Hallo ihr Lieben, hallo Sternenträne,
es wäre schöner, sich real in dieser Gruppe zu treffen, zuzuhören, Rat zu geben oder etwas gemeinsam zu unternehmen. Ich freue mich, dass dennoch der Eindruck entstanden ist, wir sind uns ähnlich. Irgendwann kommt leider jeder Verlassene an den Punkt, wo man spürt, dass es eine Schwelle überschreitet, noch länger mit Vertrauten über das Warum und seine Traurigkeit zu sprechen. Kennt ihr das? Gut, dass jeder hier aufgefangen wird.
Zu Deinen Fragen:
Ich war 1,5 Jahre in ihn verliebt, dann ein wunderschönes Treffen, bei dem man gemerkt hat, dass es passen würde. Es lief an dem Abend nichts. Er gestand mir danach, dass er eine Freundin hat, mit ihr wohnt und zog sich zurück. Ich mich auch, wollte keine Beziehung spalten. Ein halbes Jahr später sagte er mir, er hätte keine Hoffnung mehr, dass sich an seiner 4-jährigen desaströsen Beziehung noch was ändert.
Er (40) wünschte sich ein Zuhause und dass ich seine letzte Freundin bin. Mir ging es genauso. Er trennte sich, zog bei mir ein und wir waren nur 4 Monate zusammen. Unsere Gespräche waren intensiv. Sachen, die er noch nie zuvor jemanden erzählt hatte. Vieles mit mir war eine neue positive Erfahrung für ihn, seine Verliebtheit, unser S., Fürsorge. Anscheinend hatte er mit seinen Partnerinnen zuvor zwar zusammen gewohnt, wirkliche Nähe und Interesse an den Träumen, Zielen und Gedanken des anderen gab es wohl nicht. Allein die Tatsache, dass er ein Jahr auf der Couch schlief und seine Ex es normal fand, sein Bett in Beschlag zu nehmen, fand ich traurig. Für mich war es eine neue Erfahrung, mit jemandem zu wohnen und die Eltern kennen zu lernen.
An ihm zerrte viel: der Umzug, finanzielle Probleme durch eine Nachzahlung, dadurch viel Arbeit, Gütereinigung mit der Ex, die wenig kooperativ war. Ich nahm ihm den Haushalt ab und versuchte, ihm den Advent mit einem selbst gemachten Adventskalender zu versüßen. Leider hatte er Arbeitszeiten, bei denen er nachts kam. Aufgrund von Schlafstörungen verließ er oft zwischen 2-4 Uhr unsere Wohnung um zu rauchen, spazieren zu gehen. Jedesmal wurde ich wach, mal abgesehen vom Schnarchen. Bei Streit gab es von ihm nur eine Reaktion: flüchten und wegfahren. Ein Gespräch war erst Stunden später oder am nächsten Tag möglich. Gemeinsame Unternehmungen mit der Partnerin (z.B. spazieren gehen, übers Wochenende wegfahren) kannte er bis dato nicht. Er wollte es sehr, empfand es jedoch als zu große Umstellung zu seinem vorherigen Leben, in dem jeder der Partner seinen Angelegenheiten nachging. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Und er war traurig, dass es ihm nicht gelingt, mich glücklich zu machen. Ich glaube, er war depressiv. Er wisse nicht, wie er sein muss und ich antwortete, sei doch einfach du, ich liebe Dich doch. Bis zum letzten Tag sagte er mir, dass er mich liebe. Dann schmiss er hin.
Ich versuchte es mit einem Brief ohne Vorwürfe, aber bekam nur als Antwort, dass es lange dauern wird, bis er wieder funktioniert. Nach meinem Brief stellte ich den Kontakt ein. Anderthalb Monate später bat ich ihn um ein Gespräch. Bei diesem blieb er bei seinem Kurs, verhielt sich distanziert und rational. Wir sehen uns zwangsläufig einmal im Monat in Rahmen einer Gruppe. Er meidet den Kontakt, weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Glücklich sieht er nicht aus. Mir tut es weh, nun so zu wirken, als würden wir uns nicht näher kennen.
Zurück zu deinen Fragen: das sind viele Schwierigkeiten gleich am Anfang gewesen. Entweder war ich mit ihm überglücklich oder tieftraurig. Nicht der Zustand, den man sich für eine Partnerschaft wünscht. Andererseits hatte ich mehrere Beziehungen und noch nie fiel es mir so schwer, über jemanden hinweg zu kommen. Man muss auch berücksichtigen, dass ich mich schon vor 1,5 Jahren in seine Art verliebt hatte.
Ich denke, diese Schwierigkeiten waren dazu da, lernend überwunden zu werden. Er hätte beispielsweise lernen können, anders als flüchtend mit Konflikten umzugehen. Vielleicht hat ihm diese Nähe, dieses *beep*, Angst gemacht. Aber ohne das, keine wirkliche Partnerschaft, glaube ich. Natürlich habe ich auch mein Päckchen zu tragen und darüber habe ich viel nachgedacht. Liebe ist die Basis, die lässt sich nicht herbeizaubern. Und die schmeißt man nicht weg.
Meine Idealvorstellung ist, dass ihm eines Tages bewusst wird, dass eine Beziehung Zeit und Hingabe braucht, um am Leben gehalten zu werden und zu wachsen. Dass sie ein Spiegel ist, der oft nicht schön ist, uns aber die Punkte aufzeigt, bei denen wir besser agieren könnten.
Ohne diese Einsichten wird es nicht gehen. Da ich keinerlei Zeichen von ihm bekomme - es herrscht Funkstille - akzeptiere ich die Trennung. Ich bin mit zwei Ex-Freunden befreundet. Bei ihm kann ich es mir nicht vorstellen, weil es bei ihm Liebe war und sie nicht nachlässt.
Kannst Du etwas für Dich daraus ziehen, liebe Sternenträne?
08.08.2015 14:10 •
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