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Trennung und tiefe Verzweiflung nach 12 Jahren 4 Kinder

M
Zitat von Sternenguckerin:
Er hat mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine andere. Das mit dem neue Partner finden hatte er im Februar gesagt. Mittlerweile meint er, er will wohl nach mir gar keine Frau mehr. Die brächte nur wieder neuen Stress und er will nur Ruhe.

Es kann auch eine psychische STörung sein und schließlich gäbe es auch noch die Möglichkeit, dass er sich insgeheim zu Männern hingezogen fühlt und daher den Sx mit einer Frau ablehnt. Soll es auch geben, dass manche Männer erst heiraten, Kinder in die Welt setzen und irgendwann merken, dass sie eigentlich anders ticken.

07.11.2023 12:13 • x 1 #16


Gorch_Fock
Gab es auch schon 1-2 mal hier im Forum, stimmt.

07.11.2023 20:33 • #17


A


Trennung und tiefe Verzweiflung nach 12 Jahren 4 Kinder

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L
Zitat von ElGatoRojo:
Mag es wohl geben - siehe dein Mann. Ist aber ziemlich ungewöhnlich so ein Ekelgefühl für S.. Gründe dafür kann er nicht benennen? Was ...


Das ist nicht ungewöhnlich, das geht einigen Männern und Frauen so. Ein Orga. führt zur Entspannung und damit können sich auch leicht negative Gefühle lösen und spürbar werden. Die Gefühle können direkt mit dem S. zu tun haben oder mit anderen Dingen im Leben. Man darf hier nicht vergessen, dass auch sein Lebensziel gerade scheitert und er davon auch belastet sein wird.

08.11.2023 05:46 • #18


S
Danke für eure vielen neuen Beiträge. Ich werde nachher jedem einzeln antworten. Mir ging es die letzten beiden Tage ganz ok, weil ich mich gut ablenken konnte. Wenn man nicht dran denkt, Freundinnen trifft und sich mit seinen Hobbys und schönen Sachen beschäftigt, ist eigentlich alles ganz erträglich. Aber jetzt kam die Trauer und teilweise auch Ärger und Wut wieder zurück. Ich konnte letzte Nacht ganz schlecht schlafen, habe ab 3 Uhr bis zum Morgen wachgelegen. Ich schwanke emotional gerade zwischen Trauer, Wehmut, Schuldgefühlen, Wut, Ungerecht-behandelt-fühlen und auch Resignation. Teilweise ist sogar irgendwie auch schon etwas Neugier auf den neuen Lebensabschnitt dabei. Als wir noch zusammen waren, habe ich mich bei manchen Sachen so gehemmt gefühlt und immer seine Meinung abgewartet. Und jetzt bin ich teilweise sogar gespannt darauf, wie ich diese neue Freiheit und Unabhängigkeit nun erleben werde. Wenngleich der Schmerz, die Trauer und die Enttäuschung natürlich trotzdem stark überwiegen.

Ich habe auch Angst vor der Weihnachtszeit. Weil das ja gerade so eine heimelige, familiäre, gemütliche Zeit sein soll und ich weiß noch nicht, wie ich das alles emotional durchstehen werde. Ich freue mich lediglich aufs Basteln und Kranzbinden und aufs Plätzchenbacken mit den Kindern. Mein Nochmann meinte, er möchte gerne mit dabei sein, als Familie Kerzenstunde machen, Weihnachtslieder hören, Plätzchen essen und alles. Aufgrund der Kinder und weil es ja irgendwie auch Familienzeit ist, verwehre ich ihm das wahrscheinlich nicht, aber es wird schon ein sehr schlimmes, trauriges Gefühl bei mir sein. Wahrscheinlich werde ich auch wieder weinen müssen. Aber das müsste ich wahrscheinlich auch, wenn er bei dem Ganzen nicht dabei wäre. Naja. Morgen ist erstmal Laternenumzug mit den Kindern. Da ist er auch dabei.

09.11.2023 11:31 • #19


S
Zitat von Caecilia:
Je kleiner die Kinder sind, desto schwieriger ist das mit der Kontaktsperre natürlich - aber auch da gibt es viele Möglichkeiten, die direkte Interaktion zu minimieren (z.B. Übergabe über die KiTa). Mir ging es mit der Kontaktsperre (auch wenn sie natürlich wegen der Kinder und wegen organisatorischer Dinge auch bei uns nicht vollständig ist) sofort deutlich besser.

Übergabe über die Kita ist eine gute Idee. Das werde ich hier wahrscheinlich auch so machen. Ich habe schon gemerkt, dass es mir auch besser geht, wenn ich gerade nicht mit ihm kommuniziere, sondern abgelenkt und anderweitig beschäftigt bin. Aber die Weihnachtszeit wird noch schwierig.

Zitat von Caecilia:
Das mit diesem Arrangement, dass er notgedrungen bei Dir bleibt, mit diesem Pflicht-S. einmal im Monat finde ich einfach grauenhaft. Damit wärst Du mit Sicherheit auch nicht glücklich geworden.

Stimmt, das hatte ich ja auch gemerkt. Ein einziges Mal hat es funktioniert und schon beim zweiten Mal nicht mehr, weil mir da klargeworden ist, dass das überhaupt nicht das ist, was ich möchte. S. ist nur dann schön, wenn beide ihn wirklich wollen.

Zitat von Caecilia:
Habt Ihr schon eine Idee, wie es weitergeht (Wohnsituation, Kinderbetreuung etc.)? Wann wollt Ihr den Kindern von der Trennung erzählen?

Er zieht in eine eigene Wohnung. Er hat die jetzt spontan bekommen und sie ist 5 Minuten Autofahrt von unserem Haus entfernt. Über die Kinderbetreuung sind wir uns noch uneinig. Er schlug vor, dass jeder 2 Kinder nimmt und wir uns damit abwechseln. Aber ich will das auf keinen Fall, denn ich möchte den Geschwisterverband nicht auseinanderreißen. Denn dann würden ja immer 2 Kinder jeweils die anderen 2 Kinder gar nicht oder kaum noch sehen. Aber wie ich es genau gerne machen würde, weiß ich auch noch nicht. Wahrscheinlich das Wechselmodell. Mein Nochmann meint, wir könnten es auch einfach irgendwie spontan und flexibel machen. Also wenn unsere Große, die schon etwas vorpubertär ist, die Nase voll von ihren kleinen Geschwistern hat, dass er sie auch mal alleine mit rübernimmt und so. Aber ich möchte das schon eigentlich klar geregelt haben.

Die Kinder wissen es immer noch nicht. Sie wissen, dass Papa jetzt eine eigene Wohnung haben wird, aber nur zum Arbeiten und Ruhe haben. Sie haben gar nicht näher nachgefragt, warum und wieso, sondern haben es einfach so hingenommen. Wahrscheinlich werden wir es ihnen am Wochenende sagen.

09.11.2023 12:20 • #20


L
Ich finde es schön, dass Du keinen Krieg fährst.

Möchte aber sagen, dass ich ebenfalls auf klare Regelungen bestehen würde - mit zusätzlichen Ausnahmen - vier Kinder zusammen. So hat ein Elternteil auch mal ME-Time und trotz der Feiertage vielleicht nicht dauernd aufeinander hocken würde.

09.11.2023 12:36 • x 4 #21


B
Zitat von Sternenguckerin:
Mein Nochmann meint, wir könnten es auch einfach irgendwie spontan und flexibel machen.

Zitat von Sternenguckerin:
Aber ich möchte das schon eigentlich klar geregelt haben.

Nicht nur du, vor allem die Kinder brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit. Sie sollten sich darauf einstellen können, wann für sie Mama-, wann Papa-Zeit ist. Sie sind noch recht klein, die heile Welt bricht auseinander, gebt ihnen die Sicherheit, dass Mama und Papa gemeinsam als Eltern der Fels in der Brandung sind. Bei vier so kleinen Kindern braucht ihr beide eure Ruhezeiten zum Durchschnaufen.
Zitat von Sternenguckerin:
Die Kinder wissen es immer noch nicht. Sie wissen, dass Papa jetzt eine eigene Wohnung haben wird, aber nur zum Arbeiten und Ruhe haben. Sie haben gar nicht näher nachgefragt, warum und wieso, sondern haben es einfach so hingenommen. Wahrscheinlich werden wir es ihnen am Wochenende sagen.

Wäre es nicht besser, wenn ihr vorher eine Lösung findet, wie die Betreuung aussehen soll? Es wird die Kinder -vor allem die beiden Großen- extrem verunsichern, wenn Ihr als Eltern keine Antwort auf ihre Fragen habt. Falls nötig, lasst euch bitte beraten.

Geht ihr beide arbeiten, seid ihr wirtschaftlich autonom? Falls es Abhängigkeiten gibt, sollte auch das zeitnah geklärt und dokumentiert werden.

09.11.2023 13:00 • x 2 #22


C
Zitat von Sternenguckerin:
Ich habe auch Angst vor der Weihnachtszeit. Weil das ja gerade so eine heimelige, familiäre, gemütliche Zeit sein soll und ich weiß noch nicht, wie ich das alles emotional durchstehen werde. Ich freue mich lediglich aufs Basteln und Kranzbinden und aufs Plätzchenbacken mit den Kindern. Mein Nochmann meinte, er möchte gerne mit dabei sein, als Familie Kerzenstunde machen, Weihnachtslieder hören, Plätzchen essen und alles. Aufgrund der Kinder und weil es ja irgendwie auch Familienzeit ist, verwehre ich ihm das wahrscheinlich nicht, aber es wird schon ein sehr schlimmes, trauriges Gefühl bei mir sein. Wahrscheinlich werde ich auch wieder weinen müssen. Aber das müsste ich wahrscheinlich auch, wenn er bei dem Ganzen nicht dabei wäre. Naja. Morgen ist erstmal Laternenumzug mit den Kindern. Da ist er auch dabei.

Ja, da gibt es einfach keine gute Lösung. Ich glaube, dieses Jahr müsst Ihr die Feiertage einfach irgendwie durchstehen. Mach' das, was sich für Dich einigermaßen erträglich anfühlt (und die Kinder freut) - was nicht geht, das geht dann einfach nicht.

Wir haben es letztes Jahr (Trennung auch etwa um die Zeit) so gemacht, dass er Heiligabend mit den Kindern gemacht hat und ich dann den Rest - er ist zwischen Weihnachten und Neujahr zu seiner Neuen gefahren, in der ersten Januarwoche waren sie gemeinsam im Urlaub und direkt danach ist er ausgezogen.

Dieses Jahr wird er gar nichts machen - ist für mich auch O.K., auch wenn ich es für die Kinder schon sehr schade finde.
Zitat von Sternenguckerin:
Über die Kinderbetreuung sind wir uns noch uneinig. Er schlug vor, dass jeder 2 Kinder nimmt und wir uns damit abwechseln. Aber ich will das auf keinen Fall, denn ich möchte den Geschwisterverband nicht auseinanderreißen. Denn dann würden ja immer 2 Kinder jeweils die anderen 2 Kinder gar nicht oder kaum noch sehen. Aber wie ich es genau gerne machen würde, weiß ich auch noch nicht. Wahrscheinlich das Wechselmodell. Mein Nochmann meint, wir könnten es auch einfach irgendwie spontan und flexibel machen. Also wenn unsere Große, die schon etwas vorpubertär ist, die Nase voll von ihren kleinen Geschwistern hat, dass er sie auch mal alleine mit rübernimmt und so. Aber ich möchte das schon eigentlich klar geregelt haben.

Das mit dem Trennen der Kinder wäre für mich, wie Lumba schreibt, ein absolutes No Go, aus zahlreichen Gründen.
Und ich würde am Anfang auch klare Regeln etablieren - die kann man dann immer noch lockern und anpassen, wenn sich alles eingespielt hat und die Kinder älter werden.

Wie Brightness2 schreibt - die Kinder brauchen jetzt vor allem Verlässlichkeit und Sicherheit. Ich würde es auch sehr wichtig finden, dass Ihr ihnen (möglichst zusammen und einig wirkend) beim Gespräch einen fertigen Plan präsentiert, wie es weitergeht, was sich in ihrem Leben ändern wird und (ganz wichtig!) was nicht. Wir waren damals sogar bei einer Beratung, um dieses Gespräch vorzubereiten - das war sehr gut.

Können die beiden Großen die Schule auch von der neuen Wohnung Deines NM erreichen? Wo wohnen FreundInnen? Wie erreichen sie Hobbies? Wie wird die Zimmeraufteilung in der neuen Wohnung sein? Wie sieht die Timeline des Ganzen aus? ... TBC

09.11.2023 13:14 • x 3 #23


S
Ich muss hier wieder schreiben, weil ich gerade nur noch am Weinen bin und einfach alles unendlich schmerzhaft, grausam, unerträglich und schrecklich ist. Es haben hier schon viele Leute reingeschrieben, auf deren Beiträge ich noch nicht geschafft habe zu antworten, aber ich werde hoffentlich alles bald nachholen können. Mein Nochmann war vergangene Woche mehrere Tage am Stück nicht da und in dieser Zeit konnte ich mich ganz gut ablenken und es ging mir relativ gut, auch wenn es anstrengend war, alle 4 Kinder alleine zu versorgen.

Er kam dann wieder und mit ihm der Schmerz und die Verzweiflung. Über all das, was wir hätten haben können und nun verloren haben. Ich konnte auch meine Wut und meinen Schmerz nicht komplett zurückhalten und wir haben uns teilweise angeschrieen, aber dann auch viel geredet und ich habe extrem viel geweint. Mich macht es so unglaublich fertig, dass er einfach nicht zu schätzen weiß, was ich über 12 Jahre lang alles für ihn und die Kinder getan habe, wie ich versucht hatte, ihm alles Recht zu machen, seinen Vorstellungen einer idealen Frau so nah wie möglich zu kommen, Gefühle massiv zu unterdrücken und den Kindern und Haushalt gerecht zu werden. Er wollte von Anfang an viele Kinder haben, die habe ich ihm geboren, ich wäre auch bereit gewesen, noch mehr Kinder mit ihm zu bekommen, aber er will ja nicht mehr. Obwohl er anfangs immer von „mindestens 5 Kindern“ geredet hat. Wir wollten beide immer eine heile, glückliche Familie mit Haus, Garten und vielen süßen, fröhlichen Kindern. Wir hatten doch eigentlich verwirklicht, was wir wollten. Ich wollte mit ihm bis ans Ende unserer Tage zusammenbleiben. Was ist denn nur los?

Ich schwanke immer zwischen Wut und Vorwürfen an ihn einerseits und Schuldgefühlen und Selbstzweifeln andererseits. Denn vielleicht habe ich auch Fehler gemacht, aber ich bin auch nur ein Mensch, der nicht unendlich belastbar ist. Ich musste emotional in meinem ganzen Leben vieles alleine ertragen, ich hatte und habe niemanden, der mich bedingungslos liebt und mit dem ich JEDEN Schmerz teilen könnte. Für die meisten Menschen wäre das ja in der Regel die eigene Mutter, aber meine Mutter weiß noch gar nicht, dass wir jetzt getrennt sind, sie weiß gar nichts von uns, nicht mal davon, dass mein Mann mir schon im Februar von seinen verschwundenen Gefühlen erzählt hat und ich will ihr all das auch nicht erzählen.

Meine Mutter ist sowieso ein ewiges leidiges Thema bei uns. Mein Mann hasst meine Mutter abgrundtief und ich kann das auch verstehen, da sie durch ihr Wesen einfach eine Belastung für die ganze Familie, für meinen Stiefvater und auch für uns ist. Und trotzdem hasse ich es auch, so zwischen den Stühlen zu stehen, weil es ja immer noch meine Mutter ist und ich die ganzen Jahre immer versucht habe, die Harmonie in der Familie aufrechtzuerhalten und es jedem irgendwie Recht zu machen. Selbst meine große Tochter kam mit ihren gerade 10 Jahren diesen Sommer schon an und sagte mir im Vertrauen, dass sie Oma eigentlich nicht so richtig mag und Oma irgendwie komisch wäre. Ich sagte ihr dann, dass ich das verstehen kann und sie sich für diese Gefühle auf keinen Fall schlecht oder schuldig fühlen soll.

Meine Mutter hat Depressionen, kommt mit dem Leben nicht klar, ist seit Jahrzehnten in psychotherapeutischer Behandlung, war schon in vielen Kliniken wegen Tablettenüberdosis und Nervenzusammenbrüchen und solchem Mist. Gleichzeitig hat sie ein ziemlich manipulatives Wesen, sie verwöhnt und überhäuft die Kinder mit Geld und materiellen Geschenken, kauft meiner ältesten Tochter jeden schei., den sie haben will und erwartet dann dafür Liebe und ist wütend, wenn sie diese dann nicht bekommt und schreit z.B. meine Tochter dann an ich tue nie wieder was für dich und „du brauchst hier nicht mehr herzukommen“.

Empathie oder das Beachten von Grenzen anderer Menschen ist meiner Mutter absolut fremd. In der Schwangerschaft hat sie immer ohne zu fragen meinen Babybauch einfach betatscht und gestreichelt. Und wenn ich das unwirsch abgewehrt habe, war sie beleidigt. Wenn ich sie um Dinge bitte oder in meinem Haus sage, dass sie etwas Bestimmtes sein lassen soll, überhört sie es einfach und macht trotzdem weiter. Es geht immer nur um sie. Und wenn man sich drüber ärgert, ist sie beleidigt. Ich hasse das alles so sehr. Ich habe so ein extremes Abwehr- und Wutgefühl und erschaudere unwillkürlich, wenn ich daran zurückdenke, dass sie meinen Babybauch berührt hatte. Mein Babybauch war für mich immer was ganz besonders Beschützenswertes und da haben IHRE Hände nichts dran zu suchen.

Meine ganze Kindheit lang hatte ich diesen sch. und hab heute immer noch emotional extrem daran zu knabbern. Unter anderem daran liegt es, dass ich schlecht Nein sagen und Grenzen setzen kann und versuche, es jedem Recht zu machen. Meine Mutter heult auch manchmal demonstrativ vor anderen, um zu zeigen, wie schlecht es ihr geht und mein Stiefvater hat mich auch als Kind oft gezwungen, sie zu trösten („Komm, geh zur Mama und nimm sie in den Arm.“ Wie oft ich diesen Satz als Kind gehört hatte). Es gab in meiner Kindheit so viele Situationen, in denen ich für ihre Gefühle verantwortlich gemacht wurde. Meine Eltern haben mich früher auch schon mal als kaltherzig bezeichnet, wenn ich als Kind sie nicht trösten wollte, wenn sie geweint hat. Oder wenn ich was gemacht hatte, zu viel gegessen hatte oder was weiß ich und meine Mutter deswegen ausgerastet ist.

Einmal habe ich wohl auch nicht so empathisch reagiert, wie sie das vielleicht erwartet hatte und dann sagte sie was, was mich bis heute verfolgt und eingebrannt hat: Du hast kein Herz! Du hast überhaupt kein Herz! Mir schießen jetzt schon wieder die Wuttränen in die Augen, wenn ich daran zurückdenke. Viele meiner Freundinnen beschreiben mich als besonders sensibel und empathisch und reflektiert. Ich empfinde Mitgefühl für andere, spüre meistens sofort, was jemand anders fühlt. Wenn meine Mutter von Arbeit heimkam, war ich als Kind immer hochangespannt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet und in welcher Stimmung sie jetzt ist.

Du hast kein Herz! Du hast überhaupt kein Herz!

Mein Trost waren damals Süßigkeiten und Essen. Meine Mutter hat meine ganze Kindheit, seit ich 3 Jahre alt war, immer Panik geschoben, ich könnte zu fett werden und hat immer meine Essensmenge genau kontrolliert. Und immer gab es Theater, wenn ich wie jeden Morgen auf die Waage musste und paar Hundert Gramm oder 1-2 kg zuviel hatte, wofür dann auch schon mal bestimmte Ausflüge, wo ich hinwollte, oder andere schöne Dinge gestrichen wurden und all sowas. Und immer war die Hölle los und es gab riesengroßes Theater, wenn meine Mutter in meinem Kinderzimmer irgendwo Schokolade oder leeres Papier davon fand. Ich habe mir dann immer die abenteuerlichsten Verstecke dafür gesucht und das Papier dann auf dem Schulweg heimlich entsorgt. Ich war als Kind immer etwas pummelig, aber nie stark übergewichtig. Im frühen Erwachsenenalter, so mit 19, 20 war ich sogar richtig schlank. Jetzt nach 4 Schwangerschaften halt wieder pummelig. Im April dieses Jahres war ich bei 86 kg, mittlerweile hab ich es wenigstens auf 79 kg runtergeschafft.

Und als meine erste Tochter geboren war und paar Tage alt war, hatte ich viel Hunger wegen dem Milcheinschuss, wog leider immer noch 75 kg und meine Mutter sagte verächtlich zu mir: Du wirst es doch eh niemals wieder unter die 70 Kilo schaffen. Damals hatten wir noch bei ihr gewohnt, was im Nachhinein betrachtet, völliger Wahnsinn war. Dieses erste Wochenbett war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich habe 10 Tage am Stück nicht geschlafen, hatte dann nach diesen 10 Tagen einen nervlichen Totalzusammenbruch, hab geweint, komisch geredet, fantasiert und seltsame Halluzinationen gehabt und bin in die Klinik gekommen, wo ich dann mehrere Monate blieb. Mein Mann und meine Eltern haben sich in dieser Zeit um unsere Tochter gekümmert. Was dazu führte, dass meine Mutter bis heute meine älteste Tochter am liebsten hat und sie den anderen 3 Enkelkindern vorzieht. Meine Tochter würdigt das aber gar nicht und verhält sich immer wie das frechste Gör auf Erden, wenn sie bei Oma ist. Mir ist das egal, solange ich nicht dabei bin. Ist ihre eigene Schuld, wenn sie ihr keine vernünftigen, gesunden Grenzen setzt. Zuhause gibt es zwar Liebe, aber auch vernünftige Regeln und hier verhält sich meine Tochter auch vollkommen anders als bei Oma.

Zum Glück kriegen die anderen 3 Kinder es auch noch nicht so richtig mit, dass sie von Oma nicht so bevorzugt behandelt werden wie die Große. Die beiden Jüngsten sind zu klein und unsere zweitälteste Tochter (knapp 7) lebt sowieso völlig in ihrer eigenen Welt, da sie Asperger hat. Unsere Große erwähnt aber schon manchmal, dass sie die liebste Enkelin ihrer Oma ist, denn das hätte Oma gesagt.

Als unsere zweite Tochter ein paar Tage alt war, hat meine Mutter Druck gemacht und wollte sie unbedingt sehen und uns besuchen kommen und ich konnte das einfach nicht, ich hatte massive Panik davor, hab gezittert und wollte nur in Ruhe mein Wochenbett mit meinem Mann genießen. Da hat sie einen Absturz bekommen, sich mit Wein vollaufen lassen und mir geschrieben Hauptsache, ich kann weiterhin meine Lieblingsenkelin sehen. Ich hab darauf wieder einen Wut- und Verzweiflungsausbruch bekommen, hab ihr heulend und zitternd geschrieben, wie gestört sie ist, sie danach überall blockiert und mein Mann musste mich trösten. Ich musste dann wieder Medikamente nehmen, damit ich nicht wieder in die Klinik kam. Später kamen dann viele Nachrichten von ihr, in denen sie sich entschuldigt hat und es tue ihr ja soooo Leid.

Sie sagt auch ständig Dinge wie „ach, ich hab ja früher so viel falsch gemacht mit dir“, aber es ist völlig klar und spürbar, dass sie das nur sagt, damit ich ihr die Absolution erteile, dass ja alles nicht so schlimm war, damit SIE ihren Frieden findet. Denn wohl ahnt sie innerlich, was sie mir angetan hat und will Erlösung davon, aber die gebe ich ihr nicht. Wenn sie wieder sagt „ach, ich hab alles falsch gemacht“, antworte ich darauf einfach mit Ja und fertig. Da war sie dann frustriert und seitdem sagt sie das auch nicht mehr.

Mein Stiefvater hat auch viel unter meiner Mutter zu leiden, hat sich aber damit abgefunden und versucht, es ihr in allem Recht zu machen, weil er nur noch seine Ruhe will. Und wenn jemand meiner Mutter eindeutiges Kontra gibt, dann macht er eher demjenigen Vorwürfe, weil er sich dann wieder das Gebrüll von meiner Mutter anhören muss. Auch wenn ich mich mit meiner Mutter streite, ist er immer auf der Seite meiner Mutter. Im 4-Augen-Gespräch gibt er mir zwar manchmal heimlich Recht, aber ich soll es meiner Mutter trotzdem so gut es geht, Recht machen, damit Ruhe ist.

Mittlerweile fängt er auch schon bei meiner ältesten Tochter damit an und sagt ihr, dass sie lieb und immer nicht so abweisend und kühl zu Oma sein soll, weil diese sich dann ungeliebt fühlt. Ich sage meiner Tochter aber dagegen immer, dass sie sich nicht verpflichtet fühlen soll, Oma liebzuhaben oder zu kuscheln oder es ihr Recht zu machen. Sie soll als Kind zwar normale Regeln des sozialen Zusammenlebens befolgen, aber sich keinesfalls für das Gefühlsleben eines Erwachsenen verantwortlich fühlen. Wenn sie sich unwohl fühlt, kann sie mir das auch jederzeit sagen.

Im Sommer hatte meine Tochter ja ihren 10. Geburtstag und eigentlich war mit meinen Eltern abgesprochen, dass sie von jedem maximal 1 Geschenk bekommt und nicht so verwöhnt wird. Mein Mann hat daher im Familienchat gefragt, was sie nun von jedem bekommen wird. Meine Mutter schrieb eine provokative Antwort, dass sie das noch nicht sagen kann, schließlich gehe sie jetzt noch auf Shoppingtour und da kann man ja noch ganz viel und alles Mögliche finden. Ich war dann gleich wieder innerlich auf 180, musste direkt losweinen und hab den Familienchat erstmal stummgeschaltet. Mir graute vor dem Geburtstag, weil meine Eltern uns da natürlich besuchen kamen und ich natürlich wollte, dass der Tag für unsere Tochter schön ist und ohne Krach verläuft.

Jedes Mal, wenn meine Eltern uns besuchen, stehe ich den ganzen Tag enorm unter Stress und Anspannung, weil ich einerseits viel zu tun habe und anderseits immer Angst habe, dass was passiert und ich bin immer so froh, wenn sie endlich wieder fahren. Das ist dann immer so eine Erleichterung. Ihre reine Anwesenheit zieht immer so viel Energie, selbst wenn es keinen Krach gibt.

Ich habe manchmal so schwarze Gedanken, z.B. wie es wäre, wenn sie einen Unfall hätte, vom Auto überfahren würde oder sowas, dann wäre hier einfach endlich Ruhe und ich könnte mich endlich frei fühlen und seelisch zur Ruhe kommen. Natürlich habe ich auch teilweise Schuldgefühle bei solchen Gedanken. Denn rein materiell hatte ich sicherlich eine behütete Kindheit. Ich war Einzelkind, die Wunschtochter meiner Mutter, die sie sich ja immer sooo gewünscht hatte. Meine Eltern hatten keine Geldsorgen und ich hatte viel materiellen Luxus, den andere Kinder nie hatten. Auch haben meine Eltern immer sehr viel organisatorisch für mich getan und mir sehr viel abgenommen. Was sie jetzt natürlich als Argument hernehmen können, dass ich es ihnen Recht machen muss und ihnen dankbar sein muss.

So viele Dinge, die mit Erwachsensein, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung zu tun haben, musste ich erst mühsam als Erwachsene lernen. Ich bin da auch schon viel weitergekommen als z.B. noch mit 18 Jahren, aber es reicht wohl immer noch nicht. (Ich habe ja nicht mal einen Führerschein. Ich träume zwar manchmal davon, wie es wäre, Auto fahren zu können, es würde bestimmt Spaß machen, aber ich habe auch totale Angst davor. Mein Mann will auch, dass ich jetzt endlich den Führerschein mache und meine Angst vorm Autofahren überwinde. Ich würde das auch gern, aber als wir dieses Jahr vom Sommerurlaub zurückfuhren, gab es zwei ziemlich brenzlige Situationen auf der Autobahn, wo mein Mann beide Male blitzschnell reagieren musste. Da hab wieder gedacht, dass ich einfach keine Nerven zum Autofahren habe und bestimmt nicht so taff und schnell reagieren könnte wie mein Mann, wenn da irgendein anderer Idiot Mist baut. Ich könnte den Umgang mit einem Auto sicherlich lernen und ruhig auf einer völlig freien, leeren Straße fahren, nur die anderen Verkehrsteilnehmer sind einfach das K.O.-Kriterium.)

Erschwerend kommt auch hinzu, dass wir das Haus, in dem wir wohnen, von meiner Oma geerbt haben. Es ist also das Elternhaus meiner Mutter, wurde uns von ihr überlassen und gehört ihr noch zu 25%. Nur 75% des Hauses gehören mir. Sie hat es uns überlassen, weil sie in der Stadt bleiben wollte und das Dorfleben nichts für sie ist. Aber das Haus bietet so natürlich auch Angriffsfläche. Sie weiß, wo wir wohnen und ich entkomme ihr einfach nicht.

Die ganzen Jahre habe ich immer so drunter gelitten, zwischen den Stühlen zu stehen, es sowohl meiner verrückten Mutter, als auch meinem Mann Recht zu machen und hier alles unter einen Hut zu bringen und den Haushalt und die 4 Kinder zu versorgen. Ich kann einfach nicht mehr. Warum sieht mein Mann nicht, was ich geleistet habe, warum pocht er immer nur darauf, was er alles für mich und die Kinder geleistet und getan hat? Ich weiß ihn ja dafür zu schätzen, ich liebe ihn ja dafür, aber er liebt mich einfach nicht mehr.

Ich wünsche mir einfach so sehr jemanden, der mich mal bedingungslos liebt, der unendliche Liebe für mich hat, der Verständnis für meinen Schmerz hat, auch wenn ich ihn anschreie, der mich trotzdem in die Arme nimmt, weil er verstehen kann, was ich fühle und es ihm ein ehrliches Bedürfnis ist, für mich da zu sein. Wie kann mein Mann ernsthaft denken, dass wenn ich weine und ihn anschreie, ich das auch tatsächlich so meine, und nicht dass er mich in den Arm nehmen soll?

Mein Mann sagt, er kann das eben nicht. Er sagt, er ist doch nicht Gott. Er versteht mich zwar, kann meine Gefühle und deren Ursache nachvollziehen, aber er kann mir nicht das geben, was ich brauche. Er kann seinen Kindern bedingungslose Liebe geben, aber mir nicht. Ich sei ja erwachsen. Das ist einfach so gemein, auch wenn es ja irgendwie die Wahrheit ist. Ich wäre so gerne eine von unseren Töchtern, weil er ihnen diese Liebe gibt. Nicht dass ich ihnen das nicht gönnen würde, sie haben alle Liebe der Welt verdient, aber warum gibt er mir nicht genau die gleiche Liebe? Ich fühle mich wie der einsamste Mensch auf Erden. Ich bin einfach allein, ich war immer allein. Da ist einfach niemand, der meinen Schmerz versteht und der mich trotzdem liebt. Dem es ein Bedürfnis ist, sich wirklich emotional (nicht nur materiell) um mich zu kümmern und den das erfüllt.

Mein Mann sagt, das Meiste, was er mir geben kann, ist, dass er meinen Schmerz verstehen kann, also die Gründe dahinter nachvollzieht und mir darum keinerlei Vorwürfe macht oder Groll gegen mich hegt, dass ich in der Vergangenheit manchmal so reagiert habe, wie ich reagiert habe. Dass er also Mitgefühl hat, aber bedingungslose Liebe kann er mir nicht geben. Er kann mir nicht geben, was ich brauche, und es tue ihm Leid, dass er meinen Schmerz nicht lindern oder nehmen kann.

Aber ich habe keine Kraft mehr. Keine Kraft mehr, um seine Liebe und Wertschätzung zu buhlen, so wie ich es jahrelang getan habe. Ich habe mich an seiner Seite immer schlecht und minderwertig gefühlt, ihn immer als Fels in der Brandung, viel leistungsfähiger, stabiler und disziplinierter wahrgenommen. Er hat mich in all den Jahren auch oft kritisiert und teilweise verletzende Kommentare losgelassen („ich muss mir mal eine vernünftige Frau suchen“). Da bin ich dann auch teilweise ausgerastet.

Wir verlangen wohl beide viel mehr vom anderen, als dieser geben kann. Ich habe keine Kraft mehr, er sagt, er hat keine Kraft mehr. Dass er, der immer mein Halt war, der mein Ein und Alles war, mein Trost und Verbündeter gegen meine Mutter, mich jetzt verlassen will, also keine Gefühle mehr für mich hat, gibt mir einfach den Rest. Er sagt, er teilt meine Gefühle bezüglich meiner Mutter, sagt, dass sie mich in meiner Kindheit emotional misshandelt hat und empfindet tiefes Mitleid, auch Verpflichtung und Verantwortung, aber keine Liebe. Dafür habe er keine Kraft mehr, es habe ihn über die Jahre alles zermürbt. Er sagt, wir sollten uns die nächste Zeit nicht sehen, er unterstützt mich zwar organisatorisch, wo er kann, will mir helfen, selbstständig zu werden, sagt, es war ein Fehler von ihm, mich so abhängig von ihm zu machen, aber wir sollten den Kontakt so weit wie möglich einschränken. Ich soll Auto fahren lernen, und auf eigenen Füßen stehen lernen.

Er will mich morgen zu Hausarzt fahren, weil er will, dass ich eine Therapie mache. Er will, dass ich das Verhältnis zu meiner Mutter aufarbeite. Dabei ist das einfach so sinnlos. Die nehmen einen eh nicht. Ich hatte schon 2017, vor über 6 Jahren, mehrere Psychotherapeuten kontaktiert und gefragt, ob einer von denen sich gerne anhören will, dass ich meiner Mutter am liebsten den Hals umdrehen würde. Das haben sie sich zwar in einem Erstgespräch auch angehört, aber keiner von denen hatte Zeit, nur ewige Wartelisten. Was soll das also bringen? Die helfen einem eh nicht, wenn man es braucht. Und ändern können die an der Situation ja auch nichts. Die können weder meine Kindheit, noch meine Mutter ändern.

Meine Mutter war auch jahrzehntelang in Therapie, war über die Jahre in verschiedenen Kliniken. Als ich 10 oder 11 war, kam sie in die Geschlossene, weil sie einen Suizidversuch unternommen hatte. Nichts von all ihren vielen Klinikaufenthalten hat IRGENDETWAS geändert an ihr und ihrem Verhalten. Dabei hat sie Psychologie studiert und abgeschlossen. Sie hätte wissen müssen, wie man mit einem Kind umgeht und dass man es nicht für die eigenen Gefühle verantwortlich macht. Es ist so dermaßen krank, vor seinem Kind demonstrativ zu weinen, damit es einen tröstet. Und ihm ein massiv schlechtes Gewissen einzureden, wenn es sich befremdet fühlt und das nicht will. Wenn ich weinen muss, kapsel ich mich von den Kindern ab, damit sie das nicht sehen. Sie haben damit nichts zu tun, sollen sich dafür nicht verantwortlich fühlen.

Meine Mutter hat mich einfach ruiniert. Hat meine Fähigkeit zum Lieben, zum Geben, zum Für-andere-da-sein ruiniert. Also nicht komplett, aber so eingeschränkt, dass es nicht reicht, um eine lebenslange Ehe aufrechtzuerhalten, ohne für den anderen eine zu hohe Belastung zu sein. Ich wollte meinem Mann alles geben, ich wollte sein Leben bereichern, statt es zu belasten. Ich hasse es, so hochsensibel und verletzbar zu sein und wie eine offene Wunde durch die Welt zu gehen und so eine massive Verzweiflung und Wut mit mir rumzuschleppen. Ich will eigentlich mehr geben als nehmen und ich komme einfach nicht damit klar, das bei meinem Mann nicht gekonnt zu haben, weil ich einfach nicht in der Lage dazu war, obwohl ich mein Bestes versucht hatte.

Sie hat mir alles ruiniert, einfach alles. Und ich entkomme ihr nicht mal. Sie ruft ständig an, will mit mir quatschen, will meine beste Freundin sein. Egal, wo ich mich verstecke, sie findet mich. Ich kann nicht weg, ich kann nicht vor ihr weglaufen. Wir haben das Haus von meiner Oma geerbt, es ist ihr eigenes Elternhaus, sie weiß also, wo ich wohne. Meiner Oma haben wir versprochen, dass wir das Haus übernehmen. Und wenn ich sie überall blockieren würde, würde sie wahrscheinlich das Haus belagern. Ich ertrage ihre Existenz nicht. Ich ertrage nicht, dass sie unvorhergesehen auftauchen könnte. Schön ist nur, wenn sie in den Urlaub fahren (sie fahren jedes Jahr 4-5 mal in den Urlaub) und dort keinerlei Empfang haben. Letzten Monat waren sie in Afrika und sie hatten mehrere Tage keinen Empfang, das war so erholsam. Ich kam so runter, konnte mich ablenken und war viel ruhiger, geradezu fröhlich, zufrieden, entspannt und gelassen. Es war einfach Frieden, denn ich wusste, sie ist weg, kann nicht anrufen. Es war auch früher alles gut, wenn ich nichts von ihr hörte. Aber jetzt sind sie wieder da. Ich habe immer solche Panik, wenn ihr Name auf dem Handydisplay aufleuchtet. Ich ignoriere die vielen Anrufe oft, aber irgendwann gehe ich auch mal ran, damit sie Ruhe gibt, antworte monoton und lasse das Gespräch über mich ergehen. Denn wenn ich mich zu lange nicht melde, wird sie ungeduldig, unruhig und wütend. Ich träume auch manchmal nachts im Tiefschlaf, dass ich sie anbrülle, sie verprügeln und boxen will, aber meine Schläge sie immer verfehlen.

Ich würde so gerne mal jemanden anbrüllen, anschreien und weinen, ihm irgendwelche Vorwürfe machen und dann erleben, dass derjenige mich trotzdem tröstet und mit Geduld, Wärme und Liebe in den Arm nimmt, weil er den Schmerz dahinter versteht. Ich würde so gerne ein einziges Mal in meinem Leben bedingungslose, unendliche Liebe durch jemanden erfahren. Derjenige soll aber nicht meine Mutter sein, dazu hasse ich sie zu sehr. Die Gelegenheit hat sie damals gehabt, jetzt nicht mehr.

Und meinen Mann, den muss ich wohl gehen lassen. Auch wenn es mir das Herz zerreißt und ich ihn eigentlich so sehr brauche, aber es gleichzeitig auch so wehtut, dass er mich nicht mehr liebt. Es ist egal, wie wir es drehen und wenden, einer von uns wird immer todunglücklich sein. Wenn er bei mir bleibt und mich liebt, geht es mir besser, aber ihn macht es unglücklich. Wenn er geht und Ruhe findet, geht es ihm besser, aber mich macht es todunglücklich. Warum kann es nicht etwas geben, was uns beide glücklich macht, uns beiden wieder Kraft gibt? Wir haben keine Kraft mehr füreinander. Er ist müde, ich bin müde. Jetzt weine ich schon wieder.

Und denke, ich hab erstmal wieder genug geschrieben. Wer sich diese 300 kg Seelenmüll bis hierhin angetan hat, vielen lieben Dank.

12.11.2023 16:54 • x 1 #24


Wollie
ach du...ich lass dir jetzt einfach mal einen Riesendrücker da du hast eine Riesenlast auf deiner Schulter und leider kann sie dir niemand abnehmen. Und jetzt dann noch die Trennung. Zu deiner Mutter kann ich dir nur eines raten : ABGRENZUNG um jeden Preis. Und wenn es erstmal Kontaktabbbruch bedeuten würde. Sie ist hochtoxisch und manipuliert jetzt schon deine Kinder. Dies darfst du nicht mehr zulassen.

12.11.2023 17:07 • x 2 #25


S
Ich antworte jetzt mal nacheinander auf all die Beiträge, bei denen ich es bisher noch nicht geschafft hatte, sie zu beantworten.

Zitat von ElGatoRojo:
Mag es wohl geben - siehe dein Mann. Ist aber ziemlich ungewöhnlich so ein Ekelgefühl für S.. Gründe dafür kann er nicht benennen? Was Medizinisches kann er ausschließen? Was sagt sein Urologe (falls er sich aufrafft, den zu fragen)?


Zitat von Lillilli:
Das ist nicht ungewöhnlich, das geht einigen Männern und Frauen so. Ein Orga. führt zur Entspannung und damit können sich auch leicht negative Gefühle lösen und spürbar werden. Die Gefühle können direkt mit dem S. zu tun haben oder mit anderen Dingen im Leben. Man darf hier nicht vergessen, dass auch sein Lebensziel gerade scheitert und er davon auch belastet sein wird.


Zitat von Hoffrau:
Beim lesen hatte ich den Eindruck, dass dein Mann gerade verschiedene Baustellen zu haben scheint. Dein Vorschlag, dass er mal zur S.beratung gehen könnte, war gut, aber er muss es natürlich auch selber wollen und da will er ja nicht hin.

Ich denke, da wir jetzt getrennt sind, ist dieses Thema irrelevant geworden. Es ist seine Baustelle und er sagt, er hat damit kein Problem, er vermisst nichts. Somit spielt das Thema für mich gerade keine Rolle mehr. Sollte das bei ihm fortbestehen und er irgendwann wieder den Wunsch nach erfüllter S. haben, kann er sich ja dann immer noch an entsprechende Therapeuten wenden.



Zitat von Margerite:
Erfahrungsgemäß würde ich sagen, da ist schon was im Busch. Männer trennen sich selten einfach so. Die Gefühle sind zwar erkaltet, aber die Annehmlichkeiten einer Ehe und eines funktionierenden Hausstands nimmt man gerne noch mit und trennt sich erst dann, wenn was Neues geboten ist. Sagte mir vor Jahren auch unser Personalleiter, der einiges mitkriegt. O-Ton: Ein Mann geht dann, wenn das neue Nest bereit steht.

Es mag Ausnahmen geben, aber ich glaube, die sind eher rar. Warum sollte er sich sonst trennen und seine 4 Kinder allein lassen samt der Frau?

Er hat sich ja nicht getrennt. Er hatte mir im Februar gesagt, er hat keine Gefühle mehr, wollte die Ehe aber als Vernunftehe ohne S. beibehalten. Die Trennung ausgesprochen habe ja nun ich, weil ich das jetzt nicht mehr ausgehalten habe und es emotional zu schmerzhaft war.



Zitat von Gorch_Fock:
Wie stellt er es sich denn nun unterhaltstechnisch vor? Er hat ja KU für vier Kinder zu zahlen ab Auszug. Du warst hoffentlich schon beim Anwalt? Lass Dich bitte auch nicht auf irgendwelche Deals ein, genau deshalb will er nämlich die Freundschaft. Gehst Du zum Jugendamt und lässt vier Titel gegen ihn erwirken, ist er wirtschaftlich ruiniert, es sei denn er ist Topverdiener. Allein dieser Punkt lässt viele Männer schon sehr vorsichtig werden. Dazu kommt Trennungsgeld für Dich, dass sind locker bis zu insg. 2000 Euro bei einem Mittel- bis Gutverdiener pro Monat. Zudem braucht er eine Umgangswohnung. Der Plan, dass er weiter im Haus ein und ausgeht wie er will, geht so auch nicht.
Zudem ist der Trennungszeitpunkt auch steuerlich mehr als dämlich. Solltet ihr in 3/5 veranlagt sein, hat er bereits zum 01.01.24 auf Steuerklasse 1 mit all den Verlusten umzustellen.

Ich werde kommende Woche beim Anwalt für Familienrecht anrufen und einen Termin ausmachen. Ich will ihn finanziell eigentlich nicht ruinieren. Bisher hat er ja immer für uns gesorgt. Derzeit hat er 2 unserer Kinder auf die Wohnung mit umgemeldet. Weil er der Meinung ist, dass er dann keinen KU zahlen muss. Ich werde dann aber den Anwalt fragen, ob das so überhaupt richtig ist. De facto soll aber das Wechselmodell wöchentlich aller 4 Kinder umgesetzt werden. Da waren wir uns heute einig.



Zitat von Hoffrau:
Kontaktsperre zu ihm wird schwer umsetzbar sein, aber ich würde an deiner Stelle versuchen so wenig Kontakt wie möglich zu halten, aus Selbstschutz.


Zitat von Brightness2:
Nicht nur du, vor allem die Kinder brauchen Sicherheit und Verlässlichkeit. Sie sollten sich darauf einstellen können, wann für sie Mama-, wann Papa-Zeit ist. Sie sind noch recht klein, die heile Welt bricht auseinander, gebt ihnen die Sicherheit, dass Mama und Papa gemeinsam als Eltern der Fels in der Brandung sind. Bei vier so kleinen Kindern braucht ihr beide eure Ruhezeiten zum Durchschnaufen.

Wäre es nicht besser, wenn ihr vorher eine Lösung findet, wie die Betreuung aussehen soll? Es wird die Kinder -vor allem die beiden Großen- extrem verunsichern, wenn Ihr als Eltern keine Antwort auf ihre Fragen habt. Falls nötig, lasst euch bitte beraten.


Zitat von Lumba:
Ich finde es schön, dass Du keinen Krieg fährst.

Möchte aber sagen, dass ich ebenfalls auf klare Regelungen bestehen würde - mit zusätzlichen Ausnahmen - vier Kinder zusammen. So hat ein Elternteil auch mal ME-Time und trotz der Feiertage vielleicht nicht dauernd aufeinander hocken würde.

Ich habe keine Kraft für Krieg. Ich bin nur traurig und müde. Krieg bringt sowieso nichts außer noch mehr Schmerz und davon hab ich schon genug. Wir haben uns heute auf das Wechselmodell geeinigt, mit wöchentlichem Wechsel aller 4 Kinder. Übergabe erfolgt über die Kita, damit wir möglichst wenig Kontakt haben. Losgehen kann das aber erst, wenn in seiner Wohnung dann die Küche eingebaut ist und er alle 4 Betten besorgt hat.



Zitat von Brightness2:
Geht ihr beide arbeiten, seid ihr wirtschaftlich autonom? Falls es Abhängigkeiten gibt, sollte auch das zeitnah geklärt und dokumentiert werden.

Er geht arbeiten, ich nicht.



Zitat von Caecilia:
Können die beiden Großen die Schule auch von der neuen Wohnung Deines NM erreichen? Wo wohnen FreundInnen? Wie erreichen sie Hobbies? Wie wird die Zimmeraufteilung in der neuen Wohnung sein? Wie sieht die Timeline des Ganzen aus?

Ich war noch nie in der Wohnung, aber sie ist 5 Minuten Autofahrt vom Haus entfernt und es fährt auch ein Bus. Ist also alles in der Nähe. Von unserem Haus ist alles fußläufig erreichbar und von der Wohnung aus kann mein Mann die Kinder ja kurz fahren.

12.11.2023 17:35 • x 1 #26


L
Wenn ich es richtig verstehe, seid ihr finanziell gut aufgestellt. Leiste dir doch privat eine Psychotherapie, wenn du sonst keinen Platz findest. Das kann dir helfen dich von deiner Mutter zu lösen.

12.11.2023 19:02 • x 1 #27


S
Zitat von Wollie:
ach du...ich lass dir jetzt einfach mal einen Riesendrücker da du hast eine Riesenlast auf deiner Schulter und leider kann sie dir niemand abnehmen. Und jetzt dann noch die Trennung. Zu deiner Mutter kann ich dir nur eines raten : ABGRENZUNG um jeden Preis. Und wenn es erstmal Kontaktabbbruch bedeuten würde. Sie ist hochtoxisch und manipuliert jetzt schon deine Kinder. Dies darfst du nicht mehr zulassen.

Danke dir.

Zitat von Lillilli:
Wenn ich es richtig verstehe, seid ihr finanziell gut aufgestellt. Leiste dir doch privat eine Psychotherapie, wenn du sonst keinen Platz findest. Das kann dir helfen dich von deiner Mutter zu lösen.

Danke für den Tipp. Darauf bin ich irgendwie noch gar nicht gekommen. Wir sind jetzt nicht übermäßig reich, wir haben nur keine Geldsorgen in dem Sinne, dass wir uns alles zum täglichen Bedarf, Essen, Kleidung, Schulzeug, 1 Urlaub pro Jahr und Weihnachtsgeschenke und sowas problemlos leisten können. Und wir kein Haus abbezahlen müssen, da wir es halt geerbt haben. Aber wir sind trotzdem normale Mittelschicht, keine Topverdiener. Das mit der Psychotherapie wäre vielleicht trotzdem auch drin. Ich bin halt nur immer noch unsicher, was da eigentlich gemacht wird und was das bringen soll. Ja gut, da ist ein Mensch, der einem zuhört, aber irgendwie löst das doch keine Probleme und schafft doch meine Mutter nicht aus der Welt und ändert sie auch nicht. Ich hab auch Angst, dass ich da Geld für nichts raushauen würde und sich dann eh nichts ändert.

12.11.2023 19:58 • #28


L
Zitat von Sternenguckerin:
Danke dir. Danke für den Tipp. Darauf bin ich irgendwie noch gar nicht gekommen. Wir sind jetzt nicht übermäßig reich, wir haben nur keine ...


Da ist dann wer, der dich bedingungslos wertschätzt und dir den Raum gibt, dich mit deinen Gedanken und Gefühlen auszudrücken und zu wachsen. Deine Mutter kannst du nicht ändern, du kannst dich ändern, ein besseres Gefühl zu dir bekommen, dich zu befreien und autonom zu werden. Probier es aus, abbrechen kannst du immer. Du solltest das vor allem für dich tun, aber für deine Kinder wäre es auch gut zumindest etwas auszuprobieren, dass dir helfen könnte.

12.11.2023 20:17 • x 1 #29


C
Zitat von Sternenguckerin:
Mich macht es so unglaublich fertig, dass er einfach nicht zu schätzen weiß, was ich über 12 Jahre lang alles für ihn und die Kinder getan habe, wie ich versucht hatte, ihm alles Recht zu machen, seinen Vorstellungen einer idealen Frau so nah wie möglich zu kommen, Gefühle massiv zu unterdrücken und den Kindern und Haushalt gerecht zu werden.


Zitat von Sternenguckerin:
sie verwöhnt und überhäuft die Kinder mit Geld und materiellen Geschenken, kauft meiner ältesten Tochter jeden schei., den sie haben will und erwartet dann dafür Liebe und ist wütend, wenn sie diese dann nicht bekommt


Zitat von Sternenguckerin:
dass er einfach nicht zu schätzen weiß, was ich über 12 Jahre lang alles für ihn und die Kinder getan habe,


Zitat von Sternenguckerin:
es sowohl meiner verrückten Mutter, als auch meinem Mann Recht zu machen und hier alles unter einen Hut zu bringen und den Haushalt und die 4 Kinder zu versorgen. Ich kann einfach nicht mehr. Warum sieht mein Mann nicht, was ich geleistet habe, warum pocht er immer nur darauf, was er alles für mich und die Kinder geleistet und getan hat? Ich weiß ihn ja dafür zu schätzen, ich liebe ihn ja dafür, aber er liebt mich einfach nicht mehr.


Zitat von Sternenguckerin:
Ich wünsche mir einfach so sehr jemanden, der mich mal bedingungslos liebt

Ich lasse Dir erst einmal einen dicken Knuddler da. Das klingt alles furchtbar anstrengend, Deine Kindheit klingt schrecklich und wie schon vorgeschlagen würde ich mir auf jeden Fall therapeutische Hilfe suchen.

Ich habe oben mal ein paar Zitate herauskopiert, aus denen klar wird, dass Du ja selbst nicht (mehr) an diese bedingungslose Liebe glauben kannst, die Du dir so sehr wünschst, vermutlich wegen Deiner Kindheitserfahrungen. Du erwartest, dass Dein Mann Dich liebt, nicht um Deiner selbst willen, sondern weil Du so viel für ihn getan hast, weil Du dich so bemüht hast, ihm alles recht zu machen. Ganz schwierig ist ja in diesem Zusammenhang auch das Unterdrücken von Gefühlen, was sicher zu ganz viel aufgestautem Groll bei dir geführt und nichts besser gemacht hat, im Gegenteil. Gleiches Muster bei Deiner Mutter mit Deiner Tochter.

Aus diesem Muster wirst du, meiner Küchentischpsychologie zufolge, irgendwie ausbrechen müssen - und vermutlich geht das nur mit therapeutischer Hilfe.

12.11.2023 21:12 • x 1 #30


A


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