Hallo zusammen, ich habe lange überlegt ob ich zu meiner Situation etwas schreiben soll. Ich muss es aber jetzt einfach loswerden.
Ich war ein Jahr in einer Beziehung mit einem wundervollen Mann. Die Beziehung war immer harmonisch und fast perfekt. Wir konnten über alles reden, vertrauten uns blind und haben selten gestritten. Letztes August Wochenende war er teilweise seltsam und ging körperlichen Annäherungen manchmal aus dem Weg. Seine Reaktionen haben sich ständig geändert. Mal hat er versucht den Kontakt abzublocken, dann wollte er wieder kuscheln etc. Samstags ist er extra kurz heimgefahren, um zu schauen, dass ich gut nach Hause gekommen bin, weil er Panik bekommen hat, dass mir etwas passiert ist und hat zehn Mal gesagt, dass er so froh wäre, dass es mir gut geht und dass ich da bin. Sonntags waren wir noch unterwegs und haben uns ein Fußballspiel angeschaut, dort wurde ich noch als seine Freundin Leuten vorgestellt, die ich noch nicht kannte. Danach waren wir essen und sind relativ früh ins Bett und haben die ganze Zeit gekuschelt bis ich eingeschlafen bin.
Am Montag haben wir normal geschrieben bis ich nachgefragt habe ob alles zwischen uns in Ordnung ist, weil mir das Wochenende nicht aus dem Kopf gegangen ist.
Dann legte er los mit: er kann mir nicht so viel Liebe zurückgeben wie ich ihm und das macht ihn traurig und fertig und ihm geht es mit der Situation beschissen weil ich das nicht verdient habe und auch nichts dafür kann. Er sieht wie gut ich zu ihm bin und dann kann er nicht mit mir reden, weil ich ihm so viel Liebe schenke und er diese nicht verdient hätte. Er hat noch Gefühle aber nicht so starke wie ich ihm gegenüber zeige. Ich habe es nicht verdient, dass er so zu mir ist. Er wäre momentan in einer Phase, in der er unfassbar viel nachdenkt und auch oft an seinen verstorbenen Vater denken muss und das würde ihn einfach nur noch kaputt machen. Er könne nicht einfach so darüber reden und er steht neben sich. Ich würde keine Schuld daran tragen und es wäre alles rein sein *beep* Kopf. Er kann das nicht so stehen lassen und würde gerne reden.
Wir haben uns am gleichen Tag noch getroffen und geredet und er meinte, dass sich in den letzten zwei bis drei Wochen etwas verändert hätte. Eigentlich wollte er, dass ich bei ihm einziehe aber als er vor zwei Wochen nochmals darüber nachdachte hat sich etwas falsch angefühlt. Er wolle mich nicht belügen. Er wäre nicht mit der Absicht zu mir gefahren Schluss zu machen.
Er hat so viel geweint. Sogar mehr als ich. Er hat mir gesagt, dass ich die wichtigste Person in seinem Leben bin, einen höheren Stellwert als seine Mutter habe und er die Entscheidung jetzt mit Sicherheit bereuen wird. Als ich fragte, wieso er es dann macht war seine Antwort: weil ich das Gefühl habe, dass ich das jetzt machen muss. Ich wäre perfekt für ihn gewesen und er wollte immer so eine Beziehung führen wie wir sie hatten. Es wäre das schönste Jahr gewesen, dass er jemals gehabt hat. Er ist beim Abschied auf mir zusammengebrochen und hatte einen Nervenzusammenbruch. Meinte noch, dass er den ganzen Tag über nachdem ich die Frage gestellt hatte, so sehr geweint hat wie an der Beerdigung von seinem Vater.
Ich war einfach baff und konnte nicht wirklich antworten. Es wären auf alle Fälle noch Gefühle da sagte er, aber er könne keine Beziehung mit mir führen. Er hat das Gefühl, dass in seinem Leben irgendwas nicht rund läuft und sich in die falsche Richtung bewegt und er vielleicht mit einem Therapeuten reden müsse. Durch Corona hätte er vielleicht zu viel Zeit gehabt nachzudenken und eventuell spielt auch die Gewohnheit mit rein.
Ihm schien es auch schlecht zu gehen, weil er am Dienstagmorgen meinte, dass es ihm mies geht und er sich nicht konzentrieren kann und froh ist, dass ihn niemand sehen muss.
Wir haben uns nach vier Tage für ein klärendes Gespräch getroffen bei dem ich auch mal meine Fragen stellen konnte, da ich viel zu schockiert war, um auf das alles zu reagieren.
Dort hat er erst mit Smalltalk angefangen und mir erzählt, dass er die Woche so viel um die Ohren hatte. Dass er es nicht bereut Schluss gemacht zu haben und dass er keine Gefühle mehr für mich hat und ich nur noch seine beste Freundin wäre. Als wir das letzte Mal ich liebe dich gesagt hätten, hätte er das nur verbal erwidert aber nicht mehr gefühlt. (Abgesehen von dem Wochenende als ich merkte, dass etwas nicht stimmt haben wir auch des Öfteren noch miteinander geschlafen, hatten Urlaub und haben sehr viel unternommen.) Ich habe dann nachgefragt was in den letzten Wochen in seinem Leben passiert ist. Er meinte daraufhin, dass er mit seinem Job so unzufrieden ist, er das Gefühl hat, dass er nur mit Zahlen jongliert und es absolut keinen Mehrwert hat. Er sitzt nur noch da und strengt sich nicht mehr an. Wenn er sonntags im Bett liegt könnte er weinen, wenn er daran denkt, dass er am nächsten Tag arbeiten muss. Vielleicht müsste er noch mal studieren oder einfach wegziehen. Er denkt so viel an seinen Vater und bereut es so die Zeit, die sie miteinander hatten, nicht mehr genutzt zu haben. Er wollte ihm so viel beibringen und es hat ihn damals nicht gejuckt. Er würde es so sehr bereuen und weiß nicht wie er damit fertig werden soll. Ich habe ihn dann auf das Thema Therapeut angesprochen, ob er es sich überlegt hätte. Daraufhin meinte er, dass er es sich noch nicht überlegt hat. Ich habe ihm versucht klar zu machen, dass er vielleicht mit jemandem reden sollte, einfach für sich selbst. Er würde darüber nachdenken, weil Freunde von ihm auch in Therapie sind und diese würden so schwärmen. Im Laufe des Gesprächs haben sich aus Selbstschutz meine Gefühle abgeschaltet. Ich hatte zu ihm dann gesagt, dass meine Gefühle im Laufe des Gesprächs weg waren, daraufhin hat er lange auf den Boden gestarrt bis ich fragte ob alles ok ist. Da hat er mir ganz langsam mit glasigen Augen in die Augen gesehen und nur mit klar geantwortet. Danach hat er direkt das Thema gewechselt. Er meinte zum Schluss, dass er gerne den Kontakt halten würde und wissen würde was in meinem Leben so vor sich geht. Dass wir nicht täglich, aber stetig schreiben könnten. Vielleicht auch mal wieder treffen könnten. Ich habe daraufhin nur mit den Schultern gezuckt und er antwortete: ich hoffs.
Er hat sich samstags danach kurz gemeldet und bis zum Freitag zwei Wochen später war Funkstille. Ich hatte es nicht mehr ausgehalten und meinte, dass ich ihn gerne unterstützen und für ihm gern helfen würde, dass ich aber das Gefühl habe, dass er sich erstmal selbst sortieren und sein Leben neu ordnen muss. Die Zeit würde ich ihm gerne geben. Ich kann es verstehen, wenn er erstmal auf Abstand gehen möchte. Vielleicht könnte man sich in Zukunft mal treffen und einfach reden. Als Antwort kam nur zurück: ich hoffe erstmal dir gehts gut soweit. Können wir gern in Zukunft machen.
Die Firma seines Vaters wurde drei Wochen vorher verkauft und so ist das letzte Stück von ihm fort. Er hatte mit dem Gedanken gespielt die Firma in den nächsten Jahren zu übernehmen und hat mir von den ganzen Plänen erzählt, die er damit hatte.
Ich würde so gerne für ihn da sein und es verletzt mich, dass er nicht zuerst mit mir geredet hat. Er hat die Sachen mit sich ausgemacht und hat mich außen vorgelassen. Er hat mich einfach abgestoßen und trotzdem liebe ich ihn und hätte ihn gerne zurück, weil ich mir eine gesamte Zukunft mit ihm vorstellen konnte und trotzdem könnte. Er hat nicht mal mit seinen besten Freunden darüber gesprochen. Nicht mal, dass er überlegt Schluss zu machen. Erst als es schon zu spät war hat er ihnen erzählt, dass er Schluss gemacht hat. Drei Wochen bevor es zu Ende ging wurde er noch von einem Freund gefragt, ob er mich heiraten will und da antwortete er mit ja. Ein paar Tage nach der Trennung hat er einem gemeinsamen Freund abgesagt, weil die Arbeit angeblich so stressig war. Ich denke er wollte nur der Gefahr aus dem Weg gehen auf mich angesprochen zu werden. Ich habe dem Kumpel nämlich erst ein paar Tage später von der Trennung erzählt.
Ich habe in ein paar Wochen Geburtstag und würde ihn denke ich gerne danach treffen. Ich bin so überfordert mit der Situation und weiß, dass ich nichts daran ändern kann. Ich werde mich nicht mehr von mir aus melden. Ich hoffe irgendwie, dass er zur Besinnung kommt, aber ich gebe jeden Tag mehr und mehr die Hoffnung auf. Ich weiß auch nicht ob er es jemals zugeben könnte.
War jemand schon mal in einer ähnlichen Situation? Sorry für den langen Text
22.09.2020 09:12 •
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