hallo,
wie viele hier bin ich gerade mitten in der Trennungsbewältigung und habe das Bedürfnis, alles, was mir durch den Kopf geht niederzuschreiben.
Ich bin seit einigen Wochen von meinem Ex-Freund getrennt, wir waren etwas über zwei Jahre zusammen.
Ich kenne das schon von meinen vorherigen Beziehungen, dass mir erst hinterher klar wird, was mir hätte schon in der Beziehung klar werden sollen.
Eigentlich ist die Beziehung daran zerbrochen, dass ich einen Kinderwunsch habe und er sich dessen nie sicher war.
Ich bin 34 und wollte einfach mal wissen, woran ich bin. Ihn hat die Frage gequält, mal hat er ja gesagt, mal nein. Mir war das letztendlich zu unsicher.
Jetzt, nach der Beziehung und mit einigem Abstand (bin mittlerweile ausgezogen, ich suche auch keinen Kontakt mehr zu ihm), ist mir aber klargeworden, dass es ein viel größeres Problem gab, was vermutlich auf die ganze Beziehung negativen Einfluss nahm. Ich bin mir sicher, dass mein Ex spielsüchtig ist. Keine Spielsucht, die Glücksspiele betrifft, sondern Handy, PC, auch sonstige Spiele. Darunter habe ich schon lange gelitten, habe es auch angesprochen und auch mal das Wort Sucht in den Mund genommen, aber so richtig klargeworden ist mir das erst hinterher, dass es nicht gesund ist und ich frage mich, warum ich das so lange mitgemacht habe. Ich versuche mich mal kurz zu fassen:
Er spielte dauernd am Handy oder PC, Haushalt wurde total vernachlässigt (habe ich seit wir zusammengezogen sind so gut wie immer größtenteils alleine gemacht), Renovierungen genauso. ihm war spielen, ob am Handy (oder mit Freunden) immer wichtiger, für alltägliche Pflichten hatte er nur wenig Energie. Also habe ich das meiste übernommen. Schön blöd war das von mir.
Auch was S. anging, ging von mir meist die Initiative aus. abends war er oft zu müde, aber spielte nachts oft am Handy oder ging an den PC und spielte bis in die Morgenstunden (er stand dann extra wieder auf). Ich fühlte mich mehr und mehr vernachlässigt, aber reden half nichts. Bei jeder Gelegenheit holte er sein Handy heraus, wenn er alleine gegessen hat, am Strand im Urlaub, wenn ich mal auf dem WC war, im Park. Er hat sich eigentlich immer nur um Spiele gekümmert.
Wenn Freunde ihn gefragt haben, ob er Zeit hat, war er da (ging aber auch um Spiele), aber mit mir wirklich was planen- nicht passiert. Er wirkte immer gereizt und müde. Außer bei Freunden oder beim Spielen, vor allem beim Spielen- plötzlich wieder gut gelaunt!
Ich war schon lange nicht mehr glücklich in dieser Beziehung, weil die schönen Momente immer weniger wurden und ich gemerkt habe, ich kann mit diesem Mann überhaupt nicht von einer Zukunft träumen, schon gar nicht von einer gemeinsamen Familie. Ich habe sogar schon viel länger daran gedacht, mich zu trennen. es aber nicht richtig übers Herz gebracht, weil ich ihn noch sehr geliebt habe.
Habe nach der Trennung auch um ihn gekämpft, aber kurze Zeit später aufgegeben, weil ich selbst nicht mehr konnte.
Richtig im Reinen mit der Trennung wirkte er auch nicht, er hat viel geweint, gesagt, dass er das nicht wollte, aber eingesehen, dass sein Spielen eine Sucht ist und er Hilfe braucht, das hat er nicht.
Er hat auch gelogen, was die Dauer des Spielens anging (mehrere Stunden am Tag allein am Handy, dazu noch PC), oder nicht zugegeben, dass er einiges an Geld nur fuer Handspiele ausgibt (zusaetzlich zu anderen Spielen, da kamen ein paar hundert Euro im Monat zusammen). Alles drehte sich nur um Spiele bei ihm.
Er sagte, er wisse sonst nichts mit sich anzufangen, angeblich bräuchte er das Spielen als Ausgleich, aber in dem Ausmaß? Auch so sieht er nichts in seinem Leben. Ich dachte manchmal, er ist depressiv und habe ihm auch zu einer Therapie geraten, aber klar, das muss ja von ihm kommen. Ich glaube aber nicht dran, dass er sich Hilfe holen wird.
Ich glaube nicht, dass sonst jemand von dem Ausmaß bei ihm weiß. Es kann mir mittlerweile auch egal sein, weil ich mich um mich kümmern möchte. Aber ich habe ihn geliebt und bin noch sehr davon getroffen, dass er seine Spiele definitiv mehr geliebt hat als mich. Bzw., dass er zu suchtkrank ist, um die Tragweite zu erkennen (und ich wünsche mir fuer ihn, er holt sich Hilfe).
Seit der Trennung denke ich oft daran, wie es hätte sein können, wenn er nicht nur Spiele im Kopf gehabt hätte. die Zeiten, in denen er nicht gespielt hat, wir etwas zusammen gemacht haben, Sport zB, waren toll, konnten auch viel zusammen lachen. aber meist war er eben am Handy und ich begann eifersüchtig auf seine Freunde zu werden, die er lange Abende getroffen hat (natürlich zum Spielen) und richtige Partnerabende gab es gar nicht mehr. Er wirkte da immer müde, geschafft, mittlerweile weiß ich auch wieso- weil er lieber spielen wollte. Kaum war ich mal weg, saß er vor einem Spiel.
Ja, mich macht es traurig. Auch wenn ich merke, dass ich mehr Energie habe, seit ich ausgezogen bin, ich unternehme selbst wieder viel mehr (trotz Liebeskummer), irgendwie hat mich die Beziehung schon lange zermürbt. Ja, weil ich darauf gewartet habe, dass er sich fuer ein Kind entscheidet und mir mehr Zeit widmet, ich habe selbst angefangen, mich aufzugeben und irgendwie zu klammern.
Auch wenn ich jetzt schon mehr Abstand habe, bin ich oft noch traurig. Ich bin mir so sicher, dass seine Spielerei nicht gesund ist und seinen Blick in die Realität verstellt, und haette er sich die Sucht eingestanden, hätten wir vielleicht eine andere Zukunft gehabt.
Aber ich habe gelesen, bei Sucht des Partners muss man sich um sich selbst kümmern und genau das möchte ich tun. wenn nur die Traurigkeit (und Wut mitunter) endlich weggehen würde!
Ich mache mir trotz allem Sorgen, weil ich wünschte, jemand würde ihm helfen.
Es ist ein einziges Gefühlswirrwarr in meinem Kopf, zusätzlich muss ich mich um eine neue Wohnung kümmern (bin erstmal woanders untergekommen), manchmal genieße ich so richtig meine Singlezeit (mit jemandem, der S. auch mal von sich aus initiiert), dann vermisse ich ihn wieder.
Nun ist das doch echt lang geworden, ich hoffe, das ist okay.
26.06.2019 20:25 •
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