Hallo zusammen,
ich habe hier schon soviel als Gast mitgelesen und mich nun entschlossen, mich mal aktiv einzubringen. Zum einen, um mir hin und wieder einen Ratschlag einzuholen und zum anderen, um vielleicht Gleichgesinnten Mut zu machen.
Meine ganz persönliche Story lässt sich sich, wie so oft, nicht in ein paar Sätzen zusammenfassen. Ich versuche es kurz zu halten:
Meine Frau und ich haben uns in der Jugend kennen und lieben gelernt. Wir hatten beide vorher nur andere Knutschpartner. Mit Mitte 20 haben wir dann geheiratet, ein Jahr später ein Haus gekauft und unseren gemeinsamen Lebensweg beschritten. Dann folgte nur ein Jahr später aus dem Nichts ein Bruch, weil sie - ehrlicherweise auch durch äusseren Einfluss einer Freundin - meinte, sie müsste unbedingt ausbrechen, würde etwas verpassen. Sie ist dann ausgezogen und hat ein dreiviertel Jahr in einer eigenen, kleinen Wohnung gelebt. Wir haben uns dann doch wieder angenähert und sind schlussendlich wieder zusammengekommen/-gezogen. Sie hatte in der Zeit als wir getrennt waren aus Einsamkeit einen ONS, es war ihr wichtig, dass das nicht zwischen uns steht. Das war in 2006, also sehr lange her.
Seitdem haben wir uns zu einem sehr verschweissten Paar entwickelt. Ein erfülltes Leben aufgebaut, zwei tolle Kinder bekommen, beruflich aufgestiegen und stets gegenseitig unterstützt und sich den Rücken für Selbständigkeit usw. freigehalten. Wir sind in unserem Freundeskreis immer das Vorzeigepaar gewesen, sind beste Freunde und ein Paar intensiver Liebe geworden. Eine tolle Partnerschaft auf Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt. Jeder hat sich eingebracht, hat für den anderen alles getan. Ich habe mich gerne und sehr viel um die Kids und meine Frau gekümmert, ihr versucht viel abzunehmen und sie unterstützt wo es nur ging. Wir hatten natürlich auch mal schlechte Zeiten, depressive Phasen bei meiner Frau, Ärger mit Freunden usw. Aber wir waren dann immer füreinander da.
Ende des Frühjahrs 2023 bin ich aus dem Nichts in einen Burn-Out gerannt. Die Krebserkrankung eines Freundes hatte mir sehr zugesetzt, in dieser Zeit hat meine Frau mich gut gestützt und mir geholfen, meinen Weg wieder zu finden. Ich hatte da auch Hilfe um mich herum mit einer Psychotherapie. Da habe ich das erste mal in unserer Beziehung soetwas wie Schwäche gezeigt (ich meine damit, dass ich eben auch nicht nur Stark sein kann. ). Im Sommer hatten wir dann unseren 20. Hochzeitstag, den wir in Venedig verbracht haben - sehr verliebt in einer Gondel unterwegs gewesen. Mit Anbruch des Spätsommers ging es dann aber bei uns abwärts. Ich wurde plötzlich eifersüchtig, wenn sie mal mit einem alten Schulkollegen von damals per WA schrieb oder wenn sie geschäftlich mal zu einem Beratungstermin bei einem alten Bekannten in der Firma war. In der Folge habe ich angefangen stark zu klammern, so dass wir irgendwann im Krisenmodus waren. Meine Frau sagte, sie fühle sich wie in einem golden Käfig, konnte ihre eigene Liebe für mich kaum wahrnehmen. Und sie wüsste nicht, ob ihre Gefühle für mich noch für die Partnerschaft ausreichen - das hätte sie in den letzten 2-3 Jahren hin und wieder mal gehabt. Ich habe dann angeboten, dass wir in eine gemeinsame Paartherapie gehen, meine Frau wollte das aber nicht (ihr fällt es schwer mit Fremden zu reden). Letzten Endes haben wir es durch gemeinsames Arbeiten an der Beziehung, viel Pärchenzeit etc. aber geschafft, uns wieder zu fangen. Wir hatten ein gutes Jahr und was soll ich sagen, im Spätsommer diesen Jahres fing der ganze Mist wieder an. Meine Frau wurde merklich zurückhaltender, ich habe unzählige Male das Gespräch gesucht, um mir versichern zu lassen, es wäre alles wieder toll, hätte nichts mit mir zu tun.
Aber so konnte es nicht weitergehen, so dass ich Ende Oktober ein finales Gespräch eingefordert habe. Im Resultat ist es (immer noch) so wie im letzten Jahr, die Gefühle bei meiner Frau reichen für sie nicht für die Partnerschaft. Eine Paartherapie lehnt sie weiter ab - sie sagt, dass würde nichts bringen, wie sollte jemand von Aussen ihre Gefühle aktivieren. Und obwohl es für mich auch so nicht weitergeht, weil sie einfach so auch nicht die Frau ist, für die ich starke Liebe empfinde, würde ich es gerne sehen, das wahrzunehmen. Wir haben beide unsere Baustellen, ich habe sicherlich mit so etwas wie emotionaler Abhängigkeit und Verlustangst zu tun. Bei ihr gibt es schon lange ein paar Themen, nur bringt es nichts, wenn ich ihr das sage. Einen anderen Partner gibt es im übrigen auf beiden Seiten nicht, das haben wir klar angesprochen.
Also sind wir nun seit knapp 6 Wochen getrennt und versuchen den unendlich grossen Berg an Themen nach und nach abzuarbeiten. Wir wohnen noch zusammen, um die Kosten klein zu halten. Ich bin ins Gästezimmer umgezogen, arbeite viel und versuche die Distanz zu wahren. An den Wochenenden machen wir abwechselnd Kinderwochenende (einer schläft Ausserhäusig), um den Übergang für später für die Kids sanfter zu gestalten. Wir wollen in ein 50%50 Konstrukt mit eigenen Wohnungen wechseln. Das Haus werden wir wohl verkaufen, ich könnte es zwar halten - müsste aber nochmal richtig viel Kohle aufnehmen, um sie auszuzahlen. Diese Woche sind wir gemeinsam bei einer befreundeten Familienanwältin und ein paar andere Dinge sind auch angeschoben. Die Kids (12+15) gehen gut mit der Situation um, es erleichtert sicherlich auch, dass wir sehr freundschaftlich miteinander umgehen und die Kinder an erste Stelle stellen.
Trotzdem ist das alles nicht so leicht für mich, ich fühle mich an damals erinnert, als sie schonmal gegangen ist. Und auch jetzt beschleicht mich wieder mal das Gefühl, dass sie es wieder in den Kopf bekommen hat. Nichts desto Trotz habe ich schon viele persönliche Fortschritte gemacht, mich angefangen gut aufzustellen und schon einige Dinge für meinen neuen Lebensabschnitt geplant.
Tja, nun habe ich doch mehr gesagt, als ich wollte. Aber ich musste mir das einfach mal von der Seele runterschrieben. Ich kenne meine Frau nun nahezu 30 Jahre und es ist so komisch sich ein neues Leben ohne sie vorzustellen.
Danke für's Lesen. Es wird schon irgendwie weitergehen.
02.12.2024 13:06 •
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