Mir geht das jetzt doch alles zu sehr in die Richtung sie hat einen Burn-Out, Sie hat nur das Gefühl mehr zu tun, Sie ist zu perfektionistisch und lässt Hilfe nicht zu etc.
Der Grundtenor den ich da bei einigen Beiträgen heraushöre ist, die Noch-Frau hat gar kein Problem, Sie ist das Problem oder macht es sich zumindest selber. Allenfalls sind es noch die Umstände und Sie sucht jetzt die Schuld bei dir Linus.
Möglich ist das natürlich. Aber es ist nur eine von vielen möglichen Interpretationen.
Ich möchte mal kurz eine andere Sichtweise ins Spiel bringen. Alles wird nicht 100% treffen. Wir sind ja nicht dabei und können nur Linus Beschreibung interpretieren. Ich tue das jetzt auch aus meiner ganz eigenen Erfahrung (wie Karili ganz eindeutig im Hintergrund ihrer Geschichte interpretiert)
Ich bin ja auch Familienmama mit mehreren Kindern. Mein Mann ist beruflich sehr eingespannt und leistet da sehr viel.
Trotzdem ist er uns als Familie zugewandt und hilft auch da viel mit. ABER er denkt nicht im gleichen Maas mit.
Wenn du schreibst Linus du schneidet die Hecke und gehst mit den Kindern Fußballspielen, übernimmt auch sonst ganz viel hast du das Gefühl genau so viel zu übernehmen wie deine Frau.
Es gibt aber ganz viel drumherum zu organisieren.
Wann werden welche Arbeiten in der Schule geschrieben, was muss gelernt werden, Klassenfeste, Elternabende, Arzttermine, Geschenk für den Kindergeburtstag besorgen, wer kann hinbringen und abholen, Ferienprogramm, neue Kleider kaufen, Verabredungen mit Freunden treffen, Zettel für die Schule unterschreiben, ist alles im Ranzen?, die Matschhose in der Kita ist kaputt, die Gummistiefel sind zu klein, es gibt Streit mit dem besten Freund, usw. Das sind ganz, ganz viele Kleinigkeiten. Ich habe all das in meinem Kopf und muss aufpassen, dass es erledigt wird. Und es sind wirklich Kleinigkeiten. Aber ich muss an alles denken.
Mein Mann erledigt Dinge spontan. Er räumt die Küche auf wenn er Zeit hat und viel rumsteht. Er bringt die Kleineren Abends ins Bett und liest ihnen vor wenn er Zeit hat. Er schnappt Sie sich und geht mit ihnen Radfahren, oder Fußballspielen oder.... Er ist ein ganz toller Papa und das schätze ich sehr.
Trotzdem bin ich manchmal wahnsinnig gestresst und er versteht das überhaupt nicht. Er hilft mir doch so gut er kann. Aber alle Termine und Erledigungen habe ich in meinem Kopf, alle Planungen, Überlegungen und die Verantwortung liegt bei mir. Natürlich kann ich Probleme mit ihm besprechen. Probleme die ICH bemerke, über die ICH mir erstmal viele Gedanken mache und die ich dann bei ihm anspreche. Weil er es gar nicht mitbekommt.
Er übernimmt Termine die ich nicht schaffe. Aber alle Termine sind in meinem Kopf. In seinem ist dann nur der eine den er übernimmt, und an den ich ihn mehrmals erinnern muss. Er ist nämlich sehr, sehr vergesslich. Und auch das erinnern von meinem Mann und den Kindern ist Arbeit. Denn ich muss ständig an alles denken.
Mal ein Beispiel:
Wenn ich krank bin ist mein Mann so nett und macht die Kinder wenn möglich Morgens alleine fertig damit ich ausschlafen kann.
Wenn ich ihm Abends davor sage ich packe den Ranzen mit dem 2.Jüngsten morgens gemeinsam, hilf ihm bitte. Dann vergisst er das zu 80%. Er nimmt den Ranzen so wie er ist. Dann liegen die Hausaufgaben etc. zu Hause und es hagelt nicht gemacht Striche in der Schule. Die Arbeitshefte mit denen in der Schule gearbeitet wird sind nicht dabei. Das ist dann zu Hause nachzuholen.
Ich bekomme nach der Schule also ein frustriertes und schlecht gelauntes Kind zurück das sehr viel nachzuarbeiten hat. Nicht lustig, vor allem wenn man selber krank ist. Den Jüngsten holt man dann bei eisigen Temperaturen ohne Schal und Mütze aus der Kita ab. Das ist dann mit ein bisschen Pech das nächste kranke Kind um das ICH ich kümmern muss.
Also bereite ich vor wenn ich die Hilfe meines Mannes in Anspruch nehmen will. Ist krank nicht immer schön.
Ich packe den Ranzen Abends schon mit dem Kind. Was mitzunehmen ist stelle ich so vor die Haustür das man es eigentlich nicht übersehen kann. Jacke Schal und Mütze vom Kitakind hänge ich an die Türklinke der Haustür damit das angezogen wird etc. Wenn es etwas in der Kita auszurichten gibt. Z.Bsp. das unser Kind nach der Kita mit zu einem Freund geht und dessen Eltern es abholen hänge ich einen Zettel an die Haustür damit er daran denkt.
Ich habe den ganzen Morgen und Ablauf dann mehrmals durchdacht, vorbereitet, Erinnerungen geklebt. Mein Mann fühlt, er hat er die Aufgabe übernommen, Arbeit hatte ich trotzdem damit, ich empfinde es also nicht ganz so.
Und ja, ich kann da auch schlecht loslassen. Denn ich habe einfach die Erfahrung gemacht, dass es ganz oft nicht klappt.
Von Kindern die er nicht vom Geburtstag abgeholt hat (1 Stunde vorher daran erinnert, er hats vergessen) etc. kann ich ein Lied singen. Mein Mann nennt das nachtragend. Ich empfinde das anders. Ich bin irgendwann nicht mehr sauer, aber ich kann so auch immer schlechter loslassen.
Und manchmal, wenn ich wütend bin, müde und gestresst dann denke ich mir wenn wir uns trennen, und er die Kinder ab und zu ein paar Tage am Stück hätte, dann wäre ich raus aus dem Gedankenkarussell. Dann müsste er übernehmen. Dann müsste er die Konsequenzen für Vergessen tragen. Dann würde die Mutter die mit meinem nicht abgeholten Kind nach dem Geburtstag genervt vor der Kletterhalle steht ihn anrufen und nicht mich.... Dann hätte ich mal 2-3 Tage wirklich FREI.
Das ist ein bisschen überspitzt, aber nicht gelogen. Ich liebe meinen Mann sehr (zumindest meistens). Aber er wird nie verstehen warum ich oft so genervt bin. Und ja, er ist trotzdem ein wundervoller, zugewandter, liebevoller Ehemann und Papa. Der ganz viele Dinge für uns tut und auf eine andere Art und Weise mein Fels in der Brandung ist.
Er ist halt nur vergesslich und fokussiert sich sehr auf seine aktuellen Projekte. Da haben all die Kleinigkeiten udn Termine keinen Platz in seinem Kopf.
02.10.2021 07:06 •
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