Hallo,
ich möchte gerne mit euch meine Geschichte teilen und vlt. auch neue Perspektiven bekommen.
Ich bin 28 und meine (Ex-)Partnerin ist 24. Wir sind seit 6 Jahren zusammen und wohnen seit 5 Jahren zusammen. Wir sind auf dieselbe Schule gegangen. Für die Menschen die sich mit Persönlichkeitstest (MBTI) ausseinandersetzen: Ich bin ein ENFP sie ein INFJ.
Meine Partnerin und ich haben eine sehr glückliche Beziehung gefühlt, natürlich gab es hin und wieder Streits und Meinungsverschiedenheiten, aber was die Grundwerte betrifft, dass zusammen leben und auch das Umfeld (Familie, Freunde) war immer und ist sehr gut. Man sollte vlt. hinzufügen, dass ich ihr erster Freund bin.
Das letzte Jahr war für uns beide sehr hart. Aufgrund von Corona haben wir uns beide sehr isoliert und ich (als Extravertierter Mensch) habe sie (als Introvertierter Mensch) glaube ich sehr überfordert, da mir die Interaktion mit andern gefehlt hat. Man muss vlt. sagen, dass wir eine sehr stabile Beziehung haben und immer offen über alles reden konnten. Allerdings war es in unserer Beziehung oft so, dass ich ihr bspw. vorgeworfen habe, dass sie mich nicht versteht. Aber der eigentliche Grund war, dass ich mich selbst nie wirklich verstanden habe und auch viele Traumata und Glaubenssätze aus meiner Kindheit habe die mich sehr geprägt haben. Erst jetzt habe ich mich so richtig mal mit mir und meiner Persönlichkeit auseinandergesetzt.
Es ging so anfang des Jahres los, (wir beide studieren ich Bachelor sie Master), dass ich viele Zukunftsängste hatte und auch einige Streits mit Freunden und Familie und sie in der Zeit meine einzige Ansprechpartnerin war. So im April habe ich dann bemerkt, dass sie sich von mir distanziert und das hat sie auch selbst bemerkt und das hat sie stark belastet, da ich so viel gegeben habe und sie nichts zurück geben konnte. Ende Mai war sie dann mit ihrer Familie bei Ihren Großeltern zu besuch und man hat da shcon gemerkt, dass da ein Gespräch nötig ist. Als sie dann zurückgekommen ist, haben wir geredet. Ich habe ihr davon erzählt, worüber ich reflektiert habe und das mich Corona doch härter mitgenommen hat, als ich anfangs gedacht hatte. Das hat sie auch sehr mitgenommen und sie meinte dann als sie angefangen hat von sich zu erzählen, dass sie gerade nicht weiß wer sie ist, wie sie sich ihr Leben vorstellt und sich so leer fühlt. Sie meinte dann, dass sie eine Pause braucht. Ich war sehr verständnisvoll und bin es immernoch, da ich ihr Gründe nachvollziehen kann: Sie hat hier wo wir Studieren, nie wirklich enge Freunde finden können, sie hatte das Gefühl, dass sie sich mir über die Jahre sehr angepasst hat und nicht weiß was ihre eigenen Interessen sind. Sie hat verschiedene Glaubenssätze entwicklet, dass ich nur eine Version von ihr Liebe und das ich es nicht so gerne sehe wenn sie bspw. unterwegs ist. (Was natürlich nicht zutrifft und mich zutiefst mitgenommen hat, dass ich das wohl ausgestrahlt habe). Im Juni haben wir dann quasi noch 3 Wochen in unserer Wohnung zusammen gelebt (natürlich war das sehr komisch und distanziert). Jetzt ist sie seit Juli bei Ihren Eltern und zieht Anfang August in eine WG. WIr hatten jetzt seit Anfang Juli keinen Kontakt zueinander, da ich auch ihre Grenzen respektieren möchte. Ich habe auch in der Zeit oft mit ihrer Mutter gesprochen (da sie für mich die Mutter war, die ich mir immer gewünscht habe und ich für sie der SOhn den sie nie hatte). Es ist schwierig und ich glaube, dass sie einfach mal diese Erfahrung des Alleinseins (das sie ja nicht kennt so wie ich auch nicht) machen muss und ich ihr diesen Freiraum den sie möchte um auch über die Beziehung nachzudenken geben muss. Sie ist ein sehr verkopfter und perfektionistischer Mensch und hat sich bisher (soweit ich weiß) noch nicht intensiv mit der Trennung auseinandergesetzt, sondern ist sehr auf die Uni fokussiert bzgl. Prüfungen. Wir telefonieren heute das erste mal wieder und besprechen auch wie wir das mit den Möbeln machen, da ich erstmal in der gemeinsamen Wohnung bleibe und sie wie gesagt in eine WG zieht. Es ist 0,0 böses Blut zwischen uns und ich habe in der Zeit der Trennung gemerkt, hey ich liebe diese Frau und ich schätze sie als Mensch. Ich verstehe sie und möchte sie weiterhin verstehen, weswegen ich ihr diesen Freiraum gebe. Das was wir haben ist eine echte tiefe Verbindung und sie meinte auch, dass sie nicht weiß ob es Liebe oder Gewohnheit ist. Ich habe darüber lange nachgedacht und für mich selbst bemerkt, dass für mich Liebe und Gewohnheit teilweise auch mit einher gehen und das das was ist, was ich sehr schätze.
Falls du bis hier hin gelesen hast : Es ist vielleicht auch wichtig zu wissen, dass in unserem Bekanntenkreis ein Pärchen sich letztes Jahr im Herbst getrennt hatte und nach einem halben Jahr wieder zusammen gekommen sind. Es gibt dabei viele Parallelen was die Beweggründe angeht (was nicht heißen soll, dass das bei uns auch so abläuft). Aber als ich ihr erzählt hatte (als sie bei ihren Großeltern war), dass die beiden wieder zusammen sind, meinte sie im Nachhinein, hatte sie das bestärkt diesen Schritt zu gehen.
Ich bin keineswegs Hoffnungslos sondern eher Optimistisch. Ich habe den Wert dieser Beziehung wieder für mich gefunden und auch ihren und meine Wert besser kennengelernt. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt und ich weiß, dass der bevorstehende Auszug hart wird. Aber ich glaube manchmal braucht es einfach Zeit und Distanz.
ich würde gerne von euch feedback hören. wie schätzt ihr das ganze ein? Klar denke manche jetzt, dass ich mir unnötig Hoffnung mache, aber das ist ok für mich, da ich sie 1. besser kenne, 2. die beweggründe persönlich sind und nicht weil die Beziehung schlecht ist und 3. ich die Hoffnung nicht aufgeben werde da sie ein sehr besonderer Mensch in meinem Leben ist.
Viele Grüße
25.07.2021 13:58 •
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