin ich die, die geht. Aber ich hätte viel lieber die Beziehung gerettet. Deshalb fühl ich mich auch ein bisschen als würde er mit mir Schluss machen. Für mich ist entscheidend: das, was ich von ihm möchte - dass er aufhört sich zu zerstören (mit Alk) - kann/will er nicht tun. Vernunft und Freunde sagen: es hilft nur gehen. Mein Ex sagt dagegen, ich würde jetzt nur alles auf den Alk. schieben.

Er sieht das Problem darin wie wir kommunizieren/kommuniziert haben... und er hat damit nicht unrecht. Wir haben viel nur per Messenger, E-Mail etc kommunziert; sind in der Beziehung viel getrennte Wege gegangen (was ich auch positiv fand: sich diese Freiheit zugestehen und vertrauen).

Auch muss ich sagen dass bei Versuchen mit ihm zu kommunizieren auch nicht so richtig viel rausgekommen ist. Er macht/sagt lieber nichts als einen Fehler zu machen. Entweder ich habe Kommunikation angestoßen/Lösungen vorgeschlagen, oder es passierte nichts.

Siner Diagnose, dass wir kommunikationsmäßig Mist gebaut haben stimme ich zu (ich muss mir einen Schubs geben um Gespräche anzufangen, aber ich kann es inzwischen, trotzdem neige ich zu viel zum schreiben statt reden) - aber das ist doch nur ein Schwachpunkt von uns und von der Beziehung, und für sich genommen kein Trennungsgrund, oder?
Das mit dem besser kommunizieren hätten wir ja auch im Laufe der Beziehung gemeinsam verbessern können...

Nachdem S. nicht so lief, dass beider Bedürfnisse halbwegs getroffen wurden, habe ich ihn mal zu einem Tant. mitgenommen. Ich war echt positiv überrascht, dass er mitkam (auch wenn er nicht viel mitgemacht hat, weil es ihm oft zu esoterisch oder zu emotional war), und es gab eine kleine Annäherung dadurch, aber keine Lösung.

Ich hab immer wieder im Bett versucht ihm zu erklären, wie ich funktioniere, aber so richtig geändert hat sich nichts. Manchmal hatte ich das Gefühl, er spult da ein Programm ab, und kann sich nicht umstellen. Gemeinsame Höhepunkte gab es nach der Anfangsphase nicht mehr, sondern es lief wenn überhaupt dann so, dass ich irgendwann erschöpft abgebrochen habe (z.B. wenn ich Schmerzen bekam) und er den Rest übernahm.
Anfangs hat es mir noch Spaß gemacht, bei ihm Hand anzulegen, aber im Laufe der Zeit kam ich mir immer mehr nur noch als onan. vor. Er meinte mal, die langen Jahre des Singleseins hätten wohl ihre Spuren hinterlassen, und er bräuchte jetzt eine bestimmte Form von Stimulation. Ich sah ein Problem auch darin, dass er wenn wir S. hatten nie wirklich nüchtern war (auch nicht grad ein Kompliment, oder?) - und Alk. dämpft ja nun mal Empfindungen. Auf dem Ohr war er allerdings taub. Meine Bitte, mal nüchtern S. zu haben um zu sehen ob das hilft, konnte/wollte er wohl nicht erfüllen.

S. war dann also anstrengend und frustrierend, und ich bin dem dann immer mehr aus dem Weg gegangen (was nicht schwer war, da er ja nicht die Initiative ergreift) und unser S. ist eingeschlafen. Wir hattn immer noch kleine Zärtlichkeiten im Alltag, haben uns umarmt etc.

Es war nicht ideal, aber ich bin kein Mensch mit einem superausgeprägten S. (und er wohl auch nicht), deshalb haben wir uns auf andere Dinge konzentiert, und es lief so freundschaftlich vor sich hin. Ich hätte damit ehrlich gesagt leben können. Ich meine, als Single hatte ich auch keinen besseren S.:P und ich find S. auch nicht so wichtig. Wenn es klappt, schön, aber wenn nicht, keine Katastrophe. Immerhin gingen wir lieb miteinander um, hatten uns gemeinsam total schönes Zuhause eingerichtet, und haben gemeinsame Interessen und eine gemeinsame Wellenlänge.

Der Grund weshalb ich dann irgendwann doch die Beziehung in Frage gestellt habe, war der Alk. Als wir uns kennengelernt haben und noch getrennt wohnten, schien er Genusstrinker zu sein. Definitv an der Grenze zum Alk. (Zitat seiner Ex) aber noch noch nicht drüber. Er war diesbezüglich selbstkritisch, und immer vernünftig und verlässlich, wäre also z.B. nie Auto gefahren, und auch nie ausfällig, menschlich unangenehm oder sowas.
Natürlich hat es mir ein bisschen Sorgen gemacht, aber ich hab ihm zugetraut, dass er das Ruder herumreisst, falls es mal problematisch wird. Darin hatte ich mich allerdings geirrt.

Im Laufe der Beziehung stellte sich heraus, dass er durchaus voller Alk. ist (oder es wurde?) und es nicht mehr im Griff hat. Jeder Tropfen der unbewacht herumsteht verschwindet. Versuche weniger zu trinken hielten vielleicht 2 Wochen an, dann rutschte er zurück. An diversen Stellen im Haus /Geände häuften sich leere Weinflaschen (ich hab hunderte davon ensorgt; und das sind nur die, die er nicht anderweitig schon selbst entsorgt hat), darunter auch immer wieder leere Schnapsflaschen. Es kamen immer mehr Lügen, zur Trinkmenge, und fingierte Beratungstermine, etc.

Therapie kommt für ihn nicht in Frage, da er mit Psychologen nichts anfangen kann, und er würde zwar irgendwie gerne nicht abhängig sein, er ist aber auch nicht wirklich willens, ohne Alk. zu leben - er funktioniert ja, im Job, und wird von vielen Bekannten (Freude hat er eher nicht) bewundert wegen seiner Fähigkeiten (er ist extrem intelligent und belesen, und macht alles was er anfängt 100%ig). Es ist auch schon anderen Leuten aufgefallen dass er trinkt (man sieht es ihm inzwischen an).

Ich hab versucht ihn zum Nachdenken zu bekommen, und dazu eine Behandlung zu machen, aber die Motivation bei ihm ist halt einfach nicht da. Anscheinend haben sich seine 2 Exfreundinnen auch schon die Zähne daran ausgebissen. Ich war die einzige, vor der er das Problem zumindest als solches anerkannt hat, und er gelobte ein paar Mal Besserung und bat mich auch mal, nicht zuzusehen sondern was zu sagen wenn er trinkt, und er ging 2x (nach reichlich Anschieben) in eine Selbsthilfegruppe, aber die Energie hat schon wieder nachgelassen. Die Motivation hatte er immer nur nach einem größeren Krach.

Momentan trinkt er wieder wie er Lust hat... weil er hartnäckig meint die Beziehung wäre ja eh hinüber (so nach dem Motto dann brauch ich mir jetzt auch keine Mühe mehr zu geben). Ich würde sie viel lieber retten, aber ich zwinge mich rational zu sein, dass die Chancen bei bei einem nicht motivierten Alki schlecht stehen und ich mich in Sicherheit bringen muss bevor es richtig schlimm wird (man sieht ja schon dass sein Körper anfängt es nicht mehr zu vertragen).
Ich hab ihm versucht zu erklären dass ich unsere Beziehung ansonsten für erhaltenswert gehalten habe (bzgl. der vorhandenen Probleme hätte man ja was unternehmen können), aber es kommt nicht bei ihm an. Dass für mich die Beziehung primär nur wegen dem Alk wirklich ohne Zukunft ist scheint er nicht zu akzeptieren, für ihn scheinen die Kommunikationsprobleme der eigentliche Trennungsgrund und er meint, dass ich den Alk jetzt nur vorschiebe.

Ich schwanke zwischen: naja, ein bisschen hat er ja recht... und dann denk ich mir wieder, dass er diese Erklärung halt bevorzugt, weil sie ihm einen Grund liefert, ungestört weiter zu trinken.... Ich meine, wenn S./Kommunikation für mich wirklich das entscheidende Problem wäre, dann würde ich das doch selbst am besten wissen, dann hätte ich doch auch viel früher schon mal über eine Trennung nachgedacht, und nicht erst, nachdem mir gute Freunde sagen, dass ich reagieren muss bzgl. seinem Alk-Konsum.

Diese sch.... Zweifel belasten mich.

Wie wirkt die Geschichte auf andere?

23.11.2015 13:16 • x 1 #1


I
Zitat:
Wie wirkt die Geschichte auf andere?


leider aussichtslos.

23.11.2015 13:27 • x 1 #2


A


Trennungsgründe - Zärtlichkeit, Alk & Kommunikation?

x 3


H
Hallo outoftown76,

du kannst ihm nicht helfen, sondern nur er kann sich selbst helfen, in dem er sich professionelle Hilfe von aussen holt und auch krankheitseinsichtig ist, denn Alk. ist eine Sucht und eine Krankheit. Die Alk. müssen erst ganz unten sein, erst dann sind sie in der Lage, ihre Situation einzuschätzen und den richtigen Weg zu gehen. So ist es bei allen Suchterkrankungen.
Ich kenne das von der Magersucht meiner Tochter. Ich konnte sie nicht zum Essen zwingen. Erst als sie schon ganz unten war und der Arzt ihr noch drei Wochen Überlebenschance gegeben hatte (die Organe waren alle bereits am Limit), da ist sie von allein aufgestanden und hat erfolgreich dagegen angekämpft.

Du machst genau das richtige, in dem du dich schützt, auch wenn es dir schwerfällt.

Ich drück dich und wünsche dir viel Kraft.
Hoffnung 64

23.11.2015 13:53 • x 1 #3


Tiefes Meer
Hallo outoftown,

wie geht es Dir inzwischen ?

Zitat:
Ich schwanke zwischen: naja, ein bisschen hat er ja recht... und dann denk ich mir wieder, dass er diese Erklärung halt bevorzugt, weil sie ihm einen Grund liefert, ungestört weiter zu trinken.... Ich meine, wenn S./Kommunikation für mich wirklich das entscheidende Problem wäre, dann würde ich das doch selbst am besten wissen, dann hätte ich doch auch viel früher schon mal über eine Trennung nachgedacht, und nicht erst, nachdem mir gute Freunde sagen, dass ich reagieren muss bzgl. seinem Alk-Konsum.

Diese sch.... Zweifel belasten mich.


Solange er trinkt, gibt es keine Chance auf dem Feld S./Kommunikation etwas zu verbessern.
Der Alk nimmt ihm den Zugang zu sich selber
Wer vernebelt im Kopf ist, nimmt sich selber nicht wahr
Alk hilft, alle Probleme zu verdrängen
Die, die man mit dem Partner hat genauso wie die, die man mit sich selber hat

Deshalb ist es im Grunde genommen gleichgültig, ob nur S./Kommunikation bei Dir den Ausschlag geben oder der Alk-Konsum an sich. Das eine ist ohne das andere nicht zu lösen.

Natürlich sieht ein uneinsichtiger Alki das anders
Weil sein bester Freund die Flasche ist
und er den Preis, den er für diesen besten Freund bezahlt, nicht wahrhaben will.
Solange er trinkt wird er bestreiten, dass dieser Preis existiert
Die Tatsache, dass er noch funktioniert, nimmt er als Beleg dafür,
dass ihm der Alk. nichts anhaben kann
dass er alles im Griff hat

Doch in Wirklichkeit kann er sich im wahrsten Sinne des Wortes
nicht mehr nüchtern betrachten
und das versperrt ihm den Weg
für seine Weiterentwicklung

Es tut mir so sehr leid für Dich, wie sich diese Beziehung entwickelt hat.
Vieles von dem, was Du schreibst, kenne ich aus eigenem Erleben
Dieser sehr eingeschränkte S.
Der Umgang damit.
Die eingeschränkte Kommunikation
Das Bemühen, sie immer wieder mal anzuschubsen.
Das Arrangieren
Der Blick auf das, was man trotz alledem an der Beziehung schätzt

Ich finde es bewundernswert, dass Du es geschafft hat, an der Reißleine zu ziehen.
Weil das, was Dein Kopf Dir sagt, richtig ist.
Doch was der Kopf sagt, ist schwer umzusetzen, wenn das Herz sich in eine andere Richtung sehnt.

Deshalb frage ich mich, ob Du es geschafft hast, Deine Entscheidung weiter durchzuhalten.
Oder ob das Schwanken, die Hoffnung zu gross waren ?

Liebe Grüsse

09.12.2015 12:43 • x 1 #4


O
Tiefes Meer , vielen lieben Dank für deine Antwort, tat sehr gut zu lesen.

Ich ziehe auf jeden Fall aus - egal wie's läuft, ich will mich so unabhängig wie möglich machen. Am Freitag hab ich einen Besichtigungstermin für ein Häuschen das in mein Beuteschema passen würde, und es wäre finanzierbar. (Er weiß das alles auch.)

Andererseits ist bei ihm jetzt doch ankommen, dass für mich wirklich nur der Alk ein endgültiger Trennungsgrund ist.
Er kam zu dem Schluss, dass er anfangs die falsche Einstellung hatte (zu erwarten dass erst die Probleme weg sein müssen damit er nicht er nicht mehr saufen muss) und dass es nur umgekehrt geht (um uns und S. geht's noch nicht, anderer Job und depressive Grundstimmung sind dringender).
Das ist mehr als ich ihm zugetraut hätte.
Wir hatten mehrere sehr offene Gespräche. Ich hab ja selbst Therapieerfahrung, hatte aber nie viele Details erzählt, weil das lange vor seiner Zeit war. Jetzt habe ich mehr davon erzählt - auch in der Hoffnung, dass es ihm den Schritt erleichtert. In den 2 Wochen waren wir uns näher als vorher in 2 Jahren.

Angesichts der Entwicklung ist es für mich schwer, nicht Hoffnung zu schöpfen...

Wenn ich mich etwas mehr distanziere, seh ich aber auch:
An dem Punkt, dass stationärer Entzug, Therapie und Abstinenz in Frage kommen ist er nicht. Also auch im günstigsten Fall, falls er im Großen und Ganzen dran bleibt, kann ich mich wohl auf Jahre einstellen, Rückfälle natürlich inklusive.

Deshalb komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass jetzt auszuziehen das Richtige ist.
Falls er abstürzt dann hab ich wenigstens nur ein Problem (einen lieben Menschen verlieren), aber zumindest hängt nicht auch noch meine Existenz an seiner.

Falls er dran bleibt, wird es trotzdem eine anstrengende Zeit für beide, und ich werd froh sein dass ich mich zurückziehen kann wenn's zu viel wird.

Und schließlich kann niemand von uns wissen, wie er sich so als Mensch entwickeln wird/würde, ohne Alk. Ich glaub in dieser Zeit nicht gemeinsam zu wohnen reduziert auch eher den Druck.

09.12.2015 17:40 • x 1 #5


I
hallo out of town.

ein kurzes Update wäre schön!
da ich schon lange nichts mehr von dir gehört habe, würde ich gerne mal gerne wissen, wie du die trennung überstanden hast.
Wie geht es dir nun? Habt ihr noch Kontakt?

LG

11.06.2016 12:03 • #6


O
Die aufkeimende Hoffnung auf Änderung hatte ich recht bald nachdem ich das oben geschrieben hatte wieder aufgrund eindeutiger Gegenbeweise begraben.

Wir haben durch äußere Umstände [Details möcht ich nicht schreiben weil ich dann 100% identifizierbar wäre] regelmäßig Kontakt (platonisch), aber es belastet nicht.

Ich hab final akzeptiert, dass sein Verhältnis zu Alk außerhalb meines Einflussbereichs war, und hab meinen persönlichen Frieden damit, dass ich es zumindest versucht habe. (Hätte ich es nicht versucht, würde mich sicher die Frage verfolgen, ob ich zu früh aufgegeben hae.)
Die Rückmeldung und der Rückhalt hier aus dem Forum waren dabei echt hilfreich - danke nochmal an alle hier im Thread und via PN.

Ich bin grad zukunftsorientiert und stürz mich halt in die vielen Dinge, die in meinem Leben meine Aufmerksamkeit brauchen.
Wenn ich zur Ruhe komme, holt mich die Einsamkeit und ein Gefühl von Entwurzelung wieder ein, dann schlag ich schon mal wieder hier im Forum auf.

Aber lieber gelegentlich einsam als hilflos auf Selbstzerstörungskurs!

13.06.2016 22:21 • x 1 #7