Im Endeffekt dreht es sich jetzt um die Frage, wieviel Herzblut man in einen Versuch stecken will und für wie lange. Und das ganze mal unter der Vorgabe gedacht, dass die ganzen Turbulenzen nicht vorsätzlich entstanden sind, kein bewusstes Handeln darstellen, sondern auf irgendeinem Trip, einer Suche.
Das Problem ist auch, inwiefern ich dies gerade einigermaßen objektiv beurteilen kann und auch mit meinem Herzen ausmachen kann - es kam ja die Frage auf, ob ich überhaupt emotional reagieren kann.
Bei mir ist es tatsächlich jetzt so, dass sich das Date (dass bislang nicht stattgefunden hat), als Hindernis auf dem Weg zu klaren Gedanken entwickelt. Leider oder glücklicherweise als ein sehr ernsthaftes Hindernis - mit Option für mehr. Ich frage mich hier, ob es mir nicht so wie meiner Frau geht, und ich schon von netten Worten angezogen bin. Und ich komme immer wieder zu dem Ergebnis, da steckt mehr dahinter, auf beiden Seiten. Das fühlt sich einfach richtig an. Mal abgesehen davon, dass ich dieser unglaublich kompatible Person noch nicht von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen konnte. Und dass wir uns jetzt gerade mal vor 2 Wochen kennengelernt haben. Und wie A*sch auf Eimer passen. Also wenn - was ich nicht kann - ich diese Gefühlswelt von allem anderen trennen würde, dann würde ich die Story vielleicht unter How I met your mother einsortieren - da bahnt sich eine langfristige Sache an, die weit über Bedürfnisbefriedigung hinaus geht, der ganze Aspekt einer Affäre stellt sich bislang so gar nicht - das ist auch echt weit unter ferner liefen. Wir klopfen ganz andere Aspekte ab. Alles wäre hier viel einfacher, wenn ich das nicht gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt erleben würde. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich so verkopft wirke, der verzweifelte Versuch, irgendwie die verschiedenen Gefühlsstränge und Realitäten aufgedröselt zu bekommen.
Meine Sicht ist gerade wieder total schwammig
Auf der einen Seite ist die sehr lange Beziehung mit 5 Existenzen und einer Partnerin, die gerade totally lost ist, bei der sich gerade ernsthaft (ich sehe ihr in die Augen, ihr seht nur das Geschreibsel von mir) Panik breitmacht und Bemühen erkennbar ist, auf mich zuzugehen. Ein Weg, der sicher viel Arbeit und Schmerzen mit sich bringt, mit einem ungewissen Ausgang - ein konstantes Kämpfen gegen alte Verhaltensmuster und vielleicht doch nur eine Hängepartie. Inwieweit kommen wir beide wirklich an den Nullpunkt und schaffen einen Neustart - mir fehlt da gerade die Fantasie. Aber da kommt die neue ins Spiel - das überlagert natürlich sehr viel, die ganzen rosaroten Wölkchen, auf denen Einhörner tanzen.
Auf der anderen Seite steht die Frage, wie ich glücklich werden kann und inwieweit ich das an meine Kinder weitergeben kann. Das in verschiedenen Graden - bin ich ohne meine jetzige Partnerin besser dran als mit. Und wenn ich noch die Kinder mit einbeziehe, in eine erweiterte Sicht - wird in der Summe unser Glück größer sein, als vorher. Auch wenn meine Kinder erstmal eine einschneidende Veränderung durchmachen werden - die Mutter zieht aus (Die Kinder würden bei mir bleiben, das ist schon besprochen). Habe ich eine bessere Grundlage für mein Leben mit oder ohne bestehende Partnerin.
Das Tüpfelchen auf dem i, das Sahnehäubchen bei den Fragen ist dann noch - es gibt ein unwahrscheinliches Szenario, dass mir tatsächlich in dieser Situation meine Traumfrau über den Weg gelaufen ist. Zum einen - schaffe ich es, mir das willentlich aus dem Kopf zu schlagen, wenn ich es versuche? Zum anderen - will ich das denn?
Der Weg dahin ist bestimmt beschwerlich, hart und steinig - alleine die Abwicklung der Ehe und der Familie und des Besitzes bereiten mir schlaflose Nächte. Ich kenne die persönliche und objektive Meinung meines Schwarms dazu, und ich versuche, die Eigeninteressen der Dame rauszunehmen. Sie sagt aber auch ganz klar, dass ich mit mir selbst klarkommen muss, weil das ansonsten wie ein Menetekel über jeder neuen Beziehung hängen würde. Von ihr kamen aber auch hilfreiche Aspekte wie Was macht Dich glücklich und Was wollt Ihr den Kindern noch zumuten - wenn ihr nicht glücklich werdet, was lernen die Kinder daraus. Sie selbst hat einen anderen Ausgangspunkt, bei ihr läuft die Scheidung im September über die Bühne. Von daher hat sie natürlich mehr zu gewinnen als zu verlieren und ein kleinere Entscheidungsproblem als ich. Worst Case ist bei ihr heftiger Liebeskummer, aber keine existentiellen Probleme. Sie ist sich auch darüber im klaren, dass ich auf absehbare Zeit absolutes Chaos, Kummer und Sorgen mitbringe und ihr neues Leben auch wieder auf den Kopf stellen werde.
Mal ganz abgesehen davon, dass ich - egal wie ich mich entscheide - Herzen in unterschiedlicher Heftigkeit und Intensität breche - das tut mir auch weh - da kommt die Empathie bei mir durch.
Aber letztlich die Frage, wie werde ich glücklich?
Vielleicht sollte ich erwähnen, dass sie mir ja vorgeschlagen hatte, einen Neustart zu wagen und schon mein Zögern dazu sie mitgenommen hat. Sie sagt, dass es wirkt als würde ich von außen beeinflusst werden (die Neue). Das bin ich sicherlich - sowohl emotional als auch inhaltlich, aber ich lerne gerade auch gerade viele verschiedene Blickwinkel auf das Thema Trennung kennen und mache mir manche zu eigen, manche weniger. Ich glaube aber trotzdem, dass ich das noch durch den Verstand kontrolliere und nicht von außen gesteuert bin.
Da ich nicht so richtig darauf angesprungen bin, haben wir uns eigentlich schon auf eine Trennung und Scheidung verständigt. Scheidung auch deshalb, weil meine Frau das Thema Exklusivität unverhandelbar bei Liebe sieht. Das verstehe ich gut - das geht mir ähnlich. Es kostet viel Kraft, jemanden fahren zu lassen, wenn man weiß, dass es nicht um eine Affäre geht, sondern um etwas ganz anderes. Da würde ich auch vorher reinen Tisch machen wollen. In Grundzügen haben wir uns über die Abwicklung unterhalten - und dass ich das auch bitte unserem kleinsten erklären soll, es wäre ja auch meine Entscheidung.
Heute morgen bat sie mich jetzt, ob ich es mir vorstellen könnte, den Kontakt zu meinem Schwarm für eine Woche zu minimieren (also quasi außer guten morgen und gute Nacht). Ich hatte dies von mir aus vorgeschlagen - um ein wenig dem Fremdsteuerungsthema entgegenzuwirken, sowohl für mich um das etwas zu verringern, als auch für sie diese naheliegende Antwort - kaum wird es schwierig, schon ist Ersatz da - und ohne wären wir ganz anders unterwegs, etwas rauszunehmen. Ich möchte nicht auf Jahre zu hören bekommen, das wäre eine Konkurrenzsituation, die neue hätte mich geklaut. Die Antwort ist dann doch zu einfach.
Das habe ich auch zu hören bekommen, dass ich es mir zu einfach mache, wenn ich mich von meiner Frau abwende. Eine einfache Zukunft als alleinerziehender Vater mit 3 Kindern... Wenn ich hier den Eindruck erwecke, dass ich es mir leicht mache, dann bitte ich um entsprechende Hinweise