Liebe Skygirl,
danke, für deine nette Antwort.
Es ist tatsächlich sehr heilsam sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Ich hab ziemlich Angst zu viele Details hier ins öffentliche Netz zu stellen. Ich hab immer Angst er findet das. Das wär furchtbar.
Deine Geschichte hat mich sehr beeindruckt. Sie zeigt wie liebes- und damit auch leidensfähig du bist. Ich denke das ist bei mir genauso. Man liebt denjenigen und hält viel zu lange an den schönen Seiten fest, ist bereit auch die schlechten Momente zu erdulden. Erduldet diese auch gern, nur um wieder in den Genuss der schönen Seiten dieses Menschen zu kommen. Aber irgendwann merkt man, dass sich das nicht einmal annähernd die Waage hält. Und der Verstand sagt, es ist gut so, das wäre eine alles verzehrende Beziehung geworden. Aber das arme Herz...
Unsere Trennung ist nun schon reichliche zwei Monate her. Wir hatten nur eine inoffizielle Beziehung, eine sogenannte Mingle-Beziehung wie ich jetzt weiß.
Wir lernten uns im November letzten Jahres kennen. Über gemeinsame Bekannte. Wir verstanden uns auf Anhieb blind. Wussten sofort wie der andere tickt. Nämlich fast gleich.
Er bemühte sich unheimlich um mich. Tat alles um mich in sein Leben zu integrieren. Stellte mich seinen Freunden vor, seiner Familie. Aber nie als seine Freundin. Er gab mir trotzdem immer das Gefühl, ich wäre etwas ganz Besonderes für ihn. Ich spürte, dass ich ihm sehr am Herzen lag. Er war besorgt um mich, wenn ich krank war oder wenn etwas mich bedrückte. Er ist super fürsorglich und zärtlich.
Ich war sehr zurückhaltend zu Beginn. Ich kann mich anderen gegenüber nur bedingt (nur Familie und enge Freunde kennen mich wirklich) öffnen. Habe immer einen freundlich, netten aber unverbindlichen Schutzwall um mich aufgebaut. Er hat diesen Schutzwall sofort eingerissen.
Nach wenigen Wochen, in denen wir ausschließlich befreundet waren, hatte er mein Herz für sich gewonnen.
Wir fingen an miteinander zu schlafen. Und ich entwickelte mehr und mehr Gefühle für ihn aber immer wenn ich vorsichtig nachhakte, was das denn jetzt zwischen uns sei, wich er aus und ich ließ ihm seinen Freiraum. Aber es quälte mich.
Seine Unfähigkeit, sein Leben in die Hand zu nehmen, sich um sein berufliches Überleben und um seine Gesundheit zu kümmern, lasteten mir mehr und mehr auf der Seele.
Ich bekam Angst um ihn. Verbarg das aber vor ihm und versuchte ihn zu unterstützen. Aber ich ließ sich weiter treiben. Lebte in den Tag. Nahm nichts in Angriff. Zog sich von der Aussenwelt zurück.
Das hatte ihn aber nicht daran gehindert weiter in einer Singlebörse unterwegs zu sein. Wovon ich nichts wusste. Eines Tages teilte er mir mit, er hätte sich mit einer anderen getroffen. Er war sich aber nicht sicher ob er überhaupt etwas von ihr wolle. Daraufhin habe ich sofort einen Schlussstrich gezogen.
Ich meinte, er könne das jetzt in Ruhe ausprobieren, was er von ihr wolle aber ohne mich.
Er war sehr traurig, versuchte noch zurückzurudern. Aber er meinte auch für eine Beziehung mit mir würden seine Gefühle nicht reichen. Er wollte mich als Freundin behalten.
Das lehnte ich ab. Allerdings habe ich ihm vor einer Woche geschrieben, dass es mich doch freuen würde, wenn wir irgendwann auf freundschaftlicher Basis zueinander finden könnten.
Er meinte das könnten wir gern machen. Seine Nachricht klang aber eher kurz angebunden und gleichgültig.
Auf Facebook sehe ich, dass er mit der anderen in regem Kontakt steht (obwohl er noch zu mir meinte, es hätte doch nicht gefunkt von seiner Seite aus).
So, das war dann schon unsere Geschichte. Seitdem ist wieder Funkstille und ich weiß, dass er sich von sich aus nicht mehr bei mir melden wird. Auch nicht auf freundschaftlicher Basis.
Er ist einfach weg aus meinem Leben. Und mein Schneckenhaus ist wieder dicht, denn ich weiß, dass es nur die seltene Kombination an Charaktereigenschaften und seinem Aussehen, dass mich sehr faszinierte, war, was den Schutzwall zum kurzzeitigen Einsturz gebracht hat.
Es geht mir langsam ein bisschen besser aber ich bin noch wie eingefroren. Ein Zustand, den du sicher kennst. Ich habe kein Zutrauen in die Zukunft, dass ich mich jemals wieder verlieben werde.
Es war so eine intensive Zeit mit ihm. Ich vermisse unsere Gespräche, seine Verrücktheit...
Es quält mich den lieben langen Tag. Wir haben jeden Tag uns darüber ausgetauscht, was den anderen so bewegt. Und nun ist es still.
Ich kann das noch sehr schwer akzeptieren, wie ein Mensch so aus dem eigenen Leben verschwindet. Mit Verlust hatte ich immer schon Probleme. Das fällt niemandem leicht aber einige gehen damit deutlich besser um.
Wir haben eine Weile zusammen gekämpft. Er und ich. Und manchmal fühlte es sich nach Sieg an.
Jetzt kämpft halt jeder wieder für sich allein. Das zerreißt mich grade. Ich vermisse ihn so schlimm.
Danke für das Lesen dieses Romans
30.12.2016 23:47 •
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