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Trennung von depressivem Partner

G
Ja, er nimmt Antdepressiva und auch Tropfen zum einschlafen. Auch wenn ich weiß dass die Aggression durch die Depression kommt macht es mich dennoch fertig.

Diese Handgreiflichkeit, die er mehr als einmal an den Tag gelegt hat finde ich ganz schlimm. Es trifft mich auch in meinem Selbstwert. Ich möchte so nicht behandelt werden. Er entschuldigt sich auch, aber ich mache die Erfahrung dass es doch immer mal wieder passiert. Mit dem Therapeuten darüber reden will er nicht da er sich schämt.

Und hinzu kommen auch andere krankheitsbedingte Schwierigkeiten wie Isolation die mich mitbetrifft und dass sich der Alltag eben vor allem um die Bedürfnisse der Krankheit dreht. Ich weiß auch nicht ob und wann das mal besser wird. Kann sein dass er irgendwann relativ normal leben kann. Kann auch sein dass ich für Jahrzehnte die Belastung des Alltags allein tragen muss, den Alltag allein gestalten muss.

Ich fühle mich so herzlos und egoistisch einen kranken Menschen im Stich zu lassen. Ich fürchte dass er dadurch total abrutscht. Aber ich leide sehr unter der Situation. Und mein Herz liebt ihn irgendwie noch immer. Weiß jemand wie man das schafft? Loszulassen?

23.01.2019 12:59 • #16


G
Zitat von Ginny:
Ich möchte so nicht mehr leben, befürchte aber dass ich mich von ihm nicht lösen kann. Ich habe auch Angst dass ich es bereue, obwohl ich jetzt total unglücklich bin und habe auch Angst, dass er sich etwas antut danach


Ich befürchte das dies einen ähnlichen Verlauf haben wird wie meine Story. Man will eigentlich alles gut haben/machen, aber die Grenzen sind eng gesteckt. Dann ist man immer wieder zum Aushalten verdammt und hofft das alles besser wird. Der Mensch bedeutet einem ja was und man möchte das es ihm gut geht. Ich leide gegenwärtig noch sehr darunter und weiß nicht einmal ob die Entscheidung auseinander zu gehen rational oder eine Kurzschlussreaktion von beiden war. Egal wie es kommt, es wird schmerzen weil man Hilflos ist. Man selbst kann nicht viel tun außer da zu sein. Wo die Grenzen sind, muss man in sich finden.

23.01.2019 13:28 • x 1 #17


A


Trennung von depressivem Partner

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W
Zitat von Ginny:
Mit dem Therapeuten darüber reden will er nicht da er sich schämt.

das wäre allerdings der erste Schritt.
Hast Du ihm mal gesagt, wie es Dir geht damit? Wirklich geschildert?
Wahrscheinlich verdrängt er, wie sehr er Eure Beziehung damit zerstört. Aus Scham. Das nutzt Dir nur nix.

Zitat von Ginny:
Ich fühle mich so herzlos und egoistisch einen kranken Menschen im Stich zu lassen.

Ich denke, das schlechte Gewissen wird Dir niemand ganz ausreden können. Herzlos bist Du nicht, sonst wärst Du schon lange gegangen. Egoistisch mag das ein Stück weit sein - aber wie schon mehrfach gesagt: auch Du bist nur ein Mensch mit begrenzten Kraftreserven. Wenn Du nicht auch mal egoistisch an Dein Wohlergehen denkst brennst Du aus. Und damit ist auch niemandem geholfen. Und auch Du hast (höchstwahrscheinlich) nur dieses eine Leben.

Zitat von unregistriert:
Ihr habt BEIDE das Recht glücklich zu sein

23.01.2019 13:32 • x 1 #18


G
Hallo Goldmen, kannst du mir sagen wie es bei dir verlaufen ist als es zur Trennung kam? Wie war ihre Reaktion und das Verhalten danach? Bei mir ist es so dass ich wegen der Schwierigkeiten die wir hatten schon oft schlechte Phasen mit Trennungswunsch hatte in den letzen ach Jahren. Eben eine on-off Beziehung wo das Off immer nur emotional war und nie vollzogen wurde. Es kommt mir wie eine unlösbare Aufgabe vor.

Danke für deinen Zuspruch Wölkchen. Ich versuchte mehrfach ihm meine Gefühlslage deutlich zu machen. Bin ich dabei verzweifelt und vorwurfsvoll blockt er ab. Reden wir rationaler miteinander tut es ihm zwar leid und er schämt sich, aber er scheint auch irgendwie überzeugt dass diese Wut einfach mit ihm passiert und auch nicht sagen kann dass es nicht wieder passiert. Das hilft mir nicht weiter.

23.01.2019 13:40 • x 1 #19


W
Zitat von Ginny:
Bin ich dabei verzweifelt und vorwurfsvoll blockt er ab.

Vermutlich aus dem gleichen Grund, warum er nicht mit seinem Therapeuten darüber redet.

Ist es denn möglich, dass Du nochmal mit zum Therapeuten gehst? Und dort Deine Situation schilderst?

Zitat von Ginny:
Reden wir rationaler miteinander tut es ihm zwar leid und er schämt sich,

Hast Du ihm mal ganz klar gesagt, dass Du das nicht mehr erträgst in diesem Zustand? Dass Du möglicherweise Konsequenzen ziehen musst um Dich selbst zu schützen? (Und nichts anderes wäre das in meinen Augen, wenn Du gehst. Selbstschutz.)
Die Konsequenz kann erstmal sein, dass Du Dir eine Auszeit nimmst, weg fährst, zur Ruhe kommst und nachdenken kannst. Die Konsequenz kann auch sein Paartherapie. Oder getrennte Wohnungen. Oder eben endgültige Trennung.

Wenn Du mal in Dich hinein horchst: Stell Dir vor, wie es Dir in fünf Jahren geht, oder in zehn, wenn Du bei ihm bleibst. Fühl Dich mal rein, in die Situation. Wie gehts Dir damit?

23.01.2019 13:51 • #20


G
Zitat von Ginny:
Es kommt mir wie eine unlösbare Aufgabe vor


Das ist es wahrscheinlich auch, wenn nicht ein rascher Therapieerfolg eintritt und man sich danach sowas wie, neu verliebt.
Bei mir ging das inkl. kennen-lern-Phase 2,5 Jahre und ich wusste worauf ich mich einlasse (s. meinen Thread)
Man will weg, kann es aber nicht. Die Auseinandersetzungen werden immer heftiger, sodass man sich selbst gar nicht wieder erkennt. Dann kommt der Bruch und es schmerzt. Obwohl man weiß das eine Ende schon lange verschoben wurde. Das ist bei mir auch noch frisch und ich leide sehr. Gänzlich zum Aufgeben war ich noch nicht bereit. Nun ist Funkstille und ich weiß genau das es ihr nicht gut gehen kann. Nur - wie sehr opfert man sich selbst? Der Trennung selbst ging ein heftiger Streit voraus, wo ich allerdings noch Reparaturmöglichkeiten sah. Meine Ex zog es wohl vor in der Isolation zu verharren und nichts mehr an sich heran zu lassen. Dass ist nun stand der Dinge.

23.01.2019 13:57 • #21


G
Zitat von Wölkchen82:
Wenn Du mal in Dich hinein horchst: Stell Dir vor, wie es Dir in fünf Jahren geht, oder in zehn, wenn Du bei ihm bleibst. Fühl Dich mal rein, in die Situation. Wie gehts Dir damit?


Da ist nur immer wieder diese Hoffnung das sich alles bessert und die Tage sind nicht alle schlecht.

23.01.2019 14:08 • #22


W
Zitat von Goldmen:
Da ist nur immer wieder diese Hoffnung das sich alles bessert

Die Frage ist, ob es der TE (noch) ebenso geht.
Oder ob sie schon einen Schritt weiter ist - und sich in Jahren noch an der selben Stelle sieht. Regelmäßig emotional verletzt. Oder schon abgestumpft. Oder eben noch voller Hoffnung, dass er sich durch eine Therapie ändern könnte (!).

So oder so:
Wenn man diesen Umgang (verständlicherweise) nicht mehr ertragen kann, sollte man Konsequenzen daraus ziehen. Welche das sind kann sie nur selbst für sich entscheiden. Ohne Konsequenzen zu ziehen wird es wahrscheinlich nicht besser, eher schlimmer. Auch darauf hab ich mit der Aufforderung abgezielt, sich das Ganze in zehn Jahren vorzustellen.
Wer weiß, ein gemeinsamer Termin beim Therapeuten, um die Karten auf den Tisch zu legen. Ein Wellness Urlaub für die TE. Getrennte Wohnungen. Eventuell begreift er dann die Notwendigkeit, dass er mit seiner Aggression anders umgehen muss. Trotz Krankheit.
Ein einfaches, unbestimmbares Hoffen dass es besser wird hat leider noch niemandem geholfen. Zumindest in keinem Fall, den ich kenne.

23.01.2019 14:15 • #23


G
Ok ich werde mal deinen Beitrag lesen. In 5 Jahren hätte ich gern eine Familie. Ein geregeltes schönes Leben. Wenn ich bei ihm bleibe wird er sicherlich emotional ein lieber Papa sein. Es ist aber unklar wann er dazu bereit sein wird. Ein Baby stresst sehr. Das könnte er in seinem aktuellem Zustand nicht bewältigen. Es bedeutet dass ich das teilweise oder ganz allein regeln müsste. Wenn er solche Ausbrüche hat würde auch ein Kind darunter leiden. Ich muss mich vielleicht dauerhaft beschränken in meinen persönlichen Bedürfnissen. Vielleicht geht das mit ihm auch nie mit Kindern weiß mans? Wenn ich allein wäre würde mich das dauerhaft denke ich stabilisieren. Ich würde ihn sehr vermissen. Ich hätte meine große Liebe aufgegeben. Vll wäre ich in 5 Jahren allein ohne Partner. Vielleicht finde ich jemanden der mich glücklich macht. Vielleicht auch nicht. Ist schwer zu sagen weil man nichts vorhersehen kann. Ich muss etwas tun das weiß ich.

Hoffnung dass es langfristig besser wird habe ich nur noch wenig. Bin da irgendwie desillusioniert und zu oft verletzt worden.

23.01.2019 14:19 • x 1 #24


G
Zitat von Wölkchen82:
Ein einfaches, unbestimmbares Hoffen dass es besser wird hat leider noch niemandem geholfen.


Man tut ja schon was um seinen Partner zu unterstützen. Nur sind psychische Erkrankungen extrem dynamisch. Da kommt auch immer mal wieder Sonnenschein. Ein Hamsterrad ist es.

23.01.2019 14:22 • x 1 #25


G
Zitat von Ginny:
Ein Baby stresst sehr.


Ausgeschlossen!

Zitat von Ginny:
Ich würde ihn sehr vermissen.


Ja, wirst du!

Zitat von Ginny:
Hoffnung dass es langfristig besser wird habe ich nur noch wenig


Das müsste sich schon kurzfristig (6 Monate) so stabilisieren, dass man einen deutlich ausgeglichenen Menschen vor sich hat.
Therapien können ja auch erfolgreich sein.

23.01.2019 14:30 • x 1 #26


W
Zitat von Goldmen:
Man tut ja schon was um seinen Partner zu unterstützen.

nur leider kann man 'von außen ' nur bedingt unterstützen. Ich denke, das Ohnmachtsgefühl ist nicht einfach zu ertragen. Und wahrscheinlich auch ein Teil, warum man sich so sehr an denjenigen gebunden fühlt. Die Befürchtung, nicht genug getan zu haben. Und hätte man doch nur dies oder jenes versucht...
Nur: der Impuls muss aus dem anderen Menschen heraus kommen. Auch gern mit therapeutischer Hilfe. Stand heute hat die TE seine Abwertungen immer ertragen. Bis sie jetzt an dem Punkt ist, dass sie merkt, es geht nicht mehr. Das muss auch er begreifen, falls das Ganze noch eine Chance haben soll. Und das sehr sehr schnell. Nur durch Worte wird sie das nicht erreichen. Außer, dass er sich (mal wieder) entschuldigt und dafür schämt. Ein deutliches Zeichen - eine Tat - müsste her.
Der Kurzurlaub mit Kontaktsperre. Das offene Paargespräch beim Therapeuten.
Oder eben die Trennung mit zeitnahem Auszug.

Zitat von Ginny:
In 5 Jahren hätte ich gern eine Familie

Zitat von Ginny:
Es ist aber unklar wann er dazu bereit sein wird.

Und da liegt ein weiterer Knackpunkt. Gerade als Frau. Es kann sein, dass sich der Traum mit diesem Mann nicht erfüllen lässt.

23.01.2019 14:42 • #27


G
Das hast du gut erkannt Wölkchen, das sind glaube ich die Kernthemen. Ich bin gespannt wie es wird wenn er und ich uns heute abend sehen. Ich hoffe ich kann meine Gefühle klar artikulieren. Ich denke dann gehe ich ins Hotel.

23.01.2019 14:54 • x 1 #28


U
Zitat von unfassbar:
In diesen Therapien lernen die Menschen, mehr auf sich zu achten, in sich hineinzuhören, sich ganz wichtig zu nehmen. Was auf der einen Seite auch richtig ist. Aber sie bekommen nichts an die Hand, wie sie mit anderen Menschen, die ihnen wichtig sind, kommunizieren sollen, wie sie mit ihnen umgehen sollen, wie sie lernen sollen, sich zurückzunehmen, den anderen so zu respektieren wie er ist und auch ihn als sehr wichtigen Menschen zu empfinden.
Und das ist mE das Schlimme. Dadurch, dass sie zu Egoisten werden, gelernt haben, sich so wichtig zu nehmen und als Entschuldigung die Depression als Totschlagargument bringen, vereinsamen sie immer mehr.


Würde ich jetzt nicht so unterschreiben. Ein guter Therapeut schaut sehr genau darauf, das das nahe Umfeld der Erkrankten positiv einbezogen wird. Nicht zuletzt ist der Partner einer der wichtigsten Feedback-Geber für einen Depressiven.

Ich bin selbst betroffen und möchte nochmal in den Raum stellen: Depression ist keine Entschuldigung dafür, seinem Lebenspartner auf die Nüsse zu gehen. Im Gegenteil, die machen schon genug mir.

23.01.2019 15:02 • x 2 #29


W
Das wird sicher nicht einfach für Dich, liebe Ginny.

Zitat von unregistriert:
Depression ist keine Entschuldigung dafür, seinem Lebenspartner auf die Nüsse zu gehen.

Ergänzung: und um beleidigend zu werden schon gleich gar nicht.

23.01.2019 15:04 • x 1 #30


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