Trennung nach mehr als zwanzig Jahren?

Zitat von pa2sg:

Ich sehe es als wahrscheinlich an, dass sie eine Trennung schwer verkraften würde, weil:
- die Trennung von mir und nicht ihr ausginge,
- sie eigentlich keine Freunde hat,
- sie so schon Schwierigkeiten hat, ihre beruflichen Verpflichtungen zu erledigen,
- sie tendenziell mit den Kindern überfordert ist,
- sie mich und unsere Beziehung als gegeben ansieht, als etwas, das besteht und auf das sie einen Anspruch hat.

Beim letzten Punkt kochen bei mir echt die Emotionen hoch, da ich so einen ähnlichen Spruch von meine NM bekommen hab. Wie seiht es denn andersrum aus?

Ich finde schon, dass hier viel Fingerzeigen auf den anderen erfolgt. Welchen Anteil hast du denn an der jetzigen Lage? Vielleicht bin ich auch einfach gerade ein wenig zu sehr in meiner eigenen Geschichte dran. Aber ich finde es immer bedenklich, wenn ausschließlich ein Partner an allem Schuld sein soll. Das ist mir zu einfach gedacht und stimmt meist auch nicht.

Das ändert aber prinzipiell nichts an der Situation. Es länger hinaus zu zögern, wenn du keine Absicht mehr hast etwas zu ändern, fände ich mehr als unfair. Für alles andere findet man Lösungen.

@pa2sg
Wie schaut es denn aus mit einem gemeinsamen Gespräch bei einer Beratungsstelle?
Wäre deine Frau für so etwas offen?

Ich hatte große Angst vor meiner Trennung, aber am Ende habe ich es doch getan aus denselben Gründen, die du hier nennst: ich hatte keine Kraft, keine Energie und keine Lust mehr, nochmal 110% zu geben und mit hoher Wahrscheinlichkeit nach wenigen Wochen wieder bei 0 anzufangen wie zuvor.
Wir hatten einige Anläufe unternommen, die Beziehung wieder besser zu gestalten, nichts davon war wirklich über einen längeren Zeitraum tragfähig. Und dann wieder und wieder...ich habe irgendwann die Waffen gestreckt und das bislang auch nicht bereut.

@pa2sg , warst Du denn schon bei einem Anwalt für Familienrecht und hast Dich mal erkundigt, was bei einer Trennung auf Dich und Deine Frau zukommt?
Welche finanziellen Rechte und Pflichten entstehen ?

Bist Du sicher, dass Deine Frau ebenfalls mit dem Modell einverstanden wäre, dass die Kinder jeweils zur Hälfte bei euch bleiben?

Es klingt so, als käme Deine Frau mit Arbeit/Kindern/Haushalt nicht klar.
Seit wann ist denn dieser Zustand so und habt ihr es nie in Betracht gezogen, euch Hilfe ( Familie) zu organisieren.

Das Deine Frau kaum Freunde hat liegt wo ran ?

Zitat von Birkai:

Beim letzten Punkt kochen bei mir echt die Emotionen hoch, da ich so einen ähnlichen Spruch von meine NM bekommen hab. Wie seiht es denn andersrum aus?

Klar, das kann ich jetzt nur behaupten, aber ich gehe deutlich liebevoller mit ihr um als sie mit mir. Dass ich sicherlich auch Fehler gemacht habe: klar, das ist sicher richtig. Es kommt dann ja eher auf den Umgang damit an.

Zitat von Renama:

Wie schaut es denn aus mit einem gemeinsamen Gespräch bei einer Beratungsstelle?

Ich sträube mich innerlich etwas dagegen. Ich kann mir keine Zukunft in fünf Jahren oder so vorstellen, in der wir noch zusammen sind. Aber ich will einen Weg zu einer fairen Trennung finden, denke ich

@pa2sg
Ist deine Frau denn mit der Situation zufrieden? Also sieht sie überhaupt selbst Änderungsbedarf?

Zitat von pa2sg:

Aber ich will einen Weg zu einer fairen Trennung finden, denke ich

Auch dabei kann eine Beratung ja helfen.
Ihr müsstet dafür ja erstmal in die Lage versetzt werden, überhaupt eure Beziehung in Ruhe zu besprechen und dafür kann eine unabhängige dritte Person als Moderator fungieren.

@pa2sg , eine Beratungsstelle kann auch als Trennungsberatung/ Trennungsbegleitung tätig sein.

Es liest sich ein wenig so, als lebt die gute Freundin eine offene Beziehung und der TE hätte das auch gern. Aber seine Frau mag nicht und darum „kann man nicht mit ihr reden“.

Zitat von Iunderstand:

Vielleicht bist du auch überrascht und deine Frau sieht es genau so, klingt nicht als wäre sie überglücklich.

Das glaube ich auch. Das sie ihm nicht freudig entgegenspringt, wenn er vom Treffen mit Freundin kommt, ist völlig menschlich und verständlich und das erklärt sofort ihre vielfach zitierten „Aggressionen“.

Übrigens finde ich es dennoch wichtig, sich Gedanken um die Kinder zu machen.

Wie wird derzeit denn betreut, wer macht den Haushalt, Hausaufgaben, Unternehmungen?

Zitat von pa2sg:

Mach ich. Ich kümmere mich jetzt schon weit mehr als 50 % um die Kinder, und ich mache es gern. Aber mit Vollzeitstelle gibt es auch Situationen, in denen ich nicht zur Verfügung stehe.

Ich mache das beruflich, darum nicht falsch verstehen: Wenn jemand mit „über 50 Prozent kommt“, sind es am Ende meistens so gerundet 15 . Insbesondere, weil man in seiner Blase schon so sehr klebt, dass man gar nicht mehr wahrnehmen kann, was der andere tatsächlich leistet.

Zitat von pa2sg:

Und ja: Ich mache dann häufig etwas mit den Kindern und meiner Beziehung zusammen, plus ihr Mann (wenn er Zeit hat) plus deren Kinder.

Es ist jetzt doch eine Beziehung? Dachte, es ist nur eine Freundin?

Schon mal die Idee gehabt, mit deiner Frau und deinen Kindern Ausflüge zu machen?

Zitat von Hermine47:

Dein Betrag klingt so als solle er wegen der Kinder bleiben.

Nein, er soll nochmal in sich gehen und sich ganz genau überlegen, was er macht. Denn für eine Beziehung, die nachdem was er schreibt gar keine Zukunft hat, den Kindern das Herz zu brechen, ist maximal egoistisch und am Ende für alle (einschließlich ihn) eine Niederlage.
Eigentlich möchte ich Dir von der Beziehung zu der neuen Frau abraten @pa2sg .
Das ist nichts Halbes und nichts Ganzes!
Das ist wie ein Teller von meinem Lieblingsessen, den man mir hinhält, an dem ich aber nur riechen und nichts essen darf.
Deine Kinder lieben Dich wirklich! -Und mit Deiner Frau könnte man, wenn man wahrhaftig will, vielleicht noch eine Kehrtwende hinbekommen, anstatt gleich alles hinzuschmeißen.
Ich befürchte, dass Du am Ende mit NICHTS dastehst lieber @pa2sg , weil Du Dich wegen einer midlife crisis in eine Illusion verrannt hast.

Zitat von pa2sg:

aber seit einigen Jahren ist es schlechter geworden. Wir berühren uns kaum noch, wir sprechen kaum noch außer über die Organisation der Familie.

Ich glaube, das könnte eine Erklärung sein, warum u. a. Deine Frau so unausstehlich ist. Erklärung, nicht Rechtfertigung.

Aber sei es drumm: Es ist ja egal. Du willst nicht mehr und das sehr deutlich.

Also hör JETZT die Eierei auf und stell Dich. Die Frau wird das vermutlich besser packen, als jede Alternative.

Zitat von Einraumwohnung:

dass man gar nicht mehr wahrnehmen kann, was der andere tatsächlich leistet

Das hat mir mein Ex auch gesagt. Das werde mir auffallen, wenn er weg sei.
Nun...für mich blieb es im Wesentlichen wie zuvor.
Ich hatte mich mal hingesetzt und alles aufgeschrieben, was ich so routinemäßig mache und dabei wurde mir klar: es ist nichts dabei, was ich auch alleine nicht gut hinbekommen würde oder aber sowieso schon die ganze Zeit alleine mache.

Zitat von pa2sg:

Was soll ich tun? Ich will fair mit meiner Frau umgehen, ich möchte nicht, dass sie an der Trennung zerbricht. Aber selbst zerbrechen möchte ich auch nicht.

Fair ist eben auch ehrlich - und fair wäre es ihr das so früh wie möglich zu sagen, damit sie noch eine Chance hat darauf zu reagieren. Sie in Watte zu packen und anzulügen bist du nicht mehr kannst und sie vor vollendeten Tatsachen steht ist nicht fair. Ich hab das mal aus falschem Mitleid gemacht - mir tut das heute leid nicht das offene Gespräch gesucht zu haben.

Sei ehrlich, sag ihr, dass du in der Ehe nicht glücklich bist, ich denke du solltest ihr auch sagen, dass es da eine andere gibt für die du Gefühle hast - oder du brichst den Kontakt ab. Ehe rette und gleichzeitig Schmetterlinge und Händchenhalten mit der Seelenverwandten funktioniert eher nicht. Du merkst schon, dass du da auch viel Wesentliches aus der Ehe raus zu einer Dritten trägst. Dafür magst du gute Gründe haben, aber wenn ihr es nochmal versuchen wollt wäre das Aufrechterhalten des Kontakts meiner Meinung nach Gift.

Das wird euch beiden weh tun und die Reaktion deiner Frau ist schwer vorherzusagen, aber nur so habt ihr eine Chance und nur so hat sie eine Chance überhaupt zu realisieren, wie schlimm es um eure Ehe steht, wenn sie das bisher noch nicht begriffen hat. Es kann gut sein, dass sie das gar nicht sieht, anders sieht.

Zitat von tina1955:

Bist Du sicher, dass Deine Frau ebenfalls mit dem Modell einverstanden wäre, dass die Kinder jeweils zur Hälfte bei euch bleiben?

Ich weiß es nicht, da wir ja noch kein Trennungsgespräch hatten. Aber sagen wir mal so: Ich wäre nicht überrascht, wenn sie es besser fände, wenn die Kinder hauptsächlich bei mir wären.

Zitat von tina1955:

Das Deine Frau kaum Freunde hat liegt wo ran ?

Das ist schon seit 20 Jahren ein Thema. Alle Freunde von uns kamen immer über mich zu uns. Meine Frau war immer schon wenig selbstsicher, gleichzeitig aber mit den Jahren immer mehr anderen gegenüber überheblich. So sehe ich das zumindest. Immerhin hat sie seit ein paar Jahren einen Job, in dem sie Wertschätzung erfährt und auch zu einigen Kolleginnen einen Draht hat.

Anwalt für Familienrecht: Nein, das hat für mich auch keine Priorität. Dass Trennungen teuer sind, weiß ich. Aber ich weiß auch, dass ich davon nicht die Entscheidung abhängig machen kann. Zum Glück wird es vom Einkommen her reichen.

Zitat von Multiversum:

Ich befürchte, dass Du am Ende mit NICHTS dastehst lieber , weil Du Dich wegen einer midlife crisis in eine Illusion verrannst hast.

Aus Erfahrung gebe ich dir recht. Der TE ist in eine offenen Beziehung getappt - aber da gelten andere Absprachen und da wird er lediglich das fünfte Rad am Wagen bleiben, auch wenn er da grad rosarot sieht. Nice to have, aber nix für die Dauer.

Aber den bisherigen Schilderungen zufolge hat er seine Entscheidung schon getroffen. Es gibt übrigens auch trennungsberatungen und Trennungsbegleitungen fernab von Anwälten; hier geht es dann darum, möglichst eine Sachebene in der gemeinsamen Kommunikation zu finden. Das würde ich auch dringend anraten.

Auch Erfahrung: Wenn die Finanzen berechnet werden, wird’s meistens unschön.

Zitat von Einraumwohnung:

Es liest sich ein wenig so, als lebt die gute Freundin eine offene Beziehung und der TE hätte das auch gern.

Aber das steht doch einer offenen Beziehung voll entgegen, da Emotionen reinzupacken.

Zitat von pa2sg:

Und ja: Ich mache dann häufig etwas mit den Kindern und meiner Beziehung zusammen, plus ihr Mann

?ist das ne Art Sekte?

Zitat von pa2sg:

Ich weiß es nicht, da wir ja noch kein Trennungsgespräch hatten. Aber sagen wir mal so: Ich wäre nicht überrascht, wenn sie es besser fände, ...

Das hört sich so an, als hätte Deine Frau kein Problem damit, dass die Kinder komplett bei Dir bleiben ?

Nach Deiner Beschreibung ist Deine Frau ja wohl selbst für ihr Leben und ihr Schicksal verantwortlich.

Vielleicht verkraftet sie eine Trennung besser, als Du denkst ?


Kann es sein, dass auf Seiten Deiner Frau ein anderer Mann noch eine Rolle spielt ?