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Trennung vom Borderliner - wie komme ich endlich los?

H
Die Intention dieses Beitrags? Ich bin mir nicht sicher. Wahrscheinlich einfach mal alles von der Seele schreiben. Den Ratschläge bringen einen nichts, wenn man es eigentlich besser weiß, aber wider besseren Wissens trotzdem lachend in eine Kreissäge rennt

Aber auf Anfang. Ich habe meinen Ex in der Langzeitreha kennen gelernt. Wir waren beide dort wegen eines Alk.. Die gesamte Reha dauerte 16 Wochen.
Wie ihr euch vorstellen könnt, war ich psychisch ziemlich angeschlagen, als ich dort war. Aber nach und nach ging es mir allmählich besser und ich lernte nennen wir ihn mal Tim kennen. Ich war bewusst in die Reha gegangen, wollte mich von der vorherigen, destruktiven Beziehung lösen und mich ganz um mich kümmern. Aber ab der Hälfte etwa konnte ich mich Tim nicht mehr entziehen. Aus einem Nebenbeigespräch entwickelte sich ganz schnell eine Liebelei, die ihresgleichen sucht. Ich war so unfassbar verliebt und glücklich und hatte endlich das Gefühl angekommen zu sein. Tiefsinnige Gespräche, absolute Verbundenheit, viel körperliche Nähe. Alles schien absolut perfekt. Alles unter der Käseglocke der Reha.
Dieses Bild bröckelte das erste Mal, als Tim schon entlassen war. Wir hatten beschlossen, an einem Samstag das Angehörigen-Seminar in der Reha zu besuchen, damit wir uns einen Plan machen, wie wir beide gemeinsam abstinent leben können. Den Abend zuvor rief Tim mich an. Und er klang so anders. Er warf mir vor, es hätte sich in unserer Beziehung etwas verändert. ich hätte mich verändert. Auf Nachfrage hin konnte er nichts spezifizieren, war lediglich sehr aggressiv und pöbelte regelrecht ins Telefon. Ich war absolut irritiert und vor den Kopf gestoßen. Wie, was sollte sich verändert haben? So lange sind wir doch auch gar nicht zusammen?! Es kam soweit, dass er auflegte mit den Worten Ich mach Schluss. Ich war nicht mal traurig, weil diese Irritation alles überdeckte. Am nächsten Tag rief er mich ganz kleinlaut an, entschuldigte sich und erschien auch zu dem besagten Termin. Ich roch sofort seine Fahne. Er stritt Alk. aber vehement ab.
Der Termin verlief gut, wir sprachen uns aus, er gelobte Besserung und alles war tutti.
Nächstes Ding. Ich war dann auch entlassen, war noch eine Woche krankgeschrieben bevor meine Wiedereingliederung losging. Tim arbeitete schon wieder und hat wiederholt Unmut darüber geäußert, dass man sich unterwegs nichts Gesundes zu essen hohlen konnte. Also dachte ich, ich überrasche ihn und habe eine Kühltasche besorgt, bin morgens sehr früh aufgestanden (er muss um 5 Uhr das Haus verlassen, unsere Städte liegen 60 km auseinander), habe tolles Essen vorbereitet und bin zu ihm hin. Ich hatte einen Schlüssel der Wohnung, die Tür lies sich aber nicht öffnen. Also klingelte ich. Ich hörte wie Tim, bevor er aufmachte, Dosen verschwinden lies. Ich drückte den Gedanken einfach weg und hielt ihm freudestrahlend die Tasche mit dem Essen entgegen. Er war sofort absolut aggressiv, unterstellte mir, dass ich ihn kontrollieren würde. Wer würde denn nachts um 4 Uhr aufstehen, nur um essen vorbeizubringen? Was im Übrigen sowieso viel zu viel für ihn war Ich war fassungslos. Und absolut Traurig. Ich verfiel sofort in einen Verteidigungsmodus und versuchte mich zu rechtfertigen, dass ich es wirklich nur gut gemeint hätte. Er verließ brüllend die Wohnung und ließ mich allein zurück. Und was mach ich? Ich warte zu Hause bei ihm! Wie wenig Selbstachtung kann man haben? Ich redete mir alles wieder schön, unterdrückte das schlechte Bauchgefühl. Als er nachtmittags zurück war, entschuldigte er sich. Er war überfordert, weil ich ihn ja beim Konsum erwischt habe. Er hat sich elend gefühlt, hat sich geschämt und es täte ihm leid. Ich war natürlich verständnisvoll, versicherte ihm meine Unterstützung und wir würden das gemeinsam schon schaffen.
Tja, er trank beinahe täglich. Und dann dauerte es nicht lange, dann griff ich auch wieder zur Flasche schließlich bin ich auch suchtkrank.
Die Stimmung pendelte immer von Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt. Absolute Gegensätze. Die ganz große Liebe, Familienplanung, tiefe Verbundenheit, bewusstseinserweiternder S., Verschmelzung. Und die andere Seite waren Aggressionen, Streits, Vorwürfe, Stress und Hass, den ich so noch nie erlebt habe.
Ich war jedes Mal total irritiert. Wie konnte die Situation so eskalieren? Es war doch gar nichts los? Was war denn passiert, was habe ich falsch gemacht?
Eines Abends war schon wieder eine seltsame Stimmung. Er verlang, dass ich ihm mein Handy zeige. Ich hatte schon eine seltsame Wandlung vorgenommen. War unterwürfig, vermied Konflikte, versuchte so unauffällig wie möglich zu sein. Aber das fiel mir lange nicht auf.
Ich gab ihm das Handy und er fand den Chat meines Ex. Da war nichts Dramatisches drin, allerdings schrieben wir noch mal, als ich bereits in der Reha war wenn auch belanglos.
Es dauerte nicht lang und die absolute Hölle brach aus. Er schrie herum, ich würde ihn betrügen, schmiss meine Sachen durch die Gegend. Ich kniete auf dem Boden, um die Sachen wieder einzusammeln, schaute zu ihm auf und dann Schlug er mir ins Gesicht. Er schliff mich über den Flur, an den Haaren gezogen und wollte mich zur Haustür raus schmeißen. Ich kauerte mich zusammen und er trat mir in den Rücken und Hintern. Als er kurz von mir abließ, könnte ich ins Badezimmer flüchten. Ich hatte Todesangst und rief die Polizei. Er polterte gegen die Tür und schrie. Aber als die Beamten da waren, konnte ich in Ruhe meine Sachen packen und verschwinden.
Auf dem Nachhauseweg (Autobahn) überkam mich schlimme Übelkeit und Schwindel. Ich rief eine Freundin an, die mich bat, mit ihr ins Krankenhaus zu fahren. Dort blieb ich eine Woche. Wegen Jochbeinbruch (wenn auch nur minimal) und Gehirnerschütterung. Ich schlief fast die ganze Zeit.
Tim hatte versucht, mich in der Zeit zu besuchen und kam mit Blumen vorbei. Die Krankenpfleger ließen ihn aber nicht zu mir. Aber was mache ich trotzdem? Ich baue Kontakt auf und lasse mich sogar von ihm abholen.
Wieder viele Tränen und viele Entschuldigungen usw. Er wird aufhören zu trinken. Das sei alles nur der Alk., er liebt mich doch so abgöttisch.
Von diesen Situationen könnte ich zahlreich berichten. Die Dynamik wurde nur immer schlimmer. Weil ich auch irgendwann anfing, mich reinzusteigern. Ich bemerkte, dass er seine Psyche in mir spiegelt, seine schlechten Charakterzüge mir selbst vorwirft und empfand es als total ungerecht. Das löste in mir Wut und Verzweiflung aus. Dann war es eines Tages soweit, dass ich endgültig die Fassung verlor. Weil ich mal wieder ein Wort falsch betonte oder seltsam geatmet hatte, entstand ein Streit. Er betitelte mich als dreckiges Stück sch. und F*tze. ich wollte gehen und er stellte sich mir in den Weg. Er provozierte mich bis aufs äußerste. Ich sah rot und schlug ihn zwei Mal mit der Faust ins Gesicht. Jetzt war ich nicht ein Deut besser als er
Im Nachhinein sagte er mir, dass er das genau so erreichen wollte, weil er meinte, er hätte diese Schläge mal verdient.
In meiner Verzweiflung habe ich Streitgespräche mit meinem Handy aufgezeichnet, um die Dynamik dahinter zu verstehen. Aber wie soll man die verstehen, wenn da gar keine ist? Es ist quasi wirres und zusammhangloses Gelaber. Das fiel mir beim wiederholten Anhören auf. Bei einem Streitgespräch habe ich einfach nichts gesagt. Nicht ein Wort. Tim redete und redete sich immer weiter in Rage, obwohl ich nichts dagegen setzte. Erschien gar nicht zu bemerken, dass es nur ein Monolog und keine Konversation war.
Es war immer der Gleiche Kreislauf: Hass, Wut, psychische und physische Gewalt und Streit. Ich trennte mich, jedes mal versprach ich mir selbst, dass es wirklich das letzte Mal sei. Und dann kam er wieder angekrochen. Er hätte es diesmal wirklich, aber wirklich verstanden! Es läge am Alk., er macht eine Therapie. Er liebt mich so abgöttisch und will Familie mit mir, es täte ihm alles so leid. Und ich naives Dummchen glaube an Besserung, die niemals eintritt. Dann unterstellt er mir einen Tag später, ich habe eine Affäre und soll ihm alle Geschenke, die er mir gemacht hat, zurückgeben.
Nachdem ich das zweite Mal Im Krankenhaus war, verschwieg ich meinen Freunden, dass Tim und ich zum 65 mal Zusammengekommen sind. Ich widere mich selber so an und finde es so erbärmlich, ihn jedes Mal zurückzunehmen, dass ich mich schäme, das so zu erzählen. Wenn mir meine beste Freundin das so erzählen würde, würde ich ihr einen Vogel zeigen und mal gehörig den Kopf waschen.
Aber das führt dazu, dass ich mit niemanden darüber reden kann.
Ich bin seit dem Ende der Reha in der ambulanten Weiterbehandlung, Diese beinhaltet wöchentliche Gruppen und Einzelsitzungen. Dass ich so häufig Rückfällig geworden bin, habe ich nie erwähnt. Zu groß ist die Scham.
Aber natürlich kann ich nicht gesunden, wenn ich diese Beziehungsdynamiken und meinen Hang zur Selbstzerstörung nicht bearbeite. Das ist das mit mir machen lasse, kommt ja nicht von ungefähr. Es spiegelt exakt die Beziehung zu meiner Mutter wider. Gewalt und Aggressionen. Nur war ich damals abhängig von ihr und musste es quasi ertragen. Heute bin ich eine erwachsene Frau von Mitte 30 und verhalte mich wie ein geschlagener, kleiner Welpe.
Es ist beinahe ein Jahr her, als Tim und ich uns zum ersten Mal küssten. Es muss ein Ende haben. Ich bin nur noch ein Schatten meiner selbst, antrieblos. Ich isoliere mich selbst. Konsumiere.
Gestern Abend war es dann wieder so richtig schlimm. Wir sprachen darüber, wie wir das in den Griff kriegen wollen. Eingangs war es ganz gut. Auch wenn er die meiste Zeit redete. Aber da er nur über sich und seine Gefühle sprach und keine Vorwürfe machte, war es ok für mich. Dann sprach er darüber, dass er suizidal wäre. Ich atmete daraufhin tief durch. Und das war dann der Aufhänger, für den nächsten Streit (so unfassbar absurd!). Durch die Häufigkeit dieser Situation bin ich sehr resigniert, ja fast schon routiniert darin, stillschweigend meine Sachen zu packen und nach Hause zu fahren. Ich weiß ja, dass weitere Diskussionen nur unnötig Energie rauben.
Er war außer sich, beschimpfte mich wiederholt als F*tze, wie gefühlskalt ich sei, dass ich so reagiere, wenn er mir sein Herz ausschüttet. Er wird mich fertig machen, sagte er. Er holt sich alles wieder zurück, was er mir je geschenkt hat. Damit ihr mal einen kleinen Einblick bekommt, wie fast schon infantil dieser Mensch in solchen Situationen ist: Ich ging ins Badezimmer, schloss mich dort ein, um mich in Ruhe umziehen zu können. Du hast gefälligst keine Türen in meiner Wohnung abzuschließen und er machte das Licht aus (war schon spät). Das war so absurd, dass ich nur noch lachen konnte. Er drohte mir, wenn ich jetzt fahre, dass er die Polizei rufen wird, dass sie mich anhalten sollen, weil ich schon etwas getrunken habe.
ich kann es nicht fassen, dass ich es nicht auf die Reihe bekomme, mich von diesem Mann zu lösen. Er wird sich nicht ändern. Es wird immer wieder das gleiche Schema ablaufen. Ich leide ganz furchtbar darunter, tue aber nichts aktiv dagegen. Wie widersinnig ist das? Es gibt sicherlich ganz wunderbare Männer da draußen und ich muss an ihm festhalten? Was zum Teufel stimmt nicht mit mir? Warum schmeiße ich mein Leben weg? Ich meine, es liegt ganz allein in meiner Verantwortung, die Lage zu ändern.
Ich habe alle Kommunikationswege blockiert und seine Nummer gelöscht. Ich hoffe, dass ich nicht in einem Wahn diese irgendwoher hervorkrame.
Ich muss aus dieser Hölle aussteigen, sofort!
Vielleicht gibt es Menschen, die Ähnliches erlebt haben, die mir berichten können, wie sie es geschafft haben.

07.05.2019 12:25 • x 1 #1


Kummerkasten007
Zitat von Heather123:
Ich meine, es liegt ganz allein in meiner Verantwortung, die Lage zu ändern.


Du bist bewusst Dein Alk-Problem angegangen. Unter der von Dir beschriebenen Käseglocke Reha/Kur (das liest man ziemlich oft hier) war es ein leichtes, ohne den ganzen Alltag drumherum, sich jemanden zuzuwenden.

Nun hängst Du wieder in einer Sucht fest.

Rede mit Deinen Therapeuten. Ich denke, sie kennen solche Dynamiken sehr stark. Und sie können mit Sicherheit helfen.

07.05.2019 12:45 • #2


A


Trennung vom Borderliner - wie komme ich endlich los?

x 3


S
Eine der schlimmsten Geschichten, die ich bisher hier gelesen habe.

Ich habe nie verstanden, dass die Partnerin bzw. das Opfer nach körperlicher Gewalt ihrem Schläger dennoch eine neue Chance gibt. Und so geht es weiter und weiter..
Ist es wirklich die Hoffnung, dass er sich ändern wird? Kann Liebe so tief gehen, dass man dafür die schlimmsten Demütigungen hinnimmt?

Du musst das nicht beantworten, das waren nur meine Gedanken während des Lesens.

Zitat:
Ich habe alle Kommunikationswege blockiert und seine Nummer gelöscht. Ich hoffe, dass ich nicht in einem Wahn diese irgendwoher hervorkrame.
Ich muss aus dieser Hölle aussteigen, sofort!


Unbedingt! Ich wünsche es Dir wirklich!

07.05.2019 13:22 • #3


BeautyButterfly
Ich denke, auch wenn Du das vermutlich selber weißt, dass es wenig mit Liebe zu tun hat. Gerade bei Alk. ist das Thema Co-Abhängigkeit ja sehr präsent. Aus meiner Sicht ist das, was Du beschreibst, die Suche nach einem intakten zu Hause, danach, einen Platz zu finden und geliebt zu werden. Diese Liebe beginnt aber bei Dir selbst, der Fähigkeit Dich selbst zu lieben. Auch ich schließe mich meinen Vorrednern an - rede mit Deinem Therapeuten. Auch über die Rückfälle. Du bist nicht alleine damit und es geht Dir auch nicht alleine so.

07.05.2019 13:36 • x 1 #4


H
Zitat von Siglo-XX:
Eine der schlimmsten Geschichten, die ich bisher hier gelesen habe.

Ich habe nie verstanden, dass die Partnerin bzw. das Opfer nach körperlicher Gewalt ihrem Schläger dennoch eine neue Chance gibt. Und so geht es weiter und weiter..
Ist es wirklich die Hoffnung, dass er sich ändern wird? Kann Liebe so tief gehen, dass man dafür die schlimmsten Demütigungen hinnimmt?!


Ja, das dachte ich mir auch immer. Es ist paradox und absurd. Wenn meine beste Freundin mir die selbe Geschichte erzählen würde, wäre ich außer mir vor Wut. Ich kann für mich aber nicht das Selbe empfinden und mich so selbst schützen.

Es sind sicherlich viele Faktoren, die zusammen spielen. Die Hoffnung ist ein stetiger Begleiter. Und der Wunsch danach, wieder diese bedingungslose Liebe aus der Idealisierungszeit zu Erfahren. Und diese schimmert immer wieder durch, wenn er mit tränenverschmierten Gesicht vor mir kniet und um Vergebung winselt. Dann meine mangelnde Selbstliebe und meine schlechte Kindheit, in der mir vermittelt wurde, ich hätte nichts besseres verdient bzw. ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden/ich muss meine Liebe verdienen.
Dann ist es das Mitleid und mein Helfersyndrom, da ich ja weiß, was die Ursache dieser Störung ist. Und er eigentlich auch nur ein armes, kleines Würstchen ist, dass sich nach Liebe und Geborgenheit sehnt.

Dann habe ich mir sagen lassen, dass man sich gerne in Beziehungsebenen befindet, die man gewohnt ist. Weil gewohntes Sicherheit bringt. Ob diese nun schlecht und destruktiv ist, ist irrelevant.
Ich hatte ja oben schon beschrieben, dass dieses Muster stark dem meiner Mutter ähnelt. Es ist wohl so, dass man gerne versucht, altes wieder gut zu machen, obgleich es sich um völlig verschiedene Personen handelt. Getreu nach dem Motto: Wenn ich mich hier jetzt wirklich richtig anstrenge, dann wird das funktionieren. Der lächerliche Versuch, um ein Kindheitstrauma zu bewältigen.

Mir wurde auch gesagt, dass es keine Liebe sondern Abhängigkeit ist.

Und eigentlich empfinde ich auch keine Liebe mehr. Eher negative Gefühle. Viel Hass und Wut. Das ist ja das absurde!
Es ist vergleichbar mit dem Griff zur Flasche: Ich weiß, es tut mir nicht gut, ich mache es trotzdem. Weil... ja keine Ahnung? Lieber Hass-Liebe statt allein zu sein?

07.05.2019 13:45 • x 1 #5


H
Zitat von BeautyButterfly:
Ich denke, auch wenn Du das vermutlich selber weißt, dass es wenig mit Liebe zu tun hat. Gerade bei Alk. ist das Thema Co-Abhängigkeit ja sehr präsent. Aus meiner Sicht ist das, was Du beschreibst, die Suche nach einem intakten zu Hause, danach, einen Platz zu finden und geliebt zu werden. Diese Liebe beginnt aber bei Dir selbst, der Fähigkeit Dich selbst zu lieben. Auch ich schließe mich meinen Vorrednern an - rede mit Deinem Therapeuten. Auch über die Rückfälle. Du bist nicht alleine damit und es geht Dir auch nicht alleine so.


Du triffst den Nagel auf den Kopf.
Mich vor ihm zu schützen hat etwas mit Achtsamkeit und Selbstliebe zu tun. Hätte ich Selbstliebe, hätte ich es nicht so weit kommen lassen, bzw. hätte früher die Reißleine gezogen.

Ich bin so erschüttert darüber, dass ich anders handle, als ich möchte. Ich halte mich nicht für komplett dumm, aber was das angeht, mach ich dem IQ einer Möhre Konkurrenz.

07.05.2019 13:48 • x 1 #6


M
Ich hatte nie ein Alk.problem noch derart zerstörerische Beziehungen, kann daher nicht aus direkter eigener Erfahrung sprechen.
Kognitiv weißt Du ja bereits alles. Nun hättest Du gern von uns einen richtungsändernden Vorschlag. Aber mal ganz ehrlich, Du kennst die Lösung doch eigentlich selbst, oder?
Vergleiche es doch mit der Sucht zum Alk. Da gibt es doch auch nur eine Lösung, nämlich keinen Alk mehr zu trinken. Man kann ihn nicht ein bisschen trinken oder manchmal. Man kann auch nicht erwarten, dass die Zusammensetzung des Alks sich ändert, damit er weniger süchtig macht. Als Alk. darf man einfach keinen Alk trinken und sollte auch Situationen, die dazu verleiten könnten, meiden.
Genauso ist es mit dem BL-Typen. Er vergiftet Dich wie Alk und es hilft nur Abstinenz. Natürlich mit begleitender Hilfe.
Natürlich kannst Du aufarbeiten, warum Du trinkst. Warum Du von ihm nicht los kommst. Aber auch die kognitive Erfassung der Ursache wird Dich um eines nicht herum kommen lassen: Abstinenz!
Du musst zu ihm genauso die Brücken zerschlagen wie zum Alk. Kontakt abbrechen. Alles löschen. Weg. Und dann kalter Entzug. Denn so wird es sich wohl eine Weile anfühlen, wenn der Kontakt eingestellt ist. Aber willst Du gesund werden, geht es nur so. Das weißt Du, oder?

07.05.2019 13:58 • x 2 #7


Kummerkasten007
Ist er als Borderliner offiziell diagnostiziert?

Für mich kommt er einfach als charakterloser Typ rüber.

07.05.2019 14:02 • #8


H
Zitat von mitsubi:
Vergleiche es doch mit der Sucht zum Alk. Da gibt es doch auch nur eine Lösung, nämlich keinen Alk mehr zu trinken. Man kann ihn nicht ein bisschen trinken oder manchmal. Man kann auch nicht erwarten, dass die Zusammensetzung des Alks sich ändert, damit er weniger sü...


Ja absolut. Das hilft mir definitiv weiter.

Ja was will ich. Es stimmt alles, was du schreibst. Ich weiß es besser, und dann das dicke ABER. Ich würde mir wünschen, dass jemand sagt: Bitte sehr, du hast jetzt so lange gelitten, ich befreie dich jetzt! Oder es gäbe ein Medikament dagegen.
Einfach auch mal mein Leid zu klagen tat gut.

Aber auch die kognitive Erfassung der Ursache wird Dich um eines nicht herum kommen lassen: Abstinenz!

Amen. Genau das.

07.05.2019 14:10 • #9


H
Zitat von Kummerkasten007:
Ist er als Borderliner offiziell diagnostiziert?

Für mich kommt er einfach als charakterloser Typ rüber.


Mal ja, mal nein.

Was ich damit sagen möchte, in schwachen, emotionalen Momenten sagte er mir, es wurde diagnostiziert und er will etwas dagegen unternehmen und wenn er in der Aggro-Phase ist, hat er das nur gesagt, dass er gelogen hätte (bzgl Diagnose) um mir ein gutes Gefühl zu geben oder ähnliches.

07.05.2019 14:17 • #10


M
Das geht ja sehr vielen so: man steht vor einem scheinbar unlösbaren Problem und mag gar nicht mehr hinsehen. Am liebsten soll es sich von selbst in Luft auflösen und jemand anderer soll es klären. Der ebenfalls kranke Freund, der Therapeut, wer auch immer.
Aber die Wahrheit, die man nicht wahrhaben will, ist, dass man die größten Schritte selbst machen muss.
Deine Beziehung ist nichts anderes als eine Abhängigkeit. Betrachte sie genauso wie Deine Abhängigkeit zum Alk. Du weißt wie man damit umgehen muss, Du bist nicht dumm. Du willst da raus, sonst wärst Du ja jetzt nicht hier. Also, ran an den Speck, Du kannst das!

07.05.2019 14:21 • #11


B
Du solltest in eine Entgiftung und dich dort erneut um eine weiterführende Behandlung kümmern.Du folgst auch wie automatisiert deinen Mustern.Wenn du jetzt schonmal alles gelöscht hast,solltest du einen Schritt weitergehen,sonst hältst du wieder nicht Stand.

07.05.2019 14:41 • x 1 #12


H
Zitat von mitsubi:
Das geht ja sehr vielen so: man steht vor einem scheinbar unlösbaren Problem und mag gar nicht mehr hinsehen. Am liebsten soll es sich von selbst in Luft auflösen und jemand anderer soll es klären. Der ebenfalls kranke Freund, der Therapeut, wer auch immer.
Aber die Wahrheit, die man nicht wahrhaben will, ist, dass man die größten Schritte selbst machen muss.
Deine Beziehung ist nichts anderes als eine Abhängigkeit. Betrachte sie genauso wie Deine Abhängigkeit zum Alk. Du weißt wie man damit umgehen muss, Du bist nicht dumm. Du willst da raus, sonst wärst Du ja jetzt nicht hier. Also, ran an den Speck, Du kannst das!


Danke für deine aufmunternden Worte! Man fühlt sich manchmal so ausgeliefert und dann resigniert man. Was ja eigentlich *beep* ist, da man es ja selbst in der Hand hat.

Zitat von Bones:
Du solltest in eine Entgiftung und dich dort erneut um eine weiterführende Behandlung kümmern.Du folgst auch wie automatisiert deinen Mustern.Wenn du jetzt schonmal alles gelöscht hast,solltest du einen Schritt weitergehen,sonst hältst du wieder nicht Stand.


Ich hatte daran tatsächlich auch gedacht. Mich einfach auch noch mal 2/3 Wochen aus dem Verkehr zu ziehen, um erst mal wieder klar zu kommen. Da sind dann arbeitstechnisch natürlich Hemmungen da. Weil ich ja im letzten Jahr bereits 5 Monate gefehlt habe. Hatte überlegt, eventuell dafür Urlaub zu nehmen. Ich bin da noch unsicher.


Ich hatte im Startpost ja geschrieben, dass ich einige Streitgespräche mal aufgenommen habe. Fünf Stück sind es. Die habe ich mir gestern mal gegeben und bin dann schon wieder so wütend geworden. Und teilweise habe ich mich über mich selbst gewundert, dass ich in den Momenten so ruhig bleiben konnte. Während des Gespräches ist man emotional ja auch so eingebunden, dass man gar nicht so mitbekommt, was sein Gegenüber für wirres zeug redet.
Sollte ich einen schwachen Moment haben, muss ich mir das wieder anhören.

Mir ist dann abermals aufgefallen, wie anders er dort klingt. Ich hatte auch das Gefühl, er sah immer anders aus. Ein anderer Gesichtsausdruck, fast wie so eine Maske. Anderer Blick, andere Mimik. Wie ein anderer Mensch halt. Gruselig.

08.05.2019 07:35 • x 1 #13


S
Einen Streit aufzunehmen ist eigentlich eine sehr gute Idee.
Das Verhalten Deines Expartners ist dann in seiner ganzen Boshaftigkeit immer wieder abrufbar und verschwindet nicht im rosaroten Schleier weichgezeichneter Erinnerungen.

Höre Dir das einfach öfter an, vor allem, wenn Du schwach werden könntest.

08.05.2019 08:52 • x 1 #14


H
Mal ganz im ernst: Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?

Das ganze Wochenende gammle ich so vor mir her und mache nichts. Ich schlafe 12 Stunden, lege mich auf die Couch und gucke Serien, schlafe währenddessen wieder ein. Gehe früh zu Bett und schlafe weiter. Ich bin so antriebslos und benommen. Fühle mich wie benebelt. Fühle mich weinerlich, aber so richtig erlösend Weinen kann ich nicht.
Dann vermisse ich meinen Ex so stark, dass ich ihn auf FB wieder entblocke und seine Nummer wieder einspeicher. Ich entblocke ihn und stelle einen Status online, damit er auch ja sieht, dass ich die Blockade wieder rausgenommen hab.
Ich sehe, dass er den Status gelesen hat und ärgere mich, dass er mir nicht schreibt. Ich krame alte Bilder raus und sehne mich nach der schönen Zeit.
Ich fühle mich einsam und hilflos.
Wo ist meine Lebensfreude geblieben?
Heute morgen auf dem Weg zur Arbeit dachte ich mir, dass es ja gar nicht schlimm sei, wenn ich jetzt auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren werde.
So kann das doch nicht weiter gehen?
Ich habe dann in der Akut-Klinik angerufen, wo ich letztes Jahr meine Reha gemacht habe. Ich werde ab Donnerstag für mindestens eine Woche sein. Mit der Psychiaterin, die zu meiner Suchtberatung gehört wird mir morgen eine entsprechende Überweisung ausstellen.
Ich muss da wieder rauskommen. Ich bin so in meiner Lethargie gefangen. So kenne ich mich gar nicht! Eigentlich bin ich lebensfroh und motiviert. Stattdessen schlafe ich nur und ziehe die Gardinen zu, damit ich das tolle Wetter nicht sehe.

Ich habe die Nummer meines Ex heute morgen gleich wieder blockiert und gelöscht und den Ort, wo ich die Nummer wieder her hab, gleich mit.

13.05.2019 13:37 • #15


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