Hallo zusammen,
ich hoffe auf Rat! Es ist ein langer Text geworden, Entschuldigung.
Mein Freund und ich hatten einen nicht einfachen Start. Wir kennen uns, weil er mit meiner Freundin zusammen war, die vor ein paar Jahren durch ein Unglück gestorben ist. Er und ich haben uns immer gut verstanden, aber es war nie mehr. In der Zeit der tiefen Trauer haben wir uns dann oft getroffen - geredet, miteinander geweint und Zeit verbracht. Und wie das manchmal so ist, ist aus der Freundschaft dann mehr geworden. Es war für uns beide sehr schwierig. Das schlechte Gewissen gegenüber meiner verstorbenen Freundin war bei uns beiden riesig. Ein Hin und Her, eine Geheimniskrämerei vor unseren Freunden und Familien. Nach einigen Monaten war uns aber beiden klar, dass wir Zusammensein wollen. Wir haben und also durchgeboxt, haben alle Tiefen in so kurzer Zeit erlebt. Aber umso intensiver und inniger war unsere Beziehung, als wir uns für einander entschieden haben. Für uns beide war klar: Mit Dir will ich zusammen bleiben!
Urlaube folgten, Familienfeiern, das ganze Programm. Wir haben uns immer gut verstanden, können bis nachts quatschen, lachen, diskutieren. Auch im Bett war alles super. Ich war einfach so glücklich! Nach einigen Jahren im Single-Dschungel hatte ich viele A***löcher getroffen und Enttäuschungen erlebt. Und dann war er da.
Er fragte mich Anfang diesen Jahres, ob ich mir vorstellen kann bei ihm einzuziehen (er hat eine viel größere Wohnung). Ich könnte mit es vorstellen. Doch da war noch ein Thema: Kinder. Ich wusste, dass er mit seiner/meiner Freundin keine Kinder wollte. Also nicht wegen ihr, sondern grundsätzlich keine Kinder in seinem Leben sah. Er war damals aber noch keine 30 und ich sah unter 30 die Dinge auch noch anders. Einstellungen und Wünsche ändern sich aber bei vielen, wenn man nicht mehr so jugendlich ist.
Ich für meinen Teil hatte immer eine Irgendwann-mal-Einstellung zum Thema eigene Kinder. Ich hatte auch keinen Mann, bei dem ich mir eine eigene Familie vorstellen konnte. Aber dann kam er. Ich wollte keinen anderen Mann mehr. Und mit ihm konnte ich mir Kinder vorstellen. Ich habe und hatte keinen akuten Kinderwunsch. Aber mit inzwischen 36 Jahren muss man dann doch mal eine Entscheidung treffen.
Meine Gedanken kreisten und ich sagte ihm, dass ich nicht bei ihm einziehen kann, wenn unsere Lebenspläne bzgl. Kinder so weit auseinander gehen. Er sagte mir, dass er sich darüber auch Gedanken gemacht hat und er zu dem Schluss gekommen ist, dass er sich auch mit mir Kinder vorstellen kann. Gott war ich glücklich! Pläne wurden gemacht, nach neuen Möbeln geschaut. Ein Schritt nach dem nächsten.
Nur eine Woche später hatte er dann eine Panikattacke: Er kann das nicht, er hat Angst. Er wolle sein Leben nicht so ändern. Das war ein Schock. Zwei Tage war Funkstille. Sonst waren wir im ständigen Kontakt und er schlief jede Nacht bei mir. Dann bat er um ein weiteres Gespräch. Darin sagte er mir, dass er totale Panik bekommen hatte, aber sich nun wirklich sicher sei. Er sagte mir ins Gesicht: Ja, ich kann mir mit Dir Kinder vorstellen. Ich habe ihm geglaubt, es als Panik abgetan. Wir machten weiter wie zuvor.
Weitere zwei Monate später das selbe Spiel: Er war für einen Wochenend-Trip unterwegs auf einem Familien-Campingplatz: Viele fremde, laute Kinder. Da begann er wieder zu grübeln und die Diskussion fing wieder von vorne an. Ich habe dann meine vorbereitete Kündigung der Wohnung zerrissen und erstmal abwarten wollen. Er beteuerte mir stets, dass er mich liebt und mit mir Zusammensein will. Und ich will das ja auch! Habe ihm auch mehrfach gesagt, dass ich doch nicht morgen schwanger werden will. Aus seiner Familie habe ich erfahren, dass er sagte, wie sehr er mich liebt und nicht glaubt, jemals wieder so eine Frau wie mich zu finden.
Vor einer Woche haben wir einen Kurzurlaub für die kommende Woche gebucht. Aber drei Tage später eröffnete er mir, dass er seit Wochen nicht schlafen kann und seine Gedanken nur darum kreisten. Er glaube nicht, dass sich seine Meinung bzgl. Kinder noch einmal zum positiven drehen wird. Ich sehe es anderes. Er ist 32 und wenn man sich mal so umsieht, dann bekommen die lautesten Neinsager von damals heute die Kinder. Zumindest erlebe ich es so. Und ich kann einfach noch nicht komplett Nein zu eigenen Kindern sagen, glaube ich.
Er hat seine Sachen gepackt und mir den Schlüssel zu meiner Wohnung zurück gegeben. Er könne damit nicht leben, dass er mir unter Umständen die Zeit stiehlt. Er liebt mich, aber er kann das einfach nicht. Drei Tage ist das nun her. Keine Nachricht, nichts.
Ich vermisse ihn so schrecklich! Ich weiß, was da draußen so auf mich wartet und ich weiß, dass ich nicht nochmal einen Mann wie ihn finde. Ich will ihn! Und dann dauert doch auch wieder ein paar Jahre, einen Mann zu finden, den man liebt, mit dem man Kinder bekommen möchte. Und dann muss es auch noch klappen. Schwups, bin ich 40.
Er vermisst mich sicherlich auch. Liebe kann kann man nicht einfach abstellen. Aber er ist ein absoluter Verstandsmensch. Bei mir hat das Herz das sagen. Und das krampft sich seit drei Tagen zusammen. Ich schlafe wenig, Esse kaum, rauche zu viel. Und da ich Urlaub habe, habe ich viel zu viel Zeit zum Nachdenken.
Was soll ich nur tun? Soll ich ihm schreiben? Wir müssen uns eh noch einmal sehen, weil er hier teures Werkzeug vergessen hat.
Ich warte ständig auf eine Nachricht von ihm und habe doch Angst davor, was er dann sagt.
Ich danke euch, dass ihr bis hierher gelesen habt. Es ist ein doch sehr langer Text geworden. Aber es musste raus.
31.07.2019 21:19 •
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