Zitat von Sunny000: Ich zerbreche mir viel den Kopf darüber. Vielleicht hat er sich eine Beziehung gewünscht, aber gemerkt, dass das ganze Konzept doch nichts für ihn ist. Und ich bin geblieben, auch wenn ich oft eher eine Option als eine klare Wahl für ihn war. Wir beide als Partner waren einfach nicht gut füreinander und es tut weh sich das einzugestehen.
Ich glaube, damit hast Du es getroffen. Er ist 30, Junggeselle, keine Beziehungserfahrung und dachte sich, irgendwann muss ich doch mal in die Gänge kommen. Die Bindungsvermeider sind oft so, dass sie sich im Grund genommen nach Liebe, Vertrauen, Wärme und Geborgenheit sehnen. Darum geben sie oft am Anfang auch alles und Frau glaubt (geht natürlich auch umgekehrt) das große Los gezogen zu haben. Denn diese wundervolle Übereinstimmung, diese Verbundenheit können doch nicht trügen.
Im Lauf der Zeit schleicht sich der Alltag ein und er merkt, hoppla, jetzt ist sie immer da und will was von mir. Sie hat Erwartungen, eine echte Partnerschäft mit Verbindlichkeit. Und oh Gott, womöglich kommt sie noch mit dem Wunsch nach einer Familie an! Oh weia, jetzt wächst mir die Sache doch über den Kopf.
Und dann keimen in ihm wieder die uralten Ängste auf, die einer Beziehung im Weg stehen..Die saudummen Ängste drängen aus dem Unterbewusstsein an die Oberfläche und er spürt Einengung, erdrückende Verpflichtungen und die hält er nicht lange aus.
Und dann kommen die bindungsvermeidenden Verhaltensweisen, die dazu dienen, die Last von ihm zu nehmen.
Er hält sich an der Oberfläche auf, vermeidet tiefgründige und ehrliche Gespräche, er greift zu verschwurbelten Äußerungen (nein, das hast Du falsch aufgefasst. Das habe ich nie so gesagt, gemeint) und damit lässt er Dich mit drängenden Fragen im kalten Bad stehen und Du ist so gescheit wie vorher und begreifst es nicht. Du willst doch nur eine ehrliche Aussage, aber darauf wartest Du oft umsonst. Stattdessen macht er Nebenkriegsschauplätze auf. Er kritisiert dies und jenes und gibt Dir zu verstehen, dass Du nicht so bist wie Du sein solltest. Du machst dieses und jenes falsch, Du hast eigene Vorstellungen die er nciht gelten lässt, der Hund nervt weil es Deiner ist usw.
Und dann entstehen in Dir wiederum Ängste, die Du schon lange kennst. Geh mal zurück und überlege, wann Du das das erste Mal bewusst gespürt hast, dass Dir Abwertung und Kaltstellen Ängst gemacht haben. Ich wette, Du kennst die Ängste vor dem Verlassenwerden und vor dem Versagen.
Oh Gott, ich muss besser werden , auif jeden Fall so, wie er mich haben will. Ich muss dies und jenes, darf aber unter keinen Umständen das andere tun. Z.B. ihn bedrängen, Forderungen stellen, ihn kritisieren. Denn sonst wird er aggressiv und/oder flüchtet weil ihm die Sache über den Kopf wächst.
Du wirst zur ängstlichen Dulderin, nimmst alles hin, willst alles richtig machen, ihn nicht reizen, Du passt Dich an - und verleugnest damit Dich selbst.
Es ist egal was Du tust, es ist immer was was nicht gut ist in seinen Augen. Abwertungen Deiner Person kommen, offene Kritik, genervtes Verhalten und er mutiert zu einem Pulverfass. Und Deine Ängste steigern sich bis zur inneren Panik. Mein Gott, wie kann ich das Schiff wieder auf Kurs bringen. Die Last diese Schrottbeziehung zu halten liegt nur bei Dir und das spürst Du auch. Dazwischen wieder mal schöne Momente die Du im Nachgang verklärst, weil Du eh schon so verdammt kurz behalten wurdest. Iss mal zwei Tage lang nichts oder fast nichts und Du glaubst nicht wie gut Dir ein Apfel oder ein Wurstbrot schmecken. Derselbe Effekt in Deiner Seele.
Glaub mir, es ist alles gut für Dich gelaufen. Du wirst merken dass auf längere Sicht Dein Inneres endlich mal zur Ruhe kommt die einfach nur gut tut. Und Du wirst Erleichterung verspüren, dass auch der Druck von seiner Seite bei Dir weg ist. Dann merkst Du erst richtig, wie Du Dich verbogen hast und was Du alles eingesteckt hast.
Das ist Deine Baustelle - schwaches Selbstwertgefühl, Ängste vor Verlassenheit, Einsamkeit und dem Versagen. Ich bin nicht gut genug, andere haben es besser. Andere haben tolle Beziehungen und ich? Bin ich denn nichts wert?
Doch, das bist Du. Die negariven Gedanken, die Selbstzweifel sind meist ebenfalls erfahrene Verhaltensweisen, die Du irgendwann gelernt und verinnerlicht hast. Ich bin es halt doch nciht wert geliebt zu werden. Aber ja doch, das bist Du, aber Du lässt die negativen Gedanken die Oberhand übernehmen.
Schau Dich doch an! Du bist gutwillig, anpassungsfähig, willst Übereinstimmung und tust alles Mögliche dafür. Das ist doch viel. Und Du meisterst Dein Leben,besser ohne ihn. Aber von all der Anpassungsfähigkeit und der Bereitwilligkeit hast Du aufgrund der Ängste zu viel. Aber Du bist ein verdammt guter Kerl!
Verbanne die Gedanken über ihn. Er ist nicht unbedingt bösartig, denn er wird auch von Ängsten dirigiert, die er aber an Dir auslässt. Du machst das nicht. Er kann nichts dafür, aber das hilft Dir auch nichts. Diese Beziehung musste enden und zeigt Dir, woran es bei Dir hakt. Nütze das, denn dann kannst Du Dich selbst stabilisieren, lernen, dass Du Dich selbst gerne haben darfst und dass keiner das Recht hat, Dir Deinen Wert abzusprechen. Ihn kannst Du nicht ändern, Egal was immer Du tust oder getan hättest, es wäre vergeblich gewesen. Der soll mit sich selbst klar kommen. Du kannst ihn nicht ändern, aber pfleglich mit Dir umgehen. Du hast in Dir einen Schatz, den Du bewahren und achten solltest. Und das kann man lernen. Alles was Dir andere an Kritik entgegen gebracht haben, ist nicht unbedingt wahr, Du stellst Dir bloß immer selbst ein Bein und zweifelst an Dir selbst.
Du bist gut genug und wer das nicht schätzt, der soll es eben bleiben lassen. Es gibt andere Menschen die Dich schätzen, Dich gerne haben, aber dieses Exemplar von gestört brauchst Du einfach nicht.
Ich habe das auch alles durch, ist über 10 Jahre her, aber diese Erfahrung mit einem ähnlichen Exemplar war das Lehrstück des Lebens, das mich selbst am meisten weitergebracht hast. Und irgendwann sagte ich mir: es ist gut, dass er kam und es ist gut, dass er ging.
Und heute ist mir dieser Mann völlig egal, er interessiert mich nicht mehr, er soll sein Leben leben. Wie er das tut spielt für mch keine Rolle. Und ich lebe mein Leben, ein besseres Leben als mit ihm. So weit kommst Du auch noch!
V