Hey,
Ich hoffe, ich kann euch zumindest ein wenig die andere Seite aufzeigen. Ich selbst leide seit mehreren Jahren an Depressionen, die mit der Zeit immer schlimmer wurden und seit 1/2 Jahr auch zu aggressiven Anfällen geführt haben. Der Grund für meine Depressionen geht schon etwas länger zurück und ich will jetzt auch nicht erklären, was genau passiert ist.
Eine erneute stationäre Therapie verweigere ich aus 2 Gründen:
1. Die Bedingungen dort waren damals unter aller Sau - mir wurde sogar meine Brille weggenommen, weil ich mich daran absichtlich ersticken könnte
2. Die Besserung hält nur kurz. 3 Wochen nachdem ich entlassen wurde, ging es mir besser aber danach verschlechterte sich mein Zustand wieder.
Vor 4 Jahren habe ich dann meinen jetzigen Freund lieben gelernt. Ich habe alles für ihn aufgegeben, nur um ihn glücklich zu machen. Das hat letztendlich dazu geführt, dass ich mein Abi anfangs nicht bestanden hatte. Seit gut 3 Jahren sind wir nun zusammen und ich gebe immer noch alles für ihn auf - sehr zu meinen Kosten. Letztes Jahr hat er sich eine Woche vor Weihnachten von mir getrennt mit der Begründung, er käme in seiner Ausbildung nicht weiter und brauchte Zeit für sich. Ich selbst hatte gerade mit meinem Traumstudium angefangen und weil bald Prüfungen anstanden, wollte ich mit der absoluten Lernphase anfangen. Doch wieder kam mein Freund mit seinen Aktionen dazwischen und ich war so traurig darüber, dass ich nicht ein Wort lernen konnte und natürlich durch alle Prüfungen geflogen bin. Ich habe für ihn all meine Träume aufgegeben und das hat mich wieder in die Depressionen gestürzt. Trotzdem habe ich um ihn gekämpft - schließlich ist er meine große Liebe - und ihn wiedergewonnen. Doch nun wollte er nicht vor unseren Eltern zu mir stehen und verbot mir, meinen Eltern etwas von uns zu sagen bis er 18 war. Ich willigte ein und unterdrückte meine Probleme mit meinen Eltern, die mit diesem Geheimnis kamen. Ich liebe meine Familie und es tut mir weh, dass ich nicht mehr normal mit ihnen umgehen kann weil ich ein Geheimnis vor ihnen habe. Und als endlich der lang ersehnte Tag seines 18. Geburtstags kam, eröffnete er mir, dass er es immer noch nicht schafft zu mir zu stehen, da seine Eltern ihm sonst den Geldhahn zudrehen würden. Diese Worte trafen mich und von da an begannen meine aggressiven Anfälle sich zu häufen. Doch ich wollte nicht, dass sie zwischen uns standen und ich suchte die psychische Beratungsstelle der Uni auf, zu der mein Freund nicht mitkommen wollte/konnte weil er den Garten seiner Eltern pflegen müsse. Zur Info: die Eltern sind nicht behindert oder so. Die Dame erklärte mir dann meine Möglichkeiten:
stationär in der Klinik
mind. 2 Jahre ambulant
oder mind 1 Jahr Tag-/ oder Nachtklinik
ich habe mich für ambulante Behandlung entschieden und habe meinen Freund gebeten, mich bei der Suche nach einem geeignetem Psychologen zu unterstützen, was er jedoch nie gemacht hat. Ich selbst habe nicht mehr die Kraft dazu jemanden zu suchen, da ich schon mehrere Versuche gestartet habe und mir niemand helfen konnte - es sogar teilweise noch schlimmer gemacht haben.
Meine Depressionen nahmen zu und ich hatte mittlerweile auch Suizidgedanken. Ich fing an zu ritzen und hatte immer ein Messer in greifbarer Nähe - konnte es bei meinen Anfällen, wenn ich alleine war, auch nicht mehr aus der Hand nehmen. Wenn jemand bei meinen Anfällen anwesend war, habe ich nie etwas in der Hand gehabt - ich wollte nie jemand anderen verletzen - aber ich habe es schon fast genossen, wenn mir Schmerzen zugefügt wurden damit ich mir selbst nichts antat. Schmerz ist das einzige, was mir in solchen Anfällen beweist, dass ich noch lebe und zu anderen Gefühlen auser Trauer fähig bin. Es mag absurd klingen aber es ist so.
Mittlerweile habe ich festgestellt, dass der Auslöser solcher Anfälle mein Freund ist. Immer wenn er mir verspricht, dass alles wieder gut wird und wir wenigstens dieses Weihnachten zusammen feiern werden - ich sehe dieses Fest seit seiner Trennung nicht mehr als Fest der Liebe sondern als Fest der Schmerzen - und er wieder etwas macht, was von seinem Versprechen wegführt, habe ich einen Anfall. Jedes Wochenende lässt er mich mit meinen Alpträumen alleine - ich kann seit Weihnachten nicht mehr alptraumfrei alleine schlafen - und fährt zu seinen Eltern, die ihn immer wieder mit Geld locken. Und weil seine diese seine anstrengende Ausbildung nicht unterstützen, kommt er immer aggressiv zurück und erwartet von mir, dass ich ihn in Ruhe lasse und alleine nach nem Psychologen suchen soll. Seine Worte: Ich fahre nach Hause um Geld zu verdienen. Und die Ausbildung ist auch schwer. Das mache ich nur weil es später viel Kohle für uns beide gibt. Ich will aber nicht die verdammte Kohle in diesen Massen, die er mir verspricht. Ich will nichts anderes als seine Unterstützung, denn ich kann nicht mehr gegen meine Depressionen kämpfen. Ich habe Angst davor alleine zum Psychologen zu gehen. Bislang konnte mir keiner helfen und ich will nicht schon wieder an einen geraten, der mich nur enttäuscht.
Ich weiß nicht, ob ich euch damit helfen konnte, aber ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick geben, wie es sich angefühlt hätte, wenn ihr eure Partner nicht unterstützen würdet. Ich weiß dass irgendwo ein Schlussstrich sein muss - das will ich euch auch nicht übel nehmen - aber ihr könnt trotzdem stolz auf euch sein, dass ihr zumindest versucht habt euren Partner zu retten. Wenn er/sie natürlich nicht mitmacht, könnt ihr ihm/ihr nicht helfen. Aber dann braucht ihr auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich jedenfalls will da raus, ich brauche halt die Unterstützung, die ich leider nicht bekomme.
10.10.2015 18:43 •
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