Trennung von der Familie - ja oder nein?

B
Hallo, bin ziemlich verzweifelt und deshalb das erste Mal in einem Forum. Meine Geschichte in möglichst wenigen Worten:
Bin seit fast 13 Jahren verheiratet und habe ein wundervolle 8-jährige Tochter. Seit 3-4 Jahren merke ich, wie ich in meiner Beziehung unglücklicher werde. Habe ziemlichen Drang nach draußen und vernachlässige meine Familie dadurch auch sehr. Unsere Ehe gleicht in den letzten Jahren auch eher einem Bruder-Schwester-Verhältnis. Eine Trennung kam für mich aber nie in Frage. Vor ca. 4 Monaten habe ich mich schlagartig in eine Arbeitskollegin veliebt. Wir kennen uns schon länger, hatten aber zuvor normale Distanz, wobei sie mich wohl schon einige Monate früher ins Herz schloss. Auch sie ist in einer Beziehung, aus der sie sich aber aus verschiedensten Gründen nicht lösen kann. Da eine Trennung für mich nicht in Frage kam, wollte ich zumindest ein guter Freund sein und meiner Kollegin bei der Lösung ihrer Probleme helfen. Diese sind recht umfangreich, weshalb ich ihr auch professionelle Hilfe empfohlen habe. Vor 3,5 Monaten hatte ich ein Gespräch mit meiner Frau, bei der ich ihr von meinen Gefühlen erzählte. Seitdem ist unser Leben die Hölle. Obwohl ich bis heute keinerlei s.uelle Beziehung zu meiner Kollegin hatte, stirbt meine Frau vor Eifersucht. Gleichzeitig kann ich aber von meiner Kollegin nicht lassen, da ich glaube, sie in eine entscheidende Phase ihres Lebens geführt zu haben und sie jetzt nicht hängen lassen zu können. Gleichzeitig sind aber nun auch unsere Eheprobleme zur Sprache gekommen und ich habe mich entschlossen, auszuziehen. Dies einerseits, um die fürchterlichen Lebensumstände in den letzten 3 Monaten zu beenden und andererseits um mir über meine Gefühle klar zu werden. Aufgrund der grausamen Streitigkeiten und der Eifersucht meiner Frau - für die ich Verständnis habe - ist ein Zusammenleben so nicht mehr möglich und gleichzeitig wird die Liebe zu ihr immer kleiner. Ich weiß, daß ich dieses Alleinsein brauche um mir über mich klarzuwerden. Andererseits habe ich aber total Schiß davor, weil ich weder meiner Frau noch meiner Tochter etwas böses will. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich für immer oder nur für eine gewisse Zeit trennen will. Das muß die Zeit bringen. Aber da meine Frau alles nur in Verbindung mit meiner Kollegin bringt, ist es schier unmöglich, mit ihr eine Basis zu finden, die wir alleine schon unserer Tochter willen haben müßten. Ich will keine schmutzige Scheidung und ich habe auch nicht vor, in kürzester Zeit mit meiner Kollegin ein neues Verhältnis anzufangen. Aber ich will für mich ein Stück Freiheit zurück und mir über mein Leben klar zu werden. Ich merke aber, daß meine Frau damit überhaupt nicht klarkommt und ich mache mir wahnsinnige Sorgen um sie. Denn selbst wenn ich sie vielleicht nicht mehr so liebe, wie es eine gute Ehe bräuchte, so empfinde ich doch eine sehr große Nähe und auch ein sehr starkes Verantwortungsgefühl für sie. Ich will ihr Leben nicht kaputt machen, merke aber, daß meins nicht so weitergehen kann. Sie wirft mir vor, daß man daran arbeiten müßte und es versuchen muß. Aber wie soll ich das, wenn mir das Gefühl dafür fehlt, weil jeden Tag Streit herrscht. Wenn ich zurück will, dann nur, wenn ich das sichere Gefühl habe, diese Beziehung wirklich mit ganzem Herzen weiterführen zu wollen.
Und wenn wir uns trennen sollten, dann will ich das mit der nötigen Portion Respekt und Achtung voreinander tun. Denn wegen unseres gemeinsamen Kindes müssen wir ohnehin auch inZukunft miteinander auskommen, und je besser wir das können umso leichter wäre es für unsere Tochter, eine Trennung zu verkraften. Und andererseits kann ich mir nicht vorstellen, daß es so schwer ist zu verstehen, daß man für einen Menschen zwar noch große Zuneigung verspürt, aber eben nicht mehr die Liebe und Leidenschaft, die ein Weiterleben befriedigend machen. Kann frau das einfach nicht akzeptieren, daß man getrennte Wege geht und die Zukunft darüber entscheiden läßt, ob sie einen nochmal zusammenführt oder ob man getrennt glücklicher ist.
Bin ich wirklich zu naiv, wenn ich glaube, daß man sich auch anständig trennen kann und die gemeinsame Vergangenheit als schöne Erinnerung behält oder muß ich akzeptieren, daß man eine Ehe um alles in der Welt erhalten muß, und sei es auf Kosten des eigenen Glücks.
Tut mir leid, wenn das alles doch was lang wurde. aber es ging nicht kürzer. Habe schon viel weggelassen. ich danke Euch für eure Geduld.

18.05.2003 23:08 • #1


E
Hallo Balou

Du bist gegangen und nun stehe deiner Frau das Recht zu, damit erst mal fertig zu werden.
Es ist doch nicht so einfach, das zu verstehen, oder zu verarbeiten.
Sie denkt natürlich erst mal drueber nach, wieso und was liegt da erst mal näher, als deine Kollegin

Ich bin schon der Meinung das man sich auch in guten trennen kann, nur am Anfang wird das wohl kaum möglich sein, weil immer erst mal, eine verletzte Seite zurueck bleibt.

Gib ihr Zeit, das zu verarbeiten, zu verstehen wieso du das machst...wobei sich hier die Frage aufstellt, hast du mal versucht, die Fehler zu besprechen und einen erneuten versuch zu wagen?
Vorraussetzung du willst ihn? Wenn nicht, dann gib ihr und euch die Zeit, damit ihr später in Ruhe drüber reden koennt.

Eine Trennung zu verarbeiten kann man nciht in 2 Tagen ...
also gebt euch etwas Zeit.
Du sprichst von Achtung und Respekt, denn solltet ihr euch beide zur gleichen Zeit geben.
Verständins gehoert auch dazu, zu verstehen das der andere es im Moment nicht verstehen kann, weil es so ueberraschend kommt, auch wenn es schon lange nicht mehr so schoen war,
aber das sieht man ja erst später.

Also mein Rat, gebt euch beide Zeit.

Noch was Balou, eine Ehe aufrecht zu erhalten, nur weil es eine Ehe ist, ist wohl nicht richtig, denn was ihr fehlen wuerde, ist die Liebe, dann exestiert die Ehe noch, aber nicht das leben in und mit der Ehe.
Das wäre wohl kaum ein LEBEN oder????

Ich wünsche dir und deiner Frau das ihr die Zeit und den Weg findet, euch zu verstehen.

Feechen


19.05.2003 08:41 • #2


A


Trennung von der Familie - ja oder nein?

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L
Hallo Balou,

von einer fairen Trennung habe ich auch mal geträumt, leider ist es nicht ganz so leicht wie man sich das vorstellt und es gehören immer zwei dazu die das wollen.

Es war  mutig und sehr wichtig  von Dir, mit Deiner Frau über Deine  Gefühle  für die andere Frau zu sprechen.  Aus ihrer Sicht ist ihre eifersüchtige Reaktion verständlich, so plötzlich mit Konkurrenz konfrontiert, nach jahrelangem Dornröschenschlaf setzt Emotionen frei, die lange verschüttet waren.
Sicher ist , wenn sie Eifersüchtig ist, sind noch Gefühle für Dich vorhanden.  Vielleicht gibt ihr das jetzt einen Grund um Eure Ehe zu kämpfen.

Du  wirkst,  als ob du innerlich schon eine riesige Distanz zu Deiner Frau hast.
4 Jahre in einer Ehe zu bleiben die nur auf dem Papier existiert , ist eine sehr lange Zeit.
Kann es sein, das du Dich klammheimlich schon lange aus dieser Ehe verabschiedet hast und unbewusst nur auf einen äußeren Anstoß, gewartet hast  um den entgültigen Schritt zu gehen? Anscheinend ist dieses Ereignis jetzt eingetreten. Jetzt wird es ernst.

Der Streit zuhause ist  eine Sache vor der du am liebsten weglaufen würdest. Aber du hast jahrelang die Konfrontation vermieden um des lieben Friedens willen und bist einfach deine eigenen Wege gegangen.  

Deine Frau hat diesen Gedankenvorsprung nicht und muss sich jetzt erst an die Situation gewöhnen. Es ist ihr gerade jetzt wichtig zu reden. Wenn du dazu nicht bereit bist, hat es natürlich wenig Sinn.

Vielleicht wäre erstmal ein Kompromiss die Lösung.  Wichtig dabei  sind feste Zeiten zum Reden zu vereinbaren und  festgelegte Zeiten der Ruhe, die natürlich von beiden Seiten respektiert werden müssen.

Ein Auszug ist natürlich auch ein Weg um Distanz zu schaffen.
Der Weg zurück ist allerdings nicht ganz so einfach.

Jemandem in einer solchen Situation etwas zu raten ist äusserst brisant, deswegen überlege selbst genau was du WIRKLICH willst.

Grüße Lilia

19.05.2003 09:33 • #3


B
Hallo Feechen, hallo Lilia,
erstmal herzlichen Dank,daß ihr euch die Mühe gemacht habt, euch durch mein langes Problem durchzuarbeiten und dann noch die Zeit hattet, euch Gedanken dazu zu machen.
Du Feechen hast mich gefragt, ob ich die Fehler besprochen habe und einen Neuanfang versucht habe. Ja, ich habe die Fehler besprochen und ich bin mir klar darüber, daß wir viel früher über unsere Probleme hätten reden müssen. Das läßt sich nun aber nicht mehr ändern. Und jetzt ist es wahnsinnig schwierig, über unsere Probleme zu reden, weil im Kopf meiner Frau immer nur die andere eine Rolle spielt. Sie ist der Meinung, daß unsere Probleme alle lösbar wären, wenn es sie nicht gäbe. Unter dieser Voraussetzung ist es natürlich schwer, die eigenen Probleme zu bewältigen. Einen Abend unterhälst du dich ganz vernünftig über das, was in den letzten Jahren verloren ging, wie sich jeder damit fühlt und was man vielleicht verpasst hat, am nächsten morgen kommt wieder irgendeine Reaktion, die ausschließlich mit Eifersucht zu tun hat. Ich habe für all diese Reaktionen Verständnis, obwohl es natürlich schwer ist, all die Beleidigungen und Anfeindungen immer so wegzustecken. Aber ich weiß, daß meine Frau Zeit braucht um mit der Situation umzugehen und ich habe ihr bislang keine ihrer, teilweise schon recht peinlichen, Aktionen wirklich übel genommen. Mir tut es nur unendlich leid, weil sie sich selbst damit teilweise auf ein Niveau begibt, auf dem sie sich sonst nicht bewegt und ich auch das Gefühl habe, daß es mehr schadet als hilft. Und ich denke halt auch, daß man nach fast 4 Monaten Haß und Eifersucht ausleben irgendwann mal an den Punkt kommen muß, einen Strich zu ziehen und nach vorne zu blicken.

Was Dein Statement, Lilia, angeht muß ich Dir wohl Recht geben. Vermutlich habe ich wirklich schon über einen längeren Zeitraum Distanz aufgebaut und bin deshalb schon weiter. Ich weiß auch, daß meine Frau Zeit braucht um das zu verarbeiten. Unrichtig ist, daß ich vor den Streitigkeiten flüchten möchte und nicht bereit bin zu reden. Ich suche immer wieder das Gespräch und ich habe in den ganzen 4 Monate, seit denen sich das nun schon zieht, nicht einmal unwirsch oder verständnislos reagiert. Ich versuche ganz bewußt sachlich und ruhig mit meiner Frau zu sprechen und unsere Themen auf den Tisch zu bringen. Natürlich geht es dabei um Gefühle und diese offen auszudrücken, tut dem anderen Menschen natürlich oft sehr weh obwohl Gefühle wohl das einzige sind, was man nicht mit dem Kopf beeinflussen kann. Oft gelingt es uns auch, sachlich zu bleiben. Aber wie ich oben schon mal erwähnte: einige Stunden später passiert wieder irgendwas, was ihr Gefühlsleben wieder total aus der Bahn wirft. Sei es, das ich später nach Hause komme, weil ich wirklich zu arbeiten hatte, sei es ein SMS oder auch nur eine Reaktion auf sie selbst. Das ich jetzt ausziehen will, liegt in erster Linie daran, daß ich das Gefühl habe, daß wir uns mit jeder Diskussion ein wenig weiter voneinander entfernen und ich immer mehr das Gefühl verliere, daß die Beziehung nochmal zu kitten ist. Ich habe Angst davor, solange dazubleiben, bis der letzte Rest Achtung voreinander verloren ist. Ich hoffe darauf, daß eine Zeit der Distanz die Emotionen etwas abkühlen läßt und dann Gespräche wieder leichter sind. Außerdem glaube ich, daß die unerträglich gespannte Situation zuhause meiner Tochter mittlerweile mehr schadet, als eine Trennung (und wenn auch nur auf Zeit). Davon abgesehen habe ich das Gefühl, auch selbst erstmal zur Ruhe kommen zu müssen, um mir darüber klar zu werden, was ich überhaupt will. Wie Du schon sagtes, habe ich wohl schon ziemlich viel Distanz aufgebaut, weil ich es wohl für einfacher hielt, meine Probleme für mich zu behalten und somit meiner Verantwortung als Familienvater weiter gerecht zu werden und um des lieben Familienfriedens willen keine Probleme zu machen. Das das feige und falsch war, weiß ich. Und ob es jetzt wirklich so gut wahr, über meine Gefühle zu einer anderen Frau zu reden, weiß ich eben nicht. Ich hielt es auch für fair, zumal ich ja in meinen Augen auch nichts verbotenes getan habe. Aber eine Frau sieht es wohl schon als Betrug an, wenn man für jemand anderes Gefühle entwickelt. Vermutlich ist das sogar schlimmer, als ein einmaliger s.ueller Ausrutscher. Es ist einfach grausam mitanzusehen, wie ein Mensch plötzlich in ein totales Loch fällt, sich unnütz, nicht mehr begehrenswert und völlig hilflos fühlt. Ich würde ihr dabei so gerne helfen. Aber die einzige Hilfe, die sie akzeptieren würde, wäre wenn ich morgen aufwache, die andere Frau vom Planeten verschwunden ist und ich sie gleichzeitig wieder liebe und glücklich bin. Aber wie soll das nach soviel Streß gehen? Das kann doch höchstens schrittweise und langsam funktionieren. Ich gebe ihr alle Zeit der Welt um ihren Schmerz zu verarbeiten. Aber muß sie mir nicht auch etwas Zeit geben, damit ich wieder zu mir finden kann?
Tja, und ob ich mich geistig schon lange auf so einen Auslöser gewartet habe? Ich weiß es nicht. Aber es mag sein, daß da was dran ist. Da liegt auch einer der Hauptvorwürfe, die ich, neben der anderen zu hören kriege: Wenn Du schon so lange unglücklich bist, warum hast Du nicht früher was gesagt? Warum stiehlst Du mir 3 oder 4 Jahre meines Lebens. Ich kann den Vorwurf verstehen. Aber wie ich weiter oben schon sagte: vermutlich verdrängt man das, weil es sich für einen guten Familienvater nicht gehört, über Trennung nachzudenken.

19.05.2003 10:27 • #4


L
Hallo Ballou,

also beim Lesen deiner Zeilen, habe ich auch nicht das Gefühl das die andere Frau das Problem ist. Sondern Deine Gefühle für Deine Frau sind schon sehr erkaltet, teilweise verachtest du sie sogar, so wie du sagtest für ihre peinlichen Aktionen dich zurückzugewinnen.

Du schreibst ihr habt eine Bruder/Schwesterehe geführt, also fehlte langezeit eine wesentliche Sache, die einer Paartnerschaft die Energie gibt.
Gefühle verändern sich im laufe der Jahre, manchmal werden sie von anderen Gefühlen überlagert, so das man nur denkt sie sind nicht mehr da, aber leider verschwinden sie auch oft gänzlich. Meine persönliche Erfahrung, ist wenn das Thema S. erst einmal eingeschlafen ist, dann stirbt die Beziehung zwischen zwei Menschen einen langsamen Tod. Die menschliche Liebe ist zwar noch da, aber das Verlangen/Kribbeln ist weg. Wenn dann nichts anders mehr da ist, was die Menschen verbindet, sei es ein wichtiges gemeinsames Ziel, dann ist nichts mehr zu retten, so gerne man das auch möchte.

An diesem Punkt sollte man so ehrlich sein und einen Schnitt machen. Dann muss man auch einen lieben Menschen verletzen, einfach um sich selber treu zu bleiben. Du hast deine Frau nicht betrogen, auch wenn sie es so empfinden mag. Wichtig ist, du warst JETZT ehrlich, alles andere ist Vergangenheit und nicht mehr zu ändern.

Du kannst ihr nicht helfen IHRE verletzten Gefühle auszuhalten.

Bleibe bei DIR selber und geh Deinen Weg weiter.

Grüße Lilia

19.05.2003 11:57 • #5


E
Hallo Balou,

wenn ich deine Geschichte lese, kommen wieder die vielen negativen Gefühle in mir hoch, die ich bei meinem Mann empfand, als er mich nach 23 Jahren zusammensein und 16 Jahren Ehe verlies.......Wut, Hass, Eifersucht, Verzweiflung, Selbstmord und Mordgedanken.

Auch er zog sich in den letzten zwei...drei Jahren vor der Trennung immer mehr von mir zurück. Ich spürte es innerlich und kämpfte um ihn, um seine Liebe....doch ich stand auf verlorenem Posten, ich kam einfach nicht mehr an ihn heran. Er machte ganz einfach dicht.

Ich habe dann im Januar letzten Jahres von seinen zwei guten Freundinnen (die auch miteinander Freundinnen sind) während eines Streits, den ich mit ihnen hatte, erfahren, dass er ja nur noch mit mir wegen der Kinder (damals fast 15 und fast 11) zusammen ist und nicht weil er mich noch liebt. Als ich ihn dann später darauf ansprach gab er es zu. Wenn es mir seine Freundinnen nicht gesagt hätten, hätte er noch länger so weiter gemacht. Auch das hat er zugegeben. Nun....mit Einer dieser Freundinnen lebt er jetzt zusammen. Toller Zufall....oder? Das Schlimme war auch, wir hatten bis zum Schluss den tollsten S., so dass ich glaubte, er liebt mich wieder und wir würden es schaffen und dann servierte er mich eiskalt ab. Ich war also nur noch eine Bettgeschichte für ihn.

Oh...natürlich hatte er mir, als nun die Trennung beschlossene Sache für ihn war, angeboten gute Freunde zu bleiben...er würde mir auch helfen, wenn ich ihn brauchte, wäre immer für mich da, er wäre ja nicht aus der Welt usw. (stimmt...er wohnt nur ein paar Straßen weiter und stimmt...er ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche). Aber was für ein Hohn in meinen Ohren damals. Ich LIEBTE ihn und er bot mir nur ein Almosen.

NEIN......auch ICH bin nicht klargekommen damit, dass er mich nach 23 Jahren so einfach fallen lies, dass er mich nicht mehr liebte. Ich habe fast ein ganzes Jahr dafür gebraucht. In dieser Zeit war ich nicht mehr ich selbst. Ich hatte Zeitweise das Gefühl, mir würde einer mit dem Messer in meinen Eingeweiden rumwühlen.....ich krümmte mich vor Schmerzen am Boden. Hatte Atemnot, Herzrasen, Panikatacken. Ich weinte nur noch. Konnte nix essen oder nicht schlafen. Nahm über einen längeren Zeitraum - Mengen - an Baldriantropfen, die mich dann irgendwann nicht mehr beruhigten, sondern das Gegenteil hervorriefen. Ich nahm Schlaftabletten, um überhaupt mal schlafen zu können. Ich war und bin noch (obwohl eigentlich nicht mehr nötig) in Therapie.

Auch ich habe meinen Mann ständig beschimpft und beleidigt. Ich habe Dinge zu ihm gesagt, die ich nie für möglich gehalten hätte. Aber ich wollte ihn genauso verletzen, wie er es mit mir getan hatte. Und da ich keine andere Möglichkeit hatte, wurde ich zur Furie. Und ich weiss, ich habe ihn damit verletzt. Natürlich war das nicht richtig, aber ich konnte meine Gefühle zu der Zeit einfach nicht kontrollieren. Und vermutlich wollte ich es auch gar nicht. Gleichzeitig hab ich gebettelt und gefleht, er möge zu mir zurück kommen. Achtung und Respekt hin oder her. Ich wollte seine Liebe und als ich die nicht mehr bekam, war mir alles Andere auch egal.

Ich habe ein Höllenjahr hinter mir (so wie wohl die meisten hier) und ich möchte so etwas nie wieder durchmachen. Aber nun, nach mehr als einem Jahr Trennung (das Trennungsjahr war im Februar zu Ende und die Scheidung läuft), geht es mir wieder gut. Mein Noch Mann und ich haben jetzt ein friedlich-freundliches Verhältnis.....keine Freundschaft, denn die kann ich mir mit ihm nicht vorstellen. Aber so langsam stellen sich auch wieder Achtung und Respekt voreinander wieder ein. Vielleicht kann ich ihm eines Tages auch verzeihen....ich arbeite dran. Er lebt mit seiner Tussi und ihren 4 Kindern zusammen. Meine Kinder sind bei mir. Und ich fühl mich gut.

Ich habe jetzt absichtlich nur von mir erzählt, um dir zu erklären, was in einem Menschen vorgeht (und dabei spielt es keine Rolle, ob Mann oder Frau) der verlassen wird und praktisch vor dem NICHTS steht. Es geht mir nicht darum dir zu sagen, was du zu tun hast, sondern darum, dass deine Frau die Hölle durchmacht und dass das nicht mal so eben in 4 Monaten ausgestanden ist.

Für euch und ganz besonders für sie wäre es besser, wenn du ausziehst. Wichtig für sie wäre vielleicht auch eine Therapie. Aber das solltest DU ihr NICHT vorschlagen, sondern jemand anderes. Besser wäre noch, wenn sie selbst drauf kommen würde.

Ich gebe zu, dass ich eigentlich anders schreiben wollte, aber dann wären wahrscheinlich nur agressivere Dinge dabei herausgekommen und deshalb habe ich dir von meinen Gedanken und Gefühlen während der Trennung berichtet. So konnte ich vermeiden dich anzugreifen. Dennoch muss ich feststellen, dass ich auch dich und somit auch meinen Ex ein klein wenig mehr verstehe. Ist auf jeden Fall etwas, worüber ich nachdenken muss, denn ich erkenne mich in dem Verhalten deiner Frau sehr gut wieder und ich weiss, dass ich einiges falsch gemacht habe. Das kann ich aber erst jetzt so sehen, nachdem ich einen großen Abstand zu unserer Ehe und der Trennung und ich mein Leben wieder im Griff habe.

So....ich weiss jetzt nicht, ob dich das nun weiterbringt. Ich hoffe es jedenfalls für dich und deine Frau.

Alles Gute und viel Mut und Kraft für alle weiteren Entscheidungen, wie sie auch aussehen werden.

Viele liebe Grüße
Wolfsfrau

19.05.2003 12:35 • #6


E
Die beeindruckenden Ausführungen von Wolfsfrau lassen ja auf eine wundervolle Zukunft für dich hoffen. Lies es noch einmal genau durch auf das du nie sagen kannst: Das habe ich nicht gewollt! Es tut mir leid für dich und für deine Frau. Es ist selten zu früh aber niemals zu spät, überleg es dir gut...

meatpunch

19.05.2003 15:20 • #7


B
Danke liebe Lilia, Du bringst die Dinge mit wenigen Worten so wundervoll auf den Punkt. Wenn man(n) nur immer den Mut hätte, zu seinem Partner so klar und deutlich zu sprechen. Aber man könnte ihn ja damit verletzen (was man ja trotzdem dauernd tut, auch wenn man denkt Rücksicht zu nehmen)
Du hast mir mit Deinen Worten den Blick wieder etwas geschärft.

Und Dir liebe Wolfsfrau ebenfalls herzlichen Dank. Es fällt manchmal sehr schwer, zu verstehen, was in dem anderen Partner vorgeht. Du hast es mir näher gebracht. Das machts zwar nicht leichter, aber es bestärkt mich, weiter Verständnis und Geduld aufzubringen und darauf zu hoffen, daß Achtung und Respekt ein wenig erhalten bleiben oder zumindest irgendwann wieder zurückkommen. Mag vielleicht blöd klingen, aber so besonders toll fühlt man sich auch nicht, wenn man derjenige ist, der verläßt.

19.05.2003 16:45 • #8


E
Hallo Balou,


grundsätzlich finde ich es nicht richtig, an einer Ehe festzuhalten, wenn die Liebe verschwunden ist, und man eigentlich nur wegen der Kinder oder wegen der sogenannten Konventionen oder auch wegen der Angst vor den Konsequenzen, die eine solche Trennung nach sich zieht, zusammenbleibt.

So wie du schreibst, merke ich, dass du aber durchaus bereit bist, über eure Beziehung nachzudenken, und auch etwas dafür zu tun.

Achtung und Respekt füreinander sind sehr, sehr wichtig, und du spürst, dass das Zusammenleben mit ihr es momentan sehr schwierig macht, respektvoll miteinander umzugehen.

Daher denke ich, dass ein vorläufige Trennung eine gute Lösung wäre, einmal um euch beiden Zeit und Ruhe zu geben, über das nachzudenken, was ihr füreinander empfindet, und was ihr von dieser Beziehung eigentlich noch erhofft und erwartet.

Zum anderen hilft die Zeit - wie feechen schon sagt - zu sich selber zu finden, ohne Stress und Streit, und möglicherweise öffnet sich euch ein Weg, der euch wieder zueinander führt, anstatt voneinander weg.

Ich denke du wirst relativ schnell merken, ob es sich deiner Meinung nach lohnt, um diese Beziehung zu kämpfen, ob ihr eure Fehler bereinigen könnt, und vor allem, wie stark deine Gefühle überhaupt noch sind.

Aber wenn du merkst, dass SIE nicht diejenige ist, die du noch in 20 Jahren an deiner Seite haben möchtest, dass sie es nicht ist, die mit dir deine Wünsche und Träume teilt und auch lebt...dann lasse sie los.


Ich wünsche dir und deiner Familie die Kraft und den Mut das durchzustehen, ohne dass zu schwere Verletzungen entstehen.


Liebe Grüsse

Thilde


19.05.2003 18:11 • #9


B
Tja liebe Thilde,

so sehe ich das eigentlich auch. Ich möchte zur Ruhe kommen und meine Gefühle sortieren, gleichzeitig meiner Frau die Chance geben, dies enbenfalls zu tun. Ich sehe es im Moment weder als Trennung auf Zeit noch als endgültige Trennung. Ich lasse es auf mich zukommen, wie sich meine Gefühle entwickeln und ich bin offen für jeglichen Ausgang.
Wie nur macht man das einem Menschen klar, der das rigoros als endgültige Trennung sieht und das so nicht akzeptieren will oder kann und sich total dagegen sträubt. Die Situation bei uns ist total ausweglos. Zusammen halten wir es nicht aus und eine Trennung kann sie nicht verkraften, vermutlich auch, weil sie denkt und davor Angst hat, daß ich nur einen Platz suche um mit der anderen ungestört zu sein. Ich werde es trotzdem tun, weil es der einzige Weg ist, um irgendwann mal wieder frei atmen zu können. Und ich werde sehen, wie sich meine Gefühle entwickeln. Das Risiko, daß ich nach einiger Zeit nochmal will und sie dann nicht mehr, muß ich wohl eingehen. Ich kann auch nicht erwarten, daß sie auf mich wartet und dann nochmal enttäuscht wird. Das weiß ich und darüber bin ich mir klar. Ich halte diesen Weg im Moment für den einzig vernünftigen und es liegt an ihr, es auch so zu sehen. Aber dabei kann ich ihr wohl nicht helfen. ???

20.05.2003 13:25 • #10


L
hallo balou

ich denke, das wesentliche ist bereits durch meine vorgänger gesagt und auch von dir durchdacht. es gibt einen weg der beiden helfen kann, egal wo er endet. schließlich müßt ihr eine möglichkeit finden miteinander respektvoll umzugehen, schon allein deiner tochter zu liebe.
erkundige dich doch mal bei einer paarberatung, die gibt es als städt. einrichtung, caritative, gemeinnützige z.B. awo und vielen anderen.
eine solche beratungsstelle ist nicht wie viele meinen allein dazu da ein paar unbedingt wieder zusammen zu bringen...es geht darum einen moderator in wesentlichen gesprächen zu haben, sone art übersetzer, wenn die worte die gesprochen werden fehlgedeutet oder missverstanden werden.
auf jeden fall kann man dort lernen miteinander zu reden, euren weg zu finden. vielleicht findet ihr darüber zu einander zurück, und wenn nicht dann aber einen fairen wegder nicht noch mehr verletzungen für den anderen bringt.
ich kenne einige die diesen weg gegangen sind, und im nachhinein froh darüber sind... hilft es doch auch die trennung zu überwinden, denn glaub mir, auch für dich werden stunden kommen in denen du es bereust selbst wenn du nicht zurück willst. dann wird es dir helfen mit diesen gefühlen umzugehen.
mein tip: ruf mal bei der stadtverwaltung, kirchengemeinde oder ähnlichem an und probiert es. es müssen natürlich beide wollen... dann ist der erfolg umso größer...

es grüßt dich logo

20.05.2003 14:13 • #11


E
Lieber Balou,
ich möchte Dir zu Deiner Situation ein paar Gedanken schreiben, da die Lage deiner Frau in etwa die meiner (lediglich als Mann) gleicht.
Meine Frau eröffnete mir vor 9 Monaten, dass Sie keine Liebe mehr für mich empfindet (nach 16 Jahren Ehe und 3 Kindern). Auch für mich war es ein vernichtender Schlag der auf den ersten Blick wie aus dem nichts kam. Es herrschte ein Gefühlschaos aus Enttäuschung, Zukunftsangst, Wut, Sorge um die Kinder, Sorge um mich und meine Frau (erstaunlich), Verzweiflung und Hilflosigkeit. Es wird einem schlagartig bewusst wie stark man sich auf einen Partner fixiert hat und sich auf Ihn verlässt.
Dies alles gilt nun nicht mehr. Du als verlassender hast 4 Jahre Zeit gehabt Dich auf diese Situation einzustellen, Du bist Deiner Frau einige Schritte voraus. Ich habe 9 Monate gebraucht um mir klar zu werden was, wann schief gelaufen ist, und glaube mir das Problem lag bei uns bereits viele Jahre zurück. Durch Familie und Beruf verdrängt man vieles, bis ein Auslöser auftaucht. In Deinem Fall war es Deine Kollegin.

Wenn Du ins reine mit Dir und Deiner Familie kommen willst, dann habt Ihr noch einen harten Weg vor Euch. Seit 6 Monaten sind wir bereits in Paartherapie, welche wir zur Zeit dazu nutzen uns unsere Gedanken und Ansichten, unter Aufsicht, darzustellen. Dabei gibt es zwangsläufig verschiedene Interpretationen und ohne die Mentoren wäre bestimmt ein offener Streit die Folge.
Ich denke Du solltest Deiner Frau eine Chance geben, die Situation so zu sehen wie Sie wirklich ist. Dabei wird Ihr Blick zwangsläufig durch Deine Kollegin getrübt. Wenn Dir an Deiner Kollegin wirklich gerade nichts liegt, dann nimm Deiner Frau diese Angst. Sollte dies aber anders sein, so sei bitte mit Deiner Frau ehrlich, denn ein Partner mit dem man so lange zusammen war verdient einen ehrliche Umgang.

Seit einigen Wochen fällt auch mir der Gedanke an eine Trennung nicht mehr so schwer, weil auch ich mir sicher bin, dass wir einen (wenn auch weiter schmerzhaften) Lösungsweg für unsere Kinder finden werden. Dies ist nur möglich, weil wir den Kontakt nicht abgebrochen haben. Auch ich sehe (wenn auch selten) Lichtblicke am Ende des Tunnels obwohl unsere Trennung kurz bevor steht.
Ich kann Dir nur raten, gib Deiner Frau Zeit und schlag die Tür durch eine neue Beziehung nicht zu. Deine Frau denkt wie ich, und kann nicht verstehen warum man nicht wenigstens einen neuen Versuch wagen kann, da man doch die Probleme kennt.

Wenn dies nicht möglich ist solltet Ihr beide wenigstens verstehen warum.

Ich wünsche Deiner Familie viel Kraft und Dir Geduld.

foxy

21.05.2003 19:39 • #12


B
Lieber Foxy,
vielen Dank für Deine Sichtweise. Habe 2 Anmerkungen dazu:
1. Das ich 3 oder 4 Jahre Vorlaufzeit hatte kann man so nicht sehen. Sicher reift der Gedanke, daß eine Beziehung seinenReiz verliert über einen langen Zeitraum. Aber in dieser Zeit haben doch beide Partner sicher das gleiche Empfinden. Wenn einer keinen S. hat, hat ihn der andere ja auch nicht. Und so gilt das ja für alle anderen Arten von Zärtlichkeiten und Liebesbeweisen ja auch. Also haben doch beide die gleiche Entwicklung hinter sich. Es ist nur die Frage, bei wem es zuerst klick macht oder wer früher nicht mehr bereit ist eine Beziehung zu führen, die ohne Lust und Leidenschaft geführt wird. Möglicherweise macht sich auch einer der Partner schon früher darüber Gedanken. Aber wenn der Moment da ist, egal welcher Auslöser dran Schuld ist, trifft es den Verlassenden genauso plötzlich und auch er muß mit seiner neuen Erkenntnis erstmal klar kommen. Auch mir wurden in diesem Moment erst viele Verhaltensweisen der letzten Jahre im Nachhinein klar.

2. Es ist nicht so einfach, einen Menschen, den man liebgewonnen hat, einfach wieder so fallen zu lassen, wenn man in seiner eigenen Beziehung nur noch Streß hat. Man sehnt sich automatisch nach etwas Zuneigung, die man vom eigenen Partner aus verständlichen Gründen nicht bekommt, weil dieser verletzt ist und dementsprechend sauer reagiert. Ein zurück gibt es meines Erachtens nur, wenn man das Gefühl für den eigenen Partner wieder bekommt. Ein/e Neue/r ist nie der Grund für eine Trennung, höchstens der Auslöser, auch wenn der Verlassene es gerne so sieht, weil er selbst Schuld von sich nehmen kann (sofern man von Schuld in diesem Zusammenhang überhaupt reden kann).

Wünsche auch Dir alles Gute für die Zukunft. Schaut, daß Ihr Euren Kindern gerecht werden könnt. Ich werde es auch versuchen.

P.S. Gleub mir, daß es auch für den Verlassenden eine Höllenqual ist. Aber könntest Du verstehen, daß ich Dich zwar liebe, aber die Beziehung mit Dir beenden möchte???

22.05.2003 17:14 • #13


M
@balou, ich möchte keine reden schwingen sondern nur eines loswerden

wenn ein kleines fünkchen liebe noch in dir ist dann rede mit ihm und gib das nicht auf...kämpfe darum

24.05.2003 18:25 • #14


B
Hallo liebes FORUM,

seit meinem letzten Eintrag sind gut 6 Wochen vergangen und ich bin mittlerweile ausgezogen. Es ging einfach nicht mehr und ich hatte gehofft zur Ruhe zu kommen. Das hat aber bislang nur bedingt funktioniert. Ich lebe nun alleine in einer 2-Zimemrwohnung mit spärlicher Einrichtung. Es gibt Momente, in denen ich das Alleinesein geniesse. Die sind aber lange nicht so häufig wie erhofft. In der restlichen Zeit schwanke ich permanent zwischen 2 großen Gefühlen. Einerseits habe ich die neugewonnene Freiheit dazu genutzt, meine Kollegin, für die ich zugegebenermaßen doch recht viel empfinde, ungestört zu treffen. Wir sehen uns 2-3 mal pro Woche. Zwischenzeitlich ist -leider- auch etwas mehr zwischen uns passiert. Leider, weil ich das eigentlich nicht wollte und weiö ich mir bewußt darüber bin, daß ein Loslassen von ihr mit jedem Schritt weiter immer schwerer wird (auch für sie!). Aber wenn man so lange Abende miteinander verbringt und über seine Probleme diskutiert, sich gegenseitig die Tränen trocknet und einfach für sich da ist, entsteht so eine große Zuneigung und das Bedürfnis nach Nähe, daß es wohl fast unausweichlich ist, daß man sich irgendwann auch näher kommt. Ich empfinde bei ihr so eine wunderbare Geborgenheit und Wärme, die ich einfach seit Jahren nicht mehr verspürt habe. An den Tagen, an denen ich sie nicht sehe, habe ich riesige Sehnsucht und falle von einem Loch in das nächste. Kurzum: Ich liebe sie wohl einfach sehr.
Das zweite große Gefühl ist das der Sehnsucht nach meiner Familie, meinem Haus und meinem alten gewohnten Umfeld. Und das ist das Gefühl, was ich überhaupt nicht richtig einordnen kann. Ich sitze oft abends zuhause und dann kommen plötzlich Bilder in meinen Kopf. Ich sehe meine Frau, wie sie alleine und traurig auf der Terrasse sitzt und es schießen mir die Tränen in die Augen, manchmal breche ich regelrecht zusammen. An meine Tochter darf ich schon garnicht denken, denn dann zerreisst es mir das Herz. 2-3 mal pro Woche gehe ich nach Hause, entweder um bei meiner Tochter zu sein, weil meine Frau Termine hat, um sie abzuholen, weil Sie bei mir schläft oder einfach so, um nach dem Rechten zu sehen und Post zu holen. Regelmäßig, wenn ich dann wieder gehe, breche ich in TRänen aus und fühle mich genauso schlecht, wei an dem Tag, als ich ausgezogen bin. Plötzlich kullern mir sogar die Tränen, wenn ich vor dem Käfig des Kanninchens meiner Tochter stehe. Ich war nie ein großer Freund von Haustieren, plötzlich habe ich Sehnsucht nach dem Vieh. Wenn ich Nachbarn treffe, versuche ich ihnen möglichst schnell aus dem Weg zu gehen, weil ich an die schönen Tage denken muß, die wir gemeinsam verbrachten.
Mein Leben besteht noch immer zu 80% aus weinen. Das kann doch nicht sein. Ich habe doch jetzt, was ich wollte. Sind das denn einfach nur die riesigen schuldgefühle, die ich habe? Oder ist es die Sehnsucht nach dem Gewohnten? Oder ist es doch mehr???? Ich weiß es einfach nicht. Ich würde so gerne mehr Kontakt zu meiner Frau haben, die sich aus Selbstschutz recht stark von mir zurückzieht und recht kühl wirkt. Ich weiß aber, daß sie es nicht ist und das sie ganz fürchterliche Qualen ausstehen muß. Ich würde so gerne öfter mit ihr sprechen und ihr erzählen, was in mir vorgeht. Ich lasse es aber sein, weil ich denke, es wäre total unfair von mir. Ich denke mir dann immer, es ist doch nur mein Selbstmitleid und der Versuch, ihr etwas verständlich zu machen, was sie garnicht verstehen kann. Ich denke, ich würde damit nur mein schlechtes Gewissen beruhigen wollen und darauf hoffen, daß sie Verständnis für mich aufbringt. Ich lasse es dann sein und ich antworte ihr auch nicht auf ihre manchmal gestellte Frage, wie es mir geht. Ich glaube, solange ich nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kann, daß ich wegen ihr zurück will und die andere Beziehung aus tiefster Überzeugung beenden kann, ist es einfach fairer, auf Distanz zu bleiben und ihr die Chance zu geben, mit der neuen Situation leben zu lernen. Ich habe auch begriffen, daß es zwischen uns im Moment keine Freundschaft geben kann. Für sie zählt im Moment nur Liebe.
Ich stehe manchmal da und frage mich, welches Recht ich habe, soviele Menschen unglücklich zu machen (und damit meine ich neben meiner Frau auch meine Kollegin, weil der geht es in der Situation auch nicht wirklich gut, meine und ihre ganze Familie, die mit uns leidet und unser Freunde, die das alles überhaupt nicht verstehen können) Nur weil ich mich aus meiner bisherigen Rolle befreit habe, leiden soviele Menschen. Mit dieser Schuld kann ich einfach nicht leben. Ich will doch niemanden unglücklich machen, ich will doch nur selbst auch ein wenig Geborgenheit und Liebe spüren. Und dann kommt die Frage in mir hoch, ob es wirklich nur Schuldgefühle und schlechtes Gewissen sind oder ob da womöglich doch noch mehr Gefühle da sind. Vielleicht hole ich mir ja nur das, was mir in unserer Beziehung gefehlt hat jetzt bei einer anderen und vielleicht finde ich den Absprung nur nicht, weil ich das Zusammensein mit ihr einerseits so geniesse und andererseits sie auch nicht einfach fallen lassen will und Angst um sie habe, weil ich weiß, daß sie selbst im Moment in einer total labilen Situation ist (Sie trennt sich jetzt schon seit 6 Monaten von Ihrem Lebensgefährten aber er geht einfach nicht und ignoriert sie und ihre Wünsche einfach. Aber das wäre ein Thema für einen eigenen Thread)

Ich weiß im Moment einfach nicht, welche Gefühle mit mir Karussell fahren: Ist es Selbstmitleid, Mitleid, Verantwortungsgefühl, Liebe, möglicherweise sogar Liebe zu 2 Frauen, Sehnsucht nach Gewohntem, Sehnsucht nach Frieden und endlich wieder geordneten Verhältnissen????? Ich weiß es nicht.

Ich hatte so gehofft, daß die räumliche Trennung Klarheit bringt. Aber bislang bin ich keinen Schritt weiter, außer, daß die Bindung zu meiner Kollegin jetzt noch tiefer ist und ich, aufgrund dessen und der mittlerweile auch erfolgten s.uellen Kontakte, noch mehr Probleme habe, sie fallen zu lassen um mit meiner Frau einen Neuanfang zu probieren. Ich weiß, daß ich es nicht jedem Recht machen kann, aber ich habe so wahnsinnige Schwierigkeiten damit, anderen Menschen, die ich gerne habe, weh zu tun. Ich habe aber langsam auch keine Kraft mehr, alles Leid nur auf mir lasten zu lassen. Wenn es ginge, würde ich mich teilen, um es beiden Recht zu machen.

Danke fürs Zeitnehmen und lesen
Euer total gefrusteter Balou,
der ganz fest hofft, daß die Zeit bisher einfach zu kurz war um Klarheit zu bekommen und die nächsten Wochen endlich Hilfe bringen.

05.07.2003 15:21 • #15


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