@T4U
Da bin ich absolut bei dir. Wenn man einige Jahre woanders studiert hat, dann hat man dort doch meistens etwas aufgebaut. Hat Freunde, Lieblingsbars. Es sei denn, man war einer von denen, die jeden Freitag nach Hause gefahren sind. Dann war der Studienort nur Ausbildung- aber nicht Lebensort. Dann ist man schön kuschelig in das elterliche Heim zurück und hat sich wie zu Schulzeiten kuschelig verwöhnen lassen.
Und das entspricht leider nicht der normalen psychologischen Entwicklungsphase in diesem Lebensabschnitt und Alter. In den USA gibt es mittlerweile Beratungszentren, die Eltern die Augen öffnen, dass sie mit den Boomerang-Kindern (so heißen sie dort) ihren Erziehungsauftrag vermasselt haben. Denn in genau dem Lebensabschnitt 19 bis 25 Jahren entwickelt sich die erwachsene Lösungsorientierung. Und das kann sie nur, wenn sie gefordert wird.
Ansonsten bleibt man Mutti, Vati, Kind. Was von einigen Eltern forciert wird, weil das Kümmern um die Kinder für sie ein essentiell identitätsstiftender Aspekt in ihrem Leben ist. Damit halten sie die Kinder klein und unselbstständig.
Wenn ein erwachsener Partner, und das ist der TE und seine Freundin ernsthaft von Heimweh spricht, und damit meine ich nicht den Wunsch in eine coole Stadt zurückzuziehen, dann ist das kritisch. wenn dann ein Partner noch sagt:Wir müssen in meinem Nest bei meinen Eltern und Freunden wohnen, sonst ist es aus!, dann ist das doppelt kritisch! Das bedeutet nämlich, dass der Partnerin ihr Status als Tochter und Schulfreundin wichtiger ist, als der der erwachsenen Frau.
Ich würde an Stelle des TE mal in mich gehen und mich fragen, ob es bei dem Heimweh nicht um etwas ganz anderes geht.
Während des Studiums ist man meistens noch finanziell von den Eltern abhängig. Wenn man sich wie viele Studenten heute 100% dem Studium verschreibt, ohne nebenbei Geld durch Studentenjobs zu verdienen, dann nabelt man sich noch schlechter ab. Man ist in der Dankbarkeitsschleife und weiter das Kind. Nach dem Studium ist es so viel schwerer sich als freier und unabhängiger Mensch zu begreifen, weil die Symbiose der Familie immer noch besteht. Das ist ungesund für Kinder wie Eltern.
In der Regel sollten Kinder mit der Ausbildung und während des Studiums sich vom Elternhaus emotional, finanziell und mental lösen, um als voll funktionsfähige Menschen eine neue Rolle in der Familie einnehmen zu können. Das sieht die Natur so vor. Flügge Vögel ziehen nach 1 Jahr im Wald auch nicht ins Nest zurück.
Im Normalfall findet sich das Elternpaar nach Auszug der Kinder neu und beginnt einen neuen Lebensabschnitt. Dazu werden die Kinderzimmer umfunktioniert und nicht mehr im rosa-roten Einhorndesign bereitgehalten, wenn der eigentlich erwachsene Wochenendfahrer mit Schmutzwäsche einfliegt, um sich von den Strapazen der Uni-Woche zu erholen. Das aber scheint der Wunsch vieler Kinder heute zu sein. Um dann übergangslos mit einem Partner weiter als Kinder im elterlichen Haus aufgenommen zu werden. Im schlimmsten Fall zieht man zu den Eltern in die Einliegerwohnung oder mindestens direkt in die Nachbarschaft. Dann ist der weg zum Klönen mit der besten Freundin Mutti nicht so weit.
Auf der Strecke bleiben oft die jungen Männer - wie hier der TE. Die passen sich entweder in die Familienstruktur der Familie der Partnerin ein, ohne selbst etwas nach ihren Wünschen gestalten zu können. Das bleibt dann auf ewig so. Kind sein bei anderen Eltern. Top!
An Stelle des TE würde ich mir über diese Situation Gedanken machen, denn sie kann ab jetzt ein Leben lang so bestehen.
Oder er hört auf sein Bauchgefühl und geht entweder zu sich zurück oder beginnt etwas total Neues. Geht sie nicht mit ihm, dann ist sie im Herzen mit ihren Eltern verheiratet und wird nie nur mit ihm ein Leben aufbauen wollen.