Hallo Mats,
so ganz werde ich aus Deiner Erzählung nicht schlau. Ich habe das Gefühl, dass da wesentliche Entwicklungen fehlen. Vielleicht hat eure Beziehung ja diese Entwicklungen durchlaufen, ohne dass Du sie bemerkt hast? Wenn Du eine aktive Ansprecherin brauchst, um Fehlentwicklungen zu bemerken, während sie einen aktiv mitdenkenden Mann erwartet hat, ist die Beziehung vielleicht in diesem Erwartungsdelta langsam gestorben, ohne dass Du das gemerkt hast. Und sie hat jetzt keine Lust, Dir die letzten 4 oder 5 Jahre der Beziehung in der Rückschau noch zu erklären?
Als ihr zusammen kamt, warst Du 32 und sie 27? Also beide in einem Alter, in dem man grundsätzlich weiß, was man will, und eigentlich allen klar ist, ob sie mal Kinder haben möchten oder nicht. Viele haben die Familiengründung dann schon begonnen oder auch schon abgeschlossen.
Und dann habt ihr 9(!) Jahre zusammen verbracht, ohne zu heiraten, gemeinsames Eigentum anzuschaffen oder mehr als ein Mal den gemeinsamen Kinderwunsch in Angriff zu nehmen?
Was war denn da los in den 8 Jahren, in denen Du nichts von Deiner Krankheit wusstest?
Warum hast Du nicht Nägel mit Köpfen gemacht, wenn Du sie so sehr geliebt hast und alles gut und harmonisch war?
Worauf habt ihr gewartet?
Ihre Nachricht klingt für mich wie die einer Frau, die sehr bereut, so lange gewartet und Geduld gehabt zu haben. Die bereut, ihre besten Jahre mit einem Mann verbracht zu haben, der im ja gerne, später mal lebt.
Kann es sein, dass Du auf sie in den letzten Jahren den Eindruck gemacht hast wie jemand, der das Leben lieber auf sich zukommen lässt und eher skeptisch abwartend als tatkräftig auf ein Ziel gerichtet agiert?
Dann hätte sie jahrelang gehofft, dass Du ein gemeinsames Ziel wirklich verfolgst, und hätte die Hoffnung jetzt endgültig begraben.
Wie kommt sie denn dazu, Dir die Schuld an der Fehlgeburt zu geben? Und wie kommst Du dazu, ihr darin zuzustimmen? War der Fötus krank und hatte das was mit Deinen Genen zu tun? Oder warst Du während der Schwangerschaft nicht froh und unterstützend? Oder hast Du die Tragödie ihr gegenüber mit einem hat wohl nicht sollen sein o.ä. verarbeitet?
Es klingt jedenfalls nicht nach großer Liebe und Harmonie, wenn da so große Vorwürfe im Raum standen und nicht geklärt wurden.
In welchem Jahr eurer Beziehung ist die Fehlgeburt passiert?
Und wie habt ihr euch nach der Fehlgeburt neu aufgestellt? Sollte danach weiter probiert werden und dann kam gleich Deine Diagnose? Oder hast Du ihr das mit Deiner Angst vor weiteren Fehlgeburten gesagt und wieder verhütet?
Und was wäre dann Deine Lösung für den gemeinsamen Kinderwunsch gewesen? Bei Genetik deinerseits liegt ja eine anonyme Samenspende nahe. Oder ging es ihr und/oder Dir darum, dass Du auch der biologische und nicht nur der tatsächliche Vater wirst?
Bist Du Dir ganz sicher, dass Du vor Deiner Krankheit einen eigenen Kinderwunsch hattest und ihn in Zukunft auch weiter verfolgt hättest, wenn sich Deine Gesundheit stabilisiert hätte? Oder ging es Dir eher darum, Dir diese Option weiterhin offen zu halten? Oder ging es vor allem darum, sie nicht als Partnerin zu verlieren?
Was mich auch wundert ist, dass ihr nach 9 Jahren innerhalb von knapp 5 Wochen sämtliche organisatorischen Fragen einer Trennung schon geklärt habt. Wer ist denn ausgezogen und wie habt ihr die Möbel und Elektronik aufgeteilt? Hattet ihr gemeinsame Konten, Versicherungen, etc.? Oder hatte sie das alles schon vororganisiert, als sie sich getrennt hat? Denn sonst wären das ja noch Punkte gewesen, über die man sich hätte austauschen müssen.
Es tut mir jedenfalls sehr leid, dass Du jetzt in einem Alter, in dem die meisten sich ein stabiles Leben mit oder ohne Kinder aufgebaut haben, nochmal von vorne anfangen musst - und das auch noch mit einer schweren Erkrankung. Jetzt hilft nur die Konzentration auf Deine eigenen Ziele. Und dass sie die Kommunikationskanäle zu Dir geschlossen hat, wird Dir dabei helfen. So bleibt Dir nur der Blick nach vorn.