Liebe Forengemeinde,
ich bin neu hier, habe aber auch schon einige Themen gelesen. Nun würde ich gerne einmal wissen, was ihr von meiner Situation haltet.
Ich bin 35 und seit 17 Jahren mit meinem Mann zusammen. Seit 5 Jahren verheiratet und seit 2,5 Jahren haben wir unser Wunschkind.
Aufgrund seines Berufes sind wir bereits mehrfach quer durch Deutschland gezogen und haben dieses Jahr ein Haus gekauft, weil das Ende der Umzüge absehbar ist. Man könnte also sagen, endlich angekommen und was aufbauen. Und nun läuft es seit Monaten ziemlich schlecht, so dass ich sehr häufig an eine Trennung denke.
Die Gründe sind folgende:
Ich fühle mich allein. Auch alleinerziehend. Und erwarte mir von einem Familienleben auch etwas komplett anderes als was hier gerade abläuft.
Mein Mann arbeitet 3 Schichten, manchmal auch wochenends, hat aber als Ausgleich auch öfter mal eine Woche frei. Ich habe sehr viel Verständnis für seinen anstrengenden Job, übernehme zuhause alles (Haushalt, Termine, Finanzen, Kind, etc.), da ich wie gemeinsam beschlossen in Elternzeit bin und gelegentlich minijobbe. Ich habe auch davor immer mein eigenes Geld verdient, musste jedoch aufgrund der Umzüge ständig meine sicheren Arbeitsstellen aufgeben. Das war nie ein Problem für mich, da ich ja wusste, dass dies sein Arbeitgeber nun mal mit sich bringt und wir ja zusammen leben wollen. Ich habe ihn zu jeder Zeit unterstützt.
Nun ist es aber so, dass mein Mann, selbst wenn er zuhause ist, nicht am Familienleben teilnehmen will. Ich stehe früh mit dem Kleinen auf, frühstücke alleine mit ihm, mache ihn alleine für den Kindergarten fertig, bringe ihn alleine hin, hole ihn mittags alleine ab, mache mit ihm alleine Mittagessen, beschäftige ihn nachmittags alleine, esse alleine mit ihm zu Abend, mache ihn alleine bettfertig und bringe ihn in den allermeisten Fällen alleine ins Bett. Denn wenn mein Mann zuhause ist, geht er nach dem Aufstehen zocken/fernsehen und lässt sich nur ab und zu blicken, wenn er zum Kühlschrank geht. An den Wochenenden, wo wir schön was zusammen machen könnten, findet mein Mann stets aufs Neue Ausreden, warum er nicht mit will/kann. Zu warm zu kalt zu nass ihm tut was weh er muss Fußball gucken er muss zocken er hat keine Lust. Seit Monaten bin ich immer alleine mit dem Kleinen unterwegs, denn er muss sich ja nun mal austoben und kann nicht die ganze Zeit in der Bude hocken. Wir machen zu zweit kleine Ausflüge, gehen einfach raus oder besuchen Freunde.
Die Kinderbetreuung meines Mannes beschränkt sich auf die Zeiten, wo ich wirklich mal was anderes tun muss oder einen Termin habe. Dann beaufsichtigt er ihn lediglich, während er zockt oder fernsieht. Überhaupt sind auf dem Sofa liegen, Zocken und Fernsehen seine Hauptbeschäftigungen. Obwohl wir genügend Arbeit im/ums Haus hätten, was ich mit Freuden als Team in Angriff nehmen würde, aber alleine einfach nicht auch noch packe. Möchte ich den Kleinen zu Freunden bringen, damit wir mal Paarzeit (so alle paar Wochen fragte ich mal danach) haben, sagt er Brauchen wir nicht. Wir wollten ein Kind, nun müssen wir damit leben, nicht mehr ausgehen o.ä. zu können.
Nähe bekomme ich überhaupt nur, wenn er mal Bock auf S. hat. Und dabei geht es dann nur darum, dass seine Lust schnell gestillt wird. Denn alles andere wäre zu anstrengend, da müsste er sich ja Zeit für mich nehmen. Habe ihm auch schon gesagt, dass ich nicht seine Einschlafhilfe bin und was ich mir wünsche. Aber dann lässt er es lieber ganz bleiben. Ich bin quasi seit Jahren unbefriedigt trotz S., weswegen ich mich dafür nicht mehr hergebe seit einiger Zeit. Fühle mich danach nur benutzt.
Vor fünf Monaten sagte ich ihm, dass ich am Ende meiner Kräfte bin und eine Kur beantragen werde (die auch sofort bewilligt wurde). Ich habe Magenprobleme, Schlafstörungen, bin überlastet, weil ich einfach nie Pause habe. Er fordert seine Ruhezeiten ein (was in einem gewissen Maße natürlich auch sein muss), aber eben stets auf meine Kosten.
Ich habe ihm auch ganz klar gesagt, dass wir so nicht weitermachen können und dass ich auch nicht so leben will.
Seine erste Reaktion war Unverständnis, seine zweite Reaktion, dass ich doch für ihn Verständnis haben müsse und die dritte Reaktion, dann solle ich die Kur mal machen und er würde sich mehr einbringen.
Das hat eine Woche gehalten, dann lief alles wie vorher.
Er lebt, als wäre er Single. Seine Wünsche und Bedürfnisse gehen immer vor. Unser Sohn und ich sollen zwar da sein, aber ja nicht nerven.
Ich bin nun auch noch ein sehr ruhiger und kompromissbereiter Mensch, aber sage durchaus, wenn mich etwas stört. Allerdings wird dies stets mit einem Jaja oder Ich bin eben so, das weißt du doch! abgetan.
Er rülpst und furzt also hemmungslos in meiner Gegenwart rum, obwohl ich sage, dass ich das respektlos finde. Er putzt keine Zähne, duscht nur für die Arbeit, ernährt sich nur von Fertigkram (da er ja meist nicht mit uns isst) und hat kein Problem damit, andere inklusive mich vor den Kopf zu stoßen. Und dann ist er beleidigt, wenn ich nicht mit ihm schlafen will.
Diese emotionale Erpressung durch kaltes Ignorieren, wenn es nicht nach seinem Willen geht, ist übrigens seine beliebteste Taktik in Streitsituationen, so dass man eigentlich gar nicht konstruktiv streiten und zu einem Ergebnis kommen kann.
Für ihn ist alles okay, wie es ist und er sieht keine Gründe für Veränderung.
Nun weiß ich einfach nicht mehr weiter. Gemeinsame Zeit gibt es kaum und beschränkt sich aufs Einkaufen und Fernsehen. Gesprächsversuche laufen ins Leere oder werden gleich abgeblockt, da ich laut ihm einfach zu dünnhäutig bin. Meine Gefühle haben sich auf ein Minimum reduziert (mag ihn schon noch, aber Liebe ist das nicht mehr), weil einfach zu viele davon achtlos zertrampelt wurden. Mir geht es gesundheitlich schlecht. Ich bin finanziell momentan abhängig, muss an unserem neuen Ort nach der Elternzeit erst wieder eine Arbeit finden. Und das Wichtigste natürlich: Unser gemeinsames Kind soll nicht unglücklich aufwachsen.
Aber wenn ich mir vorstelle, so weiterleben zu müssen, sterbe ich innerlich.
Ich würde gerne eure Meinungen als Außenstehende wissen.
Bin ich tatsächlich zu dünnhäutig? Oder ist er so egoistisch, wie es sich für mich anfühlt?
Ich bin der Meinung, Liebe sowie Freundschaften muss man ein wenig pflegen durch schöne, gemeinsame Erlebnisse und respektvollen Umgang miteinander. Das kann doch nicht zuviel Anspruch an eine Beziehung sein.
10.09.2018 09:51 •
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