Lieber BlaueAugen44
Deine Geschichte hat mich sehr bewegt und ich muss gestehen, nur sehr wenige Menschen haben deine Geduld gegenüber seinem Partner/ seiner Partnerin.
Ich selbst habe derzeit auch grössere Schwierigkeiten und deine Texte haben mich veranlasst, mich ebenfalls anzumelden und meine Geschichte darzulegen und irgendwie passt es in diesen Thread, bzw möchte ich entlang der Richtlinien keinen neuen Thread eröffnen. Gleichzeitig ist es ein seltsames Gefühl, da Deine Probleme eigentlich wirklich einen eigenen Thread verdienen. Trotzdem lege ich nun los.
Ich, 32, bin/war seit 2,5 Jahren mit meiner Frau verheiratet. Unsere Beziehung führten wir knapp 5,5 Jahre. Als wir uns kennenlernten. Meine Frau brachte eine Tochter mit in unsere Beziehung und ich habe mich von der ersten Sekunde in die beiden unsterblich verliebt. Es verging nicht viel Zeit und wir beschlossen zusammenzuziehen. Wir suchten also eine gemeinsame Wohnung in meinem Wohnort, was ich von ihrer Seite sehr zu schätzen wusste. Unsere Heimatorte waren nur 10 Minuten voneinander entfernt und trotzdem war mir das sehr wichtig. Als wir dann zusammenzogen, hatten wir auch die ersten, leichten Schwierigkeiten. Meine Frau, so habe ich nach einiger Zeit festgestellt, strebte immer und immer wieder nach Bestätigung von ausserhalb, was mich zu Beginn sehr verletzte, denn eigentlich war sie für mich genug, sprich wenn sie glücklich war, dann war ichs auch. Diese Probleme haben wir dann überbrückt/gelöst, da ich entschloss einfach zu vertrauen und ich glaube auch, dass sie mir bis heute treu geblieben ist.
Wir entschieden, dass wir unsere Liebe vertiefen und unser Leben mit einem gemeinsamen Kind bereichern. So kam vor rund 2,5 Jahren mein Sohn auf die Welt. Davor hatte ich, leicht altmodisch wie ich vermutlich bin, ihr einen Antrag gemacht und wir haben geheiratet. Für mich war es zu dieser Zeit das Richtige, denn ich habe sie vergöttert. Als dann mein Sohn kam, hat sich sehr vieles verändert. Da wir eine ziemlich teure Mietwohnung hatten, eröffnete ich ihr, dass ich es super fände, wenn sie nach Beendigung des Mutterschutzes wieder eine Arbeit aufnimmt. Dies wollte meine Frau aber partout nicht, so musste ich den Umstand akzeptieren als Alleinverdiener für meine Familie zu sorgen. Als mein Sohn dann 3 Monate alt war (er hatte schreckliche Bauchkrämpfe), wurden die Nächte langsam besser. Für mich eine riesen Erleichterung, da ich davor jede Nacht mit ihm entweder im Auto unterwegs war oder um Mitternacht mit ihm noch spazieren war, damit meine Frau auch ein bisschen zur Ruhe kommt. Ja, und arbeiten musste ich halt tagsüber trotzdem. Glücklicherweise hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon eine eigene Firma mit Super-Angestellten, die mir immer den Rücken freihielten, wenn ich mal völlig ausgeschossen war. Dennoch war ich glücklich, denn das Gefühl vom Papi-Sein war mit nichts zu ersetzen, einfach der helle Wahnsinn.
Also nach den Krämpfen und dem ganzen Tamtam mit unserem Jungen fühlte sich meine Frau irgendwie gelangweilt und wollte nun doch wieder einer Arbeit nachgehen. Ich bot ihr an, einen Tag in der Woche, vorzugsweise Freitags, bei mir in der Firma das Büro zu schmeissen bzw die Buchhaltung zu machen. Dies tat sie schon vor der Schwangerschaft. Wir vereinbarten also, dass sie am Freitag zur Arbeit geht und ich zuhause bei unserem Sohn bleiben kann, mein Herz machte riesige Freudensprünge. Ich konnte also endlich einen ganzen Tag mit meinem Sohnemann verbringen, was für ein Gefühl. Doch dies hielt leider nicht lange an, denn nach dem dritten Freitag, an dem wir dies so gehandelt hatten, entschied meine Frau wieder mit der Arbeit aufzuhören. Ihr gefiel der Job einfach nicht. Natürlich war ich bitter enttäuscht und auch ein bisschen wütend. Trotzdem war eine Diskussion keine Option, denn ernste Gespräche mit mir hasste sie und führten oft ins Leere. Sie war nun also wieder zuhause und ich bei der Arbeit. Bei ihr entwickelte sich mit der Zeit der Anspruch, dass ich zuhause noch ein bisschen mehr helfen sollte. Also war es nun so, dass wenn ich von der Arbeit kam, ich sofort eingespannt wurde. Ich wechselte Windeln (hat mich auch gar nicht gestört, denn für meinen Sohn täte ich alles), half den Tisch decken, abräumen und aufgrund besserer Geduld half ich meiner Stieftochter noch beim Lernen. Denn diese Hilfe brauchte sie und Schule ist für mich sehr sehr wichtig. Dann kam das Erste Weihnachtsfest mit gemeinsamem Kind und wir beschlossen ein richtiges Familienfest zu machen. Also kam ihre und meine Familie auf Besuch und rückblickend habe ich da zum ersten Mal so richtig gemerkt, dass meine Frau eine für mich sehr verschobene Einstellung zur Rollenverteilung hat. Sie war die Erste, die sich unseren Sohn schnappte und setzte sich an den Tisch, während ich dann ohne zu fragen zum Küchenchef und Kellner wurde. Also stand ich da, mit dem Wunsch meine Eltern, die mir so viel im Leben gegeben habe zu verwöhnen, und schmiss zusammen mit meiner Schwiegermutter und der Grossmutter meiner Frau die Küche und servierte die Getränke, während meine Frau sich in ihrer Wohnung verwöhnen liess. Rückblickend war es ein Fehler nicht auf den Tisch zu klopfen, aber ich wollte an Weihnachten kein böses Blut innerhalb der Familie.
Von da an, war es dann normal, dass ich sprang, wenn sie mit dem Finger schnippte. Trotzdem liebte ich sie von ganzem Herzen und eine Familie war ein halbes Leben lange mein innigster Wunsch, nachdem ich selber eine so wunderschöne Kindheit hatte. Also gab ich mir noch mehr Mühe Dinge zu akzeptieren, die sich nicht ändern liessen. Von da an ging es wieder aufwärts und falls ich es bis jetzt noch nicht erwähnt habe, ich bin auch nicht perfekt und habe meine Fehler. Mit diesem Bewusstsein fiel es mir dann etwas leichter gewisse Begebenheiten zu akzeptieren, die ich mir vor 3 Jahren so noch nicht vorstellen konnte. Da es wieder super lief und ich mich mit meiner Rolle als Alleinverdiener, Teilzeit-Haushaltskraft und Nachtdienst (Fläschchen für unseren Sohn) angefreundet hatte, lief es wieder super. So kam es wie kommen musste und meine Frau wurde wieder schwanger. Für sie ungewollt, für mich gewollt (Ich liebe Kinder über alles). Auf der Einen Seite war ich, überglücklich nun noch eine kleine Prinzessin zu bekommen, die Erfüllung all meiner Träume. Auf der anderen Seite meine Frau, die kein Kind mehr wollte und mir nun wöchentlich Vorwürfe machte und sagte es wäre meine Schuld. Das hat bei mir tiefe Wunden aufgerissen, die noch immer nicht verheilt sind. Wie um Himmelswillen kann man solche Aussagen tätigen mit gesundem Kind im Bauch? Vermutlich war das dann der Anfang vom Ende.
Ich ging nicht mehr zum Training und mein Leben bestand nun effektiv noch aus Arbeit, Kinder und Befehle meiner Frau. An den Wochenenden verlor ich komplett das Interesse mit meiner Frau etwas zu unternehmen, ausser die Kinder waren dabei, dann bin ich selbstverständlich mitgekommen. Etwas in mir drinnen verhinderte den Menschen nochmals so zu sehen, wie ich in vor der Schwangerschaft mit meiner Tochter gesehen habe. Zu dieser Zeit habe ich sehr sehr viel geweint und öfters Rat bei meinen Eltern gesucht, die mich immer unterstützt haben, sie sind die tollsten der Welt. Als dann unsere kleine Prinzessin 6 Monate alt war, hinterfragte ich meine Situation und stand plötzlich vor einer dunklen Wand. Seit 2 Jahren bekam ich, wenn ich es reflektiere keine Liebe von meiner Frau für mich. Wir hatten in 2 Jahren 2 mal S.. Kuscheln wollte sie nicht mehr, einen Kuss gab es nur, wenn ich auf sie zuging und ein Ich liebe Dich hatte ich auch schon über ein Jahr nicht mehr gehört. Erst als ich reflektierte fiel mir das so auf, davor war ich womöglich zu beschäftigt und funktionierte einfach auf Autopilot. Hinzu kam, dass ich trotz aller Bemühungen auch für die Kinder, immer wieder zwischen den Zeile als desinteressiert dargestellt wurde, was mich ebenfalls sehr verletzte, denn ich ordnete alles meinen Kindern unter und tue dies noch heute. Beispielsweise hat sich meine Frau angewöhnt, dass wenn ich einmal weggehen möchte, mir so ein schlechtes Gewissen zu machen, dass ich erst gar nicht gehe oder sie schreibt mir nach 30 Minuten und sagt unser Sohn könne nicht schlafen, sodass ich nachhause kommen müsse. Also hat es sich eingebürgert, dass ich unseren Sohn 7 Tage die Woche ins Bett bringe und warte bis er im Land der Träume angekommen ist.
Als ich dann schliesslich vor 5 Monaten vor der beschriebenen dunkeln Wand stand, suchte ich mir psychologische Unterstützung. Bei mir wurde eine Anpassungsstörung mit depressiver Verstimmung diagnostiziert. Als ich nach der ersten Sitzung nachhause kam, war ich nicht nur seelisch, sondern auch körperlich am Ende (der Seelenstriptease hat mir extrem zugesetzt). Also liess ich mich in mein Bett fallen, nachdem ich meiner Frau von der Diagnose erzählt hatte. Als ich dann am nächsten Tag noch immer keine Kraft hatte meinen Hintern zu bewegen, kamen Vorwürfe meiner Frau, seit du weisst, dass Du diese Störung hast, liegst Du nur noch faul herum. Ich glaube zu diesem Zeitpunkt habe ich für mich gemerkt, dass ich mit diesem Menschen keine Zukunft mehr sehe, denn jetzt hätte ich sie mal gebraucht und statt Trost bekam ich noch Druck von ihr. Ich beschloss weiterhin zur Therapie zu gehen und versuchte mich so zu ändern, dass meine Frau merkt, dass sie nicht mehr auf mir und meinen Gefühlen herumtrampeln kann und ich mir innerhalb meiner Familie noch einen eigenen Weg suchen muss. Das hat aber leider nicht geklappt, denn meine Frau begann dann vermutlich ganz bewusst mir mit den Kindern Druck zu machen. Beispielsweise hatte ich mich mit einem Kumpel treffen wollen und es war mir ehrlich egal, was sie davon hält. Also wollte ich zur Tür raus und dann tat sie etwas wovon sie wusste, dass es bei mir Spuren hinterlässt. Sie sagte sie setze unseren 2 Jahre alten Sohn vor den Fernseher bis ich nachhause käme, denn sie wolle nicht beide Kinder alleine ins Bett bringen. Also blieb ich, mal wieder....
Vor 6 Wochen haben wir dann nach langem hin und her entschieden, dass wir uns trennen müssen. Alleine schon den Kindern zu liebe, denn sie sollen nicht mit Spannungen aufwachsen, sondern ihre Kindheit geniessen. Nun haben wir schon vieles geklärt. Ich verbleibe in der Wohnung, die ich mit meinem Ersparten gekauft hatte, denn sie wollte nicht bleiben. Ich bot ihr ausserdem eines meiner Firmenfahrzeuge, jedoch war ihr das auch nicht gut genug. Nun sind sie seit Samstag wieder im Haus meiner Schwiegermutter, wo meine Frau offenbar Fulltime Hilfe bekommt. Ich muss aber gestehen, obwohl die Trennung mit Scheidungswunsch von mir kam, geht es mir dreckig. Ich fühle mich als hätte ich versagt und bin nun allein in der Wohnung. Der Traum der glücklichen Familie ist jäh geplatzt. das Verhältnis meiner Frau und mir könnte derzeit nicht besser sein, obwohl da noch viel Enttäuschung und Wut in mir drin mitschwingt. Aber sie ist die Mama meiner geliebten Kinder und ist mir somit (auch wenns völlig blöd klingt) heilig und ich lasse auch überhaupt nichts auf sie kommen. Die Kinder haben das absolute Grundrecht die Mama und den Papa die Besten auf der Welt zu finden und das hat den Kindern auch niemand kaputtzumachen.
Vielleicht hat jemand Ähnliches erlebt und kann mir insofern helfen und mir Ratschläge geben wie ich nun aus meinem tiefen Loch wieder rauskomme. Mir ist klar, das geht nicht von heute auf morgen, aber ich habe einfach schreckliche Angst davor, dass sich meine Situation nicht bessert oder dass ich im schlimmsten Fall kein Glück und Freude mehr empfinden kann.
Ist jetzt ein bisschen lang geworden, sorry. Dennoch bedanke ich mich für aufmerksames Lesen und allfällige Hilfestellungen.