Zitat:@ hangover: Du hast doch schon einen kleinen Vorsprung zu uns Fehlstartern. Hat es bei Dir denn diese so vielfach beschriebenen klassischen Phasen des Trennungsschmerz gegeben? Da ist ja immer die Rede von Schock - Verleugnung - GefühlschaosTrauer- Neuorientierung -Neubeginn o.ä. Denn ich habe das Gefühl bei mir wechseln Teilaspekte all dieser Phasen täglich, stündlich, teilweise minütlich wild durcheinander. Hat es bei Dir irgendwann wenigstens ne klar erkennbare Neuorientierung oder gar Neubeginn gegeben?
'Fehlstarter' ist doch schon mal ganz falsch.
Ich möchte behaupten, dass ich die Phasen recht gut alle durchlaufen habe. Allerdings habe ich von den Phasen an sich recht früh gehört, so dass ich sie erwartet und wohl ein wenig daraufhin gelebt habe (self fulfilling prophecy).
Auf der anderen Seite gilt aber auch, dass ich wegen des Wissens die einzelnen Abschnitte bewusster erlebt habe.
Nach meiner Einschätzung stimmen die jeweils charakteristischen Merkmale gut, aber das ganze Modell ergibt nur Sinn, wenn man die Grenzen zwichen den Phasen als transparent ansieht.
So, wie Du es auch erlebst.
Ganz besonders auffällig war das bei mir in Phase II, während der ich immer wieder in Phase III und in I geschwappt bin. Irgendein kleines Äffchen in mir hat ab und an die Hand Richtung Hoffnung ausgetreckt und mir damit bewiesen, dass es mit dem Wahrhaben nicht immer so weit war wie gedacht. Im Gegenzug hatte ich auch immer wieder den Eindruck, bereits zu neuen Ufern aufgebrochen zu sein, mich also in der Neuorientierung zu befinden.
Das wechselte eine Zeitlang im Stunden-, mindestens aber im Tagesrhythmus. Ich halte das für völlig normal. Das Phasenmodell ist nun einmal genau das: ein Modell.
Insofern bildet es die erlebte Realität simplifiziert ab, dient als Denkmuster und kann erklärend begleiten, aber wird kaum allen individuellen Ausprägungen gerecht.
Gerade Phase II, also der Gefühlscocktail, ist happig und wird wohl von jedem anders ausgefüllt und durchlebt. Dazu sind einfach auch alle Trennungsgeschichten, bei allen Parallelen, zu speziell.
Der Übergang in Phase III, also in den Abschnitt, der ein Zitat aus Goethes Faust zur Überschrift trägt , ist ebenso wackelig und unpräzise verlaufen bei mir.
Immer wieder hatte ich Wut- und auch Hassattacken, während Selbstmitleid und Jammerei so gut wie gar nicht mehr vorkamen. Selbst in ruhigen Momenten war ich mir gegenüber irgendwann zu stolz dafür.
Aber eben Wut, Verachtung und auch Hass....
Gleichzeitig hat sich mein Fahrwasser beruhigt, und mein Leben hat sich abseits des Dramas nei geordnet. Zwangsläufig! Es muss doch weitergehen! Der Neubeginn ist bei mir sicherlich nach aussen mit dem Bezug meiner Wohnung Ende April verbunden, damit war aber Phase II natürlich nicht einfach so und auf Befehl beendet.
Mittlerweile sehe ich das alte Leben wie durch einen Nebel, es ist so viel passiert seit März 2011. Nach knapp einem Jahr ist das Herz vernarbt und nicht mehr offen, schon lange nicht mehr.
Und hinter mir liegen Neuorientierung und Neubeginn, vor mir liegen die neuen Ufer des neuen Tages und der Rest meines Lebens.
Läuft.
Ich hoffe, ich konnte die Frage beantworten.