Einer meiner ehemals besten Freunde ist bipolar. Wir haben keinen Kontakt mehr. Und das ist gut so. Knapp vor der Hochzeit mit seiner Frau hatte er (wieder) eine Affäre, wollte sie vor dem Altar stehen lassen, entschied sich dann doch zur Heirat, kaum von den Flitterwochen zurück, rief er seine Affäre wieder an, dann monatelang zweigleisig- um dann wieder in der Klapse zu landen, die beiden Frauen wechselten sich - ohne davon zu wissen- mit ihren Besuchen ab, und auch da beschwerte er sich, dass er von beiden zu wenig Verständnis bekam, er sei das Opfer, könne nicht anders. Wenn die Frau oder die Affäre nur noch mehr leisten würde, vielleicht ginge er dann nicht mehr fremd.
Ich war dann (meist ohne davon zu wissen) oft das Alibi, obwohl ich mit der Frau befreundet war. Ich hatte Gewissenskonflikte, war loyal wie illoyal zugleich. Selbst in einer Freundschaft ist so etwas mehr als schwierig. Unfassbar, wie oft ich in der Zeit unserer gesamten Freundschaft angeblich mit ihm bis in die frühen Morgenstunden um die Häuser zog- während er seine Freundinnen/Frauen betrog. Das wär schon beruflich rufgefährdend, (war mal seine Chefin, weil er dringend einen Job brauchte) war ihm aber egal. Die Frau ließ sich dann scheiden, weil sie eindeutige Fotos der Affäre fand (glücklicher Kurzurlaub) und war selbst schon in Therapie. Bei allen Vor- und Nachgängerinnen das gleiche Theater. Und der Gute war in Therapie und medikamentös eingestellt. Da würde ich also nicht zu viele Hoffnungen daran knüpfen. Im Gegenteil, es wurde mE immer schlimmer, denn von da an hatte er ja auch noch einen Beleg und Zuspruch, warum er das Opfer jeglicher Umstände war.
Die Frau ist wieder gesund, in einer glücklichen Beziehung und arbeitet nun als Lebensberaterin. Passt ja, ging ja schon mit Anfang 20 jahrelang durch die Hölle.
Die Ausprägungen der Störung sind unterschiedlich. Aber ich würde da mit wedelnden Armen weglaufen. Von nicht mal in der Badewanne allein sein können aus Angst und permanent einen Babysitter zu brauchen in Depri-Phasen bis hin zu Lug und Betrug inkl Abwertungen in Mani-Phasen ohne Unrechtsempfinden. Das galt dann als mittelschwere Ausprägung. Wohlgemerkt, alles mit Krankheitseinsicht, Therapie und Medikamenten. Die Behandlung hat die Depression in den Griff bekommen, die Manie wurde weniger - aber geändert hat sich an den Betrügereien, der Opferhaltung etc trotzdem nichts. Zumindest nicht zum Besseren.
Ich möchte hier niemand mit dieser Störung zu nahetreten, bipolar ist ein weites Feld. Aber für unsere TE hier wäre es ganz gut zu erkennen, dass das nicht nur eine dezente Launenhaftigkeit ist, sondern eine schwerwiegende lebenslange Störung, bei der auch eine Therapie und Medis die Beziehung nicht automatisch leicht und unbeschwert macht. Und generell werden die normalen Phasen, gerade wenn unbehandelt, immer kürzer. Was ihr also bis jetzt erlebt habt, war nur die Spitze des Eisbergs.
Ich weiß, wie schwierig das ist, hab selbst als Kumpeline lange mit mir gerungen. Aber ich glaube, es ist wirklich besser für euch, ihr lasst hier alle Hoffnung auf eine glückliche Beziehung fahren. Zumindest mit diesen Männern.
23.11.2018 08:25 •
x 6 #62