Ich bin gerade dabei, mich zu trennen. Oberflächlich, auf den ersten Blick, bin ich die, die geht. Aber ich hätte viel lieber die Beziehung gerettet. Deshalb fühl ich mich auch ein bisschen als würde er mit mir Schluss machen. Für mich ist entscheidend: das, was ich von ihm möchte - dass er aufhört sich zu zerstören (mit Alk) - kann/will er nicht tun. Vernunft und Freunde sagen: es hilft nur gehen. Mein Ex sagt dagegen, ich würde jetzt nur alles auf den Alk. schieben.
Er sieht das Problem darin wie wir kommunizieren/kommuniziert haben... und er hat damit nicht unrecht. Wir haben viel nur per Messenger, E-Mail etc kommunziert; sind in der Beziehung viel getrennte Wege gegangen (was ich auch positiv fand: sich diese Freiheit zugestehen und vertrauen).
Auch muss ich sagen dass bei Versuchen mit ihm zu kommunizieren auch nicht so richtig viel rausgekommen ist. Er macht/sagt lieber nichts als einen Fehler zu machen. Entweder ich habe Kommunikation angestoßen/Lösungen vorgeschlagen, oder es passierte nichts.
Siner Diagnose, dass wir kommunikationsmäßig Mist gebaut haben stimme ich zu (ich muss mir einen Schubs geben um Gespräche anzufangen, aber ich kann es inzwischen, trotzdem neige ich zu viel zum schreiben statt reden) - aber das ist doch nur ein Schwachpunkt von uns und von der Beziehung, und für sich genommen kein Trennungsgrund, oder?
Das mit dem besser kommunizieren hätten wir ja auch im Laufe der Beziehung gemeinsam verbessern können...
Nachdem S. nicht so lief, dass beider Bedürfnisse halbwegs getroffen wurden, habe ich ihn mal zu einem Tant. mitgenommen. Ich war echt positiv überrascht, dass er mitkam (auch wenn er nicht viel mitgemacht hat, weil es ihm oft zu esoterisch oder zu emotional war), und es gab eine kleine Annäherung dadurch, aber keine Lösung.
Ich hab immer wieder im Bett versucht ihm zu erklären, wie ich funktioniere, aber so richtig geändert hat sich nichts. Manchmal hatte ich das Gefühl, er spult da ein Programm ab, und kann sich nicht umstellen. Gemeinsame Höhepunkte gab es nach der Anfangsphase nicht mehr, sondern es lief wenn überhaupt dann so, dass ich irgendwann erschöpft abgebrochen habe (z.B. wenn ich Schmerzen bekam) und er den Rest übernahm.
Anfangs hat es mir noch Spaß gemacht, bei ihm Hand anzulegen, aber im Laufe der Zeit kam ich mir immer mehr nur noch als onan. vor. Er meinte mal, die langen Jahre des Singleseins hätten wohl ihre Spuren hinterlassen, und er bräuchte jetzt eine bestimmte Form von Stimulation. Ich sah ein Problem auch darin, dass er wenn wir S. hatten nie wirklich nüchtern war (auch nicht grad ein Kompliment, oder?) - und Alk. dämpft ja nun mal Empfindungen. Auf dem Ohr war er allerdings taub. Meine Bitte, mal nüchtern S. zu haben um zu sehen ob das hilft, konnte/wollte er wohl nicht erfüllen.
S. war dann also anstrengend und frustrierend, und ich bin dem dann immer mehr aus dem Weg gegangen (was nicht schwer war, da er ja nicht die Initiative ergreift) und unser S. ist eingeschlafen. Wir hattn immer noch kleine Zärtlichkeiten im Alltag, haben uns umarmt etc.
Es war nicht ideal, aber ich bin kein Mensch mit einem superausgeprägten S. (und er wohl auch nicht), deshalb haben wir uns auf andere Dinge konzentiert, und es lief so freundschaftlich vor sich hin. Ich hätte damit ehrlich gesagt leben können. Ich meine, als Single hatte ich auch keinen besseren S.:P und ich find S. auch nicht so wichtig. Wenn es klappt, schön, aber wenn nicht, keine Katastrophe. Immerhin gingen wir lieb miteinander um, hatten uns gemeinsam total schönes Zuhause eingerichtet, und haben gemeinsame Interessen und eine gemeinsame Wellenlänge.
Der Grund weshalb ich dann irgendwann doch die Beziehung in Frage gestellt habe, war der Alk. Als wir uns kennengelernt haben und noch getrennt wohnten, schien er Genusstrinker zu sein. Definitv an der Grenze zum Alk. (Zitat seiner Ex) aber noch noch nicht drüber. Er war diesbezüglich selbstkritisch, und immer vernünftig und verlässlich, wäre also z.B. nie Auto gefahren, und auch nie ausfällig, menschlich unangenehm oder sowas.
Natürlich hat es mir ein bisschen Sorgen gemacht, aber ich hab ihm zugetraut, dass er das Ruder herumreisst, falls es mal problematisch wird. Darin hatte ich mich allerdings geirrt.
Im Laufe der Beziehung stellte sich heraus, dass er durchaus voller Alk. ist (oder es wurde?) und es nicht mehr im Griff hat. Jeder Tropfen der unbewacht herumsteht verschwindet. Versuche weniger zu trinken hielten vielleicht 2 Wochen an, dann rutschte er zurück. An diversen Stellen im Haus /Geände häuften sich leere Weinflaschen (ich hab hunderte davon ensorgt; und das sind nur die, die er nicht anderweitig schon selbst entsorgt hat), darunter auch immer wieder leere Schnapsflaschen. Es kamen immer mehr Lügen, zur Trinkmenge, und fingierte Beratungstermine, etc.
Therapie kommt für ihn nicht in Frage, da er mit Psychologen nichts anfangen kann, und er würde zwar irgendwie gerne nicht abhängig sein, er ist aber auch nicht wirklich willens, ohne Alk. zu leben - er funktioniert ja, im Job, und wird von vielen Bekannten (Freude hat er eher nicht) bewundert wegen seiner Fähigkeiten (er ist extrem intelligent und belesen, und macht alles was er anfängt 100%ig). Es ist auch schon anderen Leuten aufgefallen dass er trinkt (man sieht es ihm inzwischen an).
Ich hab versucht ihn zum Nachdenken zu bekommen, und dazu eine Behandlung zu machen, aber die Motivation bei ihm ist halt einfach nicht da. Anscheinend haben sich seine 2 Exfreundinnen auch schon die Zähne daran ausgebissen. Ich war die einzige, vor der er das Problem zumindest als solches anerkannt hat, und er gelobte ein paar Mal Besserung und bat mich auch mal, nicht zuzusehen sondern was zu sagen wenn er trinkt, und er ging 2x (nach reichlich Anschieben) in eine Selbsthilfegruppe, aber die Energie hat schon wieder nachgelassen. Die Motivation hatte er immer nur nach einem größeren Krach.
Momentan trinkt er wieder wie er Lust hat... weil er hartnäckig meint die Beziehung wäre ja eh hinüber (so nach dem Motto dann brauch ich mir jetzt auch keine Mühe mehr zu geben). Ich würde sie viel lieber retten, aber ich zwinge mich rational zu sein, dass die Chancen bei bei einem nicht motivierten Alki schlecht stehen und ich mich in Sicherheit bringen muss bevor es richtig schlimm wird (man sieht ja schon dass sein Körper anfängt es nicht mehr zu vertragen).
Ich hab ihm versucht zu erklären dass ich unsere Beziehung ansonsten für erhaltenswert gehalten habe (bzgl. der vorhandenen Probleme hätte man ja was unternehmen können), aber es kommt nicht bei ihm an. Dass für mich die Beziehung primär nur wegen dem Alk wirklich ohne Zukunft ist scheint er nicht zu akzeptieren, für ihn scheinen die Kommunikationsprobleme der eigentliche Trennungsgrund und er meint, dass ich den Alk jetzt nur vorschiebe.
Ich schwanke zwischen: naja, ein bisschen hat er ja recht... und dann denk ich mir wieder, dass er diese Erklärung halt bevorzugt, weil sie ihm einen Grund liefert, ungestört weiter zu trinken.... Ich meine, wenn S./Kommunikation für mich wirklich das entscheidende Problem wäre, dann würde ich das doch selbst am besten wissen, dann hätte ich doch auch viel früher schon mal über eine Trennung nachgedacht, und nicht erst, nachdem mir gute Freunde sagen, dass ich reagieren muss bzgl. seinem Alk-Konsum.
Diese sch.... Zweifel belasten mich.
Wie wirkt die Geschichte auf andere?
23.11.2015 13:16 •
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