Liebe TE,
da es in deinen Posts vor allem um das liebe Geld geht, ist mir noch nicht ganz klar, wie es um deine Beziehung gestellt ist. Aber an dir sieht man, dass Emanzipation nicht Jux und Tollerei war, wie manche noch immer meinen, sondern wie gefährlich es ist, von einem anderen Menschen derart abhängig zu sein. In der guten alten Zeit blieb dir ohnehin nur mitgehangen, mitgefangen. Heute kannst du dich zumindest aus einer unglücklichen Ehe lösen. Die Schulden habt ihr gemeinsam angehäuft, ob sehenden Auges oder nicht. Da werdet ihr vermutlich nicht mehr rauskommen. Die Frage ist, wenn vieles davon im Ausland passierte, wie sehr eure Gläubiger auf sein Einkommen überhaupt Zugriff haben. Immerhin scheint es noch zu keiner Lohnpfändung gekommen zu sein. Und es wäre interessant zu wissen, was mit der halben Mio überhaupt passiert ist. Alles verjuxt und verspekuliert oder gibts da noch gebunkerte Notgroschen, von denen du vielleicht nichts weißt?
Aber, unterm Strich: Du hast dein Lebensmodell so gewählt, dass du deine Finanzen 1:1 von deinem Ehemann abhängig gemacht hast. Du hast dir dafür ein Leben lang ungute Chefs und Kollegen, Anweisungen, anstrengende Kunden, Rumschlagen mit allen Widrigkeiten, die ein Job eben so mit sich bringt, erspart. Nun hast du dich leider in deinem Lebensmodell, wie es scheint, zumindest auf das Ende hin gesehen verspekuliert. Das ist ja leider kein Einzelschicksal und hat auch nur wenig mit Borderline zu tun. Und immerhin gibt es in Deutschland Hartz 4, in der guten alten Zeit wärst du vollkommen mittellos dagestanden, wenn der Gatte auslässt, oder gemeinschaftlich im Kerker gelandet.
Vom sozialen Netz leben Millionen andere auch - und nicht jeder ist unglücklich, nur, weil er wenig Einkommen hat. Natürlich ist das nicht schön, aber dafür, dass du offenbar nie ein selbständiges Einkommen erwirtschaftet hast und der Alleinverdiener nicht so arbeiten konnte, dass etwas fürs Alter angehäuft werden kann, solltest du dankbar sein, zumindest diesen Ausweg zu haben.
Und nun zu deinem Mann: Mit oder ohne ihm wird dir doch ein Weg in den sozialen Abstieg nicht erspart bleiben. Die Frage ist nur, wann wirds konkret. Und damit stellt sich die nächste Frage, wie gehts dir in der Ehe? Nachdem euch dein Mann ohnehin nur sporadisch besucht und zumindest derzeit weiterhin zahlt, ist mir noch nicht ganz klar, warum du jetzt eine Trennung forcieren möchtest? Die Schulden bleiben weiter wie ein Damoklesschwert über euch - ob zusammen oder getrennt. Und eine halbe Mio Euro wird er doch vermutlich nicht stemmen können. Für die Kinder muss er doch ohnehin weiterhin zahlen. Wenn nicht, häuft er nur beim Vater Staat weitere Schulden an. Was ist an der jetzigen Beziehungssituation so untragbar geworden? Dass der Faktor Geld und sicheres Auskommen bis zum Lebensende nun wegfällt? Hast du den Borderliner auch deswegen ertragen, weil du dir dachtest, dafür erkaufst du dir ein abgesichertes Leben? Oder ist es wirklich nur emotionale Abhängigkeit? Denk mal darüber nach.
Es grenzt aber ohnehin an ein Wunder, das ein Borderliner so lange in einer Beziehung blieb. Und rein statistisch gesehen wirst du deinen Mann überleben. Also stehst du doch ohnehin irgendwann alleine da und lebst vom Vater Staat. Mit Schulden. Die Frage ist nur wann. Also stell dich den Fakten und auch der Verantwortung. Es ist ja schon auch Luxus, mit Mitte 50 nie gearbeitet zu haben. Dass du dafür nun eine bittere Rechnung gestellt bekommst, tut mir sehr leid für dich. Andererseits haben auch Menschen einen Berg voll Schulden, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben, einfach wegen höherer Gewalt. Man lebt auch in einer kleinen Wohnung fein, man braucht viel Kram doch gar nicht, und gereist seit ihr doch offenbar ohnehin genug - und vielleicht lebst du dann zwar bescheidener, aber entspannter und freier, als mit den ewigen Auf und Abs, die das Leben mit einem Borderliner so mit sich bringen.
Du kannst den Veränderungen, die kommen werden, nicht ausweichen. Du solltest dir nur überlegen, was an deiner Ehe für dich noch Bestand hat. Würdest du ihn auch verlassen wollen, wenn er durch eine Jahrhundert-Wirtschaftskrise alles verloren hätte? Oder kurz und knackig: Würdest du lieber mit ihm arm sein wollen - oder lieber ohne ihn? Vielleicht überlegst du dir mal das zuerst, dann kannst du auch den betreffenden Weg leichter vor dir sehen. Alles Gute!
04.02.2019 08:52 •
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