Hallo ihr Lieben,
ich melde mich mal hier um mir meine Ängste und Sorgen von der Seele zu schreiben.
Ich bin mit meinem Partner 4,5 Jahre zusammen. Wir haben eine Fernbeziehung. Zusammenziehen war zwar mal Thema aber wir haben uns dann doch dagegen entschieden. Er hat es für sich gänzlich ausgeschlossen und ich habe zwar ab diesem Zeitpunkt etwas gehadert aber konnte es dann gut annehmen.
Das war Anfang 22.
Seither sind nun wieder 1,5 Jahre vergangen. Diese verliefen im Großen und Ganzen harmonisch. Wir haben viel unternommen und gemeinsame Urlaube waren auch sehr schön.
Es gab jedoch vor 6 Monaten einen Bruch in mir. Es geht darum, dass er kein Familienmensch ist. Ich hingegen schon. Wir hatten das bis dahin aber immer gut in den Griff bekommen und konnten gute Kompromisse schließen. Auf dem Geburtstag meiner Stiefmutter kamen dann wie immer etwas politische Diskussionen auf. etwas hitzig und na ja. bla bla eben. Mein Freund ist immer sehr zurückhaltend in Gesellschaft und so auch bei meiner Familie. Da er selbst sehr belesen ist, nerven ihn dieses in seinen Augen unfundierte Halbwissen.
Letztendlich sitzt er dann bei Familienfeiern nur da und beteiligt sich so gut wie gar nicht. Das an sich wäre ja noch zu verschmerzen, doch danach herrscht Eiszeit zwischen uns. Er hat dann immer mit sich zu kämpfen, spricht nicht und verliert sich in seinen Gedanken.
Ich komme dann in dieser Zeit nicht mehr an ihn heran. Es zerreißt mich innerlich und ich fühle mich absolut hilflos. Er meint er leidet unter diesen Diskussionen. Er komme damit nicht mehr klar.
Wohlgemerkt hat ihn meine Familie immer aufgenommen, mit einbezogen und ihn auch so gelassen wie er ist. Er bringt sich nie ein und hat auch kein Interesse daran.
Vor zwei Monaten hat mein Bruder geheiratet. Vor der Hochzeit ging es meinem Freund wohl wahnsinnig schlecht. Er litt unter Panikattacken und Selbstzweifeln. Er eröffnete mir dann, dass er schon damit hadere überhaupt auf die Hochzeit zu kommen. Das hat mir dann den Boden unter den Füßen weg gezogen. Ich war total angespannt und wusste nicht wie ich damit umgehen soll. Letztendlich hat er es dann getan. allerdings nur mir zuliebe. das hab ich deutlich gemerkt.
Meine Familie hingegen meint dass an deutlich merkt, dass er nur halbherzig dabei ist. Er beteiligt sich nicht und wirkt extrem gelangweilt.
Nach der Hochzeit hat sich dann alles wieder entspannt. er war aufmerksamer und zugewandter.
Bis vor zwei Wochen. dann ging es wieder los.
Warum das weiß ich nicht genau. es ergab sich jedoch, dass seine Eltern meinen Eltern eine Einladung geschickt haben um sich mal kennenzulernen.
Mein Freund hatte bisweilen keinerlei Interesse dass sich unsere Eltern kennenlernen. Seine wollen das jedoch unbedingt. Na ja dann haben seine Eltern eben über unseren Kopf hinweg diese Einladung verschickt. Meine Eltern haben sich darüber sehr gefreut, aber waren sehr irritiert, dass dies nicht von meinem Freund selbst ausging und er letztendlich kein wirkliches Interesse daran hat. Meine Eltern meinten dann nach dem Telefonat mit seinen Eltern, dass sie sie nicht ohne uns besuchen würden. Zumal sind sie nun sehr enttäuscht, dass von meinem Freund selbst nichts kam. ich war erneut zerrissen.
Er hingegen litt wieder unter Panikattacken. Der Grund seien wohl erneut massive Selbstzweifel. ich kam wieder nicht an ihn heran. Er hat sich massiv zurück gezogen und als er einmal hier war, war er wie ein Eisblock. Hat keine Nähe zugelassen. NICHTS. Auf meine Nachfrage ob es an der Einladung seiner Eltern liege meint er, dass ihm dies eigentlich sch. egal sei; es seien alles erwachsene Leute und dann sollen sie sich halt mal treffen.
Wieder war ich am Boden zerstört und wusste nicht was das nun sollte.
Gleichzeitig ergab sich bei mir einiges. Ich habe mir eine Eigentumswohnung gekauft. Auch hier zeigte er keinerlei Interesse. Meine Ängste und Sorgen die ich ihm mit teilte registrierte er nicht wirklich. Auch am Tag des Notartermins war er abwesend. Hat sich nicht gemeldet. Ich war und bin nach wie vor maßlos enttäuscht. Als er mich dann anrief ist es sprichwörtlich aus mir heraus gebrochen. Ich habe geheult und ihm deutlich zu verstehen gegeben wie ich mich in der Beziehung fühle.
Habe ihm auch gesagt, dass mich seine Unbeteiligtheit an der Einladung seiner Eltern sehr enttäuscht. Ich habe ihn dann gebeten meinen Vater anzurufen um das Ganze etwas zu entspannen. NICHTS. Er will das nicht und es ist ihm egal.
Danach habe ich mich erstmal massiv zurück gezogen. habe ein Wochenende mit einer Freundin verbracht und mich bei ihm erstmal nicht gemeldet. Er sich hingegen auch nicht. Ich habe gelitten wie ein Schwein, bzw. leide immer noch. Für mich selbst hatte ich die Beziehung schon für beendet erklärt.
Gestern rief er dann nach 4 Tagen Funkstille an. Fragte wie es mir ginge. Wir haben wieder diskutiert und er meinte dass wenn ich mehr an sozialen Interaktionen wollen würde, er mir dies nicht geben kann. Dass wenn ich mir einen familiäreren Mann wünschen würde er mir dies ebenfalls nicht geben könne. Ich erklärte ihm, dass es nicht an seiner familiären Art liegt, sondern dass es mir um eine gewisse Art von Respekt auch meinen Eltern gegenüber geht. Ich das nicht verstehen kann. Ich ihn um etwas gebeten habe, was er bisweilen nicht bereit war zu tun.
Letztendlich sind wir zu keinem Ergebnis gekommen. Lediglich dass er die Beziehung nicht aufgeben und mich nicht verlieren möchte, aber eben mir die Dinge die ich mir wünsche nicht geben könne.
Bisweilen habe ich die Beziehung auch nicht offiziell beendet. Zwar sind meine Eltern der Meinung, dass dem so ist, denn sie möchten eigentlich nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Ich selbst merke zunehmend dass mir die Beziehung nicht mehr gut tut. Obwohl ich ihn noch liebe kann ich so nicht mehr weiter machen. Ich weiß dass ich auf mich aufpassen und das Ganze nun beenden muss. Dennoch tut es mir unsagbar weh. ich weiß nicht wie ich das nun anstellen soll. Bei all dem was noch vor mir liegt. der Umzug etc. das stresst mich alles ungemein. Zumal natürlich auch familiäre Spannungen vorliegen in Bezug auf ihn.
Es wird also eine Trennung trotz Liebe. Wir haben so viele schöne Dinge miteinander unternommen und erlebt, aber auf Dauer kann das die Beziehung nicht retten.
Und so bescheuert wie das klingt. ich wünschte mir er würde etwas kämpfen und mal über seinen Schatten springen. das wird aber nicht passieren. Das ist mir bewusst.
Könnt ihr meine Ambivalenz verstehen? Mein Gedankenkarussell in Bezug auf meinen Selbstschutz?
Wie kommt man über eine Beziehung hinweg die man trotz Liebe beendet?
Oder ist es keine Liebe, sondern Abhängigkeit? Bin ich die gestörte?
Würde mich über Rückmeldungen sehr freuen.
04.09.2023 19:40 •
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