Hallo Romolusi,
ich bin jetzt nicht der liebe Dr. Sommer aus der bekannten Jugendzeitschrift, aber ich habe eine Erfahrung gemacht, die Dir vielleicht bei Deiner Entscheidungsfindung helfen könnte. Im September 2009 habe ich mich aus anderen Gründen von meiner Ex und meinen beiden Kindern trennen müssen bzw. meine Ex hat nach 15 Ehejahren diese für beendet erklärt, seit Juni 2011 bin ich geschieden und seit der Trennung (September 2009) glücklicher Single.
6 Monate habe ich gebraucht, um die Trennung, vor allem von meinen Kindern, zu verarbeiten. Meine ArbeitskollegInnen haben in dieser Zeit alles Mögliche versucht, um mich aus meinem Schneckenhaus zu holen, in das ich mich zurückgezogen, und auch nur sehr, sehr selten verlassen habe.
Nach den ersten zaghaften Ausflügen bin ich dann im Anfang März 2010 der Einladung einer Arbeitskollegin zu einem Glas Rotwein gefolgt. Einzige Bedingung für dieses private Treffen war komplett schwarze Kleidung, was für mich kein Problem darstellte. Ich muss dazu sagen, dass ich zu meinen Arbeitskolleginnen rein freundschaftliche, kollegiale Beziehungen pflege, alles weitergehende wäre ein No-Go für mich.
Der Treffpunkt hat mich dann sehr überrascht, eine unscheinbare Lagerhalle, mitten in einem Gewerbegebiet, Einlass nur nach Klingeln. Von dieser, eher unscheinbaren, aber äußerst liebenswerten Arbeitskollegin hätte ich das nie im Leben erwartet, denn die Location entpuppte sich als, ich will es Mal, als place of performance of dark desires bezeichnen. Du weißt schon, was für eine Art Club ich damit meine.
Dominantes und zielgerichtetes Auftreten im Berufsleben bedeutet noch lange nicht, dass es privat, und insbesondere im Liebesleben genauso ist. Meine Arbeitskollegin weiß, dass ihr Geheimnis bei mir sicher ist, und ich es niemals ausplaudern würde, denn ein C.o.m.i.n.g.-Out hätte nach wie vor verheerende berufliche und gesellschaftliche Auswirkungen für sie.
Nach dem Erwerb einer Tageskarte (25.- €) konnte ich mich frei in dieser Location bewegen, durfte allerdings nicht selbst aktiv werden, was ich auch gar nicht wollte. Ich empfand einerseits Faszination wegen der Vielfältigkeit der dargebotenen R.o.l.l.e.n.spiele, aber auch einen gewissen Ekel wegen der Brutalität, mit der die körperlichen Züchtigungen und Vorführungen vorgenommen wurden, nur um dem Session-Partner L.u.s.t.schmerzen zu bereiten.
Ich stand an der Bar (von der Arbeitskollegin war nichts zu sehen), als sich eine Frau (eine Traumfrau, Typ Simone Thomalla) in einem ziemlich ramponierten (zerrissenen), kurzen Kleid neben mich stellte, und mit einer wahren Schimpfwort-Tirade begann (meine Güte, die Frau hat aber Temperament). Obwohl wir uns nicht kannten, habe ich mich artig für ihre Schimpfwörter bedankt, worauf sie sich bei mir entschuldigte, und mir sagte, dass ich nicht gemeint war, auch wenn sie mich die ganze Zeit angeschaut hatte. Ihr Session-Partner hatte sich derart in die Situation hineingesteigert, dass er ihren Ausruf des vorher festgelegten S.a.f.e.-Wortes nicht gehört hatte.
Die Atmosphäre beim Gespräch schien wie elektrisch aufgeladen zu sein, es begann zwischen uns zu knistern. Wir fühlten uns beide zueinander hingezogen. Sie ist übrigens 29 J., Juristin und Abteilungsleiterin bei einer renommierten Bank, hier in Hamburg, ich bin 46 J., ebenfalls Jurist, beschäftigt bei einem Verkehrsunternehmen. Die zwischenmenschliche Ebene stimmte von Anfang an, der Altersunterschied von 17 Jahre absolut kein Problem für uns.
Es kam, wie es kommen musste. Wir haben, nachdem wir mit einem Taxi zu ihr gefahren sind, mehrere Liebesnächte voller Romantik und Zärtlichkeit miteinander verbracht. Trotz aller Hingabe und Zärtlichkeit beim Liebesspiel hat sie mich aufgefordert, sie körperlich zu züchtigen. Letztendlich habe ich sie über die Klippe stoßen können, allerdings lag das wohl in erster Linie an ihrem geschundenen Hinterteil und den abklingenden Schmerzen von der vorangegangenen Session.
Als wir uns nach drei Tagen voneinander verabschiedeten, gestand sie mir, dass sie gerade dabei sei, sich in mich zu verlieben, und auch ich fühlte, das da etwas zwischen uns in der Luft liegt. Ich sagte ihr allerdings, dass wir uns unglücklich machen würden, wenn wir eine Beziehung miteinander eingehen würden, weil ich niemals die Grenze überschreiten könnte, sie mit Gerätschaften, wie Paddel, Gerte oder Peitsche, körperlich zu züchtigen. Ich müsste mich dazu zwingen, und das kann und will ich auch nicht.
Es hat sich seit dem eine tiefe Freundschaft zwischen uns entwickelt. Jeder kennt die Grenzen, die bislang (noch nicht) überschritten wurden. Wir sind kein Paar, aber sie sagt immer wieder, dass sie sich sehr gut vorstellen kann, dass ich ein hervorragender Papa sein würde, da sie sich mittlerweile eine Beziehung mit Kindern wünscht. Bislang hat sie noch nicht den richtigen Partner gefunden, mit dem es passen würde, und lebt seit über 7 Jahren als Single. Meine Bedingungen kennt sie: Experimente beim Liebesspiel ja, aber keine körperlichen Züchtigungen und kein Fremdgehen, sondern gegenseitige Achtung und absolute Treue, bei beiderseitiger, tiefer Zuneigung und Liebe zueinander, eine Beziehung auf Augenhöhe mit Nähe und Distanz, dass jeder seine Freiräume behält.
Liebe Romolusi, was ich Dir mit dieser Erfahrung meinerseits sagen möchte, wenn tiefe, gegenseitige Liebe zueinander vorhanden ist, sollte Trennung kein Thema sein. Allerdings müsst ihr miteinander über Eure Vorlieben und Phantasien sprechen, das ist sehr wichtig. Nichts ist schlimmer, wenn man sich nicht offenbart, und eine Entscheidung trifft, die man hinterher vielleicht bitter bereut.
Es ist nicht nur das R.o.l.l.e.n.spiel von Dominanz und Unterwürfigkeit, dem Dominieren und dem dominiert werden. Diese Spielwiese ist weitaus vielfältiger, sie umfasst auch die spielerische Bestrafung, die Erniedrigung, das Benutzen und benutzt werden, das Bereiten von L.u.s.t.schmerz sowie unterschiedliche, zum Teil sehr kunstvolle Techniken der F.e.s.s.e.l.u.n.g. Die beteiligten Partner können dieses Spiel auch auf den außer.e.r.o.t.i.s.c.h.e.n. Bereich ausdehnen, d.h. man pflegt auch im täglichen Leben ein entsprechendes Machtverhältnis miteinander, das als 24/7-Beziehung (24 Stunden an 7 Tagen) bezeichnet wird.
Früher wurde die Neigung des D.e.v.o.t.seins sogar als psychische Störung (Störung der S..u.a.l.präferenz) nach IC-D 10 aufgefasst. Die Ursache für diese Einordnung in den Bereich der psychischen Erkrankungen war zumeist mangelnde Aufklärung in der Öffentlichkeit. In der Schweiz sind einige Praktiken heute noch Straftatbestände, während sie in Deutschland hingegen vor Jahren abgeschafft wurden.
Du siehst, das D.e.v.o.t.sein Deiner Frau kann sich in vielen Facetten äußern und ausgelebt werden. Frage sie, wie sie ihre Neigung ausleben will, ob sie nur dominiert werden will, d.h. eine härtere Gangart beim Liebesspiel, ob Gerätschaften eine Rolle spielen, d.h. das Bereiten von L.u.s.t.schmerz, ob Quälen eine Rolle spielt, d.h. das sehr langsame Heranführen und wiederholte Hinauszögern des Höhepunkts, oder was auch immer. Frage sie, welche Erfahrungen sie mit dem Session-Partner gemacht hat, welche Praktiken angewendet wurden. Wichtig ist zu wissen, ob sie ihre Neigung nur beim Liebesspiel ausleben möchte oder auch auf das tägliche Leben ausdehnen will.
Frage Dich selbst, was Du bereit bist, in Deine Beziehung zu investieren. Könntest Du selbst Grenzen überschreiten. Wenn Du dies nicht kannst, könntest Du Deiner Frau einen festen Session-Partner zugestehen (G.V. kann innerhalb einer Session vorkommen, ist jedoch nicht essentiell), ohne dass bei Dir Eifersuchtsgedanken aufkommen.
Meine Grenze ist ganz klar der Bereich der körperlichen Züchtigung. Ich könnte niemals eine Frau körperlich züchtigen, und ein gesundes Maß an Eifersucht ist bei mir auch vorhanden. Was aus der Freundschaft zu der Juristin wird, kann ich nicht sagen. Ich wünsche mir zwar eine neue Beziehung, aber nicht um jeden Preis.
Mein Beitrag ist zwar ein wenig lang ausgefallen, aber ich hoffe, ich konnte Dir und anderen Usern in ähnlicher Situation, einen kleinen Einblick in das Spiel der Dominanz und Unterwürfigkeit geben. Hilfreich ist im übrigen auch der Artikel bei Wikipedia, einfach googeln.
Ich wünsche Dir viel Kraft und Glück bei Deiner Entscheidung.
Grüße aus Hamburg