Danke dir. Das tut gut zu lesen, in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich derzeit total schwach fühle- Aber vielleicht bin ich das tatsächlich gar nicht so, wie ich es gerade empfinde.
Ich habe auch irgendwo neulich gesehen, dass sogar empfohlen wird, dass man sich selbst von dem Narzissten löst und nicht anders rum. Also nicht darauf zu warten, bis er es tut, weil man da ja sicher in ein noch tieferes Loch fällt. Und das bin ich auch so schon genug. Ich muss hart gegen meine Selbstvorwürfe kämpfen, weil ich mir soviel hab bieten lassen und mir immer wieder sagen, dass dies einen höheren Grund hatte, dass mir das alles unbewusst war und ich deshalb nichts dafür kann. Jetzt ist es mir bewusst und nun würde ich auch eindeutig Mitschuld tragen, wenn ich so etwas trotzdem dulden würde. Ich bin mir sicher, dass ich mir solchen in Zukunft besser vom Leib halten kann. Irgendwann, wenn man zu viel mitgemacht hat und immer weniger von dir übergeblieben ist, kommt ein Wendepunkt, glaube ich. Und dann passiert das Gegenteil und man wird stärker, als man es zuvor jemals war. Aber natürlich muss man erst mal heilen und wieder Kraft schöpfen.
Ich glaube, wenn man nur die Schuld bei dem anderen sucht, ohne zu sich selbst zu hinterfragen, sich selbst zu fragen, wo die eigenen Denkfehler liegen, dass man so jemandem die Chance gab, einen so oft und lange zu verletzen, dann hat man einfach etwas nicht verstanden und verpasst eine Chance auf einen großen Entwicklungsschritt in der Persönlichkeit. Es geht ja auch nicht nur um Wachstum, sondern um Freiheit. Ich hatte Ketten, die mir nicht bewusst waren. Durch meine Unsicherheiten habe ich viel, viel zu viel darüber nachgedacht, was andere denken könnten. Ich habe meine Entscheidungen nach Außen getroffen. Zum Beispiel, ob jemand Anderes denken könnte, ob ich mich anstellen könnte, wenn ich mich soundso entscheide, anstatt in mich reinzuhören, ob es sich für mich richtig anfühlt. Das kam eindeutig aus meinem Elternahaus. Meine Mutter war hochnarzisstisch, das weiß ich jetzt und suggerierte mir immer, dass ich falsch fühle, falsch denke, falsch entscheide, nicht gut bin. Das habe ich mitgenommen. Ich weiß jetzt, dass ich alles entscheiden darf, was ich will, auch wenn es anderen nicht passt. Jedoch läuft niemand in meinen Schuhen und auch ich laufe nicht in den Schuhen anderer. Es wird schon Gründe für die Entscheidungen anderer geben.
Nicht jeder muss aber gleich schlimme Vergangenheitserfahrungen gemacht haben, wenn er mit einem Narzissten zusammen war. Vielleicht reicht da auch schon, dass wir als Kind naiv beigebracht bekommen zu haben, deinen Nächsten zu lieben und dass in jedem etwas gutes steckt. Ich jedenfalls werde meinen Kindern das nicht beibringen. Ich werde ihnen beibringen, dass es bösartige Menschen gibt und dass sie das meist selbst nicht merken (ein Kranker weiß nicht, dass er krank ist) und nichts dafür können, aber das es besser ist, sich von ihnen fern zu halten. Denn es geht immer auf deine Gesundheit. Immer. Es gibt Ratschläge und Videos zum Umgang mit Narzissten, von denen ich aber absolut nichts halte. Das hilft vielleicht vorübergehend, wenn es gerade nicht anders möglich ist und man gezwungen ist, sich mit einem Narzissten auseinander zu setzen. Aber sicher nicht als Dauerlösung. Der Umgang mit ihnen macht durch ihr Verhalten immer was mit einem und da kommt man früher oder später an seine Grenzen. Man wird wütend, schlecht gelaunt und kommunizieren kann man es ja auch nicht, weil Narzissten einen schwindelig reden, aber niemals zielführend. Und das raubt dann auch noch mal Energie. Deswegen, jeder der sagt, man solle das weite suchen, hat absolut Recht. Auf den sollte man auch hören. Man sollte sich so gut wie es möglich ist, von Narzissten fern halten.
04.10.2020 07:12 •
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