Hallo liebes Forum,
Wie seltsam an einem Ort zu sein, virtuell, an den niemand je kommen will und den zu finden doch Erleichterung bringt.
Danke dass ihr da seid und vielleicht meine Geschichte lesen mögt.
Ich war 17 Jahre in einer Beziehung. Mein Expartner und ich haben auch zusammen gearbeitet, er ist nach dem Studium in die Selbständigkeit.
Wir haben keine Kinder, wollten beide nie welche.
Auch wenn ich rückblickend manches anders sehe und auch erkenne, dass nicht alles rosa war, habe ich mich bis 2018 für eine glückliche Person in der Beziehung gehalten - und ihn auch. Er hat unheimlich viel gearbeitet, keine Freizeit, 7tagewoche usw, ohne Urlaub. Das hat Spuren hinterlassen. Er wurde ungeduldiger, grober, gereizter und hatte kaum noch Zeit für die Beziehung oder etwas außerhalb der Arbeit. Ich versuchte, Verständnis zu zeigen.
Trotzdem war da immer noch Zärtlichkeit, vieles, das wir geteilt haben, Zukunftspläne.
2018 hat er sich knallauffall von mir getrennt.
Er hatte sich in eine kürzlich eingestellte Mitarbeiterin verliebt, sie einmal privat getroffen und zwei Tage später trennte er sich. Er müsse noch mal etwas Neues, etwas Anderes erleben. Er schwärmte von dieser Frau, sprach von Schicksal und Vorherbestimmung.
Ich flüchtete zu Verwandten, er zog direkt bei ihr ein.
Wir hatten Kontakt, ich war mir so sicher, dass er sich geirrt haben musste. Er kannte diese Frau doch gar nicht?!
Nach drei Monaten trafen wir uns und beschlossen, es erneut miteinander zu versuchen. Er trennte sich von ihr. Er sei sich ganz sicher, sagte er mir damals. Doch schon 2 Tage später, als er sie auf der Arbeit wieder getroffen hatte, schwankte er.
Wir sprachen viel und lange und wagten es gemeinsam (ich dachte das wenigstens damals).
Allerdings blockte er sehr schnell ab, das Vorgefallene aufzuarbeiten, wie es überhaupt dazu hatte kommen können. Er wollte gar nicht mehr darüber sprechen, so tun, als sei nichts gewesen.
Gleichzeitig weigerte er sich, sie zu entlassen.
Sie sei mittlerweile (nach 5 Monaten im Job) essentiell fürs Unternehmen, ausserdem wurde sie bestimmt von sich aus kündigen.
Long story short : hat sie nicht.
Ich hielt das damals aus, weil ich mir nicht vorstellen konnte, ihn erneut zu verlieren. Ich dachte, dass ich das nicht überlebe. Und hoffte, dass er irgendwann selber merkt, was er mir da zumutet. Hat er nicht.
Stattdessen erzählte er mir davon, dass ich ihm absolut vertrauen müsse. Sonst habe das mit uns eh keinen Sinn.
Und ich habe ihm vertraut.
Niemals etwas kontrolliert oder spioniert oder so. Das gab es bei uns nie, das wollte ich nicht.
Ich habe ihn so geliebt und geglaubt, er sei ehrlich (weil er bis 2018 einer der ehrlichsten und anständigen Menschen war, die ich kannte.)
Um die Beziehung hat er sich null gekümmert. Schnell war es wie davor, nein, schlimmer: nur Arbeit, keine Freizeit, keine gemeinsamen schönen Aktivitäten.
Ich kam mir vor wie eine billige Arbeitskraft und dachte, wenn ich mich noch mehr und nehr anstrenge, werde ich irgendwann für ihn beruflich auch so wichtig wie diese angeblich unersetzliche Person. Ich habe ihm jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Klingt affig? Ich dachte, je mehr ich mich anstrenge, desto mehr sieht er mich irgendwann. Hat er nicht.
Reden war mit ihm nicht möglich, er blockte alles ab. Ich litt vor mich hin, war totunglücklich und dachte immernoch, ich kann ohne ihn nicht leben. Er war alles für mich und lieber hatte ich dieses bisschen von ihm, als nichts.
Irgendwann wurde ich krank, eine heftige Gastritis, die nicht heilte. Es interessierte ihn nicht die Spur, er war nur ärgerlich, wenn ich krank und dünn aussah und man mich so nicht zu Kunden schicken könnte.
2019 cancelte er den Urlaub, das erste Mal frei nach 12 Monaten, ich hatte mich das ganze Jahr darauf gefreut. Gleichzeitig sagte er mir, er habe doch noch Gefühle für sie, sie sei die Frau seines Lebens, für mich spüre er nur noch Verantwortung.
Wir weinten und redeten beide tagelang und schließlich sagte er, er schaffe es nicht, die Verbindung zu mir zu lösen, und wolle sich jetzt definitiv für uns entscheiden und sie kündigen.
Dann folgte 2020. Ein Horrorjahr.
Einerseits wurde er tatsächlich wieder liebevoll, fast wie vor 2018. Kümmerte sich um die Beziehung, zeigte Interesse an mir, wir machten sogar kleinere Ausflüge.
Anderseits kündigte er sie einfach nicht.
Mal war es wieder die Angst, es könne dem Unternehmen schaden, mal sagte er, er sei sich mit uns doch nicht sicher. Mal war sie Projektion, mal hatte er doch noch Gefühle für sie.
Er versprach mir täglich (!) sie zu kündigen, er wolle mich nicht traurig sehen. Dann wieder war er distanziert, vielleicht sei unsere Beziehung doch am Ende. Hin und her, ich wusste nie, in welcher Stimmung er war, es wechselte manchmal minütlich.
Irgendwann beschloss er, im Büro zu schlafen, um Abstand zu bekommen und sich um sich zu kümmern. Eine Trennung wollte er nicht. Er hinge so an mir. Er kam zum Essen und ging zum schlafen, völlig absurd. Ich litt und weinte, schrie, dachte manchmal den Verstand zu verlieren.
Ich hoffte immernoch, jedes einzelne Versprechen glaubte ich.
Im September behauptete er, er habe ihr die Kündigung geschickt. Sie sei freigestellt.
Am ersten Tag der Freistellung schrieb er mir, daß liesse sich technisch nicht organisieren, sie sei doch noch vorübergehend im Büro (zur Erklärung, sie macht büroarbeiten und organisatorisches. Keine Hirntransplantationen!).
So ging es weiter bis zum Datum der Kündigung. Das kam und ging. Er wolle sie loswerden, habe aber nicht die Kraft, das den Kunden zu erklären.
Er bräuchte Therapie. Er habe ein Burnout. Erst, wenn er rausgefunden habe, was in ihm los sei, könne er sie kündigen.
Dann wieder sagte er mir, wenn wir uns trennen sollten, würde er es mit ihr probieren.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sie die ganze Zeit viel mehr Kontakt hatten, als er behauptet hat. Tägliches chatten und er war auch mal bei ihr zuhause. Angeblich sei aber nie niemals etwas gewesen.
Für sie sei er DER Mann ihres Lebens und er sei aus ihrer Sicht nur noch aus Mitleid mit mir zusammen, sie würde auf ihn warten. Hat er mir erzählt.
Im Januar konnte ich nicht mehr. Nachdem er mir gesagt hatte, er habe den privaten Kontakt mit ihr reduziert und gleichzeitig eine Kontaktpause von mir wollte (mit ihr aber täglich zusammen arbeiten), habe ich ihm auf den Kopf zugesagt, dass er längst wieder eng im Kontakt mit ihr sei. Da war er ganz ertappt. Da habe ich ihm gesagt, dass es jetzt aufhören muss.
Ich bin zu einer Freundin und er vermutlich zu ihr.
Wir lösen die Whg auf und alles.
Mich macht es verrückt. Im Nachhinein komme ich mir so dumm vor und bin so verletzt, fühle mich gedemütigt und naiv und weggeworfen und ersetzt.
Ich habe ihm erlaubt, meine Grenzen zu verletzen, aber dass er das so oft gemacht hat.
Ich habe auch von anderen noch viel erfahren, viel werde ich aber wohl nie wissen, was mich umtreibt.
Besonders das warum. Er hat mir immer wieder gesagt, er will uns nicht aufgeben, aber vielleicht hat er ihr das ja auch gesagt.
Für mich bedeutet es aktuell: kein Zuhause, kein Partner, kein Job, keine Perspektive.
Ich kann bei Verwandten unterkommen, aber das ist natürlich auch schwierig.
Und er hat sie aktuell grade befördert zur Personalleitung .
26.03.2021 15:10 •
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