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Trennung von der Affäre - aber er war nicht „irgendwer“

L
Wenigstens hier in der virtuellen Welt traue ich mich, mein Herz auszuschütten.

Ich muss weit ausholen:
Bis zur 6. Klasse begleitete mich eine innige Freundschaft zu einem Jungen, die abrupt mit seinem Wegzug beendet wurde. Wir weinten beide viele, viele Tränen. Er war der Inbegriff meiner kompletten Kindheit. Trotzdem verloren wir den Kontakt und es gab über viele Jahre keinen Tag, an dem er nicht in meinen Gedanken vor kam.

Etwa 15 Jahre später fand er mich auf Facebook. Wir freuten uns beide riesig, schrieben hin und wieder. Das ging so über einige Jahre. Ende des letzten Jahres wurden das Schreiben extrem intensiv. Aus täglich wurde mehrmals täglich, aus dem Schreiben wurde telefonieren. Wir waren mittlerweile beide verheiratet und hatten beide zwei Kinder. Irgendwann beschlossen wir, uns treffen zu wollen - einfach nur so. Uns trennten 200 km und wir trafen uns auf der Hälfte.

Dieses Treffen... ich hätte nie gedacht, dass es sowas gibt, hätte wohl jeden anderen für solche Schilderungen ausgelacht. Wir sahen uns, weinten vor Freude, zitterten vor Aufregung und küssten uns so intensiv wie es uns zuvor nie passiert ist. Es war wie Schicksal.

Von diesem Tag an stand die Welt Kopf. Er blieb täglich länger in seiner Praxis, um mit mir telefonieren zu können. Ich weiß nicht was wir uns nicht alles einfallen ließen. Ja, beide mit dem Wissen, dass wir was falsches machen und dafür schäme ich mich auch sehr. Ich habe sowas immer so verurteilt und nun betrog ich, ausgerechnet ich, den Mann, der zu Hause wirklich alles für mich tat.

Wir genossen trotz allem das Gefühl auf Wolke 7 zu schweben. Wir konnten uns aufgrund der Entfernung kaum sehen, aber waren uns trotzdem ständig so verdammt nah. Telefonierten ständig, chatten...

Im Sommer stand für uns beide gleichzeitig ein Fanilienurlaub an. Der Kontakt beschränkte sich in diesen Tagen auf WhatsApp. Dann passierte das, womit ich NIEMALS gerechnet habe. Er schmiss das Handtuch. Er habe dort so viel Zeit zum Nachdenken und ich würde mit ihm nie über eine Perspektive reden, er wüsste nicht, ob es jemals eine gäbe, denn er könnte seine Kinder nicht im Stich lassen wie sein Vater es getan hätte, er erträgt es nicht, zu wissen, dass mein Mann neben mir liegt, dass er mich nie sehen kann, er hätte nur noch schlechte Laune aus Sehnsucht heraus, er könne einfach nicht mehr.

Mir zog es den Boden unter den Füßen weg. Nie hätte ich bei ihm damit gerechnet, eher dachte ich, dass ich irgendwann kalte Füße kriege.

Das ist 8 Wochen her. Ich habe ihn gebeten, sich nicht mehr zu melden. Es gab deshalb kein abschließendes Telefonat, nur ein paar WhatsApp mit Schuldzuweisungen. Seitdem bekomme ich hier und da in wöchentlichen Abständen ein vermisse dich, wie geht es dir? etc. Mehr nicht. Auch kein Gefühl von Reue. Er steht wohl hinter seiner Entscheidung.

Es tut so verdammt weh! Ich meine zu wissen da nie drüber hinwegzukommen, da er eben nicht irgendwer ist und fast mein Leben lang schon in Kopf und Herz verankert ist.

Ich weiß auch gar nicht was ich mir davon erhoffe, dies alles mir hier vom Herzen zu schreiben. Ich glaube es tut einfach gut zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

Es grüßt Euch Luisa

13.10.2018 15:50 • x 3 #1


6rama9
Zitat von lulu77:
Er war der Inbegriff meiner kompletten Kindheit.

Das sagt eigentlich alles. Was für eine Basis für eine Beziehung soll das sein? So etwas ist höchstens als Realitätsflucht gut. Und genau das hat er erkannt. Ihm wurde klar, dass er Vater und glücklich verheiratet ist. Bist du es auch, glückliche Mutter und Ehefrau? Oder war das dein Weg aus der eher trüben Realität zu fliehen?

13.10.2018 16:10 • #2


A


Trennung von der Affäre - aber er war nicht „irgendwer“

x 3


L
Der 42-jährige Mann hat mit dem damals 11-jährigem Jungen nicht mehr viel gemeinsam. Deshalb sah ich es nicht als Basis bzw. sollte es überhaupt eine Basis nötig sein!?

Ja, ich dachte ich wäre ebenso glücklich verheiratet bzw. ich war es definitiv. Deshalb schließe ich Realitätsflucht konsequent aus, denn es gab keinen Grund vor irgendetwas zu fliehen. Ich hielt es bis zu dem Zeitpunkt für ausgeschlossen, aber ich liebe definitiv beide Männer.

13.10.2018 16:16 • #3


6rama9
Zitat von lulu77:
Ich hielt es bis zu dem Zeitpunkt für ausgeschlossen, aber ich liebe definitiv beide Männer.

Tja, aber wie du selbst festgestellt hast, deinen Mann liebst du jetzt aber weniger. Wahrscheinlich sehr viel weniger als vor der Affäre:
Zitat von lulu77:
Ja, ich dachte ich wäre ebenso glücklich verheiratet bzw. ich war es definitiv.

Wie bei jeder Affäre zersetzt des Gift der Affäre die Hauptbeziehung. Du ganze emotionale Energie, die du der Beziehung durch die Affäre entzogen hast, spürst du jetzt. Dazu die vielen Lügen und die Heinmlichtuerei. Das spürst du alles und spürt dein Mann auch. Ihr habt euch voneinander entfernt und ob ihr je wieder so eng wie früher zusammenfindet, ist mehr als unwahrscheinlich .

Ob es das wert war? Hmmm

13.10.2018 16:25 • x 1 #4


L
Das ist zum Glück nicht der Fall. Im Gegenteil. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass ich meinen Mann jetzt viel mehr zu schätzen weiß. Aber das ist nicht das Thema.
Ich bin einfach nur traurig, dass ich einen Menschen verloren habe, mit dem ich mehr Verbindung hatte als nur eine Affäre.

13.10.2018 16:30 • #5


6rama9
Lieben und zu schätzen wissen ist ein himmelweiter Unterschied. Du weißt ihn zu schätzen... wenn das je meine Frau über mich sagen würde ,weiß ich dass es an der Zeit ist, weiterzuziehen.

Wenn du ihn jetzt viel mehr zu schätzen weißt, was war es denn, das dir so missfallen ist, dass du dich für eine Affäre bereit gefühlt hast?

Zitat von lulu77:
dass ich einen Menschen verloren habe, mit dem ich mehr Verbindung hatte als nur eine Affäre

Was hat dich mehr verbunden als die typsiche Affäre? Die Kindheitsjahre? Ansonsten liest sich deine Geschichte wie hundert andere hier.

13.10.2018 16:42 • x 3 #6


L
Du hast ihn dich nicht verloren. Es spricht nichts dagegen Freunde zu bleiben wenn du das hinbekommst.
Und Mal ehrlich. Was hattest du denn vor? Es so auf Dauer weiter laufen zu lassen?

13.10.2018 17:05 • x 1 #7


M
Glaub mir Lulu, ihm geht es mindestens genauso beschissen wie dir.

13.10.2018 17:09 • x 2 #8


L
Zitat von 6rama9:
Lieben und zu schätzen wissen ist ein himmelweiter Unterschied. Du weißt ihn zu schätzen... wenn das je meine Frau über mich sagen würde ,weiß ich dass es an der Zeit ist, weiterzuziehen.

Wenn du ihn jetzt viel mehr zu schätzen weißt, was war es denn, das dir so missfallen ist, dass du dich für eine Affäre bereit gefühlt hast?


Was hat dich mehr verbunden als die typsiche Affäre? Die Kindheitsjahre? Ansonsten liest sich deine Geschichte wie hundert andere hier.


Ich bin nicht hier, um die Beziehung und Wertschätzung zu meinem zu dokumentieren. Wenn ich sage, dass ich ihn liebe, wird das so sein.

Mag sein, dass meine Geschichte sich wie eine von Hunderten liest. Für mich gibt es aber nun mal diese eine...

13.10.2018 17:26 • x 2 #9


L
Zitat von Lug:
Du hast ihn dich nicht verloren. Es spricht nichts dagegen Freunde zu bleiben wenn du das hinbekommst.
Und Mal ehrlich. Was hattest du denn vor? Es so auf Dauer weiter laufen zu lassen?


Danke Dir! Da hast Du natürlich Recht, aber es wird natürlich nie mehr so sein wie es einst war und das ist glaube ich genau das, was so schmerzt...

13.10.2018 17:28 • #10


L
Zitat von MeineMeinung:
Glaub mir Lulu, ihm geht es mindestens genauso beschissen wie dir.


Ist es gemein, wenn ich sage, dass ich das hoffe? Irgendwie schon...
Er ist der Vernünftigere von uns beiden, obwohl ich immer dachte, dass ich es eher bin.

13.10.2018 17:30 • #11


L
Zitat von Lug:
Du hast ihn dich nicht verloren. Es spricht nichts dagegen Freunde zu bleiben wenn du das hinbekommst.
Und Mal ehrlich. Was hattest du denn vor? Es so auf Dauer weiter laufen zu lassen?


Und was ich vor hatte, ist eine gute und berechtigte Frage. Ich weiß es nicht... Der Kopf ist lahm gelegt - unfassbar bei mir. Bin sonst so der Kopfmensch...

13.10.2018 17:32 • #12


M
Zitat von lulu77:
Ist es gemein, wenn ich sage, dass ich das hoffe? Irgendwie schon...
Er ist der Vernünftigere von uns beiden, obwohl ich immer dachte, dass ich es eher bin.


Ob es gemein ist kann ich dir nicht sagen.
Aber die Hoffnung, dass es dem anderen mindestens genauso dreckig geht, liegt darin, dass man glaubt, je schlechter es ihm geht, desto mehr hat er mich geliebt.

Ihr wart euch beide im Klaren, dass euer Verhältnis nicht so weiter gehen kann. Habt beide eine Heidenangst gehabt, dass etwas raus kommt. beide Angst gehabt um die Familie.
Sei froh, dass er so viel A. in der Hose gehabt hat, den Schritt zu machen. Wenn immer einer auf den anderen wartet, kann das schon mal in die Hose gehen.

13.10.2018 17:37 • x 2 #13


L
Du hast natürlich Recht. Nur ich habe das gedanklich immer verdrängt. Dadurch dass wir uns aufgrund der Entfernung kaum sahen, gab es nicht viele Lügen. Wahrscheinlich deshalb war ich mir vor lauter Gefühlsduselei sicher nicht mal das Ausmaß bewusst bzw. wurde Weltmeister im verdrängen.

13.10.2018 17:45 • #14


V
Hallo Lulu,

Nein, du bist nicht alleine... mir ist fast das gleiche passiert! Unsere Geschichte ist ziemlich identisch und ich kann dich 100% verstehen!

Und jeder der sagt, ihr könnt froh sein, dass nix rausgekommen ist oder dass du dich skrupellos verhältst, hat keine Ahnung, wie es in uns aussieht...

Es ist eine absolute Sackgasse in die wir uns reinmanövriert haben, dass ist Fakt. Denn es geht nicht ohne ihn (wir haben auch gerade Funkstille und ich bin völlig am Ende), aber auch nicht mit, denn das würde das Ende der Familie bedeuten... es ist total aussichtslos und ich habe keine Ahnung, was passieren müsste, damit es mir besser geht...

Fühle dich gedrückt!
Liebe Grüsse

13.10.2018 18:23 • x 4 #15


A


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