Trennung vom Seelenmenschen - zu viel auf einmal

...ich schreib hier einfach trotzdem.

Heute hatte ich endlich den Termin beim Facharzt. Er war super nett und hat sich irre viel Zeit genommen. Zusammengefasst kann ich wohl nun wirklich sagen, dass mich die Ereignisse in diesem Jahr in eine mittlere Depression geführt haben. Ich war selbst erschrocken darüber, wie hoch mein Wert in dem Fragebogen war. Nun gilt es, aus dieser wieder herauszukommen. Sein Ansatz wäre ein SSRI (Antidepressivum), aber er steht dem auch offen gegenüber, was ich seit kurzem versuche (5-HTP) und konnte mir auch einiges dazu sagen bzw. empfehlen.
Es ist derzeit alles sehr anstrengend und ich bin froh, wenn viele hier das nicht nachvollziehen können, weil es bedeutet, dass ihr diesen Kram nicht an der Backe habt.

Danke. Ich schicke gute Gedanken an alle, die es brauchen. Wir kommen da wieder raus.

Ich möchte mal ein Update geben:
Nach dem Umzug Ende Oktober bin ich in ein tiefes, sehr tiefes Loch gefallen und in der neuen Wohnung entsprechend überhaupt nicht vorangekommen. Hinzu kamen Weihnachten und der Jahreswechsel, da habe ich viel an meinen Ex-Partner gedacht, zwischendurch wäre auch noch unser Jahrestag gewesen.
Anfang Januar meinte der Facharzt, dass ich gute Chancen und Voraussetzungen habe, es auch ohne Antidepressiva wieder aus der Depression zu schaffen. (Lehne AD nicht ab, aber ich versorge mich komplett allein - wenn mich das Einschleichen des AD noch mehr aus der Bahn wirft als es LC an manchen Tagen eh schon tut, dann wäre das für mich eine Katastrophe.)

Erst kürzlich habe ich in Gänze überhaupt realisiert, was in 2024 für ein Misthaufen auf mich niedergeprasselt ist. Vielleicht muss ich mich gar nicht schwach fühlen, dass ich deswegen die Spur verloren habe, vielleicht ist es nur menschlich (aka Wie viel kann ein einzelner Mensch ertragen?). Jedenfalls mache ich seitdem noch mehr innere Arbeit als zuvor schon und versuche, die ganze angestaute Anspannung nach und nach zu lösen. Und ich habe das Gefühl, dass es hilft. Es gibt Tage, da sehe ich wieder ein bißchen Licht. (Aber ja, es gibt auch noch genug dunkle Tage und es ist noch ein langer Weg.)

In der Wohnung komme ich mittlerweile nach und nach voran, habe mich um Reparaturen gekümmert, die wichtig waren, damit ich mich hier wohlfühlen kann, kümmere mich um die weitere Einrichtung. Aber: Jeder Anruf, jede Mail sind oft wie ein riesiges Hindernis. Früher hätte ich drölfzig Dinge parallel organisiert. Doch momentan ist es, wie es ist - ich mache mir keinen Druck, ich schaffe das, was ich schaffe.

Zitat von meerweh:

habe mich um Reparaturen gekümmert, die wichtig waren, damit ich mich hier wohlfühlen kann, kümmere mich um die weitere Einrichtung.

Liebe @meerweh, es ist sooo viel, was Du mit LC gewuppt hast. Du hast meinen größten Respekt.

Zitat von meerweh:

Aber: Jeder Anruf, jede Mail sind oft wie ein riesiges Hindernis.

Das kenne ich auch aus meiner Akutphase. Es ist so mega anstrengend, sich um ganz lapidare Dinge zu kümmern.
Ich habe Gespräche abgebrochen, weil sie einfach zu anstrengend waren. Anziehen, Kaffee kochen, Zähne putzen
... - ein Kraftakt.

Und Du meistert noch zusätzlich (!) einen Umzug und verarbeitest eine Trennung.
Weißt Du eigentlich, wie stark Du bist?

Zitat von DieSeherin:

badezimmerspiegel

Mittlerweile habe ich sogar einen... Hat lange gedauert und am Ende hat es so viel ausgemacht, weil dadurch das Licht im Badezimmer auch ganz anders ist, das macht so unfassbar viel aus. Allerdings sehe ich dadurch auch meine Augenringe viel deutlicher.

Zitat von Pippa:

Das kenne ich auch aus meiner Akutphase. Es ist so mega anstrengend, sich um ganz lapidare Dinge zu kümmern.
Ich habe Gespräche abgebrochen, weil sie einfach zu anstrengend waren. Anziehen, Kaffee kochen, Zähne putzen
... - ein Kraftakt.

Ja, es ist wirklich anstrengend, auch wegen der Depression. Wenn man wegen LC und wegen einer Depression erschöpft ist, ist das wirklich mindestens doppelt so kräftezehrend.

Ob ich mit der Verarbeitung der Trennung so viel weiter bin, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Anfang Februar werden es neun Monate und es tut immer noch unfassbar weh und ganz oft ist da noch so viel Widerstand. Das wird wohl noch etwas dauern, in der Gesamtschau ist es nur eine von mehreren Baustellen, gefühlt aber die schmerzhafteste.

Schön ein Update von dir zu lesen liebe @meerweh.

Soo eine starke Frau! Und die Resilienz die du in deiner Situation, mit den Baustellen inklusive, zeigst, finde ich inspirierend!

I'm rooting for you! (Auf deutsch halt: Ich drücke dir feste meine Daumen. Für den weg und für da raus.)

Zitat von Sweetheart123:

I'm rooting for you! (Auf deutsch halt: Ich drücke dir feste meine Daumen. Für den weg und für da raus.)

Danke.

Zitat von Pippa:

Weißt Du eigentlich, wie stark Du bist?

Du bist doch selber ganz stark.

Zitat von meerweh:

Erst kürzlich habe ich in Gänze überhaupt realisiert, was in 2024 für ein Misthaufen auf mich niedergeprasselt ist. Vielleicht muss ich mich gar nicht schwach fühlen, dass ich deswegen die Spur verloren habe, vielleicht ist es nur menschlich

wie eine kluge Freundin mir mal sagte: Es gibt Zeiten, da muss man sich einfach ausruhen.

Zitat von meerweh:

Jedenfalls mache ich seitdem noch mehr innere Arbeit als zuvor schon und versuche, die ganze angestaute Anspannung nach und nach zu lösen.

Das ist gut. Mach dir da bitte keinen Druck. Das kann dauern.

Ich denke in den letzten Tagen oft über Zeit nach. Angestoßen tatsächlich wegen des Forums.
Ich lese hier so viel Ungeduld. Mit den TE´s die nicht in wenigen Tagen zu unserem Weisheitsstand gelangen (obwohl wir ihnen doch alles vorbeten). Beim Daten. Nach 3x oder 5x Treffen muss dieses oder jenes geschehen. Wenn er/sie sich nach einem Warnschuss nicht ändert, dann rote Flagge. Ich nehme mich selber da nicht aus. Ich bin total ungeduldig. Mit anderen genauso wie mit mir.

So sind wir Menschen aber nicht. Wir sind langsam.
Wir brauchen Zeit. Nimm dir die Zeit, die du brauchts, in aller Seelenruhe. (ich versuch´s auch)

Zitat von Jane_1:

Es gibt Zeiten, da muss man sich einfach ausruhen.

Das ist wirklich so. Wenn man keine Pause macht, macht der Körper irgendwann die Pause für einen und die kommt dann meist zu einem sehr unpassenden Zeitpunkt.

Über dieses Alltags-/Gesellschaftskarussell habe ich auch viel nachgedacht. Wenn man lahmgelegt (sei es durch eine Erkrankung oder etwas anderes) eher zum Betrachter des Ganzen wird, merkt man erstmal, in welcher Geschwindigkeit heutzutage alles flirrt und flimmert und muss.
Es gibt sicher Menschen, die gut damit umgehen können, das brauchen oder sogar mögen, aber ich möchte da nicht mehr mitfahren und ich bin glücklicherweise so privilegiert, dass ich mich auf allen Ebenen auch derart entschleunigen kann und darf.