Damit alle, die es interessiert, lesen können, was ich den Abend vorab geschrieben hatte:
Hallo XY.
Ich frage mich, warum die Zeit bis zum Montag noch wunderbar war und mich einen Tag später zusammen mit meinem Sohn aus der Ferienwohnung wirfst.
Zum Thema, was Dich hat explodieren lassen: waren Deine Kinder am Strand jemals ausser Sicht oder gar in Gefahr gewesen? Kannst Du es beurteilen, wenn Du selbst nicht anwesend warst?
Und ganz ehrlich: dann muss sich mein eigener Sohn auch in akute Gefahr begeben haben. Meinst Du wirklich, dass ich das jemals zulassen würde?
Alle drei waren jederzeit von mir im Blick und in Sichtweite. Und in Sicherheit.
Die Lütte ist als Nichtschwimmerin zu keinem Zeitpunkt Deiner kurzen Abwesenheit im Wasser gewesen.
Und Du solltest wissen, wie ich mit Deinen beiden Mädels umgehe und auf sie achte.
Ich finde Deine Reaktion darauf daher als übertrieben und nicht gerechtfertigt.
Vernünftig wäre gewesen, die Drei einzusammeln und Ihnen nochmals die Baderegeln zu erklären und sie über eventuelle Gefahren aufzuklären. Man macht da nicht ein riesen Fass auf und schreit rum und faltet alle um sich herum zusammen.
Es wäre und es ist nichts passiert und wir hätten einen weiteren tollen Tag am Meer geniessen können.
Stattessen hast Du wütend Sack und Pack zusammen geräumt, wolltest wortlos nach Hause und hast uns dann aus der Ferienwohnung geworfen.
Alle drei Kids haben mich fragend angeguckt und wussten nicht, wie ihnen geschieht.
Viel schlimmer empfand ich dann Deine verbale Entgleisung in der Wohnung.
Und alles vor den Kindern. Muss das sein? Das ist eine Sache zwischen uns. Die Kinder hätten anders belehrt werden können. Wir als Erwachsene klären so etwas separat und niemals vor den Kindern.
Das fand ich von Dir zu hoch gegriffen. Vor allem Deine Lautstärke. Deine Kinder mögen es kennen. Meiner nicht. Er hat Angst vor Dir gehabt, sich die Ohren zugehalten, geweint und gezittert. Du hast es selbst gesehen. Du hast es in dem Moment geschafft, mich stinkesauer zu machen. Durch Provokation, durch Anfeindung, Vorwürfe und durch Beleidigung. Und warum? Warum das Ganze? Du hättest allen Grund dazu gehabt, wenn etwas Dramatisches am Strand passiert wäre. Es ist aber nichts passiert. Die drei haben sich nicht an die Regeln und Absprachen gehalten. So etwas klärt man dann ruhig und mit bestimmenden Ton. Aber doch nicht so verbal und lautstark.
Was haben wir zusammen am Sonntag alles erlebt, als wir u.a.
Es fällt mir schwer, Dich momentan einzuschätzen. Du wirkst teilweise wie ein rohes Ei. Einerseits willst Du alleine sein und Deine Ruhe haben. Andererseits möchtest Du kuscheln, in den Arm genommen werden, beklagst Dich über zu wenig Nähe.
Du kannst nicht schlafen, bist genervt, Deine Mädels sind zuvor bis in die Nacht wach gewesen (man hat Dich ja mit der Großen schimpfen hören), Du hast nun noch eine Blasenentzündung, Arztbesuch im Urlaub, Dein Jobverlust die Woche zuvor, Dein Herz, Dein Bein, Du bekommst keine Kur verschrieben, musst in wenigen Wochen in eine Klinik, und vieles mehr.
Das Schlimmste war letzte Woche, wo Du mit Tränen in den Augen bei mir in der Küche standest und sagtest, Du hast keine Lust mehr. Keine Lust mehr auf alles. Und ich weiß, was damit gemeint war. Es gibt mir zu denken. Du hast Deine Mädels zu mir gebracht, weil sie Dir sonst die Bude auseinandernehmen würden. Ich bin dann sogar noch mit der Kleinen zur Physio gefahren, während die anderen beiden alleine zu Hause geblieben sind. Dafür war ich gut genug? Da durfte ich auf sie aufpassen?
Aber ich verstehe Dich ja immer nicht. Verstehst Du Dich denn selbst noch?
Ich weiß nicht, wie ich Dir noch Halt geben kann. Scheinbar mache ich in Deinen Augen alles verkehrt. Von bis A bis Z. Egal was es ist, es ist nicht richtig.
Ich habe momentan ein Gefühl von Enttäuschung, Wut und Leere. Von dem, was da passiert ist. Alles aus dem Nichts heraus. Als wenn Du nur darauf gewartet hast. Es ist nichts passiert, XY. Allen geht es gut, alle sind heil nach Hause. Alle wären gerne weiter am Strand geblieben.
Dein Anschreien hat mich getroffen. So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt. Nur deshalb bin ich irgendwann auch laut geworden, um gegen anzukommen. Aber das hat Dich noch mehr hochfahren lassen. Mir fehlten irgendwann die Worte und ich hatte auch keine Energie mehr für sowas. Von daher habe ich mich dann zurückgezogen. Warum bist Du so explodiert? Warum so laut? Warum so energiegeladen? Und ganz ehrlich: was hat es Dir gebracht?
Das Einzige, was ich von dem letzten Tag im Urlaub noch vor Augen habe, sind die Kinder, als sie mit strahlenden Augen am Strand und im Wasser gespielt haben. Sie hatten Spaß zusammen und waren glücklich.
Ich weiß derzeit nicht, wie ich noch mit Dir reden oder geschweige umgehen soll.
Das Du seit Wochen unter Druck und Anspannung stehst, ist Dir aus dem Gesicht zu lesen und auch körperlich anzumerken. Überall bahnt sich bei Dir was neues an. Das passt auch zu Deiner Aussage bei mir in der Küche. Und jedesmal ist es mit Tränen verbunden und zieht Dich nach unten.
Ich würde Dir gerne helfen, aber ich weiß nicht mehr wie und wie es richtig wäre.
Und reagiere ich mal mit Deinen Worten in einer Diskussion, dann explodierst Du noch weiter. Das habe ich am Montag mal gezielt ausprobiert.
Stattdessen wird mir vorgeworfen, ich denke nur an mich und meinen Sohn. Ist Dir bewusst, dass ich mich auch um Dich und Deine Kinder gekümmert habe? Zum Beispiel am Sonntag? Du hast auf der Strandmatte gesessen und ich war mit denen am Wasser. Ich bin jederzeit für sie da.
Die Woche zuvor an der Ostsee bist Du weit rausgeschwommen, hast die Lütte bei mir gelassen. Habe ich auf sie aufgepasst? Letzte Woche habt ihr bei uns übernachtet.
An anderen Tagen in der Woche haben die Kinder viel bei Dir zusammengespielt.
Über den Urlaub am Montagabend muss ich ehrlich gesagt sagen, dass ich erleichtert war, als ich mit gepackten Taschen im Auto saß und aus der Situation raus war. Wir haben es nicht mehr ausgehalten. Ich bin mit meinem Sohn noch zum Wasser an den Hafen gefahren, damit er sich beruhigen kann. Aber wir sind nicht allzu lange geblieben. Wir wollten dann nur noch nach Hause.
Um Dir nun ein „Leid“ abzunehmen, ziehe ich mich zurück. Dann brauchst Du Dir wegen uns keine Gedanken mehr machen. Ich hätte es mir von Herzen anders gewünscht.
Wenn Du mich sehen oder mit mir reden willst, gib mir einfach ein Zeichen.
Ansonsten alles Gute für Dich und Deine beiden..