Trennung nach schwerer Krankheit

Warum trennt man sich nach 5 Jahren Beziehung nachdem wir die schlimmste Zeit seines/unseres Leben irgendwie überstanden haben?

Die letzten 4 Monate waren der Horror. Er wurde am Herzen operiert und hatte viele Komplikationen. Er hatte in Summe knapp 2 Monate Krankenhausaufenthalt. Nach der OP hat sich eine Sternumosteomyelitis gebildet sodass das Brustbein zum Teil entfernt werden musste etc pp.

Während der letzten 3-4 Monate kümmerte ich mich um alles! Ich übernahm seine Körperpflege/Rasur/Wundversorgung als er nicht konnte es auch von keinen anderen wollte. War jeden Tag im KH jeden Tag bei ihm daheim auch wenn er zwischendurch aus dem KH daheim war. Kümmerte mich um seinen Hundi (90 kg) um seinen im Rolli sitzenden Vater der bei ihm lebt, den Haushalt. Brachte ihn jeden Tag essen. Wartete während der OP‘s auf ihn. Nahm mir Urlaub, meldete mich im Nachgang krank weil ich nicht mehr alles mit der Arbeit stemmen konnte. Machte ihn Mut, hielt seine Hand, lag über mehrere Stunden mit ihm zusammen im Krankenbett, habe ihn in den Ar. getreten, musste mir während seiner Suizid Gedanken anhören, dass ich eine schlechte Frau bin weil ich ihn keine Rasierklingen brachte, wurde mit Beatmungsgeräten von ihn beworfen durfte mir echt vieles rein ziehen. Ich kümmerte mich um jeglich Papierkram, fuhr in überall hin wo er wollte sowie er kein Auto fahren durfte. Ich liebe ihn unendlich deshalb war für mich klar, dass ich das alles tat. Es tut mir auch einfach so unendlich leid für ihn was alles passierte.

Nun denn die letzten Wochen fährt er wieder selber Auto, geht wieder zum Training. Er wurde immer egoistischer und kühler mir gegenüber. Letztendlich haben wir nun die Beziehung beendet. Er kann das alles nicht mehr. Ich könne mich jedoch immer bei ihn melden wenn mir danach ist oder ich Hilfe bräuchte.

Ich habe ihn nicht mehr geantwortet obwohl ich das lächerlich finde aber ich bin so hart verletzt. Ich möchte keine Freundschaft. Was ist passiert? Das war es jetzt?!? Man vergisst alles, einen Menschen der letzten Jahre und lebt einfach sein Leben weiter. Keine Wertschätzung, kein Danke sondern ein Ciao? Mir tut es so weh zumal ich so glücklich war, dass er einfach lebte und bei mir war. Ich vermisse ihn, vermisse den Hund und sogar meinen „Schwiegervater“.

Er ist übrigens 46 und ich bin 34.

Ist das jetzt eine Midlife Crisis, der neue Lebensabschnitt oder meint der das absolut ernst?

Hi erstmal.

In meinem Falle war es vielleicht nicht ganz so krass, dass sich jemand um mich kümmern musste, aber ne arge Krankheit ist immer ein sehr einschneidendes Erlebnis.


In hab (auch ne Herzklamotte) begonnen, mir starke Gedanken über die Zukunft zu machen.
Wollte, so doof sich das anhört, niemandem zur Last fallen.
Erst Recht nicht meiner Liebe.
Mich dementsprechend zurückgezogen, negative erste Gedanken bekommen. Hab Dinge zerdacht.
Vor meiner jetzt Ex-Partnerin saß vermutlich ein völlig anderer Mensch.
Das mag ein Grund sein.

Darüber hinaus könnte ich mir vorstellen, dass ihr Eure Augenhöhe verloren habt.
Versteh mich nicht falsch: es ist stark, wie Du Dich verhalten hast und für ihn da warst. Macht im Zweifel nicht jede/r.
Aber Du warst eben eine lange Zeit seine Pflegerin.
So war das bei mir nie, aber ich kann mir vorstellen, dass dann Augenhöhe, Respekt und Anziehung verschwinden kann.
Das mag ein zweiter Grund sein.


Warum er sich so benimmt, kann Dir leider niemand sagen.

Ob es sich ändern wird, wenn er langsam wieder der Alte wird, auch nicht.

Das ist traurig, ja.
Weil tragisch.

Schuldlos schuldig sein.
Das gilt für Euch beide.

Tut mir leid.

Vielleicht will er dir das nicht an tun? Er hat gesehen wie sehr es dich mitnimmt und du bist 34, hast noch viel Zeit, er dagegen vielleicht gar nicht mehr so viel.

Solche OPs hinterlassen ja auch Narben und damit meine ich nicht nur körperlich. Manchmal liebt man einen Menschen so sehr, dass man ihn lieber freigibt. Ist jetzt natürlich nur Spekulation, wissen kann nur er es.

Jedoch sollte eine 34 Jährige sich nicht unbedingt um solche Dinge kümmern. Zumindest nicht mit dem Altersunterschied. Wäre er jetzt auch 34 oder 37, kann man das gemeinsam an gehen. Doch in 10 Jahren ist er alt, wer weiß ob sein Herz dann noch funktioniert? Sei mal ehrlich zu dir selbst, manchmal ist es einfach besser die gemeinsame Zeit im Herzen zu behalten und getrennte Wege zu gehen.

Wie immer nur meine Meinung, aber ich kann ihn verstehen, ich würde auch lieber so in deiner Erinnerung bleiben als schwer krank und ein Pflegefall.

Jetzt kann er es noch selbst entscheiden und das hat er wohl für sich dann auch getan, ob man dabei kalt sein muss ist eine andere Geschichte, aber es gibt Menschen die können es nur so, weil sie es nie gelernt haben.

@Aneta

Es tut mir leid, wie sehr du leidest, nachdem du dich so für deinen Freund aufgeopfert hast. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es dich noch enger an ihn geschweisst hat, während bei ihm offenbar das Gegenteil eingetreten ist.

Weißt du, ich habe eine ähnliche Erfahrung gemacht. Nachdem mein jetziger Ex dem Tod von der Schippe gesprungen ist, hat er sich einige Monate darauf von mir getrennt. Zugegeben, bei uns lief es schon vorher nicht mehr gut und die Nachsorge erforderte nicht so einen intensiven Einsatz wie bei dir..dennoch: Ich wollte keine Trennung und sie traf mich auch extrem überraschend.

Im Nachgang sagte mir mein Ex, dass das Bewusstwerden der eigenen Sterblichkeit etwas mit ihm gemacht hat und ihm klar wurde, dass er so wie bisher nicht mehr kann und nicht mehr will.
Deswegen stelle ich mir die Frage, ob es möglich ist, dass eure Beziehung schon vorher angeknackst oder er unzufrieden war, dass er nun die Reißleine gezogen hat?
Möglicherweise hat er auch ein Problem damit, dass du ihn so schwach erlebt hast oder er konnte dein Mitleid nicht ertragen?

Ich weiß, eine mögliche Erklärung ist dir jetzt nur ein schwacher Trost. Aber es wird irgendwann leichter.
Gut, dass du den Kontakt abgebrochen hast, das wird dir ein Stück weit über den akuten Schmerz hinweg helfen.
Den Rest erledigt die Zeit.

@Aneta
Ich schätze, er meint es ernst. Ich kann deine Enttäuschung verstehen. Es ist auch ungerecht, nach allem, was du für ihn getan hast. Vielleicht ist es gerade die Tatsache, dass du ihn so sterbenskrank und hilflos erlebt hast, die ihm jetzt, wo es ihm wieder besser geht, regelrecht unmähnlich vorkommt. Er schämt sich vielleicht dafür, es ist ihm möglicherweise unangenehm, dass du ihn so erlebt hast. Damit kann er nur abschließen und die ganze Misere hinter sich lassen, wenn er die Beziehung zu dir beendet. Vielleicht kam er sich auch ungerecht, falsch von dir behandelt vor in der Zeit. Warum fragst du ihn nicht nach dem Grund, stellst ihn zur Rede und beschreibst, wie sehr dich das verletzt? Mich würde das auch wütend machen, denn du hast in der Zeit viele Opfer für ihn gebracht. Das ist einfach undankbar von ihm, dich jetzt so abzuservieren. Allerdings ist jemand, der so schwer krank ist,war auch danach noch lange damit beschäftigt, das ganze für sich erstmal zu verarbeiten. Vielleicht will er deswegen Single sein. Auch weil er vielleicht glaubt, dass er dir, einer Frau in einer Partnerschaft gar nicht mehr gerecht werden kann. Aber das sind alles nur Spekulationen. Frag ihn am besten selbst.

M.W. ist das ein psychologischer Klassiker - es geht fast immer die Person, die weniger in die Beziehung investiert hat, in eurem Fall er. Pragmatisch gesehen steht er in deiner Schuld und fühlt, dass er diese niemals wieder wird abtragen können.

Der Faktor mit dem Bild des Hilflosen, von dem er denkt, dass du das jetzt von ihm hast (haben ein paar der anderen SchreiberInnen genannt) sowie auch das von GG genannte Bewusstseinwerden der eigenen Sterblichkeit könnten auch eine Rolle spielen.

Anyway, ich verstehe, dass sich das für dich besch... und maximal ungerecht anfühlt. Ist es auch. Ich drücke dir die Daumen, dass du die Trennung schnell verarbeiten kannst.

@AjnosXX Danke für deine Umarmung. Vor den 5 Jahren war ich 2 Jahre Single und zuvor 12 Jahre in einer Beziehung. Bei ihn bin ich wohl seine längste Beziehung. Grundsätzlich bin ich nett. Ich bin nicht der Typ Frau der wegen offenen Zahnpastatuben oder den offenen Klodeckel meckert. Und natürlich musste ich in dieser Situation auch einfach zurückstecken.

@Mats11 das sagte er auch oft zu mir, dass er mir nicht zur Last fallen möchte. Aber ich habe ihn mit der Herzkrankheit kennengelernt und ich wusste worauf ich mich einlasse. Er hat einen angeborenen Herzfehler gehabt. Und natürlich ist man füreinander da in guten und schlechten Zeiten. Die Anziehung ist bei mir nicht verloren gegangen. Ich hatte auch bei ihm nicht das Gefühl, ganz im Gegenteil. Ich schrieb ihn noch, dass ich ihn sehr liebe und er immer ein großer Teil meines Lebens bleiben wird. Er schrieb mir ebenfalls, dass er mich liebt und ich die letzte Frau in seinem Leben bleibe. Aber den restlichen Weg hätte man doch auch weitergehen können

@Chrome natürlich nimmt es mich mit. Ich habe gelitten ohne Ende, gebangt, gehofft. Zudem hat er weiterhin Probleme weil die Herzinsuffizienz mittlerweile wohl schon sehr weit fortgeschritten war/ist. Ich bin mit 34 allerdings jetzt auch nicht mehr so jung. Ich empfinde den Altersunterschied absolut in Ordnung. In 10 Jahren wird sein Herz wahrscheinlich nicht mehr schlagen. Wir haben noch vor ein paar Tagen Urlaub für Oktober geplant. Ich finde die letzte Zeit die geblieben wäre hätte man jetzt auch nutzen sollen aber nicht mit negativen sondern positiven und sich einfach noch eine schöne Zeit machen oder es zumindest versuchen

@GarstigeGräte ich denke keine Beziehung ist perfekt. An jeder Beziehung müssen beide ständig arbeiten und wachsen. Ich kann natürlich nicht sagen, dass bei uns alles perfekt war. Er war vorher bereits krank und natürlich musste ich da schon immer mehr zurückstecken. Hinzu kommt, dass es ihn natürlich auch fertig macht seine Krankheit und jetzt noch eine Behinderung. Ich frage mich oft wie er das bloß schafft trotzdem weiter zu machen. Er kümmert sich zudem um seinen Vater wodurch er sehr gebunden ist. Manchmal staut sich da schon Unzufriedenheit auf. Oft kamen Sätze wie Aneta du bist jung, du hast dein ganzes Leben vor dir, du solltest es nicht mit mir vergeuden.

Und an dem Tag wo er auf den OP Tisch lag hatte ich einen schweren Autounfall. Ich hatte keine Schuld ein LKW Fahrer hat mich auf der Autobahn nicht gesehen. Ich war allerdings auch das zweite Auto was er mitnahm und über die Autobahn schleifte. Ich hab das mit einem VW Up gerade so überlebt hing zwar im Graben mit Totalschaden aber hab’s überlebt. Und er hat auch alles überlebt ja nicht ohne Nachwehen leider. Da war mir auch klar wie schnell ich weg bin und umso bewusster wurde mir wir müssen unser Leben leben und die Zeit noch nutzen und mir war klar ich möchte diese Zeit mit ihm nutze und ihn wurde scheinbar klar er will nichts mehr nutzen.

Mitgefühl hat er von mir bekommen aber Mitleid nicht. Wenn ich Mitleid empfunden hätte dann wäre auch alles andere bei mir tot.

Wie seid du und dein Ex denn verblieben? Habt ihr jemals noch was voneinander gehört?

@AjnosXX ich wusste, dass er nicht zeugungsfähig ist. Es stört mich nicht keine Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Ich finde auch, dass es heutzutage wenig Sinn macht, da die Zukunft nicht sehr rosig wäre. Geheiratet hätte ich gerne aber das sehen ja heutzutage auch viele ganz anders.

Bist du in der Pflege von Herzkranken tätig?

@Caecilia das ist doch verrückt das erlegt er sich selber auf eine Last abtragen zu müssen. Da gibt es nichts abzutragen. Mir hätte eine warme Umarmung gereicht. Ja mit dem Hilflosen gebe ich dir recht denn er betonte immer wieder, dass er jetzt behindert und ein Opfer sei. Ich bin zu einfach gestrickt ich verstehe das heutzutage alles nicht mehr. Könnte alles so einfach sein aber anstatt miteinander zu reden und einfach abzuwarten wirft man heutzutage ohne weiteres alles einfach weg kranke Welt