Trennung von einem notorischen Lügner

Also ich fasse es mal kurz zusammen, mehr so für mich.

Du denkst also, dass du perfekt mit jemanden zusammenpasst und ihn objektiv liebst, der von Objektivität keinerlei Ahnung hat, da sein komplettes Leben auf Unwahrheiten aufgebaut ist und man nichtmal sicher sagen kann, ob seine Darstellung von sich selbst überhaupt halbwegs real ist, inclusive seiner Gefühle.

Jo, dann...

Zitat von Giorgio88:

Und dann scheitert es an so einer unnötigen Sch*****....

Also für mich las es sich eher so, als sei es an schwerwiegenden psychischen Probleme dieses Mannes gescheitert.

Lügen und Unfähigkeit mit Konflikten umzugehen sind keine unnötige Sche*ße sondern wirklich sehr sehr gute Gründe für eine Trennung.

Du bist einem Blender aufgesessen und was jetzt so furchtbar weh tut sind in erster Linie deine zutiefst enttäuschen Hoffnungen und Wünsche für deine Zukunft. Und das tut mir von Herzen leid denn sowas schmerzt fürchterlich. Du solltest dir allerdings klar machen, dass du einer Illusion nachweinst, wenn du um diesen Mann trauerst, denn wie du jetzt erfahren hast, kanntest du ihn überhaupt nicht. Er hat dir monatelang eine Rolle vorgespielt, und dich wahrscheinlich geschickt gespiegelt, weswegen dir die Beziehung so perfekt vorkam. Zusammen mit den schwerwiegenden Lügen kann man dich letztlich nur dazu beglückwünschen, dass du mit diesem Mann keine feste Verbindung, gar noch eine Elternschaft eingegangen bist. Du kannst davon ausgehen, dass du gerade mal einen Vorgeschmack auf die Probleme bekommen hast, die dieser Mann im Gepäck hat.

Ich wünsche dir sehr, dass du das bald erkennst und von dieser schlimmen Erfahrung Abstand und Heilung gewinnen kannst.

Für ein nächstes Kennenlernen wäre es sicher gut, mal das Tempo und die Erwartungen rauszunehmen. Zu viel im anderen zu sehen in zu kurzer Zeit, birgt immer die Gefahr von Strohfeuern. Fünf Monate gehört zur Phase für schöne Unternehmungen und gründliches Prüfen wer der andere ist und ob man den wirklich in sein Leben lassen möchte, das ist viel zu früh für verbindliche Schritte, die sollte man immer erst nach Absetzen der rosa Brille in Erwägung ziehen und das kann bekanntlich ein Jahr oder länger dauern.

Von einer Kontaktaufnahme jeglicher Art zu diesem Mann, vor allem aber von einer Entschuldigung deinerseits (wozu willst du dich klein machen - ER hat dich in absolut wesentlichen Belangen belogen, relativiere das nicht nur weil du vielleicht in der Wut blöd reagiert hast!) rate ich dir übrigens dringend ab. Mit dem Mann wirst du nicht glücklich, besser wäre es zuzusehen dass du dein Herz frei bekommst für einen, der vielleicht nicht von vornherein so perfekt erscheint, aber dafür echt ist.

Zitat von Nachtlicht:

Lügen und Unfähigkeit mit Konflikten umzugehen sind keine unnötige Sche*ße sondern wirklich sehr sehr gute Gründe für eine Trennung.

@nachtlicht: Wie immer sehr gut zusammengefasst und auch für den Rest deines Posts kann ich nur einen sehr ehrlich gemeinten *thumbs up* da lassen.

Liebe Giorgio,

ich verstehe Dich und das, was Du schreibst, sehr gut. Leider bin ich, was meine eigene Geschichte im Netz angeht, sehr sehr vorsichtig. Aber wenn Du magst, kannst Du mir gern eine PN (falls das hier möglich ist) schreiben.

Ich drück Dich mal virtuell und lasse Dir ganz viel Kraft da!

Vorwerfen musst Du Dir sicher nichts, liebe TE.

Vielleicht musstest Du nach der vorherigen, kalten Beziehung jetzt lernen zu erkennen, dass auch Unterwürfigkeit, dieses vermeintliche tolle auf Händen tragen ebenfalls ein Ungleichgewicht und damit ungesund ist.

Und Du durftest mehr über Dich lernen.

Es ist nie alles nur schlecht was einem widerfährt.

Natürlich möchte ich damit Deinen Schmerz nicht klein machen...

Guten Morgen zusammen,

erstmal vielen Dank für eure Antworten (auch wenn ich teilweise wieder etwas überrascht bin, wie wenig sensibel darauf geachtet wird, wie man etwas schreibt - Zynismus hilft jemandem in meiner Situation nicht wirklich weiter).

Das die Meinungen zum Brief auseinandergehen kann ich gut verstehen. Ich hab da selbst lange drüber nachgedacht. Ich wollte die Trennung aber einfach nicht so unschön stehen lassen und darüber hinaus zumindest versuchen ihm klarzumachen, was er mit seinem Verhalten anrichtet. Ob das bei ihm irgendwas auslöst- keine Ahnung. Aber dann hab ich es immerhin versucht. Darin auch zuzugeben, dass man selbst auch einen Fehler gemacht hat, zeugt meiner Meinung nach nicht von Schwäche, sondern von Stärke - dazu ist in so einer Situation nicht jeder in der Lage.

Was ich mir zu Herzen nehme ist auf jeden Fall, dass ich nächstes Mal versuchen werde es lamgsamer angehen zu lassen. Ich weiß noch nicht so genau wie aber ich habs zumindest auf meine Learning-List genommen und werde versuchen es umzusetzen.

Zitat von Giorgio88:

Was ich mir zu Herzen nehme ist auf jeden Fall, dass ich nächstes Mal versuchen werde es lamgsamer angehen zu lassen.

Ich glaube nicht, dass allgemeine Schablonen etwas nützen..

Mein zugegebenermaßen subjektiver Eindruck: Auch Du hast noch einige Beziehungsarbeit mit Dir vor Dir.

Aber wer hat das nicht...?!

Zitat von Lumba:

Vielleicht musstest Du nach der vorherigen, kalten Beziehung jetzt lernen zu erkennen, dass auch Unterwürfigkeit, dieses vermeintliche tolle auf Händen tragen ebenfalls ein Ungleichgewicht und damit ungesund ist.

Ja, da hast du wohl recht. Ich musste ihn am Anfang etwas bremsen in seiner Euphorie (er war mit seinen Jungs im urlaub und wollte am liebsten jeden Tag 3x telefonieren) und ihn gleichzeitig bestärken, nicht sofort in Panik zu verfallen wenn ich ihn mal einen Tag nicht sehen möchte. Ich hab das als Zeichen seiner ernsten Absichten interpretiert- war wohl falsch die Interpretation Nächstes Mal (auch wenn das gerade unvorstellbar ist) werd ich da hellhöriger sein...

Zitat von Giorgio88:

auch wenn ich teilweise wieder etwas überrascht bin, wie wenig sensibel darauf geachtet wird, wie man etwas schreibt - Zynismus hilft jemandem in meiner Situation nicht wirklich weiter

Weiß nicht genau, ob ich u.a. damit angesprochen war, aber ich reagiere mal einfach: es ist nicht zynisch, die eigene Meinung von der beschriebenen Realität zu kritisch zu kommentieren, egal ob man richtig oder falsch liegt ... die meisten oder auch nur viele Leute hier mit Trennungsschmerzen bekommen nicht unbedingt das gesagt, was sie gerne hätten, das liegt irgendwie in der Natur der Sache ... die Getrennten wollen sich gerne noch an Strohhalme klammern, obwohl oft die Sache so in Schieflage ist, dass da kaum eine Möglichkeit besteht. Es ist m.E. nicht gut, Hoffnungen an Notleidende zu erwecken, die nicht realistisch sind ... denn genau das wäre fehlende Emphatie!

Hm .. ich gehörte ja zu denjenigen, die ihrem Ex damals einen Brief geschrieben haben. Einen Brief, den ich damals gut fand. Mein Antrieb war, dass er der einzige Ansprechpartner oder Adressat für meine Gedanken war und diese wollte ich loswerden. Seitdem habe ich ihn wohl noch ein- oder zweimal gelesen und fand ihn gar nicht mehr gut.

Bei Interesse findest Du das irgendwo am Anfang in meinem Thread.

Ich schickte meinem Ex also diesen Brief und er ging kurz darauf ein und kündigte eine längere, wohl überlegte, Antwort an. Ich verzichte, denn was er sagen wollte, war gar nicht mehr wichtig für mich. DAs konnte er sich sonstwohin stecken und ich wollte auch nicht in einer Warteposition auf etwas, das vielleicht nie kommt, verharren. Aber genau das ist das, was Du beabsichtigst.

Aus heutiger Sicht muss ich Dir sagen: mein Brief entsprach zwar dem damaligen Empfinden und war auch - verglichen mit anderen, die man hier so lesen kann - vermutlich weniger selbstmitleidig und anklagend sondern eher ein Resümee, aber das Absenden war dennoch vollkommen überflüssig.

Leg Deinen Brief beiseite. Der Inhalt wird den Mann allenfalls vordergründig erreichen. Alles was ich erreichte war ein selbstmitleidiges, mein Ex müsse für den Rest seines Lebens damit zurecht kommen, ein A-Loch zu sein (was implizierte, dass ich als Betrogene es doch aus seiner Sicht ziemlich gut hätte im Gegensatz zu ihm, der für den Reste seines Lebens unter dem eigenen schlechten Charakter leiden müsse. Das meinte er nicht ironisch). Gleichzeitig ritt er mit seiner neuen Flamme im Sonnenuntergang davon, während ich aus verschiedenen Gründen eine sehr schwere Zeit vor mir hatte.

Ich sehe tatsächlich den Zynismus und die fehlende Empathie in Deinem Thread auch nicht - ganz im Gegenteil.

Liebe TE,
ich denke, es ist ganz wichtig , das du diesen Brief schreibst, allerdings bin ich da ganz bei @KBR , das du ihn nicht abschicken solltest. Schreib ihn für dich, das ist sehr wichtig für die Verarbeitung. Dieser Mann wird sich nichts aus diesem Brief annehmen, denn wahrscheinlicher ist wohl, das er dir neue Lügen auftischt.
Die Prägungen der Charaktereigenschaften eines Menschen sind im Jugendlichem Alter abgeschlossen und nicht mehr zu verändern. Marotten und blöde Angewohnheiten lassen sich ändern, ein Charakter allerdings nie mehr. Oder glaubst du wirklich, das er mit dem Lügen aufhört?

Denk bitte daran, das alle Menschen Glück bringen,- die einen wenn sie kommen und andere wenn sie gehen!

Ich lehne mich mal hier ganz weit aus dem Fenster, weil ich Ähnliches erlebt habe. Das wurde allerdings dann noch richtig unangenehm. Mein Exfreund war und ist ein notorischer Lügner und bei dem, was du schilderst, gehe ich davon aus, dass du ihn tatsächlich immer noch durch die bunte und rosarote Brille wahrnimmst. Was mir hier auch bisher zu sehr untergeht, ist der Schock unter dem man selbst eigentlich steht, wenn man so sehr getäuscht wurde. Das schüttelt man nicht einfach so ab und das lässt sich auch nicht schönmalen.

Zitat von Giorgio88:

Sonst hat er sein Leben gut im Griff ja. Er hat einen guten Job, wenige aber gute Freunde, treibt viel Sport, achtet auf sich usw.

Woher weisst du das? Aus seinen Erzählungen? Ich zweifle das an.

Zitat von Nachtlicht:

vor allem aber von einer Entschuldigung deinerseits (wozu willst du dich klein machen - ER hat dich in absolut wesentlichen Belangen belogen, relativiere das nicht nur weil du vielleicht in der Wut blöd reagiert hast!) rate ich dir übrigens dringend ab.

Dieser Tipp von Nachtlicht ist für mich in so einer Situation überlebensnotwendig. Ich verspreche dir, wenn du den Brief abschickst, es zwischen euch wieder zu Kontakt kommt, wird er die zugestandenen Schwächen gegen dich benutzen, um sein Handeln zu relativieren. Das ist sein Muster.

Ihr ward ein paar Monate zusammen, die Zeit, wo er sich noch zusammennehmen konnte. Die Lügen, die hinter der Fassade lagen, sind keine Kleinigkeiten, sondern ganz elementare Bestandteile seines Lebens, die er verleugnet. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.

Dieser Mann hat ein massives psychisches Problem und ist auch weit von dem Traumprinzen, der ersten Monate entfernt. Hinter deinem klitzekleinem Funken Hoffnung in Form des Briefes wartet ein riesiger, tiefschwarzer Abgrund.

Bitte schütz dich!

Giorgio88, in einer Therapie bricht man das langsam über Vertrauensaufbau auf, in dem Tempo, dass der zu Therapierende mit einem Wunsch nach Veränderung, vorgibt. Du hast das, was ihm als Schutz diente, brachial mit dem Aufdecken seiner Lügen weggerissen und auch wenn er erstmal weint, wie ein Baby, dich zurückhaben will, das, was schön war zurückhaben will, bleibst du irgendwie der Feind, der ungefragt, seine in seinen Augen überlebensnotwendige Schutzmauer eingetreten hat. Das ist das Dilemma seines Musters, das nach wie vor unbewusst abläuft.

Sein Weg ist erst Therapie und dann Beziehung, niemals Beziehung als Therapie.

Kümmere dich um deine Wunden und wünsche ihm alles Gute.

Hallo zusammen,

erstmal nochmal vielen Dank an alle, die hier schreiben und sich die Zeit nehmen, mir zu helfen.

Es ist leider richtig, dass ich ihn immernoch idealisiere. Die Erkenntnis, dass es den Mann, mit dem ich 5 Monate glücklich war, nicht gibt, ist noch nicht zu mir durchgedrungen. Oberflächlich schon, aber richtig verstanden habe ich das noch nicht. Es ist ein bisschen als wäre jemand gestorben.

Vor diesem Hintergrund ist es vermutlich tatsächlich besser den Brief (zumindest erstmal) beiseite zu legen. Ich werde nochmal in Ruhe drüber nachdenken, ob es nicht besser ist, ihn nicht abzuschicken, um mich vor einer möglichen Rückantwort zu schützen.

Noch kurz hierzu:

Zitat von Acht:

Woher weisst du das? Aus seinen Erzählungen? Ich zweifle das an.

Nein, das weiß ich tatsächlich aus dem realen Leben. Wir teilen beide die Leidenschaft für Kraftsport und waren oft zusammen im Fitnessstudio. Er sieht aus wie Adonis und betreibt diesen Sport daher bereits seit Jahren sehr disziplinert (auch bevor wir uns kannten). Während wir zusammen waren, war er mit seinen Freunden für eine Woche im Urlaub. Aus diesem Urlaub habe ich zahlreiche Fotos und Videos bekommen (auch von den anderen Leuten). Bei seiner Arbeit konnte ich ihn (aufgrund eines kleinen Notfalls) auch über die Zentrale erreichen und ich erhielt auch die ein oder andere Mail von seinem Firmenaccount. Es ist also nicht so, als wäre sein ganzes Leben eine Lüge. Ich will seine Taten nicht relativieren aber es ist nicht so, als wäre alles, was er mir erzählt hat, eine einzige Lüge.

Zitat von Acht:

Sein Weg ist erst Therapie und dann Beziehung, niemals Beziehung als Therapie

Das sehe ich ganz genauso, und darum war das von Anfang an meine Bedingung dafür, dass ich überhaupt nochmal über ein Revival nachdenke. Daran hat sich auch nichts geändert.

Zitat von Giorgio88:

Ich wollte die Trennung aber einfach nicht so unschön stehen lassen und darüber hinaus zumindest versuchen ihm klarzumachen, was er mit seinem Verhalten anrichtet

Ach, TE... das ist ihm komplett egal was er mit seinem Verhalten anrichtet.

Sonst verhielte er sich anders.

Diese Briefe nach Beziehungsende sind letzten Endes eines:

-Selbstbetrug
-Hinterherlaufen
-Sich kleinmachen
-Mit jemandem reden, der einen anschweigt
-Der Wunsch nach Absolution (ja, hast ja Recht....)
-Sich reinwaschen (nicht ich, sondern Duuuu...)
-Nachtreten. Weh tun wollen.

Nix von dem nutzt einem wirklich etwas.

Und vor allem lügt man sich selbst massiv in die eigene Tasche.

Es ist vorbei. Punkt. Das ist die relevante Erkenntnis für Dich.

Den Brief kannst Du vergraben, verbrennen, in Schnipseln in einen Fluss werfen.

Das kanalisiert und macht das Gefühl, den Briefinhalt abgegeben zu haben. Ihn losgeworden zu sein.