Liebe Forengemeinde,
ich (M27) hätte nie gedacht, mal hier zu landen. Ich war bis zum Donnerstag über zwei Jahre mit einer Frau zusammen, die ich als meine große Liebe erachte. Sie hat mich damals gewarnt, sie sei nicht einfach, doch wir beide kamen zusammen und haben über die Zeit viel Mist durchgestanden. Sie (jetzt 20) lebt noch zu Hause, wie ich auch während der Pandemie, hatte vorher eine Wohnung in der Universitätsstadt 100 Km entfernt, hat dort ihre Tiere und neben der Ausbildung noch zwei Nebenjobs. Ich genau so. Ihre mentalen Probleme, also ihre Instabilität, war öfter mal Thema, aber für mich nicht zwangsläufig überhäufig. Wir haben uns durch ihre ungesunden Familienverhältnisse gekämpft (Ihr Bruder war mit Herzinfarkt auf der Intensiv, mit 16, er lebt beim Alk., der seiner Exfrau und deren neuer Liebe seit Jahren das Leben zur Hölle macht und meiner Ex-Freundin genau so, sie hat, auch mit meiner Hilfe, die Selbstverletzung abgelegt, ihre erste freiwillige Flugreise gemacht, ihr erstes Petting mit mir erlebt, ihre kleine Halbschwester bei ihrem Vater besuchen können etc.), haben Widerständen getrotzt noch und nöcher.
Jetzt kam die Pandemie, ich war aufgrund einer Krebserkrankung samt OP und Chemo meines Vaters mit der Examensvorbereitung zu Hause und anstatt, wie sonst, jedes Wochenende nur kurz, haben wir uns auch mal öfter, auch unter der Woche sehen können. Für mich hat das komischerweise immer weniger gereicht, während es für sie laut eigener Aussage sowohl mehr als auch intensiver war. Schlussendlich habe ich einen dummen Streit vom Zaun gebrochen, weil ich sie trotz allen Stresses meinerseits immer wieder aufzumuntern und aufzubauen suchte, sie aber nicht drauf eingehen konnte, was mich frustrierte, noch mehr, wenn man die jetzige, herabgesetzte Stresstoleranz bedenkt. Wir haben uns dann vor zwei Wochen getroffen und geredet, eine kurze Beziehungspause gemacht, die sie mit dem Entschluss zur Trennung beendete. Wir haben beide Rotz und Wasser geheult, uns gesagt, dass wir uns noch lieben und dann schlussendlich noch mal auf eine zweite Chance geeinigt. Das war Samstags - Eine Woche später ist auch diese zweite Chance im Sande verlaufen, nachdem sie mir zwei Tage vorher schrieb, sie könne sich nicht mehr so öffnen und fühle die Mauern wieder, die sie in der Frühzeit unserer Beziehung daran hinderten, sich mir zu öffnen und könne so nicht mehr weiter machen. Hatte sie früher noch Kopfkino, wenn ich mal eine halbe Stunde nicht auf sozialen Medien antwortete, so meinte sie jetzt, das würde sie gar nicht mehr mitnehmen und sie würde auch keinen Kontakt suchen. Dazu kam dann noch ein Streit, weil wir Montag dann, ganz normal, mit Herzen und allem Verliebtsein geschrieben haben, Dienstag aber kaum noch, wobei mich schlussendlich das Schlafen gehen ohne Melden bei mir sauer machte. Das war dumm, ich weiß, aber die Beschreibung ihrer emotionalen Passivität vom Vorvortag hatte mich so verunsichert, dass ich das nicht einfach schlucken konnte.
Das Ende vom Lied: Sie machte zum zweiten Mal per Whatsapp Schluss, danach war ihr Handy aus. Ich habe eine halbe Stunde gewartet, dann bin ich zu ihr gefahren (Unsere Elternhäuser liegen Luftlinie 1 Kilometer auseinander) und mit ihr geredet. Sie sagte, der Entschluss sei endgültig und ich rangierte auf ihrer Interessenskala ungefähr in Höhe ihres Alk. Vaters auf der Stufe Ignorieren, das hätte ich nicht verdient. Nachdem ich heulend zusammengebrochen bin vor ihr und sie sich sichtlich aufraffen musste, mich kurz in den Arm zu nehmen, verabschiedeten wir uns mit Pass auf dich auf! und einer Umarmung Kopf an Kopf. Am Freitag sprach ich sie per WA auf das am Vorabend gemachte Angebot an, die Gründe für die Trennung nochmal ausführlicher zu besprechen und nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, bei der sie sich den Allerwertesten abfriert. Bis heute kam keine Reaktion. Ich habe ihr einen Brief geschrieben, mich für die gemeinsame Zeit bedankt und ihr geschrieben, wie toll sie ist (Das zu erkennen, daran arbeitet sie seit einigen Wochen mit Selbsthilfebüchern - Daher wohl auch ihre Aussage, sie wolle jetzt auf eigenen Beinen stehen und ihre Grenzen austesten) und dass es mein letzter Liebesdienst sein wird, nicht ihrer Zukunft im Wege zu stehen, die dann ohne mich stattfindet. Melodramatisch, ich weiß, aber ich liebe sie von ganzem Herzen und will nur Eines: Dass sie glücklich wird. Wenn es sein muss, glücklicher, als mit mir. Eine gute Freundin habe ich gefragt, ob sie nochmal mit ihr reden kann (Blöde Idee, ich weiß), dabei kam nur heraus, dass sie sich ihrer Entscheidung ziemlich sicher sein soll, was ich einfach nicht glauben kann. Ich habe besagter Freundin dann, nachdem der Liebeskummer besser wurde, das Versprechen abgerungen, auf meine Ex-Freundin aufzupassen, wenn ich es schon nicht mehr kann und überlege nun, ob ich die Internet-Ex-zurück-Regel von 30 Tagen Kontaktsperre aushalte. Ich, für meinen Teil, glaube, dass sie aufgrund ihrer teils sehr verkorksten Kindheit einen Fehler macht, da sie keine Zukunft mit mir sieht und sich, ebenso für meine Begriffe, eher selbst die Schmerzen einer Trennung zufügt, als dass sie ertragen müsste, dass ich sie verletze, was nach ihrer Argumentation wohl unausweichlich ist. Das Wochenende war schlimm, ich habe wie beim Dro. geheult und gezittert und gefühlt Dutzende Freunde und Freundinnen um Rat gefragt - Es haben sich zwei Lager gebildet. 1. Das Ihr passt intellektuell sowieso nicht zusammen!.Lager (Weil ich studiere und sie nur eine Ausbildung macht, Fremdwörter verabscheut und sich mit mir einfach über andere Themen unterhält als beispielsweise meine beste Freundin und Studienkollegin) und 2. das Ihr wart ein Traumpaar!-Lager. Ich weiß nicht, wem ich glauben, was ich glauben soll.
So gerne würde ich die Beziehung wiederbeleben, von mir aus gerne auch nach einer Auszeit für uns beide, aber sie hat auch mich verletzt, und auch wenn ich jetzt sage, ich verzeihe ihr, dann ist das sicherlich auch noch von Idealisierung der vergangenen Zeit geprägt. Andererseits weiß ich gar nicht, ob sie wirklich nochmal wollen würde und wir einfach abwarten, bis sich unser Stresslevel etwas gelegt hat. In meinem tiefsten Innern will ich noch immer mit ihr alt werden, Kinder bekommen, zusammen ziehen und einfach Eins sein, aber was sie wirklich möchte, weiß ich nicht. Wir waren über die Jahre eigentlich ein gutes Team, haben viel Mist zusammen durchgestanden und die Gründe, die sie vorbringt, reichen für mich eigentlich nicht aus, um die Beziehung jetzt zu beenden, weil man keine Zukunft mehr sieht und wir an den Problemen, zu denen maßgeblich auch ihre emotionale Instabilität gehört, nicht wachsen. Vermisse sie maßlos und würde ihr eigentlich am Liebsten noch heute in die Arme fallen, aber sie hat sich von mir komplett zurückgezogen und, wie sie sagt, einen klaren Cut gesetzt. Für mich (Unser beider erste Beziehung) ist das nicht gut nachzuvollziehen, aber ich muss es natürlich akzeptieren. Nur in einem ganz kleinen Winkel meines Schädels rührt sich noch Hoffnung.
Bitte entschuldigt den langen und etwas wirren Beitrag - Seit Donnerstagabend bin ich auf einer emotionalen Achterbahnfahrt, habe Trauer, Wut, Hoffnung und Hoffnungslosigkeit mitgemacht und so einige Kardinalfehler begangen, von denen alle nach Trennungen abraten. Noch immer kann ich kaum essen, mich kaum aufs Studium konzentrieren, obwohl das bitternötig wäre. Zur Erholung brauche ich auch noch etwas, aber ich denke, ihr geht das ganz ähnlich, auch wenn sie es natürlich nicht zeigt. Wenn ich mir eure Geschichten durchlese, lese, was man in einer Beziehung alles aushalten muss, dann bin ich irgendwie immer noch geschockt, dass solche Lappalien bei uns so weit geführt haben. Natürlich sind es für sie keine Lappalien, es belastet und laugt sie aus, immer wieder mit ihren emotionalen Problemen konfrontiert zu werden, und es belastet, wenn beide Partner am Limit agieren, körperlich wie psychisch. Aber deswegen keine Zukunft mehr mit jemandem sehen, mit dem man einen Monat zuvor noch spielerisch über Kindernamen nachgedacht hat? Klar, wir sind in Teilen wie Feuer und Wasser - Sie will an den Strand, ich will Bewegung im Urlaub, sie will Kinder, ich muss mich damit erst anfreunden, sie will natürlich weiterhin Pferde, ich überlege, ob ich ihr das in Zukunft finanziell bieten kann, während sie unbedingt alles selbst stemmen will finanziell. Sie will einen (zweiten) Australian Shepherd, ich eher eine andere Rasse. Dinge eben, bei denen man so leicht, so einfach einen Kompromiss finden könnte. Und jetzt geht sie plötzlich davon aus, ich würde mit einer anderen viel glücklicher werden als mit ihr und das mit uns passe einfach nicht? Ich weiß wirklich nicht mehr weiter, würde diese Logik so gerne widerlegen, aber sie jetzt gewaltsam von diesem Weg abzubringen, würde alles nur noch schlimmer machen. Je länger sie weg ist, desto eher bin ich der Meinung, meine wahre Liebe gehen lassen zu haben, und auch, wenn ich mir einerseits keine Vorwürfe machen soll (Andererseits gab es laut ihr auch Rote Linien, die ich überschritten hätte), kann ich irgendwie nicht umhin, mir jede einzelne Situation im Kopf durchzuspielen und Gedanken darüber zu machen, wie ich sie anders hätte lösen können. Das berühmte Gedankenkarrussel, es rast.
Vielen Dank jedem, der sich das hier durchliest, dieses Forum ist eine echte Hilfe, wenn man im dunklen, tiefen Sumpf versinkt, der einmal Liebe war!
19.04.2021 18:55 •
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