Hallo ihr Lieben,
ich hatte schon einmal einen Thread zu meiner Beziehung, dass ist quasi die Fortsetzung.
Eigentlich bin ich bei meinen Freunden immer der Beziehungratgeber (es ist wirklich viel einfacher anderen Leuten Tipps zu geben, als selbst welche zu befolgen) und scheine meinen Job wohl auch ganz gut zu machen - zumindest sind nicht auffallend mehr Trennungen entstanden, seit ich meinen Senf dazu gebe
Leider hat sich meine Beziehung dagegen nicht so entwickelt, wie ich es mir für uns gewünscht hätte. Wenn man es genau nimmt, gibt es nämlich keine Beziehung mehr und ich brauche jetzt wohl mal Beistand und Rat - am besten von Personen, die schon mal einen depressiven Partner hatten/haben oder in diesem Gebiet irgendwie Erfahrungen haben.
Mein Ex und ich sind beide Mitte 20 und waren jetzt über zwei Jahre ein Paar. Unsere Beziehung war so, wie ich es mir immer gewünscht habe. Wahrscheinlich fällt es mir deshalb umso schwerer richtig zu realisieren, was sich seit einem halben Jahr immer stärker abgezeichnet und entwickelt hat.
Ich wusste, dass mein Ex in seiner Jugend schon einmal psychische Probleme hatte, zum Therapeuten geschickt wurde, dies aber keinen gewünschten Erfolg erzielte. Er konnte ein Jahr nicht zur Schule gehen, die Eltern haben versucht ihn aufzubauen und irgendwann war er dann wieder in der Lage - das eigentlich Problem wurde aber nie erkannt oder therapiert. Seine Mama war in seiner Kindheit und Jugend auch immer wieder depressiv.
Vor einem halben Jahr hat er angefangen, sich so zu verändern, dass es in meinen Augen auffälig wurde. Er wurde immer stiller und hat sich oft zurück gezogen, hat sich bei Freunden/Familie und später auch bei mir immer weniger zurück gemeldet. Er war ständig müde und erschöpft, konnte gleichzeitig aber nicht schlafen. Saß dann Nachts im Wohnzimmer und hat Löcher in die Luft gestarrt. Selbst, wenn er den ganzen Tag nichts gemacht hat, war er total kaputt. Auf der Arbeit wurde er unkonzentriert und vergesslich und die kleinsten Probleme überforderten ihn maßlos. Natürlich habe ich Gespräche zu ihm gesucht und seine Schilderungen bereiteten mir große Sorgen.
Er erklärte mir, dass er es einfach nicht schaffe zur Ruhe zu kommen. Seine Gedanken ihn so einnehmen, dass er nicht abschalten könne. Er das Gefühl hat, sich selbst verloren zu haben und überhaupt keinen Halt mehr zu finden. Mittlerweile einfach alles gleichgültig wäre, er einfach nichts mehr fühlt, alles irgendwie egal geworden ist und er an nichts mehr Freude hätte.
Ich habe versucht in meinen Möglichkeiten für ihn dazu sein, aber irgendwann merkte ich, dass ich ihm nicht helfen konnte. Unsere Beziehung litt immer mehr, Absprachen wurden nicht eingehalten, er wurde mir gegenüber immer gleichgültiger, er forderte ein aber konnte nichts zurück geben, manchmal sprach er nicht mal mehr ein Wort wenn wir uns trafen weil er nicht konnte, seine Meinung konnte sehr schnell wechseln, er wurde immer gereizter usw. Von der Person, die ich kennen gelernt hatte, war nichts mehr übrig. Ich war oft verletzt, konfrontierte ihn mit seinem Verhalten, wenn es mich verletzte und so wurde auch ich immer unzufriedener. Auf der einen Seite merkt man, der Partner ist krank und auf der anderen ist man überfordert und kann nicht alles einfach nur hinnehmen.
Jetzt am Sonntag beendete er die Beziehung. Er würde für nichts mehr etwas fühlen, die Beziehung würde ihn mehr belasten als erfreuen und er möchte einfach nur noch seine Ruhe. Er sprach wie ein Roboter, total monoton,als würde ihn das in keiner Form emotional berühren. Unsere Wege sich jetzt trennen und er mir nicht sagen kann, ob diese sich nochmal kreuzen. Er würde sich nur melden, wenn er irgendwann das Gefühl hätte Kontakt zu mir zu wollen, aber er nicht sagen könne, ob das nochmal der Fall sein wird. Dann ist er einfach gegangen. So, wie er es formulierte, hörte es sich so an als wäre ich in seinen Augen das Problem/der Grund wieso wir uns trennen. Und das war wirklich ein ganz schlimmes Gefühl für mich. Als würde er gar nicht sehen, was mit ihm los ist. Es war sehr hart, zu hören, wie egal ich ihm geworden bin und er so gar kein Problem zu haben schien, dass wir uns nie wieder sehen könnten.
Ich habe viel mit meiner Mama gesprochen, darüber dass er professionelle Hilfe braucht - und dass ich nicht der Grund bin, weshalb er sich so fühlt. Und er im Moment für nichts irgendwas fühlt, ich es nicht zu persönlich nehme. Aber der Gedanke, ihn vielleicht wirklich das letzte Mal gesehen zu haben, quält mich. Die Trennung an sich ist in meinen Augen auch unumgänglich gewesen. Es ging so nicht mehr. Die Diagnose Depression wurde nie gestellt, ich habe mit vielen Menschen in meinem Umfeld, die schon einmal in diesem Gebiet beruflich waren oder sind, gesprochen. Bei allen die Einschätzung - er scheint hochgradig depressiv zu sein und sollte sich Hilfe suchen. Die einzige Person, die das nicht so zu sehen scheint, ist er. Von Therapeuten hält er nichts, er bräuchte einfach nur Ruhe, mehr nicht.
War schon mal jemand in einer ähnlichen Situation? Wie seid ihr damit umgegangen? Gibt es vielleicht Balsam für meine Seele, dass wenn es ihm besser geht, er mich noch einmal anders sieht? Priorität hat nur, dass es ihm wieder besser geht. Das wünsche ich ihm wirklich von Herzen - und dass er Hilfe annehmen kann. Und trotzdem habe ich diese kleine Hoffnung, dass wenn der Schritt geschafft ist auch wir uns irgendwann wieder annähern können und ich ihm eigentlich gar nicht so egal bin. Ist das egoistisch und naiv zu denken?
27.01.2018 15:45 •
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