Update.
Um die Spannung vorwegzunehmen: ich habe am Sonntag meiner Frau eröffnet, dass ich mich von ihr trennen will. Die letzten Monate waren ein einziger, ungeheuer anstrengender innere Kampf in mir. Ich habe mich gefühlt, wie auf dem 10 m Springturm stehend, mit zitternden Knie, ohne Mut zum Springen und gleichzeitig angeekelt von den Gedanken, aus Feigheit wieder der Treppe hinunterzulaufen.
Sie hat mit der Affäre(n) unsere Beziehung vor 12 Jahren grundlegend geändert, die Exklusivität aufgegeben. Sie hat bewusst eine Grenze überschritten. Ich weiß erst seit 2 Jahren was davon. Dass ist nicht eine Beziehung die ich je haben wollte. Wäre ich mit ihr zusammen geblieben hätte ich meine eigene Selbstachtung aufgegeben, aus Feigheit. Kann sein, dass ich nie wieder so eine schöne Frau meiner nennen darf und ganz gewiss, dass ich nie wieder so eine Beziehung haben kann. Aber es ist immer noch besser, als die Gewissheit, aus Trennungsangst und aus emotionaler Abhängigkeit auf einen für mich untragbaren Kompromiss eingegangen zu sein.
Wie geht es mir jetzt?
Ich fühle mich wie ein Samurai nach dem Seppuku: ich habe gerade mein eigenen Bauch aufgeschlitzt weil ich nicht ohne Gesicht leben wollte, weil ich sonst keine Selbstachtung vor mir selbst hätte, bin gestorben, und als ich meinen Augen wieder geöffnet habe, sehe ich meinen Toten Körper neben mir und stelle fest, dass ich wundersamer weise doch lebe und ich einen neuen Körper bekommen habe. Kennt ihr dass Gefühl, wenn ihr beim Umzug eine Waschmaschine getragen habt und es dann endlich abgelegt habt? Es ist wie fliegen. Berauschend.
Wie geht es ihr jetzt?
Ich war gefasst auf ihrer Wut, Unverständnis, Hass, Groll, Vorwürfe, Kampfansage. Nichts von dem kam. Sie ist zusammengebrochen und (ihre eigene Worte) sie hat jetzt erst wirklich verstanden, welche Schmerzen sie mir zugefügt hat. Ich könnte Genugtuung empfinden, tue ich aber überhaupt nicht. Nur leere. Sie tut mir einfach Leid, aber ich kann ihr nicht helfen. Sie muss lernen irgendwann, sich selbst zu vergeben, nach dem ich ihr jetzt endgültig vergeben habe. Manchmal muss man Leuten vergeben, nicht um die in unseren Leben zu behalten, sondern damit sie nicht in unserem Leben bleiben.
Diese Tage sind noch sehr besonders, sie ist unter Schock, sie schnappt verzweifelt nach Luft, ich tröste sie, auch wenn mir klar ist, dass ich dass nicht mehr kann. Auch wenn sie noch nicht voll akzeptiert hat (erste Trauerphase: Leugnen) ich spüre wie der Abstand wächst und es tut gut, wenn auch schmerzt, mir auch.
Ich liebe sie immer noch und will nicht ausschließen, dass wir vielleicht irgendwann wieder zu einander finden. Aber definitiv nicht in der nächsten Zeit. Ich bin mir sicher, den richtigen Weg gewählt zu haben. Ich muss heilen. Sie muss heilen. Und dann, vielleicht, können wir uns wieder auf Augenhöhe begegnen. Aber dass ist eine andere Geschichte.
Ich habe wichtige Impulse bekommen von den folgenden Schriftstücken, die ich allen Betrogenen in dem gleichen Dilemma ans Herz legen möchte:
beingabeautifulmess.wordpress.com/2013/08/14/why-you-should-leave-a-cheater/
beingabeautifulmess.wordpress.com/2013/08/15/excuses-to-stay-debunked/
affairrecovery.com/newsletter/founder/cost-of-forgiving-infidelity
emotionalaffair.org/still-not-over-the-affair/
Dass sind teilweise Gruselgeschichten, wo Menschen ihren halben Leben in emotionaler Abhängigkeit und jeden einzelnen ihrer Tage mit Schmerz verbringen. Leute. Ihr habt diesen einen Leben. Ihr habt etwas besseres verdient. Es ist besser, alleine zu sein, als in einer schlechten Beziehung. Oder, wer es mit schwarzen Humor lesen möchte, kann ich chumplady.com empfehlen: ein Sche_ß-Sandwich ist ein Sche_ß-Sandwich, egal wie lecker die anderen zutaten sind.
PS ...und die Kinder? Nein, sie wissen noch nicht. Es wird hart sein für sie. Aber Kinder sollen niemals als Grundlage einer Beziehung hinhalten sondern genau umgekehrt. Eine Trennung ist auf jedem Fall besser, als ein dahinwelkendes Leben mit verdrängten Konflikten, wie eine Wunde mit Grind aber darunter entzündet und eitrig. Das arbeitet und macht etwas mit allen.
Ich habe keine Angst mehr, meine Kindern zu verletzen. Ich weiß, dass es sie verletzten wird, aber ich bin mir sicher, dass sie damit lernen werden umzugehen. Ich hatte zum Schluss viel mehr Angst davor, ein Vater zu sein, der nicht für seine Bedürfnisse gerade stehen kann und aus emotionaler Abhängigkeit nicht den Mut hat eine Beziehung aufzugeben, wo er verachtet und betrogen war und was ihm dadurch nicht mehr tragbar war.