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Trennung wegen Trauma - Neuanfang möglich?

E
Hi ihr Lieben

Ich bin momentan ziemlich verzweifelt und erhoffe mir von euch einen guten Rat und eine ehrliche Einschätzung.

Das Thema ist komplex, deswegen muss ich etwas ausholen.
Vor einem Jahr habe ich einen Mann kennengelernt, der mir auf den ersten Blick als eine Liga über mir erschien. Ich war sehr vorsichtig, weil ich nicht dachte, dass er sich ernsthaft für mich interessieren würde. Er hat aber nicht locker gelassen, also hab ich mich doch mit ihm verabredet. Und das Date war richtig schön, wir haben uns perfekt verstanden. Es passte wirklich sehr gut.

Wir gingen eine Beziehung ein, die Anfangszeit war sehr intensiv. Jedoch hatte ich immer mehr den Eindruck, dass wir uns nicht richtig aufeinander einlassen können. Er liess durchschimmern, dass er ein Kindheitstrauma erlitten hat. Ich habe ihm gesagt, dass ich für ihn da bin und er mit mir über alles reden könne. Bruchstückhaft kam etwas zum Vorschein, ausgesprochen hat er es aber nicht.

Bis zu dem Zeitpunkt, als ich enorm unter Druck stand (Abschlussprüfungen, enorme Zukunftsängste - ich habe noch einen 3 jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung, zu ihm war er goldig). Es kam in der Zeit von April/Mai zu einigen Gesprächen und ich war sehr emotional. Ich dachte, ich schaffe das alles nicht ohne seine Unterstützung. Rückwirkend bin ich mir fast sicher, dass ich ihm zu viel Druck gemacht habe. Naja, jedenfalls kams im Rahmen dieser tiefen Gespräche auch dazu, dass er sein Trauma ausgesprochen hatte. Und sobald es draussen war, war er verändert. Er hat sich emotional abgeschottet und liess mich nicht mehr an sich heran. Das war übel schwierig, denn ich spürte eine grosse Zuneigung und auch Liebe in mir. Ich wollte ihm helfen. Irgendwie fand dann ein Rollenwechsel statt, sodass ich eher zur Therapeutin wurde. Das wollte er aber nicht zulassen. Er meinte, er kenne diesen Zustand der inneren Leere und das würde ein paar Wochen andauern. Es stellte sich heraus, dass er das Trauma nie verarbeitet hat und er es nie einer Frau erzählte. Ich vermute eine posttraumatische Belastungsstörung mit depressiver Symptomatik bei ihm. Wir einigten uns darauf, dass wir uns Raum lassen. Dass er sich in Therapie begibt und ich mich auf meine Prüfungen und meinen Sohn fokussiere und wir nach den Prüfungen nochmal reden.

Die Zeit war richtig hart. Jedoch ist mir der Fokus gelungen, habe die Prüfungen bestanden und mich dann nochmal mit ihm getroffen. Mitte Juni war das. Wir haben nochmal geredet aber er war immer noch am selben Punkt. Abgeschottet, nur bereit für etwas Platonisches. Er meinte (Zitat) Ich müsse die Tür zu ihm zu machen, aber nicht zu mauern. also er liess Optionen auf einen Neustart offen. Er meinte auch, dass er sich dies wünschen würde weil ich die perfekte Frau wäre für ihn. Naja. Mit dieser Freundschaftsnummer konnte ich nichts anfangen. Ich meinte zu ihm, ich bräuchte Zeit, das ganze zu verarbeiten und will erstmal Kontaktsperre bis ich bereit dafür wäre.

Die Kontaktsperre hatten wir nun 3 Monate. Ich habe ihn wieder angeschrieben und es ziemlich beiläufig und freundschaftlich aussehen lassen. Habe mich erkundigt, wie es ihm geht. Es ginge ihm gut meinte er, er hätte ab und zu Tiefs aber bräuchte keine Therapie. Er hat sehr schnell gefragt, ob ich in einer neuen Beziehung bin. Bin ich nicht, er hat aber trotzdem etwas eifersüchtig reagiert. Er hat mir einige Komplimente gemacht. Er sei stolz auf mich, wie ich alles geschafft habe mit dem Studium, Arbeit etc. Wir hatten die letzten Woche immer mal wieder 1-2 Tage sehr regen Kontakt, wo es sich fast anfühlte wie früher. Und dann plötzlich wieder gar nicht mehr (von seiner Seite aus). Ich versuche, etwas distanziert zu sein und er weiss auch nicht, dass ich noch total an ihm hänge :-/ Ich frage mich nun, ob er vielleicht auch an mir hängt, sich nur auch nicht getraut etwas zu sagen. Weil er nämlich denkt ich sei über ihn hinweg.

Vorgestern passierte der Hammer. Ich habe mir zur Ablenkung und wohl auch zur Bestätigung Tinder geholt. Ich bin über sein Profil gestolpert :-/ Mit neuen Bildern. Ich kann es ihm nicht verübeln, schliesslich nutze ich es ja auch. Hatte erstmal einen Emotionsausbruch und mein Handy zur Seite gelegt. Nach Überlegungen habe ich ihm einen Like gegeben. Es kam nichts zurück seither, kein Match. Ich weiss aber nicht, ob er die App noch nicht genutzt hat oder ob er mich weggedrückt hat. Seit 1.5 Wochen habe ich nichts mehr von ihm gehört. Zuletzt hatten wir ein sehr schönes und vertrautes Gespräch, das sehr abrupt endete. Die letzte Nachricht war ein Emoji von mir. Und davor meinte er, er sei froh mich damals kennengelernt zu haben.

Ich weiss nicht, was ich machen soll. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Irgendwas sagt mir, dass es noch nicht zu Ende ist mit uns. Und ich habe auch das Gefühl, dass er denkt ich sei über ihn hinweg, er es aber nicht ist. Dass da irgendwie sein Selbstschutz angegangen ist und er deswegen sich distanziert. Aber das sind subjektive Mutmassungen.

Darf ich euch nach euren Gedanken fragen? Kann das ganze nach Allem noch eine Chance haben? Bringt es was, ihn auf Tinder anzusprechen? Ich will auf keinen Fall bedürftig wirken oder ihm nachlaufen.

Sorry für den riesigen Text. Danke fürs Lesen!
Ganz liebe Grüsse
Eleina

29.09.2019 20:02 • x 1 #1


Joker
Hi und herzlich Willkommen.

meine Gedanken wirst du nicht mögen. Nach meiner Einschätzung wird das nicht klappen. Du bist entweder der Freund und Therapeut, oder du hast eine Beziehung. Beides zusammen geht nicht. Siehe deine Erfahrung die du gerade machst. Er lehnt dich ab, distanziert sich. Deine allzu menschliche Reaktion darauf war dich ihm zu nähern. Damit beginnt das hässliche Nähe-Distanz Spiel, welches wenn es nicht in einem gesunden Rahmen bleibt der Anfang vom Ende ist.

Wenn sowie von dir beschrieben die Beziehung am Anfang besonders intensiv war, flaut das Interesse auch sehr schnell wieder ab.

Und was mich stört: Wir alle haben unsere schlechten Erfahrungen gemacht. Wenn man das Bedürfnis dafür verspürt diese aufzuarbeiten dann tut man das auch. Mit Freunden, mit einer Therapie, mit sich selbst. Man schleppt es nicht in eine Beziehung hinein, denn dies bedeutet eine Belastung für selbige an der sie zerbricht.

Wenn dein Freund auch noch in Tinder angemeldet hat und so ein Verhalten über die sozialen Medien abgibt, ist das ein ganz schlechtes Zeichen. Er scheint kein Interesse mehr an dir zu haben, sonst würde er anders reagieren.

Es ist genug Zeit zwischen euch vergangen das man sich vom anderen entwöhnen konnte.

Das sind meine persönlichen Gedanken zu deiner Geschichte. Ich würde mich nicht mehr melden und die Sache abhacken. Aber das ist nur meine eigene Meinung

Wünsche dir nur das Beste!

29.09.2019 20:40 • x 3 #2


A


Trennung wegen Trauma - Neuanfang möglich?

x 3


Gorch_Fock
Er braucht auf jeden Fall therapeutische Hilfe. Ohne diese solltest Du den Kontakt nicht weiterführen.

29.09.2019 20:57 • x 4 #3


Spreefee
Ohne Therapie kein Neustart.

Melde dich auch nicht mehr bei ihm.

Folge ihm auch nicht mehr.

29.09.2019 21:11 • x 2 #4


Kummerkasten007
Liest sich für mich eher wie ein ziemlich gute Ausrede, um sich einiges vom Hals halten zu können, so ein Trauma.

Und logisch, bist Du die perfekte Frau für ihn - deswegen tindert er ja auch nur so zum Spaß *Ironie off*

Nummer und sämtliche Kontakte löschen und froh sein, dass dieser Kelch an Dir vorüber ging.

30.09.2019 06:20 • x 4 #5


R
Hallo Elaina,

Was mir gleich ins Auge sticht, ist dass du von einer intensiven Anfangszeit schreibst, jedoch mit dem sich rasch verstärkenden Eindruck, dass ihr euch nicht richtig aufeinander einlassen konntet. Was machte dann diese Intensität am Anfang für dich aus?

Menschen mit Traumafolgestörungen, gerade wenn im Kindheitsalter erlebt, streben bei Beziehungsanbahnungen häufig ein symbiotisches Verhältnis an. Folglich, wenn das bei ihm zutrifft, müsste auch in dir ein gewisser Verschmelzungswunsch bestehen, dass dich das nicht abschreckte. Die von ihm beschriebene Leere zu füllen etc. sind oft die Gründe dafür, dass intensive Beziehungen gebraucht werden. Und das sind keine gesunden Gründe, für eine Beziehung. Was sagst du zu diesem Thema? Kannst du selber parallelen zu vorherigen Beziehungen dabei finden?

Ganz generell ist es ein Warnsignal, wenn Beziehungen mit einer überdurchschnittlich starken Intensität beginnen. Denn wenn zu große Nähe besteht, ist dafür Konstanz nicht mehr gegeben - kein Mensch hält diese extreme, in Richtung Symbiose gehende Nähe auf Dauer aus.

Das reguliert sich dann selbstständig, die Psyche weiß, dass das die Beziehung nicht aushalten würde und deckelt das Ganze. Es bleibt ein Beigeschmack sich nicht wirklich aufeinander einlassen zu können, er gibt dir die Begründung mit einer unbearbeiteten Traumatisierung in seiner Vergangenheit - nimmt sich und vorallem eure Beziehung damit aus der Schusslinie. Das alles hat dann vermeintlich ja nichts mehr mit eurer Beziehung an sich zu tun, niemandem fühlt sich angegriffen und die Beziehung an sich muss nicht in Frage gestellt werden.

Instinktiv weiß er, wenn er bezüglich der Intensität noch etwas drauflegen würde, indem er sich dir bezüglich seiner Abgründe öffnet, würde er gleichzeitig die Beziehung riskieren - dann eine Nähe erreichen, die die Beziehung vermutlich nicht aushalten würde - weil dafür keine ausreichende Basis besteht.

Aber als du selber diese Phase hattest, in der du so unter Druck gestanden bist und dir mehr Unterstützung - mehr Nähe - von ihm gewünscht hast, scheinbar nicht mehr zufrieden mit dem Stand damals warst, löste das Verlustängste in ihm aus - wusste sich nicht anders zu helfen, als dir sein Trauma zu offenbaren, um wieder mehr Nähe zu erreichen und sich wieder sicher in der Beziehung zu fühlen.

Das Problem an dem Ganzen: Damit sprach er ein Thema aus, mit dem er sich im Normalfall nicht auseinandersetzen wollen würde. Üblicherweise macht ein traumatisierter Mensch alles dafür, sich eben nicht damit auseinandersetzen zu müssen, vermeidet alles was in diese Richtung geht. Mit euren Gesprächen darüber, deinem Wechsel in die Therapeutenrolle erfolgte aber genau das Gegenteil davon. Mehr als abzublocken, sich emotional abzuschotten und die Flucht zu ergreifen blieb ihm deshalb nicht.

Ich würde dazu auch deinen Wechsel in die Therapeutenrolle in diese Dynamik einzubringen. Ein Versuch deinerseits, die Beziehung zu stabilisieren und selber Sicherheit zu erhalten - leider mit gegenteiliger Wirkung , bei zunehmender emotionaler Abschottung seinerseits. Mit dem Rollenwechsel kippt die Beziehung zunehmend in eine Schieflage, anstatt, dass sie stabilisiert wurde. Mit dem Versuch ihn zu retten, ihm zu helfen, ihn zu therapieren, stellst du dich automatisch über ihn. Das diente vermutlich unbewusst mehr dir als ihm. Der Begriff diesbezüglich ist das Helfersyndrom. Was machst du für eine Ausbildung und in welchem Beruf möchtest du arbeiten?

Auch ich bin der Meinung, dass eine Beziehung, ohne dass er sich therapieren lässt, bei euch zu nichts mehr führen wird, als maximal On-Off. Die Psychodynamik, die bei euch wirkt scheint sehr stark zu sein. Dass er bereits auf Tinder auf der Suche ist, führe ich eben darauf zurück, dass er nicht alleine sein kann - wie beschrieben Beziehungen braucht um seine Löcher zu füllen. Derzeit also nicht wirklich beziehungfähig. Bei Menschen mit solchen Mustern, musst du auch damit rechnen, dass du komplett abgeschrieben bist, sobald er einen würdigen Ersatz gefunden hat, die ihm das bieten kann.

Dir selber würde ich empfehlen, herauszufinden, welche Anteile an der Dynamik von dir aus kommen.

Alles Gute und liebe Grüße,

Ramse

30.09.2019 08:44 • x 4 #6


E
Hallo zusammen

Ich danke euch vielmals für eure Antworten. Auch für die ausführliche Analyse von dir Ramse. Liest sich sehr einleuchtend.

Scheint wirklich so, als würde ich mich da sinnlos in etwas reinsteigern... Selbst wenn er noch Interesse hätte und wir uns wieder näher kämen, wäre das Problem mit der nicht erfolgten Therapie nicht gelöst. Mit dieser Instabilität ist er nicht beziehungsfähig. Ich kann die Situation schon auch rational betrachten, nur habe ich noch zu starke Gefühle für diesen Mann. Fakt ist auch, dass ich das Helfersyndrom habe. Berufswunsch und aktuelle Tätigkeit: Soziale Arbeit @ramse

Seit der Trennung von meinem vorletzten Partner vor 2 Jahren (nach 4 Jahren Beziehung und gemeinsamen Kind) habe ich mich nur in unerreichbare Männer verliebt oder zumindest geschwärmt. Ich sehe das Muster deutlich und mir ist klar, dass ich wohl selber irgendwie Bindungsprobleme entwicklet habe...

Das Ding ist jetzt aber, dass ich mich so stark verbunden zu meiner letzten Beziehung fühle. Vielleicht unter anderem, weil er ebenfalls bindungsgestört ist und ich ihn nicht haben kann. Ich verherrliche den Trennungsgrund und denke mir, dass wir es zusammen schaffen könnten, wenn wir gemeinsam kämpfen würden. Dabei sollte es kein Kampf sein.
Ich sehe es ganz klar und lasse trotzdem nicht los. Wahnsinn, oder?

Liebe Grüsse Eleina

30.09.2019 15:37 • x 3 #7


Joker
Zitat:
Menschen mit Traumafolgestörungen, gerade wenn im Kindheitsalter erlebt, streben bei Beziehungsanbahnungen häufig ein symbiotisches Verhältnis an. Folglich, wenn das bei ihm zutrifft, müsste auch in dir ein gewisser Verschmelzungswunsch bestehen, dass dich das nicht abschreckte. Die von ihm beschriebene Leere zu füllen etc. sind oft die Gründe dafür, dass intensive Beziehungen gebraucht werden. Und das sind keine gesunden Gründe, für eine Beziehung. Was sagst du zu diesem Thema? Kannst du selber parallelen zu vorherigen Beziehungen dabei finden?


Schau Eleina, eine gesunde Beziehung besteht aus zwei Individuen, zwei Ich´s, und einem gemeinsamen Wir. Gibt man sich für den anderen auf, opfert man sich für ihn, dann wird dies eine symbiotische Beziehung genannt. In der Natur sind Symbiosen vorteilhaft, aber in Beziehungen sind sie reines Gift. Was du hier beschreibst...

Zitat:
Das Ding ist jetzt aber, dass ich mich so stark verbunden zu meiner letzten Beziehung fühle. Vielleicht unter anderem, weil er ebenfalls bindungsgestört ist und ich ihn nicht haben kann. Ich verherrliche den Trennungsgrund und denke mir, dass wir es zusammen schaffen könnten, wenn wir gemeinsam kämpfen würden. Dabei sollte es kein Kampf sein.


... geht exakt in diese Richtung. Schalte mal das Kopfkino ein, iss Popcorn und male dir aus was passieren würde:

- Du müsstest dich selbst aufgeben - deine Persönlichkeit - und alles tun damit er glücklich ist und bleibt
- Konflikte jeglicher Art meiden, weil symbiotische Beziehungen instabil sind
- Faktisch alle deine Nähe Distanz Bedürfnisse auf null reduzieren und gleichzeitig interessant für ihn bleiben
- Zusätzlich müsstest du auf alle seine Bedürfnisse richtig (!) reagieren
- Jegliche Art von Ratschlägen oder therapeutische Maßnahmen strikt unterlassen

Selbst wenn du dieses sektenhafte Verhalten hinbekommen würdest: Er kann dich trotzdem jederzeit verlassen. Dieses Damoklesschwert schwebt unheilvoll über euch. Und da Tinder schon im Spiel war, ist es nur eine Frage der Zeit bis du ersetzt wirst.

Das Leben hat dir einen kräftigen Tritt verpasst. Das deine Gefühle noch bei ihm sind ist völlig normal. Lass ihn los, lass ihn weiter ziehen, halte nicht an den dunklen Wolken fest. Du wirst noch oft an ihn denken, aber die Zeiträume werden irgendwann größer.

Es sollte einfach nicht mit euch beiden sein. Sei dankbar für die Zeit die du mit ihm verbringen konntest. Kurz gesagt: Akzeptiere das es vorbei ist. Mit deinem Verstand und deinem Herzen. Das ist der zweite wichtige Schritt auf deinem Weg, den ersten hast du schon hinter dir.

Nutze die Zeit und arbeite an deinem Selbstbewusstsein, deiner Selbstachtung und deiner Selbstliebe. Denn die Kunst besteht darin gemeinsam in einer Beziehung zu sein, ein wir zu haben, dem anderen nahe, aber nicht zu nah zu stehen und seine Individualität nicht zu verlieren. Denn es ist deine eigene Persönlichkeit, dein Charakter, worin sich dein nächster Freund verlieben wird.

30.09.2019 22:22 • x 2 #8


R
Hallo Elaina,

Zitat:
Fakt ist auch, dass ich das Helfersyndrom habe. Berufswunsch und aktuelle Tätigkeit: Soziale Arbeit


Ich finde es sehr gut, dass du dir das so bereits eingestehen kannst. Nicht nur im Hinblick auf zukünftige Beziehungen, sondern auch bezüglich deines Berufes, würde ich es als sehr empfehlenswert für dich finden, wenn du das angehst. Gerade in solchen Berufsfeldern machst du dich ansonsten auf Dauer selber kaputt - schamlos ausgenutzt zu werden, Burnout etc. sind ansonsten vorprogrammiert und du verlierst dich dabei selber.

Hast du dich mit der Thematik bereits näher auseinandergesetzt? Kannst du die Hintergründe und Motive benennen, aus denen das Helfersyndrom resultiert?

Zitat:
Ich verherrliche den Trennungsgrund und denke mir, dass wir es zusammen schaffen könnten, wenn wir gemeinsam kämpfen würden. Dabei sollte es kein Kampf sein.
Ich sehe es ganz klar und lasse trotzdem nicht los. Wahnsinn, oder?


Sorry für die harte Formulierung: Du überschätzt dich hier maßlos und teilst dir selber eine viel zu wichtige Rolle für ihn zu. Der Mann ist Erwachsen und es ist seine Entscheidung, ob er ein Kindheitstrauma angehen will oder nicht. Wenn er es angehen will, benötigt das einen Therapeuten. Er lehnt es ab in Therapie zu gehen, deshalb kann der Leidensdruck dadurch nicht allzu groß sein und bedeutet, dass er auf seine Weise damit klar kommt - kam er auch all die Jahre vor dir. Das kann eben auch die Flucht in viele, kurze und intensive Beziehungen sein. Keine schöne Bewältigungsstrategie, vorallem für die Partner - aber auch effektiv und wirksam.

Und mit Laienpsychologie, Gesprächen über das Trauma ohne entsprechende psychotherapeutische Fähigkeiten etc. wird ihn das bei der Aufarbeitung absolut nicht weiterbringen - eher im Gegenteil: Es wird ihn nur ständig triggern. Ich glaube du unterschätzt die gewaltigen psychischen Abwehrmechanismen die hier wirken und die unzähligen diesbezüglich zu berücksichtigenden Faktoren und wie unglaublich Komplex das Thema ist. Das geht hin bis zu Persönlichkeitsanteilen, die er selber nicht kennt und keinen bewussten Zugriff hat. Du kannst dich mit ihm nur über die ihm bewussten Teile unterhalten, also die bereits verarbeiteten. Das bringt ihn 0 weiter, außer dass es ihn eben leicht triggern könnte und unbewusste Anteile wirken lässt, ohne dass er weiß von wo die erlebte Reaktion wirklich kommt. Und genau deshalb ist das Therapeutensache, der dazu entsprechende Fähigkeiten auch hat.

Noch dazu, ist damit zu rechnen, dass ein Kindheitstrauma die gesamte Persönlichkeit eines Menschen prägt. Ich denke ich muss nicht wirklich sagen, dass es keinen Sinn macht seinen Partner so grundlegend oder überhaupt verändern zu wollen.

Kindheitstraumen haben in einer Partnerschaft nicht mehr zu suchen, als den Partner so zu akzeptieren, wie er ist. Das zeigt er dir mit Beziehungsabbrüchen, Nähe-Distanz Problematik etc. was ohne Therapie so bleiben wird. Willst du was stabiles, ist er der falsche dafür. Und dann bleibt es nur zu gehen.

01.10.2019 08:27 • x 1 #9


R
Zitat von Eleina:
Seit der Trennung von meinem vorletzten Partner vor 2 Jahren (nach 4 Jahren Beziehung und gemeinsamen Kind) habe ich mich nur in unerreichbare Männer verliebt oder zumindest geschwärmt. Ich sehe das Muster deutlich und mir ist klar, dass ich wohl selber irgendwie Bindungsprobleme entwicklet habe...


Um jetzt noch bei dir zu bleiben, anstatt bei deinem Ex - was aus meiner Sicht sowieso viel mehr Sinn macht:

Das Bindungsmuster an sich ist eher etwas, dass in der Kindheit geprägt wird. Das bleibt auch durch eine Trennung weitgehend, wie es war. Wie verlief diese Trennung von deinem vorletzten Partner? Gibt es in der Beziehung mit ihm parallelen zu deinem letztem Partner?

In der Regel, wird man, auch nach einer unschönen Trennung, nicht plötzlich bindungsgestört. Entweder es gab davor schon (eventuell zu diesem Zeitpunkt noch unbewusste) Problematiken diesbezüglich oder eben nicht.

Wenn dir das verlieben in unerreichbare Männer etc. und solche Beziehungsmuster wirklich neu sind:

Deine vorletze Beziehung dauerte immerhin 4 Jahre. Das kann einem auch mal 2 Jahre+ nachhängen. Zudem hast du ein kleines Kind, hast in der Zwischenzeit deine Ausbildung abgeschlossen etc. -Wo blieb da Zeit für dich und die richtige Aufarbeitung? Vielleicht ist eine mangelnde Aufarbeitung der Grund, dass es derzeit nicht so läuft, wie du es dir wünschen würdest. Vielleicht ganz einfach aus dem Grund, dass du noch nicht wirklich bereit für etwas Neues bist.

01.10.2019 09:15 • x 1 #10


Zauberhaft
Ich finde, es wird bei euch nichts direkt angesprochen.
Ihr seid ev. gerade in einer Grauzone.

Wenn du derzeit unsicher bist, was DU möchtest,
könntest du Ihn fragen, ob Er eine Zukunft für euch sieht,
wenn ja -WIE-.
Wenn Er Zeit braucht, gib Ihn Bedenkzeit.

Wenn du die Antwort hast, kannst du für DICH entscheiden, was DU dann möchtest.
Wenn nichts kommt, hast du auch eine Antwort.
Dann war Er auch nicht wichtig in deinem Leben, klare Ansage(n), und ENDE.

Das würde ich in diese Situation JETZT machen.
LG
Zauberhaft

01.10.2019 16:30 • x 1 #11


E
Hallo zusammen, ich bins nochmal.

Wollte euch noch ein Update geben.
Ironischerweise hat mich der Mann diesen Dienstag angeschrieben... Zum Glück war die Woche allgemein recht vollgepackt und ich habe eine veränderte Grundhaltung seit meinem Post in diesem Forum - bzw. euren Antworten dazu. Denn das Gespräch nahm wieder einen flirty Charakter an und er gab klare Signale. Ich denke, ich kann die Situation nun aber besser deuten. Es ist möglich, dass das Feuer wieder neu entfacht werden könnte, denn von beiden Seiten scheint noch was da zu sein. Es ist aber an mir, dies überhaupt zu unterbinden... Denn ich wünsche mir eine stabile Beziehung, kein On-Off Irgendwas und kein Kampf. Das geht nicht, wenn er sich nicht in Therapie begibt und ich kann ihn nicht retten.

Die Erklärung, dass ich zu wenig Zeit hatte, das alles zu verarbeiten (auch die vorherige Trennung), ist sehr wahrscheinlich. Deswegen werde ich mich dem widmen und mich zurückziehen von ihm. Ich hoffe, mir gelingt der Absprung nun ganz.

Ich danke allen herzlich. Eure Worte haben mir sehr geholfen, nicht wieder schwach zu werden und vorauszuschauen.

Machts gut und liebe Grüsse
Eleina

04.10.2019 21:35 • x 1 #12


R
Zitat von Eleina:
Hallo zusammen, ich bins nochmal.

Wollte euch noch ein Update geben.
Ironischerweise hat mich der Mann diesen Dienstag angeschrieben... Zum Glück war die Woche allgemein recht vollgepackt und ich habe eine veränderte Grundhaltung seit meinem Post in diesem Forum - bzw. euren Antworten dazu. Denn das Gespräch nahm wieder einen flirty Charakter an und er gab klare Signale. Ich denke, ich kann die Situation nun aber besser deuten. Es ist möglich, dass das Feuer wieder neu entfacht werden könnte, denn von beiden Seiten scheint noch was da zu sein. Es ist aber an mir, dies überhaupt zu unterbinden... Denn ich wünsche mir eine stabile Beziehung, kein On-Off Irgendwas und kein Kampf. Das geht nicht, wenn er sich nicht in Therapie begibt und ich kann ihn nicht retten.

Die Erklärung, dass ich zu wenig Zeit hatte, das alles zu verarbeiten (auch die vorherige Trennung), ist sehr wahrscheinlich. Deswegen werde ich mich dem widmen und mich zurückziehen von ihm. Ich hoffe, mir gelingt der Absprung nun ganz.

Ich danke allen herzlich. Eure Worte haben mir sehr geholfen, nicht wieder schwach zu werden und vorauszuschauen.

Machts gut und liebe Grüsse
Eleina


Hallo Elaina,

Schön zu hören, dass du hier bisher standhaft geblieben bist. Ich denke, du hast damit eine vernünftige und gute Entscheidung getroffen und, dass du damit sehr vorausschauend gehandelt hast. Sowas ist nicht einfach, wenn emotional noch etwas für ihn da ist. Das zeigt, dass du diesbezüglich viel verstanden und verinnerlicht hast.

Ich möchte dir diesbezüglich noch auf den Weg geben: Du hast sehr Richtig erkannt, dass es an dir liegt hier weitere Annäherungen zu unterbinden. Der Mann scheint eine Nähe-Distanz Problematik zu haben und wird das ziemlich sicher nicht können. Ohne Absprung in eine neue Beziehung und wenn du hier weiterhin konsequent auf Distanz gehst, ist es dynamisch sehr gut möglich, dass er sehr weit gehen wird, um dich ihm wieder näher zu bringen. Bei angesetztem Messer ist es auch sehr gut möglich, dass er sich diesbezüglich noch bereit erklären könnte, sich in Therapie zu begeben.

Für diesen Fall finde ich es sinnvoll, wenn du dich bereits emotional vorbereitest, wie du dann weiter vorgehen würdest. Was du bei diesen Überlegungen berücksichtigen könntest:

Ohne, dass es vorher die Konsequenz hatte, dich komplett zu verlieren, empfand er seine Problematiken als nicht therapiebedürftig. Therapie setzt aber einen eigenen Wunsch zur Veränderung voraus, dass sie funktionieren kann und sollte nicht Mittel zum Zweck sein, nur um eine Beziehung aufrecht zu erhalten.

Selbst wenn er diese macht, wird das eine lange Zeit brauchen, bis deutliche Veränderungen seines Verhaltens auftreten können. Es ist damit zu rechnen, dass seine Instabilität in dieser Zeitspanne auch teilweise sehr stark verstärkt zum Vorschein kommt. Da du ihn in diese Richtung gelenkt hast, dass er den Weg der Therapie einschlägt, würdest du dabei vermutlich in eine sehr ungünstigen Position stehen, dabei viel erdulden, was nicht toleriert werden sollte und ihm deshalb auch keinen gesunden Spiegel vorhalten, die er für eine Verhaltensänderung benötigen würde.

Vergiss dabei nicht, dass du ein kleines Kind hast, dass sich an den vorgelebten Beziehungsmustern für die eigene Zukunft orientieren wird.

Zitat:
Die Erklärung, dass ich zu wenig Zeit hatte, das alles zu verarbeiten (auch die vorherige Trennung), ist sehr wahrscheinlich. Deswegen werde ich mich dem widmen und mich zurückziehen von ihm. Ich hoffe, mir gelingt der Absprung nun ganz.


Deshalb finde ich das den bestmöglichen Ansatz und würde dir stark empfehlen, dass so weiterhin umzusetzen. Abstand reinzubringen und den Fokus erstmal auf dich selber zu legen.

Ich wünsche dir in jedem Fall alles Gute und, dass du die richtigen Entscheidungen für dich treffen wirst, wie auch immer es kommen wird.

Liebe Grüße

Ramse

05.10.2019 00:09 • x 2 #13


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